Sünde und dem Zorn. Er hält denselben fest als ein Pfand des Heils/Ioh. 3, 36. welches er hat: Er setzet denselben allen Versuchungen entgegen/ als einen Schild/ spricht mit Jacob: Jch lasse dich nicht/ du segnest michGen. 32, 26. Luc. 2, 28. Rom. 5, 1. dann/ fasset ihn auff seine Arm/ halset und küsset ihn wie Simeon. Diß ist der rechte Gewissens-Friede.
IV. Manus fructuosa & liberalis & viva,Eine frucht- bare/ freygebige und lebendige durch die Liebe thätige Hand/ dergleichen erschienen der grossen Sünderin/ Luc. 7. welche von hinden zu des Herren Christi Füssen trat/ weinete und netzet seine Füsse mitLuc. 7, 38. Thränen/ trucknet sie mit dem Haar/ wäschet seine Füsse und salbet sie mit Salben/ dergleichen gutthätige/ liebreiche Hand hatte auch die Purpur-Act. 16, 15. 33. 34. Krämerin Lydia/ wie auch der Kerckermeister/ nach dem sie glaubig worden. Belangend zum andern dierelation,Anfügung und Ver- wandnüß mit dem darauff diese Hand sich gründet und begreiffet/ ist es in dem Bezirck der Gerechtfertigungmanus passiva,ei- ne bietende und zulassende Hand/ die nicht widerstrebet/ sondern an-Ioh. 1, 12. Rom. 9, 30. Phil. 3, 12. nimmet und zulässet die Bewegungen des Heiligen Geistes/ eine demü- thige Bitt- und Bet-Hand; Dann so fern der Glaube/absolute und bloßhin betrachtet wird als ein gutes Werck/ darff er sich in diesem Bezirck nicht mucken noch sehen lassen. Fides quae justificat,Die Glaubens-Hand/ so da gerecht machet/ ist wie gemeldet eine fruchtbringende und würckende Hand/ so durch die Wercke der Liebe thätig ist/ aber qua justificat,so fern sie gerecht machet/ ist sie mehr nit als eine blosse Annahm und Ergreiffung der Gut- und Wol- thaten des Messiae. Der Glaube/ wann er betrachtet wird als eine Tugend/ ist er ein guts Werck/ nun ist aber die Gerechtfertigung nicht aus den Wer- cken: die Gerechtfertigung so aus dem Gesetz geschiehet/ erfordert alle gute Werck/ und daß dieselben nicht geschehen aus Schuldigkeit/ und auch gantz heilig und vollkommen seyen/ der Tugend-Glaube aber ist nur ein einiges Werck/ darzu unvollkommen/ und geschicht aus Schuldigkeit. Nun aber was in der Gerechtfertigung bestehen will/ muß vollkommen und gantz hei- lig seyn/ welches vom Glauben als Werck nicht mag gesagt werden.
Hunn. ad epist. ad Rom. pag. 154.
Die Hand ist ein Glied des menschlichen Leibes/ hat fünff Finger/ ist arbeitsam/ kunstreich/ aber auch bißweilen bittet und betet sie umb eine Steuer und Allmosen. Nach der ersten Tugend und Würckung gehöret sie
hieher
Sechster Theil. Z
Predigt.
Suͤnde und dem Zorn. Er haͤlt denſelben feſt als ein Pfand des Heils/Ioh. 3, 36. welches er hat: Er ſetzet denſelben allen Verſuchungen entgegen/ als einen Schild/ ſpricht mit Jacob: Jch laſſe dich nicht/ du ſegneſt michGen. 32, 26. Luc. 2, 28. Rom. 5, 1. dann/ faſſet ihn auff ſeine Arm/ halſet und kuͤſſet ihn wie Simeon. Diß iſt der rechte Gewiſſens-Friede.
IV. Manus fructuoſa & liberalis & viva,Eine frucht- bare/ freygebige und lebendige durch die Liebe thaͤtige Hand/ dergleichen erſchienen der groſſen Suͤnderin/ Luc. 7. welche von hinden zu des Herren Chriſti Fuͤſſen trat/ weinete und netzet ſeine Fuͤſſe mitLuc. 7, 38. Thraͤnen/ trucknet ſie mit dem Haar/ waͤſchet ſeine Fuͤſſe und ſalbet ſie mit Salben/ dergleichen gutthaͤtige/ liebreiche Hand hatte auch die Purpur-Act. 16, 15. 33. 34. Kraͤmerin Lydia/ wie auch der Kerckermeiſter/ nach dem ſie glaubig wordẽ. Belangend zum andern dierelation,Anfuͤgung und Ver- wandnuͤß mit dem darauff dieſe Hand ſich gruͤndet und begreiffet/ iſt es in dem Bezirck der Gerechtfertigungmanus paſſiva,ei- ne bietende und zulaſſende Hand/ die nicht widerſtrebet/ ſondern an-Ioh. 1, 12. Rom. 9, 30. Phil. 3, 12. nimmet und zulaͤſſet die Bewegungen des Heiligen Geiſtes/ eine demuͤ- thige Bitt- und Bet-Hand; Dann ſo fern der Glaube/abſolutè und bloßhin betrachtet wird als ein gutes Werck/ darff er ſich in dieſem Bezirck nicht mucken noch ſehen laſſen. Fides quæ juſtificat,Die Glaubens-Hand/ ſo da gerecht machet/ iſt wie gemeldet eine fruchtbringende und wuͤrckende Hand/ ſo durch die Wercke der Liebe thaͤtig iſt/ aber quâ juſtificat,ſo fern ſie gerecht machet/ iſt ſie mehr nit als eine bloſſe Annahm und Ergreiffung der Gut- und Wol- thaten des Meſſiæ. Der Glaube/ wann er betrachtet wird als eine Tugend/ iſt er ein guts Werck/ nun iſt aber die Gerechtfertigung nicht aus den Wer- cken: die Gerechtfertigung ſo aus dem Geſetz geſchiehet/ erfordert alle gute Werck/ und daß dieſelben nicht geſchehen aus Schuldigkeit/ und auch gantz heilig und vollkommen ſeyen/ der Tugend-Glaube aber iſt nur ein einiges Werck/ darzu unvollkommen/ und geſchicht aus Schuldigkeit. Nun aber was in der Gerechtfertigung beſtehen will/ muß vollkommen und gantz hei- lig ſeyn/ welches vom Glauben als Werck nicht mag geſagt werden.
Hunn. ad epiſt. ad Rom. pag. 154.
Die Hand iſt ein Glied des menſchlichen Leibes/ hat fuͤnff Finger/ iſt arbeitſam/ kunſtreich/ aber auch bißweilen bittet und betet ſie umb eine Steuer und Allmoſen. Nach der erſten Tugend und Wuͤrckung gehoͤret ſie
hieher
Sechſter Theil. Z
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0209"n="177"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
Suͤnde und dem Zorn. Er haͤlt denſelben feſt als ein Pfand des Heils/<noteplace="right"><hirendition="#aq">Ioh.</hi> 3, 36.</note><lb/>
welches er hat: Er ſetzet denſelben allen Verſuchungen entgegen/ als einen<lb/>
Schild/ ſpricht mit Jacob: <hirendition="#fr">Jch laſſe dich nicht/ du ſegneſt mich</hi><noteplace="right"><hirendition="#aq">Gen. 32, 26.<lb/>
Luc. 2, 28.<lb/>
Rom.</hi> 5, 1.</note><lb/><hirendition="#fr">dann/</hi> faſſet ihn auff ſeine Arm/ halſet und kuͤſſet ihn wie Simeon.<lb/>
Diß iſt der rechte Gewiſſens-Friede.</p><lb/><p><hirendition="#aq">IV. Manus fructuoſa & liberalis & viva,</hi><hirendition="#fr">Eine frucht-<lb/>
bare/ freygebige und lebendige durch die Liebe thaͤtige Hand/</hi><lb/>
dergleichen erſchienen der groſſen Suͤnderin/ Luc. 7. welche von hinden zu<lb/>
des <hirendition="#g"><hirendition="#k">Herren</hi></hi> Chriſti Fuͤſſen trat/ weinete und netzet ſeine Fuͤſſe mit<noteplace="right"><hirendition="#aq">Luc.</hi> 7, 38.</note><lb/>
Thraͤnen/ trucknet ſie mit dem Haar/ waͤſchet ſeine Fuͤſſe und ſalbet ſie mit<lb/>
Salben/ dergleichen gutthaͤtige/ liebreiche Hand hatte auch die Purpur-<noteplace="right"><hirendition="#aq">Act.</hi> 16, 15.<lb/>
33. 34.</note><lb/>
Kraͤmerin Lydia/ wie auch der Kerckermeiſter/ nach dem ſie glaubig wordẽ.<lb/><hirendition="#fr">Belangend zum andern die</hi><hirendition="#aq">relation,</hi><hirendition="#fr">Anfuͤgung und Ver-<lb/>
wandnuͤß</hi> mit dem darauff <hirendition="#fr">dieſe Hand</hi>ſich gruͤndet und begreiffet/<lb/>
iſt es <hirendition="#fr">in dem Bezirck der Gerechtfertigung</hi><hirendition="#aq">manus paſſiva,</hi><hirendition="#fr">ei-<lb/>
ne bietende und zulaſſende</hi> H<hirendition="#fr">and/</hi> die nicht widerſtrebet/ ſondern an-<noteplace="right"><hirendition="#aq">Ioh. 1, 12.<lb/>
Rom. 9, 30.<lb/>
Phil.</hi> 3, 12.</note><lb/>
nimmet und zulaͤſſet die Bewegungen des Heiligen Geiſtes/ <hirendition="#fr">eine demuͤ-<lb/>
thige Bitt- und Bet-Hand;</hi> Dann ſo fern <hirendition="#fr">der Glaube/</hi><hirendition="#aq">abſolutè</hi><lb/>
und bloßhin betrachtet wird als ein gutes Werck/ darff er ſich in dieſem<lb/>
Bezirck nicht mucken noch ſehen laſſen. <hirendition="#aq">Fides quæ juſtificat,</hi><hirendition="#fr">Die<lb/>
Glaubens-</hi>H<hirendition="#fr">and/ ſo da gerecht machet/ iſt</hi> wie gemeldet <hirendition="#fr">eine<lb/>
fruchtbringende und wuͤrckende</hi> H<hirendition="#fr">and/</hi>ſo durch die Wercke der<lb/>
Liebe thaͤtig iſt/ aber <hirendition="#aq">quâ juſtificat,</hi><hirendition="#fr">ſo fern ſie gerecht machet/</hi><lb/>
iſt ſie mehr nit als eine bloſſe Annahm und Ergreiffung der Gut- und Wol-<lb/>
thaten des Meſſi<hirendition="#aq">æ.</hi> Der Glaube/ wann er betrachtet wird als eine Tugend/<lb/>
iſt er ein guts Werck/ nun iſt aber die Gerechtfertigung nicht aus den Wer-<lb/>
cken: die Gerechtfertigung ſo aus dem Geſetz geſchiehet/ erfordert alle gute<lb/>
Werck/ und daß dieſelben nicht geſchehen aus Schuldigkeit/ und auch gantz<lb/>
heilig und vollkommen ſeyen/ der Tugend-Glaube aber iſt nur ein einiges<lb/>
Werck/ darzu unvollkommen/ und geſchicht aus Schuldigkeit. Nun aber<lb/>
was in der Gerechtfertigung beſtehen will/ muß vollkommen und gantz hei-<lb/>
lig ſeyn/ welches vom Glauben als Werck nicht mag geſagt werden.</p><noteplace="right"><hirendition="#aq">Hunn. ad<lb/>
epiſt. ad<lb/>
Rom. pag.</hi><lb/>
154.</note><lb/><p>Die Hand iſt ein Glied des menſchlichen Leibes/ hat fuͤnff Finger/<lb/>
iſt arbeitſam/ kunſtreich/ aber auch bißweilen bittet und betet ſie umb eine<lb/>
Steuer und Allmoſen. Nach der erſten Tugend und Wuͤrckung gehoͤret ſie<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Sechſter Theil. Z</fw><fwplace="bottom"type="catch">hieher</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[177/0209]
Predigt.
Suͤnde und dem Zorn. Er haͤlt denſelben feſt als ein Pfand des Heils/
welches er hat: Er ſetzet denſelben allen Verſuchungen entgegen/ als einen
Schild/ ſpricht mit Jacob: Jch laſſe dich nicht/ du ſegneſt mich
dann/ faſſet ihn auff ſeine Arm/ halſet und kuͤſſet ihn wie Simeon.
Diß iſt der rechte Gewiſſens-Friede.
Ioh. 3, 36.
Gen. 32, 26.
Luc. 2, 28.
Rom. 5, 1.
IV. Manus fructuoſa & liberalis & viva, Eine frucht-
bare/ freygebige und lebendige durch die Liebe thaͤtige Hand/
dergleichen erſchienen der groſſen Suͤnderin/ Luc. 7. welche von hinden zu
des Herren Chriſti Fuͤſſen trat/ weinete und netzet ſeine Fuͤſſe mit
Thraͤnen/ trucknet ſie mit dem Haar/ waͤſchet ſeine Fuͤſſe und ſalbet ſie mit
Salben/ dergleichen gutthaͤtige/ liebreiche Hand hatte auch die Purpur-
Kraͤmerin Lydia/ wie auch der Kerckermeiſter/ nach dem ſie glaubig wordẽ.
Belangend zum andern die relation, Anfuͤgung und Ver-
wandnuͤß mit dem darauff dieſe Hand ſich gruͤndet und begreiffet/
iſt es in dem Bezirck der Gerechtfertigung manus paſſiva, ei-
ne bietende und zulaſſende Hand/ die nicht widerſtrebet/ ſondern an-
nimmet und zulaͤſſet die Bewegungen des Heiligen Geiſtes/ eine demuͤ-
thige Bitt- und Bet-Hand; Dann ſo fern der Glaube/ abſolutè
und bloßhin betrachtet wird als ein gutes Werck/ darff er ſich in dieſem
Bezirck nicht mucken noch ſehen laſſen. Fides quæ juſtificat, Die
Glaubens-Hand/ ſo da gerecht machet/ iſt wie gemeldet eine
fruchtbringende und wuͤrckende Hand/ ſo durch die Wercke der
Liebe thaͤtig iſt/ aber quâ juſtificat, ſo fern ſie gerecht machet/
iſt ſie mehr nit als eine bloſſe Annahm und Ergreiffung der Gut- und Wol-
thaten des Meſſiæ. Der Glaube/ wann er betrachtet wird als eine Tugend/
iſt er ein guts Werck/ nun iſt aber die Gerechtfertigung nicht aus den Wer-
cken: die Gerechtfertigung ſo aus dem Geſetz geſchiehet/ erfordert alle gute
Werck/ und daß dieſelben nicht geſchehen aus Schuldigkeit/ und auch gantz
heilig und vollkommen ſeyen/ der Tugend-Glaube aber iſt nur ein einiges
Werck/ darzu unvollkommen/ und geſchicht aus Schuldigkeit. Nun aber
was in der Gerechtfertigung beſtehen will/ muß vollkommen und gantz hei-
lig ſeyn/ welches vom Glauben als Werck nicht mag geſagt werden.
Luc. 7, 38.
Act. 16, 15.
33. 34.
Ioh. 1, 12.
Rom. 9, 30.
Phil. 3, 12.
Die Hand iſt ein Glied des menſchlichen Leibes/ hat fuͤnff Finger/
iſt arbeitſam/ kunſtreich/ aber auch bißweilen bittet und betet ſie umb eine
Steuer und Allmoſen. Nach der erſten Tugend und Wuͤrckung gehoͤret ſie
hieher
Sechſter Theil. Z
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/209>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.