Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. Ring seyn sol/ annimt/ so ist es eine Ehe/ ob schon die Jungfrau kein rich-tiges Hertz zu der Manns-Person hätte/ sondern Untreu gegen ihm zu verüben gedächte. Also wann ein heimlicher Heuchler getaufft wird/ so überkompt er die wahre Göttliche Tauffe/ dadurch GOtt ihm seine Gnade offeriret; weil er aber kein richtiges Hertz hat/ so sündiget er wider GOtt/ gleich wie die Jungfrau wider ihren Bräutigam mit ihrem unrichtigen Hertzen sündiget. Derowegen O Mensch/ bring hieher den Mund deß Glaubens/
Sondern wie es im Wort klar geoffenbahret zu finden. Der natürliche thun/ Achter Theil. T
Predigt. Ring ſeyn ſol/ annimt/ ſo iſt es eine Ehe/ ob ſchon die Jungfrau kein rich-tiges Hertz zu der Manns-Perſon haͤtte/ ſondern Untreu gegen ihm zu veruͤben gedaͤchte. Alſo wann ein heimlicher Heuchler getaufft wird/ ſo uͤberkompt er die wahre Goͤttliche Tauffe/ dadurch GOtt ihm ſeine Gnade offeriret; weil er aber kein richtiges Hertz hat/ ſo ſuͤndiget er wider GOtt/ gleich wie die Jungfrau wider ihren Braͤutigam mit ihrem unrichtigen Hertzen ſuͤndiget. Derowegen O Menſch/ bring hieher den Mund deß Glaubens/
Sondern wie es im Wort klar geoffenbahret zu finden. Der natuͤrliche thun/ Achter Theil. T
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Predigt.
Ring ſeyn ſol/ annimt/ ſo iſt es eine Ehe/ ob ſchon die Jungfrau kein rich-
tiges Hertz zu der Manns-Perſon haͤtte/ ſondern Untreu gegen ihm zu
veruͤben gedaͤchte. Alſo wann ein heimlicher Heuchler getaufft wird/ ſo
uͤberkompt er die wahre Goͤttliche Tauffe/ dadurch GOtt ihm ſeine Gnade
offeriret; weil er aber kein richtiges Hertz hat/ ſo ſuͤndiget er wider GOtt/
gleich wie die Jungfrau wider ihren Braͤutigam mit ihrem unrichtigen
Hertzen ſuͤndiget.
Derowegen O Menſch/ bring hieher den Mund deß Glaubens/
wiltu deß Glaubens Fruͤchte genieſſen? Allen die es glauben/ ſteht in
unſerm Catechiſmo/ und wiederum/ das Wort fuͤr euch fordert
eitel glaubige Hertzen. Wird alſo erfordert (1.) verus ſenſus &
conceptus, der rechte erleuchtete Sinn und Verſtand deß Sa-
craments/ auff daß wir recht davon dencken/ ſinnen/ reden/ æſtimiren
und halten/ wie wir die Sacramenta anſehen ſollen/ nicht wie ὄνοι μυςήρι-
ον, wie der Eſel der das Heiligthum traͤgt/ oder wol gar Meß macht oh-
ne Verſtand/
vid. Luth.
Tom. 3.
Witteb.
p. 38.
Oſeas Schadæus in der Beſchreibung deß Muͤnſters allhier pag. 57.
berichtet hievon alſo: Gegen der Cantzel uͤber in der Hoͤhe/ da die Adelichen
Schild hangen/ am Vmgang bey den Fenſteren findet man im Capital einer
Seulen in Stein gehauen ein Eſel/ ſo Meß machet/ dem andere wilde Thier zu
Altar dienen/ deßgleichen tragen die Baͤren und Saͤu ein Heiligthum/ darauff
ein Fuchs ligt/ dieſelben tragen auch Kertzen und Weyhkeſſel; die Außlegung iſt
Reimens Weiſe/ durch D. Johann Fiſchart genant Mentzer/ in Truck gegeben
worden/ darinn unter andern ſteht:
Man traͤgt allhie fuͤr Heiligthum/
Ein ſchlaffend Fuchs deut Heuchelthum:
Die Heuchler ſtellen ſich wie Schaff/
Vnd lauren wie ein Fuchs im Schlaff/ ꝛc.
Et mox:
Nun diß Roͤmiſch Fuchs Heuchelthum
Tragen zween ſauber Eſellen um/
Ein wuͤſt Sau und ein ſtinckend Bock/
Jſt immer Schad um den Chor-Rock/ ꝛc.
Sondern wie es im Wort klar geoffenbahret zu finden. Der natuͤrliche
Menſch ihm ſelbſt gelaſſen/ verſtehet auch hie nicht was deß Geiſtes Got-
tes iſt/ er kan ſich darein nicht finden/ daß ein armer Pfarꝛherꝛ und Pre-
diger/ nicht von hohem Adelichem oder Fuͤrſtlichem Geſchlecht/ etwan ein
Schumachers/ Schneiders oder Schmidts Sohn/ ſol ſolche groſſe Ding
thun/
Achter Theil. T
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