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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
hinauß. Zum Exempel/ Saul versprach David seine Tochter zum Wei-
be/ wann er zur Morgengab hundert Vorhäute der Philister darlegte. Wie
aber? wann er die Zahl nicht erfüllet? Wäre Saul schuldig gewesen/ sei-
nem Versprechen zustehen? Hätte David Hoffnung gehabt/ Sauls Ey-
dam zu werden? unterdessen bleibt doch die necessitas praesentiae, non
efficientiae, necessitas in salvando, non ad salutem; bona opera sunt
via regni, non causa regnandi.

II. Dosis Mediata, ein vermittelt oder mittelbahre Gebung.
Es hat sich das edele Manna nicht unmittelbahr erzeigt/ sondern vermit-
telst deß Morgen-Thaues/ wie Moses bezeugt/ es ist dasselbe in dem Mor-
gen/ Thau gleichsam als ein köstlich Kleynod eingefasst geweßt. Exod. 16/
13. 14. und am Morgen lag der Thau umb das Heer her/ und
als der Thau weg war/ sihe/ da lag es in der Wüsten rund
und klein/ wie der Reiff auff dem Lande.
Die Erde war der Tisch/
der Thau war die Mappa, Tisch-Lacken und Tisch-Tuch/ darin es einge-
wickelt geweßt/ umb und umb/ auff daß es von dem Wust der Erden nicht
befleckt/ sondern rein und sauber bleiben könte/ waren also güldene Aepffel
in silbernen Schalen. Also erscheinet Christus das rechte Himmel-
Brod nicht mehr in sichtbahrer Gestalt. Wir können nicht sagen mit
Johanne/ wir haben das Wort deß Lebens gesehen/ betastet/ etc. Wir
haben auff dem Berg seine Klarheit und Herrlichkeit gesehen. Sondern
mediate, in der Sacramentlichen Niessung erzeigt er sich in dem gesegne-
ten Brod/ und vermittelst deß gesegneten Weins/ hie aber in seinem
Wort und fruchtbaren Evangelio. Das Evangelium ist der Himmels-
Thau von der Morgenröth/ aus welcher Kinder gebohren werden in un-
zehlbahrer Menge/ mehr als Thau-Tröpfflein/ Psal. 110. der Thau fället
vom Berg herab in die Thäler und Gründe/ henget sich an das Graß und
Blumen/ kühlet die Hitz/ Syr. 18/ 16. erquicket die welcke Pflantzen und
Erden-Gewächs/ machet das Feld fruchtbar/ die Jmmen saugen ihren
Honig darauß: also und gleicher massen ist das Evangelium ein solcher
Gnaden-Thau/ der vom Berg Zion auff die gedemüthigte/ geistdurstige
Hertzen der Glaubigen fället/ daran viel tausend Heilige Gottes/ als zarte
Bienen/ gesogen/ sich daran ergetzet/ auch in ihren Hertzen durch die Krafft
deß Heil. Geistes dergestalt verdauet/ gekocht und außgewürcket/ daß sie

auch
erfahren/ daß man da durch nicht zu Frieden kommen/ darumb ists noth gewesen/
diese Lehre vom Glauben an Christum zu predigen und fleissig zu treiben/ daß
man wisse/ daß man durch den Glauben allein ohne Verdienst/ Gottes Gnad
ergreiffet.
O o o o o o 2

Predigt.
hinauß. Zum Exempel/ Saul verſprach David ſeine Tochter zum Wei-
be/ wann er zur Morgengab hundert Vorhaͤute der Philiſter darlegte. Wie
aber? wann er die Zahl nicht erfuͤllet? Waͤre Saul ſchuldig geweſen/ ſei-
nem Verſprechen zuſtehen? Haͤtte David Hoffnung gehabt/ Sauls Ey-
dam zu werden? unterdeſſen bleibt doch die neceſſitas præſentiæ, non
efficientiæ, neceſſitas in ſalvando, non ad ſalutem; bona opera ſunt
via regni, non cauſa regnandi.

II. Doſis Mediata, ein vermittelt oder mittelbahre Gebung.
Es hat ſich das edele Manna nicht unmittelbahr erzeigt/ ſondern vermit-
telſt deß Morgen-Thaues/ wie Moſes bezeugt/ es iſt daſſelbe in dem Mor-
gen/ Thau gleichſam als ein koͤſtlich Kleynod eingefaſſt geweßt. Exod. 16/
13. 14. und am Morgen lag der Thau umb das Heer her/ und
als der Thau weg war/ ſihe/ da lag es in der Wuͤſten rund
und klein/ wie der Reiff auff dem Lande.
Die Erde war der Tiſch/
der Thau war die Mappa, Tiſch-Lacken und Tiſch-Tuch/ darin es einge-
wickelt geweßt/ umb und umb/ auff daß es von dem Wuſt der Erden nicht
befleckt/ ſondern rein und ſauber bleiben koͤnte/ waren alſo guͤldene Aepffel
in ſilbernen Schalen. Alſo erſcheinet Chriſtus das rechte Himmel-
Brod nicht mehr in ſichtbahrer Geſtalt. Wir koͤnnen nicht ſagen mit
Johanne/ wir haben das Wort deß Lebens geſehen/ betaſtet/ ꝛc. Wir
haben auff dem Berg ſeine Klarheit und Herrlichkeit geſehen. Sondern
mediatè, in der Sacramentlichen Nieſſung erzeigt er ſich in dem geſegne-
ten Brod/ und vermittelſt deß geſegneten Weins/ hie aber in ſeinem
Wort und fruchtbaren Evangelio. Das Evangelium iſt der Himmels-
Thau von der Morgenroͤth/ aus welcher Kinder gebohren werden in un-
zehlbahrer Menge/ mehr als Thau-Troͤpfflein/ Pſal. 110. der Thau faͤllet
vom Berg herab in die Thaͤler und Gruͤnde/ henget ſich an das Graß und
Blumen/ kuͤhlet die Hitz/ Syr. 18/ 16. erquicket die welcke Pflantzen und
Erden-Gewaͤchs/ machet das Feld fruchtbar/ die Jmmen ſaugen ihren
Honig darauß: alſo und gleicher maſſen iſt das Evangelium ein ſolcher
Gnaden-Thau/ der vom Berg Zion auff die gedemuͤthigte/ geiſtdurſtige
Hertzen der Glaubigen faͤllet/ daran viel tauſend Heilige Gottes/ als zarte
Bienen/ geſogen/ ſich daran ergetzet/ auch in ihren Hertzen durch die Krafft
deß Heil. Geiſtes dergeſtalt verdauet/ gekocht und außgewuͤrcket/ daß ſie

auch
erfahren/ daß man da durch nicht zu Frieden kommen/ darumb iſts noth geweſen/
dieſe Lehre vom Glauben an Chriſtum zu predigen und fleiſſig zu treiben/ daß
man wiſſe/ daß man durch den Glauben allein ohne Verdienſt/ Gottes Gnad
ergreiffet.
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[1027/1051] Predigt. (*) hinauß. Zum Exempel/ Saul verſprach David ſeine Tochter zum Wei- be/ wann er zur Morgengab hundert Vorhaͤute der Philiſter darlegte. Wie aber? wann er die Zahl nicht erfuͤllet? Waͤre Saul ſchuldig geweſen/ ſei- nem Verſprechen zuſtehen? Haͤtte David Hoffnung gehabt/ Sauls Ey- dam zu werden? unterdeſſen bleibt doch die neceſſitas præſentiæ, non efficientiæ, neceſſitas in ſalvando, non ad ſalutem; bona opera ſunt via regni, non cauſa regnandi. II. Doſis Mediata, ein vermittelt oder mittelbahre Gebung. Es hat ſich das edele Manna nicht unmittelbahr erzeigt/ ſondern vermit- telſt deß Morgen-Thaues/ wie Moſes bezeugt/ es iſt daſſelbe in dem Mor- gen/ Thau gleichſam als ein koͤſtlich Kleynod eingefaſſt geweßt. Exod. 16/ 13. 14. und am Morgen lag der Thau umb das Heer her/ und als der Thau weg war/ ſihe/ da lag es in der Wuͤſten rund und klein/ wie der Reiff auff dem Lande. Die Erde war der Tiſch/ der Thau war die Mappa, Tiſch-Lacken und Tiſch-Tuch/ darin es einge- wickelt geweßt/ umb und umb/ auff daß es von dem Wuſt der Erden nicht befleckt/ ſondern rein und ſauber bleiben koͤnte/ waren alſo guͤldene Aepffel in ſilbernen Schalen. Alſo erſcheinet Chriſtus das rechte Himmel- Brod nicht mehr in ſichtbahrer Geſtalt. Wir koͤnnen nicht ſagen mit Johanne/ wir haben das Wort deß Lebens geſehen/ betaſtet/ ꝛc. Wir haben auff dem Berg ſeine Klarheit und Herrlichkeit geſehen. Sondern mediatè, in der Sacramentlichen Nieſſung erzeigt er ſich in dem geſegne- ten Brod/ und vermittelſt deß geſegneten Weins/ hie aber in ſeinem Wort und fruchtbaren Evangelio. Das Evangelium iſt der Himmels- Thau von der Morgenroͤth/ aus welcher Kinder gebohren werden in un- zehlbahrer Menge/ mehr als Thau-Troͤpfflein/ Pſal. 110. der Thau faͤllet vom Berg herab in die Thaͤler und Gruͤnde/ henget ſich an das Graß und Blumen/ kuͤhlet die Hitz/ Syr. 18/ 16. erquicket die welcke Pflantzen und Erden-Gewaͤchs/ machet das Feld fruchtbar/ die Jmmen ſaugen ihren Honig darauß: alſo und gleicher maſſen iſt das Evangelium ein ſolcher Gnaden-Thau/ der vom Berg Zion auff die gedemuͤthigte/ geiſtdurſtige Hertzen der Glaubigen faͤllet/ daran viel tauſend Heilige Gottes/ als zarte Bienen/ geſogen/ ſich daran ergetzet/ auch in ihren Hertzen durch die Krafft deß Heil. Geiſtes dergeſtalt verdauet/ gekocht und außgewuͤrcket/ daß ſie auch (*) erfahren/ daß man da durch nicht zu Frieden kommen/ darumb iſts noth geweſen/ dieſe Lehre vom Glauben an Chriſtum zu predigen und fleiſſig zu treiben/ daß man wiſſe/ daß man durch den Glauben allein ohne Verdienſt/ Gottes Gnad ergreiffet. O o o o o o 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 1027. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1051>, abgerufen am 22.11.2024.