Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Funffzigste (Sechste) den Glauben eigen worden: mit desselben Gerechtigkeit/ inmassen solchsin einer anmuthigen Figur eines Weibs mit der Sonnen bekleidet St. Apoc. 12.Johanni dem Evangelisten fürgebildet worden/ Apoc. 12. Darumb heisset sie kekharitomene, die Begnadete/ die aus Gnaden ihr Verdienst den Segen ihres Großvaters Abrahams ererbt/ und in solchem Verstande werden alle außerwehlte glaubige Christen genennet kekharitom[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]noi. Auff solche Art wird eine iede außerwehlte Seel vollkommen und allerdings schön und lieblich/ wann sie durch den Glauben Jesum Christum angezo- gen/ sie als die schwartze Erde von der Sonnen der Gerechtigkeit sich erleuch- ten und bescheinen lassen/ und seine vollkommene Gerechtigkeit ihro ap- Eph. 1,plicirt und zugeeignet/ wäre sie gleich der Sünden halben blutroth gewest/ so soll sie doch schneeweiß werden. 3. Tugend-schön von innen/ belangend den innern Seelen- Aus dieser Wurtzel kommen andere schöne Tugenden in grosser thaei
Die Funffzigſte (Sechſte) den Glauben eigen worden: mit deſſelben Gerechtigkeit/ inmaſſen ſolchsin einer anmuthigen Figur eines Weibs mit der Sonnen bekleidet St. Apoc. 12.Johanni dem Evangeliſten fuͤrgebildet worden/ Apoc. 12. Darumb heiſſet ſie κεχαριτωμένη, die Begnadete/ die aus Gnaden ihr Verdienſt den Segen ihres Großvaters Abrahams ererbt/ und in ſolchem Verſtande werden alle außerwehlte glaubige Chriſten genennet κεχαριτωμ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]νοι. Auff ſolche Art wird eine iede außerwehlte Seel vollkommen und allerdings ſchoͤn und lieblich/ wann ſie durch den Glauben Jeſum Chriſtum angezo- gen/ ſie als die ſchwartze Erde von der Sonnen der Gerechtigkeit ſich erleuch- ten und beſcheinen laſſen/ und ſeine vollkommene Gerechtigkeit ihro ap- Eph. 1,plicirt und zugeeignet/ waͤre ſie gleich der Suͤnden halben blutroth geweſt/ ſo ſoll ſie doch ſchneeweiß werden. 3. Tugend-ſchön von innen/ belangend den innern Seelen- Aus dieſer Wurtzel kommen andere ſchoͤne Tugenden in groſſer thæi
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Die Funffzigſte (Sechſte)
den Glauben eigen worden: mit deſſelben Gerechtigkeit/ inmaſſen ſolchs
in einer anmuthigen Figur eines Weibs mit der Sonnen bekleidet St.
Johanni dem Evangeliſten fuͤrgebildet worden/ Apoc. 12. Darumb
heiſſet ſie κεχαριτωμένη, die Begnadete/ die aus Gnaden ihr Verdienſt
den Segen ihres Großvaters Abrahams ererbt/ und in ſolchem Verſtande
werden alle außerwehlte glaubige Chriſten genennet κεχαριτωμ_νοι. Auff
ſolche Art wird eine iede außerwehlte Seel vollkommen und allerdings
ſchoͤn und lieblich/ wann ſie durch den Glauben Jeſum Chriſtum angezo-
gen/ ſie als die ſchwartze Erde von der Sonnen der Gerechtigkeit ſich erleuch-
ten und beſcheinen laſſen/ und ſeine vollkommene Gerechtigkeit ihro ap-
plicirt und zugeeignet/ waͤre ſie gleich der Suͤnden halben blutroth geweſt/
ſo ſoll ſie doch ſchneeweiß werden.
Apoc. 12.
Eph. 1,
3. Tugend-ſchön von innen/ belangend den innern Seelen-
Schmuck/ es wird zwar dieſelbe auch dem Leibe und euſſerlichen Geſtalt
nach gar ſchoͤn und lieblich abcontrofeet/ und ſoll die erſte Bildnuͤß von
St. Luca dem Evangeliſten ſeyn verfertiget worden/ iſt aber Luͤgen und
Fabelwerck. Es iſt nicht zu erweiſen/ daß Lucas ein Mahler geweſen.
() Origenes ſchreibt/ es ſey den Juden das Bilder-mahlen verbotten ge-
weſt. Laſſet uns aber viel mehr hoͤren wie St. Lucas dieſelbe in ihrem
Tugend-Schmuck mit ſeiner Feder deliniirt und abgemahlet: als erſtlich
an derſelben geruͤhmet Fidem, den Glauben/ Seelig biſtu/ ſpricht die
geiſtreiche Eliſabeth/ die du geglaubet haſt/ und Chriſtum im Glau-
ben concipirt auff Art und Weiſe wie * droben angezeiget worden/ wel-
cher Glaube wohl alle ætates außgeſtanden/ im Fruͤhling gebluͤhet/ im
Sommer floriret/ im Herbſt gefruchtet/ auch im Winter unter dem Creutz/
da das Schwert ihre Seele durchſchnitten beſtaͤndig geblieben. Dieſer
Glaube war der ſchoͤne Hertzens-Spiegel und Augen-Luſt fuͤr Gottes
Augen/ der auff das Hertz und den Glauben ſihet.
() l. 4. con-
tra Celſ.
* im fuͤnff-
ten Theil
der Catech.
Milch p.
660. & 907.
Aus dieſer Wurtzel kommen andere ſchoͤne Tugenden in groſſer
Menge/ die Hoffnung der Aufferſtehung ihres liebſten Sohns/ da
iederman deſperirt/ die andern Weiber aus Vnglauben eine Wahlfahrt
nach dem Heiligen Grab gethan/ Chriſti Toden-Leichnam zu ſalben/
ſo halt die Jungfrau Maria feſt/ bleibt daheim/ veranckert mit der unfehl-
baren Hoffnung/ ihr Sohn wird wider leben. Die Flamme der Liebe
hat hell heraus geſchlagen in der Hochzeit zu Cana in Galilea. Folget die
Demuth/ ſie war eine hochgeborne Jungfrau aus vierzehen Patriar-
chen/ aus vierzehen Koͤnigen/ aus 14. Hertzogen geboren/ wie St. Mat-
thæi
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