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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Die Acht und Funffzigste (Fünffte)
ctuum, weil er solche Krafft und Würckung haben werde wie
ein Wurm;
nemlich den nagenden Hertzens-Wurm des bö-
sen/ verwundeten/ ungeheilten/ wütenden Gewissens.
Vnd
gilt hie die regul: wann die Propheten von den Dingen jener zukünfftigen
Welt reden/ so beschreiben sie dieselbe mit den Sachen dieser Zeit; Gleich
wie die Glückseeligkeit des ewigen Lebens beschrieben wird mit phrasibus,
und Arten zu reden/ genommen von Sachen und Händeln dieser Welt/
von einer Burgerschafft/ Hochzeit/ Paradiß und dergleichen: Also auch
die Straffe der Verdamten. Wie aber dort das Zeitliche nur eine pictur,
Gemäld und Schatten ist/ also auch hie ist die Beschreibung der Würme
nur ein Schatten des zukünfftigen/ ewignagenden Höllen-Wurms.

Daß kein leiblicher Wurm verstanden werde/ erscheinet 2. ex
propheticae phraseologiae analogia,
aus der Gleichheit und
Vergleichnüß der Prophetischen Wort oder Art zu reden:

Dann gleich wie die Außerwehlten eben nicht würcklich werden heraus
gehen: Es ligen keine eigentliche cadavera oder tode Leichnam in der Höll/
und wie wir heut über acht Tage vernehmen werden/ das Feuer daselbst
nicht eigentlich ein natürliches/ elementarisches Lufft-Feuer seyn wird:
Also ist ein fressender Wurm gleichnüßweise eine figur,/ dadurch die ewige
Marter fürgebildet wird; Man hat ja Exempel in der experientz/ derer/
die irgend auff dem Graß-Boden geschlaffen/ den Mund offen gehabt/
denen ist ein kleines Schlänglein hinein gekrochen/ oder derer/ die von
Schlangen-Leich getruncken/ und darauff in ihrem Leibe lebendige
Schlangen concipirt/ von welchen sie so lange tormentirt und gequälet
worden/ biß der Wurm getödtet oder heraus gewürget worden.

Vnd auff solche Weise haben auch die alten Lehrer der Kirchen den
Hieron. in
h. l, Esa. 66.
Ambros.
in Luc. 14.
Prosper. l.
3. de vitae
contempl.
c. 12.
Aug. l. 20.
C. D. c. 21.
& 22.
D Luth. ad
Esa. 66.
tom. 3. lat.
Marter- und Höllen-Wurm außgeleget/ sonderlich Hieronymus über
diese Wort/ von dem bösen Gewissen/ wegen begangener Sünden; Wie
die leibliche Würme (spricht Ambrosius) wann sie in dem Eingeweide/
Därmen/ und innern Gliedern gezeuget werden/ dieselbe schmertz- und pein-
lich beissen/ also werde auch die arme Seel von dem bösen Gewissen jäm-
merlich zernaget. Augustinus entdeckt seine Meynung hievon: Das
unaußlöschliche Feuer/ schreibet er/ und der nimmersterbende Wurm wird
von einem so/ vom andern so außgeleget; Andere ziehen beydes auff den
Leib; andere ziehen beydes auff die Seel: Andere legen das Feuer eigent-
lich aus vom Leibe/ den nagenden Wurm aber figürlicher Weise von der
Seel/ welche letzte Meynung glaubwürdig scheinet. Gleichwohl aber

lässet

Die Acht und Funffzigſte (Fuͤnffte)
ctuum, weil er ſolche Krafft und Wuͤrckung haben werde wie
ein Wurm;
nemlich den nagenden Hertzens-Wurm des bö-
ſen/ verwundeten/ ungeheilten/ wuͤtenden Gewiſſens.
Vnd
gilt hie die regul: wann die Propheten von den Dingen jener zukuͤnfftigen
Welt reden/ ſo beſchreiben ſie dieſelbe mit den Sachen dieſer Zeit; Gleich
wie die Gluͤckſeeligkeit des ewigen Lebens beſchrieben wird mit phraſibus,
und Arten zu reden/ genommen von Sachen und Haͤndeln dieſer Welt/
von einer Burgerſchafft/ Hochzeit/ Paradiß und dergleichen: Alſo auch
die Straffe der Verdamten. Wie aber dort das Zeitliche nur eine pictur,
Gemaͤld und Schatten iſt/ alſo auch hie iſt die Beſchreibung der Wuͤrme
nur ein Schatten des zukuͤnfftigen/ ewignagenden Hoͤllen-Wurms.

Daß kein leiblicher Wurm verſtanden werde/ erſcheinet 2. ex
propheticæ phraſeologiæ analogiâ,
aus der Gleichheit und
Vergleichnuͤß der Prophetiſchen Wort oder Art zu reden:

Dann gleich wie die Außerwehlten eben nicht wuͤrcklich werden heraus
gehen: Es ligen keine eigentliche cadavera oder tode Leichnam in der Hoͤll/
und wie wir heut uͤber acht Tage vernehmen werden/ das Feuer daſelbſt
nicht eigentlich ein natuͤrliches/ elementariſches Lufft-Feuer ſeyn wird:
Alſo iſt ein freſſender Wurm gleichnuͤßweiſe eine figur,/ dadurch die ewige
Marter fuͤrgebildet wird; Man hat ja Exempel in der experientz/ derer/
die irgend auff dem Graß-Boden geſchlaffen/ den Mund offen gehabt/
denen iſt ein kleines Schlaͤnglein hinein gekrochen/ oder derer/ die von
Schlangen-Leich getruncken/ und darauff in ihrem Leibe lebendige
Schlangen concipirt/ von welchen ſie ſo lange tormentirt und gequaͤlet
worden/ biß der Wurm getoͤdtet oder heraus gewuͤrget worden.

Vnd auff ſolche Weiſe haben auch die alten Lehrer der Kirchen den
Hieron. in
h. l, Eſa. 66.
Ambroſ.
in Luc. 14.
Proſper. l.
3. de vitæ
contempl.
c. 12.
Aug. l. 20.
C. D. c. 21.
& 22.
D Luth. ad
Eſa. 66.
tom. 3. lat.
Marter- und Hoͤllen-Wurm außgeleget/ ſonderlich Hieronymus uͤber
dieſe Wort/ von dem boͤſen Gewiſſen/ wegen begangener Suͤnden; Wie
die leibliche Wuͤrme (ſpricht Ambroſius) wann ſie in dem Eingeweide/
Daͤrmen/ und innern Gliedern gezeuget werden/ dieſelbe ſchmertz- und pein-
lich beiſſen/ alſo werde auch die arme Seel von dem boͤſen Gewiſſen jaͤm-
merlich zernaget. Auguſtinus entdeckt ſeine Meynung hievon: Das
unaußloͤſchliche Feuer/ ſchreibet er/ und der nimmerſterbende Wurm wird
von einem ſo/ vom andern ſo außgeleget; Andere ziehen beydes auff den
Leib; andere ziehen beydes auff die Seel: Andere legen das Feuer eigent-
lich aus vom Leibe/ den nagenden Wurm aber figuͤrlicher Weiſe von der
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[702/0734] Die Acht und Funffzigſte (Fuͤnffte) ctuum, weil er ſolche Krafft und Wuͤrckung haben werde wie ein Wurm; nemlich den nagenden Hertzens-Wurm des bö- ſen/ verwundeten/ ungeheilten/ wuͤtenden Gewiſſens. Vnd gilt hie die regul: wann die Propheten von den Dingen jener zukuͤnfftigen Welt reden/ ſo beſchreiben ſie dieſelbe mit den Sachen dieſer Zeit; Gleich wie die Gluͤckſeeligkeit des ewigen Lebens beſchrieben wird mit phraſibus, und Arten zu reden/ genommen von Sachen und Haͤndeln dieſer Welt/ von einer Burgerſchafft/ Hochzeit/ Paradiß und dergleichen: Alſo auch die Straffe der Verdamten. Wie aber dort das Zeitliche nur eine pictur, Gemaͤld und Schatten iſt/ alſo auch hie iſt die Beſchreibung der Wuͤrme nur ein Schatten des zukuͤnfftigen/ ewignagenden Hoͤllen-Wurms. Daß kein leiblicher Wurm verſtanden werde/ erſcheinet 2. ex propheticæ phraſeologiæ analogiâ, aus der Gleichheit und Vergleichnuͤß der Prophetiſchen Wort oder Art zu reden: Dann gleich wie die Außerwehlten eben nicht wuͤrcklich werden heraus gehen: Es ligen keine eigentliche cadavera oder tode Leichnam in der Hoͤll/ und wie wir heut uͤber acht Tage vernehmen werden/ das Feuer daſelbſt nicht eigentlich ein natuͤrliches/ elementariſches Lufft-Feuer ſeyn wird: Alſo iſt ein freſſender Wurm gleichnuͤßweiſe eine figur,/ dadurch die ewige Marter fuͤrgebildet wird; Man hat ja Exempel in der experientz/ derer/ die irgend auff dem Graß-Boden geſchlaffen/ den Mund offen gehabt/ denen iſt ein kleines Schlaͤnglein hinein gekrochen/ oder derer/ die von Schlangen-Leich getruncken/ und darauff in ihrem Leibe lebendige Schlangen concipirt/ von welchen ſie ſo lange tormentirt und gequaͤlet worden/ biß der Wurm getoͤdtet oder heraus gewuͤrget worden. Vnd auff ſolche Weiſe haben auch die alten Lehrer der Kirchen den Marter- und Hoͤllen-Wurm außgeleget/ ſonderlich Hieronymus uͤber dieſe Wort/ von dem boͤſen Gewiſſen/ wegen begangener Suͤnden; Wie die leibliche Wuͤrme (ſpricht Ambroſius) wann ſie in dem Eingeweide/ Daͤrmen/ und innern Gliedern gezeuget werden/ dieſelbe ſchmertz- und pein- lich beiſſen/ alſo werde auch die arme Seel von dem boͤſen Gewiſſen jaͤm- merlich zernaget. Auguſtinus entdeckt ſeine Meynung hievon: Das unaußloͤſchliche Feuer/ ſchreibet er/ und der nimmerſterbende Wurm wird von einem ſo/ vom andern ſo außgeleget; Andere ziehen beydes auff den Leib; andere ziehen beydes auff die Seel: Andere legen das Feuer eigent- lich aus vom Leibe/ den nagenden Wurm aber figuͤrlicher Weiſe von der Seel/ welche letzte Meynung glaubwuͤrdig ſcheinet. Gleichwohl aber laͤſſet Hieron. in h. l, Eſa. 66. Ambroſ. in Luc. 14. Proſper. l. 3. de vitæ contempl. c. 12. Aug. l. 20. C. D. c. 21. & 22. D Luth. ad Eſa. 66. tom. 3. lat.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 702. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/734>, abgerufen am 21.11.2024.