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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die neun und dreissigste
Himmel springt. Nicht allein vernarren sich hie die Calvinisten/ Beza,
Reinoldus, Vöetius, Ursinus,
sonderlich der Weltberühmte Vossius,
disp. de bonis Operibus, q. 1. th. 3. pag.
53. (*) Sondern auch die neue
Majoristen und Syncretisten/ die mit jenen conspiriren/ von denen Luthe-
rus propheceyet. (*) Jsts nicht abermal ein närrisch Werck/ wann ein
Kind die Erbschafft cum conditione will antretten/ da es ihm doch schon
vorhin absolute geschencket. Es ließ sich wol narren/ wann es nicht schäd-
lich wäre/ ja nicht nur närrisch/ sondern ein grundstürtzendes Jrrthum/ wie-
wol man prima fronte im ersten Anblick meynet/ es habe nicht viel auff
sich. Dann ist dem also/ so ist kein asphalia salutis mehr fürhanden/
die Verheissung ist nicht fest. Rom. 4/ 16. Derhalben muß die
Gerechtigkeit durch den Glauben kommen/ auff daß sie sey
auß Gnaden/ und die Verheissung fest bleibe allem Saamen/
nicht dem alleine/ der unter dem Gesätz ist.
Conscientia non pot-
est esse tranquilla per ulla bona opera
(*). Gehet alles auff gerathwol

erfahren/
(*) Quanquam annis mille quingentis sanus nemo dubitarit, quin
opera bona ad salutem sint necessaria: non defuere tamen seculo nostro,
quorum alij ea perniciosa dicerent ad salutem, alij, licet non perniciosa puta-
rent, nostrae tamen relicta libertati, eo minime necessaria esse contenderent:
alij deni necessaria, at non ad salutem, verum ob alias causas judicarent.
En quo discordia cives Perduxit miseros. Et mox: utut non habent relatio-
nem causae, ubi fides, quae causa organica est justificationis nostrae
; tamen re-
lationem habent viae, medij, conditionis, causae sine qua non, sive anteceden-
tis necessarij, quomodo ad salutem necessaria non erunt?
(*) Luth. Tom. 2. Isleb. p. 197. Es ist St. Johannes mit seinem Evangelio
dahin gerichtet/ daß er den Articul der Rechtfertigung der Welt ins Hertz bilde/
und für die Augen setzen will. Aber es halff nicht viel/ man hat ihn im Pabst-
thum nicht behalten/ und wird wieder dahin kommen/ daß wann wir todt seyn
werden/ daß dann fürwitzige Leut sich herfür thun/ die wieder auff die Werck
fallen werden/ wie zuvor unter dem Pabstthum geschehen ist/ dann so es S. Jo-
hannes nicht erhalten hat mit seinem mächtigen Evangelio/ so werdens unsere
Bücher viel weniger erhalten.
(*) August. Confess. pag. 43. Dann das Gewissen kan nicht zu Friede und
Ruhe kommen durch gute Werck/ sondern durch den Glauben/ so es bey sich ge-
wißlich schleust/ daß er umb Christus willen einen gnädigen GOtt hab/ wie auch
Römern am 5. Cap. So wir durch den Glauben sind gerecht worden/ haben wir
Ruhe und Friede mit Gott. Diesen Trost hat man vor Zeiten nicht getrieben in
Predigten/ sondern die arme Gewissen in die Klöster gejagt/ der Hoffnung/ da-
selbst Gnade zu erwerben durch Kloster-Leben/ etliche haben andere Werck erdacht/
damit Gnade zu verdienen/ und für Sünde gnug zu thun/ derselben viel haben

Die neun und dreiſſigſte
Himmel ſpringt. Nicht allein vernarꝛen ſich hie die Calviniſten/ Beza,
Reinoldus, Vöetius, Urſinus,
ſonderlich der Weltberuͤhmte Voſſius,
diſp. de bonis Operibus, q. 1. th. 3. pag.
53. (*) Sondern auch die neue
Majoriſten und Syncretiſten/ die mit jenen conſpiriren/ von denen Luthe-
rus propheceyet. (*) Jſts nicht abermal ein naͤrriſch Werck/ wann ein
Kind die Erbſchafft cum conditione will antretten/ da es ihm doch ſchon
vorhin abſolutè geſchencket. Es ließ ſich wol narren/ wann es nicht ſchaͤd-
lich waͤre/ ja nicht nur naͤrriſch/ ſondern ein grundſtuͤrtzendes Jrrthum/ wie-
wol man prima fronte im erſten Anblick meynet/ es habe nicht viel auff
ſich. Dann iſt dem alſo/ ſo iſt kein aſphalia ſalutis mehr fuͤrhanden/
die Verheiſſung iſt nicht feſt. Rom. 4/ 16. Derhalben muß die
Gerechtigkeit durch den Glauben kommen/ auff daß ſie ſey
auß Gnaden/ und die Verheiſſung feſt bleibe allem Saamen/
nicht dem alleine/ der unter dem Geſaͤtz iſt.
Conſcientia non pot-
eſt eſſe tranquilla per ulla bona opera
(*). Gehet alles auff gerathwol

erfahren/
(*) Quanquam annis mille quingentis ſanus nemo dubitarit, quin
opera bona ad ſalutem ſint neceſſaria: non defuere tamen ſeculo noſtro,
quorum alij ea pernicioſa dicerent ad ſalutem, alij, licet non pernicioſa puta-
rent, noſtræ tamen relicta libertati, eoꝙ́ minimè neceſſaria eſſe contenderent:
alij deniꝙ neceſſaria, at non ad ſalutem, verum ob alias cauſas judicarent.
En quo diſcordia cives Perduxit miſeros. Et mox: utut non habent relatio-
nem cauſæ, ubi fides, quæ cauſa organica eſt juſtificationis noſtræ
; tamen re-
lationem habent viæ, medij, conditionis, cauſæ ſine qua non, ſive anteceden-
tis neceſſarij, quomodo ad ſalutem neceſſaria non erunt?
(*) Luth. Tom. 2. Isleb. p. 197. Es iſt St. Johannes mit ſeinem Evangelio
dahin gerichtet/ daß er den Articul der Rechtfertigung der Welt ins Hertz bilde/
und fuͤr die Augen ſetzen will. Aber es halff nicht viel/ man hat ihn im Pabſt-
thum nicht behalten/ und wird wieder dahin kommen/ daß wann wir todt ſeyn
werden/ daß dann fuͤrwitzige Leut ſich herfuͤr thun/ die wieder auff die Werck
fallen werden/ wie zuvor unter dem Pabſtthum geſchehen iſt/ dann ſo es S. Jo-
hannes nicht erhalten hat mit ſeinem maͤchtigen Evangelio/ ſo werdens unſere
Buͤcher viel weniger erhalten.
(*) Auguſt. Confeſſ. pag. 43. Dann das Gewiſſen kan nicht zu Friede und
Ruhe kommen durch gute Werck/ ſondern durch den Glauben/ ſo es bey ſich ge-
wißlich ſchleuſt/ daß er umb Chriſtus willen einen gnaͤdigen GOtt hab/ wie auch
Roͤmern am 5. Cap. So wir durch den Glauben ſind gerecht worden/ haben wir
Ruhe und Friede mit Gott. Dieſen Troſt hat man vor Zeiten nicht getrieben in
Predigten/ ſondern die arme Gewiſſen in die Kloͤſter gejagt/ der Hoffnung/ da-
ſelbſt Gnade zu erwerben durch Kloſter-Leben/ etliche haben andere Werck erdacht/
damit Gnade zu verdienen/ und fuͤr Suͤnde gnug zu thun/ derſelben viel haben
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[1026/1050] Die neun und dreiſſigſte Himmel ſpringt. Nicht allein vernarꝛen ſich hie die Calviniſten/ Beza, Reinoldus, Vöetius, Urſinus, ſonderlich der Weltberuͤhmte Voſſius, diſp. de bonis Operibus, q. 1. th. 3. pag. 53. (*) Sondern auch die neue Majoriſten und Syncretiſten/ die mit jenen conſpiriren/ von denen Luthe- rus propheceyet. (*) Jſts nicht abermal ein naͤrriſch Werck/ wann ein Kind die Erbſchafft cum conditione will antretten/ da es ihm doch ſchon vorhin abſolutè geſchencket. Es ließ ſich wol narren/ wann es nicht ſchaͤd- lich waͤre/ ja nicht nur naͤrriſch/ ſondern ein grundſtuͤrtzendes Jrrthum/ wie- wol man prima fronte im erſten Anblick meynet/ es habe nicht viel auff ſich. Dann iſt dem alſo/ ſo iſt kein aſphalia ſalutis mehr fuͤrhanden/ die Verheiſſung iſt nicht feſt. Rom. 4/ 16. Derhalben muß die Gerechtigkeit durch den Glauben kommen/ auff daß ſie ſey auß Gnaden/ und die Verheiſſung feſt bleibe allem Saamen/ nicht dem alleine/ der unter dem Geſaͤtz iſt. Conſcientia non pot- eſt eſſe tranquilla per ulla bona opera (*). Gehet alles auff gerathwol erfahren/ (*) Quanquam annis mille quingentis ſanus nemo dubitarit, quin opera bona ad ſalutem ſint neceſſaria: non defuere tamen ſeculo noſtro, quorum alij ea pernicioſa dicerent ad ſalutem, alij, licet non pernicioſa puta- rent, noſtræ tamen relicta libertati, eoꝙ́ minimè neceſſaria eſſe contenderent: alij deniꝙ neceſſaria, at non ad ſalutem, verum ob alias cauſas judicarent. En quo diſcordia cives Perduxit miſeros. Et mox: utut non habent relatio- nem cauſæ, ubi fides, quæ cauſa organica eſt juſtificationis noſtræ; tamen re- lationem habent viæ, medij, conditionis, cauſæ ſine qua non, ſive anteceden- tis neceſſarij, quomodo ad ſalutem neceſſaria non erunt? (*) Luth. Tom. 2. Isleb. p. 197. Es iſt St. Johannes mit ſeinem Evangelio dahin gerichtet/ daß er den Articul der Rechtfertigung der Welt ins Hertz bilde/ und fuͤr die Augen ſetzen will. Aber es halff nicht viel/ man hat ihn im Pabſt- thum nicht behalten/ und wird wieder dahin kommen/ daß wann wir todt ſeyn werden/ daß dann fuͤrwitzige Leut ſich herfuͤr thun/ die wieder auff die Werck fallen werden/ wie zuvor unter dem Pabſtthum geſchehen iſt/ dann ſo es S. Jo- hannes nicht erhalten hat mit ſeinem maͤchtigen Evangelio/ ſo werdens unſere Buͤcher viel weniger erhalten. (*) Auguſt. Confeſſ. pag. 43. Dann das Gewiſſen kan nicht zu Friede und Ruhe kommen durch gute Werck/ ſondern durch den Glauben/ ſo es bey ſich ge- wißlich ſchleuſt/ daß er umb Chriſtus willen einen gnaͤdigen GOtt hab/ wie auch Roͤmern am 5. Cap. So wir durch den Glauben ſind gerecht worden/ haben wir Ruhe und Friede mit Gott. Dieſen Troſt hat man vor Zeiten nicht getrieben in Predigten/ ſondern die arme Gewiſſen in die Kloͤſter gejagt/ der Hoffnung/ da- ſelbſt Gnade zu erwerben durch Kloſter-Leben/ etliche haben andere Werck erdacht/ damit Gnade zu verdienen/ und fuͤr Suͤnde gnug zu thun/ derſelben viel haben

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 1026. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1050>, abgerufen am 22.11.2024.