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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Sechste
die Eyer setzt/ dieselbe erwärmet/ fruchtbar und kräfftig machet zur Geburt
der lebendigen heraußschlieffenden Küchlein/ also ist von und durch diefen
Göttlichen incubitum oder Aufflager; durch diefes weben und schweben
alles lebend und webend worden/ was leben und weben solte. Das war
die vivificatio vitae naturalis, die natürliche Lebendigmachung/ damit zu
bezeugen/ daß er Gott der Heilige Geist auch in dem microcosmo in
der kleinen Welt dem Menschen sey der Vrheber des natürlichen Lebens/
auch noch heut zu Tage.

Es ist aber auch diese figur zugleich ein mysterium und ty-
pus,
ein Geheimnüß-reiches Vorbild/ damit der Geist Gottes
selbst sein lebendigmachendes Ampt abmalen wollen/ Erstlich in dem
Reich der Gnaden
zu dem Gnaden-Leben: gestalt dann nicht ohn
gefähr geschehen/ daß die ergeisterte/ halb tode und erschrockene Jünger des
Herren/ da sie vom Oel-Berge zurücke nach Jerusalem sich begaben/
daselbst in einem Saal auffgehalten/ welches uperoon, das ist ein Vogel-
oder Eyer-Neste sich zusammen befunden/ da sie auff die epel[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]sin, die kräff-
tige vnd lebendigmachende Vberkunfft des Heiligen Geistes gewartet/
welcher/ als er zu bestimmter Zeit erschienen/ sich auff einen ieden unter
ihnen gleichsam über ihn als eine Taube über die rohen Eyer schwebend
gesetzet/ sie zu andern Leuten/ ja zu recht-lebendigen/ getrosten/ hertzhafften
Doctorn und Welt-Lehrern bereitet und außgerüstet/ über welche plötzliche
Enderung sich männiglich verwundern müssen/ anzudeuten/ daß auff
solche Art und gewisse Weise der Heilige Geist seiner Kirchen zu ieden
und allen Zeiten ins künfftige erscheinen wolle/ über den Menschen/ der
von Natur ein leeres/ untüchtiges/ lebloses Ey/ (kakou korakos kakon oon,
ein böser Vogel leget ein böses Ey) gerathen/ über denselben schweben/
gäntzlich mutiren und lebendig machen wolle/ zu einer neuen/ Gott wolge-
fälligen Natur und Creatur.

Nicht weniger/ so deutet auch die obernennete figur auff die
Lebendigmachung zum ewigen seligen Leben/ im Reich der

Rom. 1, 4.künfftigen glori und Herrligkeit; Daß eben der Heilige Geist
der jenige sey/ durch dessen lebendigmachende Krafft/ wie alle Toden zum
Gerichte/ also insonderheit die Außerwehlten zum ewigen glori-Leben und
Seligkeit sollen aufferwecket werden.

Summa/ es ist uns die gantze lebendigmachende Krafft und
Gnade des Heiligen Geistes/
davon der dritte Articul unsers

Glau-

Die Sechſte
die Eyer ſetzt/ dieſelbe erwaͤrmet/ fruchtbar und kraͤfftig machet zur Geburt
der lebendigen heraußſchlieffenden Kuͤchlein/ alſo iſt von und durch diefen
Goͤttlichen incubitum oder Aufflager; durch diefes weben und ſchweben
alles lebend und webend worden/ was leben und weben ſolte. Das war
die vivificatio vitæ naturalis, die natuͤrliche Lebendigmachung/ damit zu
bezeugen/ daß er Gott der Heilige Geiſt auch in dem microcoſmo in
der kleinen Welt dem Menſchen ſey der Vrheber des natuͤrlichen Lebens/
auch noch heut zu Tage.

Es iſt aber auch dieſe figur zugleich ein myſterium und ty-
pus,
ein Geheimnüß-reiches Vorbild/ damit der Geiſt Gottes
ſelbſt ſein lebendigmachendes Ampt abmalen wollen/ Erſtlich in dem
Reich der Gnaden
zu dem Gnaden-Leben: geſtalt dann nicht ohn
gefaͤhr geſchehen/ daß die ergeiſterte/ halb tode und erſchrockene Juͤnger des
Herren/ da ſie vom Oel-Berge zuruͤcke nach Jeruſalem ſich begaben/
daſelbſt in einem Saal auffgehalten/ welches ὑπερῶον, das iſt ein Vogel-
oder Eyer-Neſte ſich zuſammen befunden/ da ſie auff die ἐπέλ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]σιν, die kraͤff-
tige vnd lebendigmachende Vberkunfft des Heiligen Geiſtes gewartet/
welcher/ als er zu beſtimmter Zeit erſchienen/ ſich auff einen ieden unter
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geſetzet/ ſie zu andern Leuten/ ja zu recht-lebendigen/ getroſten/ hertzhafften
Doctorn und Welt-Lehrern bereitet und außgeruͤſtet/ uͤber welche ploͤtzliche
Enderung ſich maͤnniglich verwundern muͤſſen/ anzudeuten/ daß auff
ſolche Art und gewiſſe Weiſe der Heilige Geiſt ſeiner Kirchen zu ieden
und allen Zeiten ins kuͤnfftige erſcheinen wolle/ uͤber den Menſchen/ der
von Natur ein leeres/ untuͤchtiges/ lebloſes Ey/ (κακοῦ κόρακος κακὸν ὦον,
ein boͤſer Vogel leget ein boͤſes Ey) gerathen/ uͤber denſelben ſchweben/
gaͤntzlich mutiren und lebendig machen wolle/ zu einer neuen/ Gott wolge-
faͤlligen Natur und Creatur.

Nicht weniger/ ſo deutet auch die obernennete figur auff die
Lebendigmachung zum ewigen ſeligen Leben/ im Reich der

Rom. 1, 4.kuͤnfftigen glori und Herrligkeit; Daß eben der Heilige Geiſt
der jenige ſey/ durch deſſen lebendigmachende Krafft/ wie alle Toden zum
Gerichte/ alſo inſonderheit die Außerwehlten zum ewigen glori-Leben und
Seligkeit ſollen aufferwecket werden.

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Gnade des Heiligen Geiſtes/
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[74/0106] Die Sechſte die Eyer ſetzt/ dieſelbe erwaͤrmet/ fruchtbar und kraͤfftig machet zur Geburt der lebendigen heraußſchlieffenden Kuͤchlein/ alſo iſt von und durch diefen Goͤttlichen incubitum oder Aufflager; durch diefes weben und ſchweben alles lebend und webend worden/ was leben und weben ſolte. Das war die vivificatio vitæ naturalis, die natuͤrliche Lebendigmachung/ damit zu bezeugen/ daß er Gott der Heilige Geiſt auch in dem microcoſmo in der kleinen Welt dem Menſchen ſey der Vrheber des natuͤrlichen Lebens/ auch noch heut zu Tage. Es iſt aber auch dieſe figur zugleich ein myſterium und ty- pus, ein Geheimnüß-reiches Vorbild/ damit der Geiſt Gottes ſelbſt ſein lebendigmachendes Ampt abmalen wollen/ Erſtlich in dem Reich der Gnaden zu dem Gnaden-Leben: geſtalt dann nicht ohn gefaͤhr geſchehen/ daß die ergeiſterte/ halb tode und erſchrockene Juͤnger des Herren/ da ſie vom Oel-Berge zuruͤcke nach Jeruſalem ſich begaben/ daſelbſt in einem Saal auffgehalten/ welches ὑπερῶον, das iſt ein Vogel- oder Eyer-Neſte ſich zuſammen befunden/ da ſie auff die ἐπέλ_σιν, die kraͤff- tige vnd lebendigmachende Vberkunfft des Heiligen Geiſtes gewartet/ welcher/ als er zu beſtimmter Zeit erſchienen/ ſich auff einen ieden unter ihnen gleichſam uͤber ihn als eine Taube uͤber die rohen Eyer ſchwebend geſetzet/ ſie zu andern Leuten/ ja zu recht-lebendigen/ getroſten/ hertzhafften Doctorn und Welt-Lehrern bereitet und außgeruͤſtet/ uͤber welche ploͤtzliche Enderung ſich maͤnniglich verwundern muͤſſen/ anzudeuten/ daß auff ſolche Art und gewiſſe Weiſe der Heilige Geiſt ſeiner Kirchen zu ieden und allen Zeiten ins kuͤnfftige erſcheinen wolle/ uͤber den Menſchen/ der von Natur ein leeres/ untuͤchtiges/ lebloſes Ey/ (κακοῦ κόρακος κακὸν ὦον, ein boͤſer Vogel leget ein boͤſes Ey) gerathen/ uͤber denſelben ſchweben/ gaͤntzlich mutiren und lebendig machen wolle/ zu einer neuen/ Gott wolge- faͤlligen Natur und Creatur. Nicht weniger/ ſo deutet auch die obernennete figur auff die Lebendigmachung zum ewigen ſeligen Leben/ im Reich der kuͤnfftigen glori und Herrligkeit; Daß eben der Heilige Geiſt der jenige ſey/ durch deſſen lebendigmachende Krafft/ wie alle Toden zum Gerichte/ alſo inſonderheit die Außerwehlten zum ewigen glori-Leben und Seligkeit ſollen aufferwecket werden. Rom. 1, 4. Summa/ es iſt uns die gantze lebendigmachende Krafft und Gnade des Heiligen Geiſtes/ davon der dritte Articul unſers Glau-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/106>, abgerufen am 21.11.2024.