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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die ein und viertzigste
das Blut Christi/ und thue kein Werck darumb/ allein die
Seele nimmt an die Gabe/ nemlich den Leib und das Blut/
das heist nicht ein Werck gethan/ sondern empfangen und
genommen wird. Darnach wann der Glaube da ist/ so thut
er gute Werck/ wann du lebendig worden bist durch das Le-
ben/ so ists Zeit/ daß du deinen Nächsten auch liebest/ und in
Gottes Gebotten dich übest/ aber nicht der Meynung/ daß du
das ewige Leben dadurch erlangest/ du hast zuvor Vergebung
der Sünden. Oder daß du dem Teuffel woltest entlauffen/
Sünde ablegen/ dann Sünde und Teuffel muß vor hinweg/
und du von ihnen loß seyn. Darumb sagt ein Christ: Jch
weiß keine Werck/ dadurch ich gerechtfertiget werde/ sondern
mein Leben und Gerechtigkeit stehet in dem einigen Stück/
daß Christus Fleisch und Blut hat/ welches meiner Seelen
Speise und Leben sey.

Meynest du nun O Christen-Mensch/ daß wann Christus kommen
wird zum Gericht/ daß er einen solchen selig- und lebendigmachenden
Glauben werde finden und antreffen? Jch besorg/ so rahr und seltzam/ als
er gewest bey der ersten Zukunfft/ da sich Christus verwundert über den
Hauptmann zu Capernaum/ und gesagt: Solchen Glauben hab
ich in Jsrael nicht funden/
Matth. 8/10. Also ist auch in dieser letz-
ten Zeit zwar an Fressen und Sauffen/ Schlemmen und Demmen/ son-
derlich bey wolfeyler Zeit kein Abgang/ man wil mit Gewalt er füllen Chri-
Luc. 17.sti Weissagung: Wie es war zur Zeit Noä/ wirds auch gesche-
hen in den Tagen deß Menschen Sohns. Sie assen/ sie
truncken/ sie freyeten und liessen sich freyen/ biß auff den
Tag/ da Noah in die Arch gieng/ und brachte sie alle umb.

Aber wo die heilige Begierd nach dem Himmel-Brod/ das rechte seligma-
chende Essen? Es ist rahr/ unbekannt/ Ignoti nulla cu pido. Wo keine Be-
gierd/ da ist viel weniger die praxis und Ubung. Wie achtet man doch die-
ser Speise so gar nicht? Frembde Götter/ was frembd ist/ was köstlich ist/
das kaufft man/ das erwirbt man. Aber hie nicht. Für Bauren gehöret
Haber-Stroh. Es ist der Glaub rahr/ weil wenig seynd/ die verstehen/ was
der Glaub sey/ was das Geheimnüß deß Glaubens/ das einige Mittel die
Seligkeit zu erlangen/ davon man heur und fern prediget/ aber mit Blut zu
beweinen/ daß mans nicht gründlich verstehet. Die meisten halten da für/
das sey der Glaub/ wann man sich zum Lutherischen Glauben bekennet/ den
Decalogum oben hin nach dem Wortlaut/ die Symbola ohn innern spe-

cial-

Die ein und viertzigſte
das Blut Chriſti/ und thue kein Werck darumb/ allein die
Seele nimmt an die Gabe/ nemlich den Leib und das Blut/
das heiſt nicht ein Werck gethan/ ſondern empfangen und
genommen wird. Darnach wann der Glaube da iſt/ ſo thut
er gute Werck/ wann du lebendig worden biſt durch das Le-
ben/ ſo iſts Zeit/ daß du deinen Naͤchſten auch liebeſt/ und in
Gottes Gebotten dich uͤbeſt/ aber nicht der Meynung/ daß du
das ewige Leben dadurch erlangeſt/ du haſt zuvor Vergebung
der Suͤnden. Oder daß du dem Teuffel wolteſt entlauffen/
Suͤnde ablegen/ dann Suͤnde und Teuffel muß vor hinweg/
und du von ihnen loß ſeyn. Darumb ſagt ein Chriſt: Jch
weiß keine Werck/ dadurch ich gerechtfertiget werde/ ſondern
mein Leben und Gerechtigkeit ſtehet in dem einigen Stuͤck/
daß Chriſtus Fleiſch und Blut hat/ welches meiner Seelen
Speiſe und Leben ſey.

Meyneſt du nun O Chriſten-Menſch/ daß wann Chriſtus kommen
wird zum Gericht/ daß er einen ſolchen ſelig- und lebendigmachenden
Glauben werde finden und antreffen? Jch beſorg/ ſo rahr und ſeltzam/ als
er geweſt bey der erſten Zukunfft/ da ſich Chriſtus verwundert uͤber den
Hauptmann zu Capernaum/ und geſagt: Solchen Glauben hab
ich in Jſrael nicht funden/
Matth. 8/10. Alſo iſt auch in dieſer letz-
ten Zeit zwar an Freſſen und Sauffen/ Schlemmen und Demmen/ ſon-
derlich bey wolfeyler Zeit kein Abgang/ man wil mit Gewalt er fuͤllen Chri-
Luc. 17.ſti Weiſſagung: Wie es war zur Zeit Noaͤ/ wirds auch geſche-
hen in den Tagen deß Menſchen Sohns. Sie aſſen/ ſie
truncken/ ſie freyeten und lieſſen ſich freyen/ biß auff den
Tag/ da Noah in die Arch gieng/ und brachte ſie alle umb.

Aber wo die heilige Begierd nach dem Himmel-Brod/ das rechte ſeligma-
chende Eſſen? Es iſt rahr/ unbekañt/ Ignoti nulla cu pido. Wo keine Be-
gierd/ da iſt viel weniger die praxis und Ubung. Wie achtet man doch die-
ſer Speiſe ſo gar nicht? Frembde Goͤtter/ was frembd iſt/ was koͤſtlich iſt/
das kaufft man/ das erwirbt man. Aber hie nicht. Fuͤr Bauren gehoͤret
Haber-Stroh. Es iſt der Glaub rahr/ weil wenig ſeynd/ die verſtehen/ was
der Glaub ſey/ was das Geheimnuͤß deß Glaubens/ das einige Mittel die
Seligkeit zu erlangen/ davon man heur und fern prediget/ aber mit Blut zu
beweinen/ daß mans nicht gruͤndlich verſtehet. Die meiſten halten da fuͤr/
das ſey der Glaub/ wann man ſich zum Lutheriſchen Glauben bekennet/ den
Decalogum oben hin nach dem Wortlaut/ die Symbola ohn innern ſpe-

cial-
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[1066/1090] Die ein und viertzigſte das Blut Chriſti/ und thue kein Werck darumb/ allein die Seele nimmt an die Gabe/ nemlich den Leib und das Blut/ das heiſt nicht ein Werck gethan/ ſondern empfangen und genommen wird. Darnach wann der Glaube da iſt/ ſo thut er gute Werck/ wann du lebendig worden biſt durch das Le- ben/ ſo iſts Zeit/ daß du deinen Naͤchſten auch liebeſt/ und in Gottes Gebotten dich uͤbeſt/ aber nicht der Meynung/ daß du das ewige Leben dadurch erlangeſt/ du haſt zuvor Vergebung der Suͤnden. Oder daß du dem Teuffel wolteſt entlauffen/ Suͤnde ablegen/ dann Suͤnde und Teuffel muß vor hinweg/ und du von ihnen loß ſeyn. Darumb ſagt ein Chriſt: Jch weiß keine Werck/ dadurch ich gerechtfertiget werde/ ſondern mein Leben und Gerechtigkeit ſtehet in dem einigen Stuͤck/ daß Chriſtus Fleiſch und Blut hat/ welches meiner Seelen Speiſe und Leben ſey. Meyneſt du nun O Chriſten-Menſch/ daß wann Chriſtus kommen wird zum Gericht/ daß er einen ſolchen ſelig- und lebendigmachenden Glauben werde finden und antreffen? Jch beſorg/ ſo rahr und ſeltzam/ als er geweſt bey der erſten Zukunfft/ da ſich Chriſtus verwundert uͤber den Hauptmann zu Capernaum/ und geſagt: Solchen Glauben hab ich in Jſrael nicht funden/ Matth. 8/10. Alſo iſt auch in dieſer letz- ten Zeit zwar an Freſſen und Sauffen/ Schlemmen und Demmen/ ſon- derlich bey wolfeyler Zeit kein Abgang/ man wil mit Gewalt er fuͤllen Chri- ſti Weiſſagung: Wie es war zur Zeit Noaͤ/ wirds auch geſche- hen in den Tagen deß Menſchen Sohns. Sie aſſen/ ſie truncken/ ſie freyeten und lieſſen ſich freyen/ biß auff den Tag/ da Noah in die Arch gieng/ und brachte ſie alle umb. Aber wo die heilige Begierd nach dem Himmel-Brod/ das rechte ſeligma- chende Eſſen? Es iſt rahr/ unbekañt/ Ignoti nulla cu pido. Wo keine Be- gierd/ da iſt viel weniger die praxis und Ubung. Wie achtet man doch die- ſer Speiſe ſo gar nicht? Frembde Goͤtter/ was frembd iſt/ was koͤſtlich iſt/ das kaufft man/ das erwirbt man. Aber hie nicht. Fuͤr Bauren gehoͤret Haber-Stroh. Es iſt der Glaub rahr/ weil wenig ſeynd/ die verſtehen/ was der Glaub ſey/ was das Geheimnuͤß deß Glaubens/ das einige Mittel die Seligkeit zu erlangen/ davon man heur und fern prediget/ aber mit Blut zu beweinen/ daß mans nicht gruͤndlich verſtehet. Die meiſten halten da fuͤr/ das ſey der Glaub/ wann man ſich zum Lutheriſchen Glauben bekennet/ den Decalogum oben hin nach dem Wortlaut/ die Symbola ohn innern ſpe- cial- Luc. 17.

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 1066. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/1090>, abgerufen am 22.11.2024.