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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657.

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Predigt.
lässet er einem ieden hie zu statuiren freye Wahl; Eligat quisque quod pla-l. 21. C. D.
c.
9.

cet, perfecta scientia illic in vita aeterna; Es mag/ schreibet er/ ein ieglicher
außlesen/ was ihm gefället/ die vollkommene Wissenschafft und Gewißheit
wird dermahl eins folgen in jenem Leben. Vnser * Lutherus schreibet:
Ein böses Gewissen ist allezeit die Höll/ weil die Hölle nichts anders seyn
wird als ein böses Gewissen; Hätte der Teufel kein böses Gewissen/ so wäre
er im Himmel; Aber dasselbe zündet die Flammen der Höllen an/ und
erwecket schröckliche Pein/ Marter und Qual im Hertzen.

* Luth. in c. 45. Genes. confer Gerhard. in loco de morte aeterna p. 612.
D. Dieterich. conc. 3. in Sap. 17. p. 990. & seqq.

II. Vermem quantitate horribilem! Nicht ein Würm-
lein/ sondern einen Wurm;
So groß die Angst/ so groß der Wurm/
der rechte Leviathan; Gleich wie in dieser Zeit aus einem kleinen Würm-
lein ein ungeheurer Drach/ aus einem Schlangen-Samen/ welcher in
eines Menschen Leibe concipirt und empfangen/ eine grosse Schlange
wird; Also sind hie alle Sünden/ kleine Sonnen-Stäublein/ dort aber
werden grosse Berge draus werden/ wie Cain gesaget: Meine SündeGen. 4, 13.
ist grösser/ dann daß sie mir möge vergeben werden! das ist/
unermeßlich groß/ hie zwar im Gemüth und Einbildung/ dort aber in der
That und Warheit.

III. Vermem vivum & infomnem, Einen lebendigen
und wachsamen Wurm;
Er heisset unsterblich/ derowegen lebet er.
Hie schläffet das Gewissen manchmahl/ es ruhet die Sünde für der Thür;
Gleich wie wann ein Dieb einbricht/ oder sonst Getöse sich erreget/ der
Hund dadurch erwachet und umb sich beisset: Also wann irgend eine oc-
casion
sich ereignet/ dadurch der Mensch in sich selbst zu schlagen bewogen
wird/ so wacht das Gewissen auff/ es beisset/ bißweilen scheinet es als wäre
die Sünde tod und vergessen; daher kommet die Vnempfindligkeit des Ge-
wissens/ der Mensch lässet in sich reden als in einen Stock/ daher freuet man
sich noch in vollbrachter Boßheit; daher kommt alle Sicherheit; wie viel ver-Prov. 2, 14.
wundete Gewissen/ die es nicht an ihnen wissen? Sie sind cauteriati, gleich-
sam mit Brandmahlen gezeichnet wie die verheilte Hämmel oder Schwein/
daß sie nichts fühlen: Wie viel Geitzhälse/ Tyrannen/ für der Welt gerecht-
fertigte Vngerechte sterben in ihren Sünden ohn Erkäntnüß/ das macht/
der Wurm schlaffet/ er reget sich nicht! Aber in der Hölle lebet die Schlange
stets/ sie wachet stets/ und lässet dem Menschen Tag und Nacht keine Ruh/

lässet

Predigt.
laͤſſet er einem ieden hie zu ſtatuiren freye Wahl; Eligat quisque quod pla-l. 21. C. D.
c.
9.

cet, perfecta ſcientia illic in vitâ æternâ; Es mag/ ſchreibet er/ ein ieglicher
außleſen/ was ihm gefaͤllet/ die vollkommene Wiſſenſchafft und Gewißheit
wird dermahl eins folgen in jenem Leben. Vnſer * Lutherus ſchreibet:
Ein boͤſes Gewiſſen iſt allezeit die Hoͤll/ weil die Hoͤlle nichts anders ſeyn
wird als ein boͤſes Gewiſſen; Haͤtte der Teufel kein boͤſes Gewiſſen/ ſo waͤre
er im Himmel; Aber daſſelbe zuͤndet die Flammen der Hoͤllen an/ und
erwecket ſchroͤckliche Pein/ Marter und Qual im Hertzen.

* Luth. in c. 45. Geneſ. confer Gerhard. in loco de morte æternâ p. 612.
D. Dieterich. conc. 3. in Sap. 17. p. 990. & ſeqq.

II. Vermem quantitate horribilem! Nicht ein Wuͤrm-
lein/ ſondern einen Wurm;
So groß die Angſt/ ſo groß der Wurm/
der rechte Leviathan; Gleich wie in dieſer Zeit aus einem kleinen Wuͤrm-
lein ein ungeheurer Drach/ aus einem Schlangen-Samen/ welcher in
eines Menſchen Leibe concipirt und empfangen/ eine groſſe Schlange
wird; Alſo ſind hie alle Suͤnden/ kleine Sonnen-Staͤublein/ dort aber
werden groſſe Berge draus werden/ wie Cain geſaget: Meine SuͤndeGen. 4, 13.
iſt groͤſſer/ dann daß ſie mir moͤge vergeben werden! das iſt/
unermeßlich groß/ hie zwar im Gemuͤth und Einbildung/ dort aber in der
That und Warheit.

III. Vermem vivum & infomnem, Einen lebendigen
und wachſamen Wurm;
Er heiſſet unſterblich/ derowegen lebet er.
Hie ſchlaͤffet das Gewiſſen manchmahl/ es ruhet die Suͤnde fuͤr der Thuͤr;
Gleich wie wann ein Dieb einbricht/ oder ſonſt Getoͤſe ſich erreget/ der
Hund dadurch erwachet und umb ſich beiſſet: Alſo wann irgend eine oc-
caſion
ſich ereignet/ dadurch der Menſch in ſich ſelbſt zu ſchlagen bewogen
wird/ ſo wacht das Gewiſſen auff/ es beiſſet/ bißweilen ſcheinet es als waͤre
die Suͤnde tod und vergeſſen; daher kom̃et die Vnempfindligkeit des Ge-
wiſſens/ der Menſch laͤſſet in ſich reden als in einen Stock/ daher freuet man
ſich noch in vollbrachter Boßheit; daher kom̃t alle Sicherheit; wie viel ver-Prov. 2, 14.
wundete Gewiſſen/ die es nicht an ihnen wiſſen? Sie ſind cauteriati, gleich-
ſam mit Brandmahlen gezeichnet wie die verheilte Haͤm̃el oder Schwein/
daß ſie nichts fuͤhlen: Wie viel Geitzhaͤlſe/ Tyrannen/ fuͤr der Welt gerecht-
fertigte Vngerechte ſterben in ihren Suͤnden ohn Erkaͤntnuͤß/ das macht/
der Wurm ſchlaffet/ er reget ſich nicht! Aber in der Hoͤlle lebet die Schlange
ſtets/ ſie wachet ſtets/ und laͤſſet dem Menſchen Tag und Nacht keine Ruh/

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[703/0735] Predigt. laͤſſet er einem ieden hie zu ſtatuiren freye Wahl; Eligat quisque quod pla- cet, perfecta ſcientia illic in vitâ æternâ; Es mag/ ſchreibet er/ ein ieglicher außleſen/ was ihm gefaͤllet/ die vollkommene Wiſſenſchafft und Gewißheit wird dermahl eins folgen in jenem Leben. Vnſer * Lutherus ſchreibet: Ein boͤſes Gewiſſen iſt allezeit die Hoͤll/ weil die Hoͤlle nichts anders ſeyn wird als ein boͤſes Gewiſſen; Haͤtte der Teufel kein boͤſes Gewiſſen/ ſo waͤre er im Himmel; Aber daſſelbe zuͤndet die Flammen der Hoͤllen an/ und erwecket ſchroͤckliche Pein/ Marter und Qual im Hertzen. l. 21. C. D. c. 9. * Luth. in c. 45. Geneſ. confer Gerhard. in loco de morte æternâ p. 612. D. Dieterich. conc. 3. in Sap. 17. p. 990. & ſeqq. II. Vermem quantitate horribilem! Nicht ein Wuͤrm- lein/ ſondern einen Wurm; So groß die Angſt/ ſo groß der Wurm/ der rechte Leviathan; Gleich wie in dieſer Zeit aus einem kleinen Wuͤrm- lein ein ungeheurer Drach/ aus einem Schlangen-Samen/ welcher in eines Menſchen Leibe concipirt und empfangen/ eine groſſe Schlange wird; Alſo ſind hie alle Suͤnden/ kleine Sonnen-Staͤublein/ dort aber werden groſſe Berge draus werden/ wie Cain geſaget: Meine Suͤnde iſt groͤſſer/ dann daß ſie mir moͤge vergeben werden! das iſt/ unermeßlich groß/ hie zwar im Gemuͤth und Einbildung/ dort aber in der That und Warheit. Gen. 4, 13. III. Vermem vivum & infomnem, Einen lebendigen und wachſamen Wurm; Er heiſſet unſterblich/ derowegen lebet er. Hie ſchlaͤffet das Gewiſſen manchmahl/ es ruhet die Suͤnde fuͤr der Thuͤr; Gleich wie wann ein Dieb einbricht/ oder ſonſt Getoͤſe ſich erreget/ der Hund dadurch erwachet und umb ſich beiſſet: Alſo wann irgend eine oc- caſion ſich ereignet/ dadurch der Menſch in ſich ſelbſt zu ſchlagen bewogen wird/ ſo wacht das Gewiſſen auff/ es beiſſet/ bißweilen ſcheinet es als waͤre die Suͤnde tod und vergeſſen; daher kom̃et die Vnempfindligkeit des Ge- wiſſens/ der Menſch laͤſſet in ſich reden als in einen Stock/ daher freuet man ſich noch in vollbrachter Boßheit; daher kom̃t alle Sicherheit; wie viel ver- wundete Gewiſſen/ die es nicht an ihnen wiſſen? Sie ſind cauteriati, gleich- ſam mit Brandmahlen gezeichnet wie die verheilte Haͤm̃el oder Schwein/ daß ſie nichts fuͤhlen: Wie viel Geitzhaͤlſe/ Tyrannen/ fuͤr der Welt gerecht- fertigte Vngerechte ſterben in ihren Suͤnden ohn Erkaͤntnuͤß/ das macht/ der Wurm ſchlaffet/ er reget ſich nicht! Aber in der Hoͤlle lebet die Schlange ſtets/ ſie wachet ſtets/ und laͤſſet dem Menſchen Tag und Nacht keine Ruh/ laͤſſet Prov. 2, 14.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 6. Straßburg, 1657, S. 703. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus06_1657/735>, abgerufen am 21.11.2024.