Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.Die Sieben und Funffzigste (Vierte) Barmhertzigkeit/ die Gnaden-Thür ist zugeschlossen/ sie sind arm/ und nim-mer armseelig/ und heisset mit ihnen: Estque miser semper nunquam miserabilis ulli, Sie sind stets/ immer und ewig im Elend/ und ist niemand/ den es iemals erbarmete; Gott sihet sie an/ nicht aber mit denen Gnaden-Augen/ mit welchen Er das gantze menschliche Geschlecht in seinem Sohn angesehen; sondern mit ekdiko ommati, mit strengem Rach-Auge. Die Außer- wehlten gehen hinaus/ aber daß sie ihre Lust sehen an den Verdamten/ wie Christus denen Verdamten/ so vor der Sündfluth 1. Pet. 3, 19.erschienen zum Srecken/ und ihnen das Gesetz realiter geprediget. Dieses ist also kurtz entworffen/ die pictura, Schattierung/ führet/
Die Sieben und Funffzigſte (Vierte) Barmhertzigkeit/ die Gnaden-Thuͤr iſt zugeſchloſſen/ ſie ſind arm/ und nim-mer armſeelig/ und heiſſet mit ihnen: Eſtq́ue miſer ſemper nunquam miſerabilis ulli, Sie ſind ſtets/ immer und ewig im Elend/ und iſt niemand/ den es iemals erbarmete; Gott ſihet ſie an/ nicht aber mit denen Gnaden-Augen/ mit welchen Er das gantze menſchliche Geſchlecht in ſeinem Sohn angeſehen; ſondern mit ἐκδίκῳ ὄμματι, mit ſtrengem Rach-Auge. Die Außer- wehlten gehen hinaus/ aber daß ſie ihre Luſt ſehen an den Verdamten/ wie Chriſtus denen Verdamten/ ſo vor der Suͤndfluth 1. Pet. 3, 19.erſchienen zum Srecken/ und ihnen das Geſetz realiter geprediget. Dieſes iſt alſo kurtz entworffen/ die pictura, Schattierung/ fuͤhret/
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Die Sieben und Funffzigſte (Vierte)
Barmhertzigkeit/ die Gnaden-Thuͤr iſt zugeſchloſſen/ ſie ſind arm/ und nim-
mer armſeelig/ und heiſſet mit ihnen:
Eſtq́ue miſer ſemper nunquam miſerabilis ulli,
Sie ſind ſtets/ immer und ewig im Elend/ und iſt niemand/ den es iemals
erbarmete; Gott ſihet ſie an/ nicht aber mit denen Gnaden-Augen/ mit
welchen Er das gantze menſchliche Geſchlecht in ſeinem Sohn angeſehen;
ſondern mit ἐκδίκῳ ὄμματι, mit ſtrengem Rach-Auge. Die Außer-
wehlten gehen hinaus/ aber daß ſie ihre Luſt ſehen an den
Verdamten/ wie Chriſtus denen Verdamten/ ſo vor der Suͤndfluth
erſchienen zum Srecken/ und ihnen das Geſetz realiter geprediget.
1. Pet. 3, 19.
Dieſes iſt alſo kurtz entworffen/ die pictura, Schattierung/
figur, Vor- und Einbildung des andern Todes und ungluͤck-
ſeeligen Standes in der Hoͤllen: Aber wie gemeldt nur pictura
und Entwerffung/ das prototypum und das Bild an ſich ſelbſt iſt
unbegreifflich ſcheutzlicher; Wie kein Auge geſehen den allerſeeligſten Zu-
ſtand der Außerwehlten: Alſo auch hat kein Auge geſehen den allerunſee-
ligſten Zuſtand der Verdamten. Jſt ein Gemählde/ welches man
offt zeigen ſoll/ und den Leuten fuͤr Augen ſtellen. Jener Mahler beym
Hermogene richtete einsmahls an dem Seegeſtad und Vfer bey einem
gewiſſen gefaͤhrlichen Ort eine von ihm gemahlete Tafel auff/ darauff ein
Schiffbruch abcontrofehet geweſen; das verdroß etliche Kauffleute in der
Statt/ verklagten ihn/ als der denſelben ungeheuren Ort verſchreye/ daß
keine frembde Wahren mehr ankom̃en/ und ſie in Verluſt ihrer mercimo-
nien gerathen: Aber er entſchuldiget ſich/ und ſagt/ es ſey billich und recht/
daß man iederman vor Schaden warne. Eben zu dem Ende hat uns
auch der Heilige Geiſt in ſeinem Wort eine Tafel auffgerichtet/ darauff die
Hoͤll abgemahlet/ nemlich zum Schrecken und Scheuſal. Es bedarffs/
ſonderlich bey der Jugend; Salomon lieſet ihnen eine harte lection,
Prov. 30. Ein Auge/ ſagt er/ das den Vater verſpottet/ und ver-
achtet der Mutter zu gehorchen/ das muͤſſen die Raben am
Bach außhacken/ und die jungen Adler freſſen. Das iſt noch
nichts gegen der hoͤlliſchen Wahlſtatt; Gleich wie der Rabenſtein/ Rad
und andere dergleichen Oerter/ da der armen Suͤnder Leichnam zum
Exempel ligen/ einem (iſt anders nach ein gutes Aederlein in einem boͤſen
Buben/ demſelbe) neinen Schrecken einjagen; wiewohl offt ſolche verwe-
gene/ verzweifelte Boͤſewichte ſind/ die eben/ wann man den Dieb hinaus
fuͤhret/
1. Cor. 2, 9.
Prov. 30,
17.
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