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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Vierzehende
hieher nicht/ sondern nach der andern Art: Wann ein kunstreicher Mah-
ler zum Bettler wird/ und kommet einem reichem Manne zur Erbar-
mung für die Thür/ da wird seine Kunst nicht angesehen/ sondern seine
Dürfftigkeit; er empfanget die Gabe mit seiner kunstreichen Hand/ nicht
als mit einer kunstreichen sondern als einer Bettel-Hand/ dann sonst möcht
er prangen wollen mit seiner Kunst und dexterität/ und vorgeben/ der
reiche Mann wär schuldig gewest/ solche grosse Kunst zu verehren.

Noch heyterer: so erinnern sich etliche unter euch eines kunstreichen
Sphärendrähers/ der die himmlische globos mit glückseliger und sonder-
barer kunstreichen Hand verfertiget/ welcher wegen Ehebruch und lenoni-
en und anderer Vppigkeit eingezogen/ und zum Schwert verurtheilet wor-
den; dem hat feine kunstreiche Hand nicht geholffen/ er hat damit nicht
prangen dörffen/ der Richter hat sie nicht angesehen noch ansehen sollen:
Hätte es aber durch die Vnmögligkeit ohn Abtrag der Gerechtigkeit ge-
schehen können/ daß ein ander für ihn gestanden und ihn ranzioniret/ so
würde er seine arme supplicanten-Hände auffheben/ und solche Gnade
haben annehmen müssen; Also verhält sichs auch mit der Glaubens-Hand
in dem Bezirck der Rechtfertigung eines armen Sünders vor Gott/
Tugenden und Werck der Liebe dürffen sich da nicht sehen noch mercken
lassen/ Gott will an solchen Ort kein pralen nicht leiden/ auff daß sich nie-
mand auch im geringsten nicht zu rühmen Anlaß habe. Vrsach/ es ist ein
stück göttlicher Seligkeit/ niemand nichts von Reichs wegen schuldig seyn/
es ist seliger geben als nehmen. Die arme Hand des Glaubens greifft nach
dem Schatz/ der im Evangelio und Sacramenten dargeboten wird/ greifft
nach dem barmhertzigen Hertzen des himmlischen Vaters/ nach den Ver-
diensten/ Büssen/ Creutz/ Tod/ lebendigmachenden Leib und ranzion Blut
Jesu Christi/ nach den thätigen Gnaden und Gaben des Heiligen Gei-
stes/ bietet diese Schätz der strengen Gerechtigkeit Gottes an/ und sagt hie
ranzion für meine Sünde/ hie salva quardia, hie asylum und Freiheit/
hie Gnaden-Thron/ hie ara clementiae, hie Heil/ Leben und Segen/ der
Herr Christus hält solche arme supplicirende Hand selbst empor/ und
zeiget seinem Vater an/ daß er für diese Person hab gnug gethan/ nicht
Phil. 3, 12.daß ichs ergriffen hab/ spricht St. Paulus/ sondern daß ich von
Christo Jesu ergriffen bin/
solche theure Schatz den der Glaube
empfangen/ der ists/ den die Göttliche Justitia ansihet/ umb des Kleinods/
welches die Hand gefasset/ nicht umb der Hand willen/ ist Heil und Leben
fürhanden/ und also wird der Schatz in der Hand zur Gerechtigkeit zugerech-
net/ das heist alßdann relative werd der Glaub zur Gerechtigkeit zugerechnet.

III. Dero-

Die Vierzehende
hieher nicht/ ſondern nach der andern Art: Wann ein kunſtreicher Mah-
ler zum Bettler wird/ und kommet einem reichem Manne zur Erbar-
mung fuͤr die Thuͤr/ da wird ſeine Kunſt nicht angeſehen/ ſondern ſeine
Duͤrfftigkeit; er empfanget die Gabe mit ſeiner kunſtreichen Hand/ nicht
als mit einer kunſtreichẽ ſondern als einer Bettel-Hand/ dann ſonſt moͤcht
er prangen wollen mit ſeiner Kunſt und dexteritaͤt/ und vorgeben/ der
reiche Mann waͤr ſchuldig geweſt/ ſolche groſſe Kunſt zu verehren.

Noch heyterer: ſo erinnern ſich etliche unter euch eines kunſtreichen
Sphaͤrendraͤhers/ der die himmliſche globos mit gluͤckſeliger und ſonder-
barer kunſtreichen Hand verfertiget/ welcher wegen Ehebruch und lenoni-
en und anderer Vppigkeit eingezogen/ und zum Schwert verurtheilet wor-
den; dem hat feine kunſtreiche Hand nicht geholffen/ er hat damit nicht
prangen doͤrffen/ der Richter hat ſie nicht angeſehen noch anſehen ſollen:
Haͤtte es aber durch die Vnmoͤgligkeit ohn Abtrag der Gerechtigkeit ge-
ſchehen koͤnnen/ daß ein ander fuͤr ihn geſtanden und ihn ranzioniret/ ſo
wuͤrde er ſeine arme ſupplicanten-Haͤnde auffheben/ und ſolche Gnade
haben annehmen muͤſſen; Alſo verhaͤlt ſichs auch mit der Glaubens-Hand
in dem Bezirck der Rechtfertigung eines armen Suͤnders vor Gott/
Tugenden und Werck der Liebe duͤrffen ſich da nicht ſehen noch mercken
laſſen/ Gott will an ſolchen Ort kein pralen nicht leiden/ auff daß ſich nie-
mand auch im geringſten nicht zu ruͤhmen Anlaß habe. Vrſach/ es iſt ein
ſtuͤck goͤttlicher Seligkeit/ niemand nichts von Reichs wegen ſchuldig ſeyn/
es iſt ſeliger geben als nehmen. Die arme Hand des Glaubens greifft nach
dem Schatz/ der im Evangelio und Sacramenten dargeboten wird/ greifft
nach dem barmhertzigen Hertzen des himmliſchen Vaters/ nach den Ver-
dienſten/ Buͤſſen/ Creutz/ Tod/ lebendigmachenden Leib und ranzion Blut
Jeſu Chriſti/ nach den thaͤtigen Gnaden und Gaben des Heiligen Gei-
ſtes/ bietet dieſe Schaͤtz der ſtrengen Gerechtigkeit Gottes an/ und ſagt hie
ranzion fuͤr meine Suͤnde/ hie ſalva quardia, hie aſylum und Freiheit/
hie Gnaden-Thron/ hie ara clementiæ, hie Heil/ Leben und Segen/ der
Herr Chriſtus haͤlt ſolche arme ſupplicirende Hand ſelbſt empor/ und
zeiget ſeinem Vater an/ daß er fuͤr dieſe Perſon hab gnug gethan/ nicht
Phil. 3, 12.daß ichs ergriffen hab/ ſpricht St. Paulus/ ſondern daß ich von
Chriſto Jeſu ergriffen bin/
ſolche theure Schatz den der Glaube
empfangen/ der iſts/ den die Goͤttliche Juſtitia anſihet/ umb des Kleinods/
welches die Hand gefaſſet/ nicht umb der Hand willen/ iſt Heil und Leben
fuͤrhandẽ/ und alſo wird der Schatz in der Hand zur Gerechtigkeit zugerech-
net/ das heiſt alßdañ relativè werd der Glaub zur Gerechtigkeit zugerechnet.

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[178/0210] Die Vierzehende hieher nicht/ ſondern nach der andern Art: Wann ein kunſtreicher Mah- ler zum Bettler wird/ und kommet einem reichem Manne zur Erbar- mung fuͤr die Thuͤr/ da wird ſeine Kunſt nicht angeſehen/ ſondern ſeine Duͤrfftigkeit; er empfanget die Gabe mit ſeiner kunſtreichen Hand/ nicht als mit einer kunſtreichẽ ſondern als einer Bettel-Hand/ dann ſonſt moͤcht er prangen wollen mit ſeiner Kunſt und dexteritaͤt/ und vorgeben/ der reiche Mann waͤr ſchuldig geweſt/ ſolche groſſe Kunſt zu verehren. Noch heyterer: ſo erinnern ſich etliche unter euch eines kunſtreichen Sphaͤrendraͤhers/ der die himmliſche globos mit gluͤckſeliger und ſonder- barer kunſtreichen Hand verfertiget/ welcher wegen Ehebruch und lenoni- en und anderer Vppigkeit eingezogen/ und zum Schwert verurtheilet wor- den; dem hat feine kunſtreiche Hand nicht geholffen/ er hat damit nicht prangen doͤrffen/ der Richter hat ſie nicht angeſehen noch anſehen ſollen: Haͤtte es aber durch die Vnmoͤgligkeit ohn Abtrag der Gerechtigkeit ge- ſchehen koͤnnen/ daß ein ander fuͤr ihn geſtanden und ihn ranzioniret/ ſo wuͤrde er ſeine arme ſupplicanten-Haͤnde auffheben/ und ſolche Gnade haben annehmen muͤſſen; Alſo verhaͤlt ſichs auch mit der Glaubens-Hand in dem Bezirck der Rechtfertigung eines armen Suͤnders vor Gott/ Tugenden und Werck der Liebe duͤrffen ſich da nicht ſehen noch mercken laſſen/ Gott will an ſolchen Ort kein pralen nicht leiden/ auff daß ſich nie- mand auch im geringſten nicht zu ruͤhmen Anlaß habe. Vrſach/ es iſt ein ſtuͤck goͤttlicher Seligkeit/ niemand nichts von Reichs wegen ſchuldig ſeyn/ es iſt ſeliger geben als nehmen. Die arme Hand des Glaubens greifft nach dem Schatz/ der im Evangelio und Sacramenten dargeboten wird/ greifft nach dem barmhertzigen Hertzen des himmliſchen Vaters/ nach den Ver- dienſten/ Buͤſſen/ Creutz/ Tod/ lebendigmachenden Leib und ranzion Blut Jeſu Chriſti/ nach den thaͤtigen Gnaden und Gaben des Heiligen Gei- ſtes/ bietet dieſe Schaͤtz der ſtrengen Gerechtigkeit Gottes an/ und ſagt hie ranzion fuͤr meine Suͤnde/ hie ſalva quardia, hie aſylum und Freiheit/ hie Gnaden-Thron/ hie ara clementiæ, hie Heil/ Leben und Segen/ der Herr Chriſtus haͤlt ſolche arme ſupplicirende Hand ſelbſt empor/ und zeiget ſeinem Vater an/ daß er fuͤr dieſe Perſon hab gnug gethan/ nicht daß ichs ergriffen hab/ ſpricht St. Paulus/ ſondern daß ich von Chriſto Jeſu ergriffen bin/ ſolche theure Schatz den der Glaube empfangen/ der iſts/ den die Goͤttliche Juſtitia anſihet/ umb des Kleinods/ welches die Hand gefaſſet/ nicht umb der Hand willen/ iſt Heil und Leben fuͤrhandẽ/ und alſo wird der Schatz in der Hand zur Gerechtigkeit zugerech- net/ das heiſt alßdañ relativè werd der Glaub zur Gerechtigkeit zugerechnet. Phil. 3, 12. III. Dero-

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/210>, abgerufen am 11.12.2024.