Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
unsers Heylands Willen/ der uns zuvor so hoch geliebet hat/
alle ein Leib/ Tranck/ Kuchen und Brod werden/ und sol-
ches nicht allein mit lären Worten/ sondern mit der That
und Warheit.
Daher die lieben Alten diß Sacrament ein Sacrifi-
cium
genennet/ das ist/ ein Opffer/ und solches metonymice in figür-
lichem Verstand/ dieweil es uns erinnert deß einigen wahren Opffers un-
sers werthesten Heylands JEsu Christi für uns: Wie wir gleicher mas-
sen auff den H. Ostertag sagen können/ Heut diesen Tag ist Christus von
den Todten aufferstanden/ verstehen aber damit so viel/ daß wir uns Heut
erinnern der vor diesem geschehenen siegreichen Aufferstehung Christi.
Saepe ita loquimur, schreibt Augustinus (*), ut Pascha propinquan-(*) Epist.
23. ad Bo-
nifac.

te dicamus, crastinam vel perendinam esse Domini passionem, cum
ille ante tam multos annos passus sit, nec omnino nisi semel passio il-
la facta est. Nempe, ipso die Dominico dicimus, hodie Dominus
resurrexit, cum ex quo resurrexit, tot anni transierunt. Sic nonne
semel immolatus est Christus in seipso, & tamen in Sacramento non
solum per omnes paschae solennitates, sed omni die populis immo-
latur.
Das ist/ Es ist Christus nur einmal (nemlich in seiner Passion)
geopffert worden/ und doch werde Er in dem H. Sacrament/ für dem
Volck noch Täglich auffgeopffert; Nemlich in memoria nostra, wie be-
sagter Augustinus (*) sich ferner erklärt/ in memoria nostra sit omni(*) in Psal.
20.

anno, quoties pascha celebratur, nunquid toties Christus occiditur?
Non, sed anniversaria recordatio repraesentat, quod olim factum
est, & sic nos facit moneri tanquam videamus.
Worauß hernach die
groben ungeschickten München im Pabstum ein unblutiges Meß-Opffer
gedichtet und gesponnen. Unsere Apostatae, wann sie über Tertullia-
num, Cyprianum
und andere Alte Lehrer kommen/ und lesen da das
Wort Sacrificium, ein Opffer/ so meynen sie wunder was sie gefunden/
und wie die Päbstische Religion in Patribus fundirt seye: Dencken
nicht was grosse Esel die alten Schul-Lehrer gewesen/ welche diese Rheto-
ricam
nicht recht verstanden.

(2.) Signa Prognostica, Hoffnungs-Zeichen/ ad spem fu-
turorum bonorum
(*), dabey man sich zuerinnern und Hoffnung zu(*) August.
in Enchi-
rid. c.
66.

machen auff die zukünfftigen Güter. Die Beschneidung solte Hoffnung
erwecken der gäntzlichen Außtilgung der Sünden. Also ist auch die
Tauffe dazu geordnet/ zur vollkommenen Widergeburt und Hervorbrin-
gung eines gantz neuen Menschen/ der in Gerechtigkeit und Reinigkeit für
GOtt ewiglich lebe/ Matt. 19, 28. Das Osterlamb/ und das H. Abend-

mal/
Z 2

Predigt.
unſers Heylands Willen/ der uns zuvor ſo hoch geliebet hat/
alle ein Leib/ Tranck/ Kuchen und Brod werden/ und ſol-
ches nicht allein mit laͤren Worten/ ſondern mit der That
und Warheit.
Daher die lieben Alten diß Sacrament ein Sacrifi-
cium
genennet/ das iſt/ ein Opffer/ und ſolches metonymicè in figuͤr-
lichem Verſtand/ dieweil es uns erinnert deß einigen wahren Opffers un-
ſers wertheſten Heylands JEſu Chriſti fuͤr uns: Wie wir gleicher maſ-
ſen auff den H. Oſtertag ſagen koͤnnen/ Heut dieſen Tag iſt Chriſtus von
den Todten aufferſtanden/ verſtehen aber damit ſo viel/ daß wir uns Heut
erinnern der vor dieſem geſchehenen ſiegreichen Aufferſtehung Chriſti.
Sæpè ita loquimur, ſchreibt Auguſtinus (*), ut Paſchâ propinquan-(*) Epiſt.
23. ad Bo-
nifac.

te dicamus, craſtinam vel perendinam eſſe Domini paſſionem, cum
ille ante tàm multos annos paſſus ſit, nec omninò niſi ſemel paſſio il-
la facta eſt. Nempe, ipſo die Dominico dicimus, hodie Dominus
reſurrexit, cum ex quo reſurrexit, tot anni tranſierunt. Sic nonne
ſemel immolatus eſt Chriſtus in ſeipſo, & tamen in Sacramento non
ſolum per omnes paſchæ ſolennitates, ſed omni die populis immo-
latur.
Das iſt/ Es iſt Chriſtus nur einmal (nemlich in ſeiner Paſſion)
geopffert worden/ und doch werde Er in dem H. Sacrament/ fuͤr dem
Volck noch Taͤglich auffgeopffert; Nemlich in memoriâ noſtrâ, wie be-
ſagter Auguſtinus (*) ſich ferner erklaͤrt/ in memoria noſtra ſit omni(*) in Pſal.
20.

anno, quoties paſcha celebratur, nunquid toties Chriſtus occiditur?
Non, ſed anniverſaria recordatio repræſentat, quod olim factum
eſt, & ſic nos facit moneri tanquam videamus.
Worauß hernach die
groben ungeſchickten Muͤnchen im Pabſtum ein unblutiges Meß-Opffer
gedichtet und geſponnen. Unſere Apoſtatæ, wann ſie uͤber Tertullia-
num, Cyprianum
und andere Alte Lehrer kommen/ und leſen da das
Wort Sacrificium, ein Opffer/ ſo meynen ſie wunder was ſie gefunden/
und wie die Paͤbſtiſche Religion in Patribus fundirt ſeye: Dencken
nicht was groſſe Eſel die alten Schul-Lehrer geweſen/ welche dieſe Rheto-
ricam
nicht recht verſtanden.

(2.) Signa Prognoſtica, Hoffnungs-Zeichen/ ad ſpem fu-
turorum bonorum
(*), dabey man ſich zuerinnern und Hoffnung zu(*) Auguſt.
in Enchi-
rid. c.
66.

machen auff die zukuͤnfftigen Guͤter. Die Beſchneidung ſolte Hoffnung
erwecken der gaͤntzlichen Außtilgung der Suͤnden. Alſo iſt auch die
Tauffe dazu geordnet/ zur vollkommenen Widergeburt und Hervorbrin-
gung eines gantz neuen Menſchen/ der in Gerechtigkeit und Reinigkeit fuͤr
GOtt ewiglich lebe/ Matt. 19, 28. Das Oſterlamb/ und das H. Abend-

mal/
Z 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0201" n="179"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">un&#x017F;ers Heylands Willen/ der uns zuvor &#x017F;o hoch geliebet hat/<lb/>
alle ein Leib/ Tranck/ Kuchen und Brod werden/ und &#x017F;ol-<lb/>
ches nicht allein mit la&#x0364;ren Worten/ &#x017F;ondern mit der That<lb/>
und Warheit.</hi> Daher die lieben Alten diß Sacrament ein <hi rendition="#aq">Sacrifi-<lb/>
cium</hi> genennet/ das i&#x017F;t/ ein <hi rendition="#fr">Opffer/</hi> und &#x017F;olches <hi rendition="#aq">metonymicè</hi> in figu&#x0364;r-<lb/>
lichem Ver&#x017F;tand/ dieweil es uns erinnert deß einigen wahren Opffers un-<lb/>
&#x017F;ers werthe&#x017F;ten Heylands JE&#x017F;u Chri&#x017F;ti fu&#x0364;r uns: Wie wir gleicher ma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en auff den H. O&#x017F;tertag &#x017F;agen ko&#x0364;nnen/ Heut die&#x017F;en Tag i&#x017F;t Chri&#x017F;tus von<lb/>
den Todten auffer&#x017F;tanden/ ver&#x017F;tehen aber damit &#x017F;o viel/ daß wir uns Heut<lb/>
erinnern der vor die&#x017F;em ge&#x017F;chehenen &#x017F;iegreichen Auffer&#x017F;tehung Chri&#x017F;ti.<lb/><hi rendition="#aq">Sæpè ita loquimur,</hi> &#x017F;chreibt <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus (*), ut Pa&#x017F;châ propinquan-</hi><note place="right">(*) <hi rendition="#aq">Epi&#x017F;t.<lb/>
23. ad Bo-<lb/>
nifac.</hi></note><lb/><hi rendition="#aq">te dicamus, cra&#x017F;tinam vel perendinam e&#x017F;&#x017F;e Domini pa&#x017F;&#x017F;ionem, cum<lb/>
ille ante tàm multos annos pa&#x017F;&#x017F;us &#x017F;it, nec omninò ni&#x017F;i &#x017F;emel pa&#x017F;&#x017F;io il-<lb/>
la facta e&#x017F;t. Nempe, ip&#x017F;o die Dominico dicimus, hodie Dominus<lb/>
re&#x017F;urrexit, cum ex quo re&#x017F;urrexit, tot anni tran&#x017F;ierunt. Sic nonne<lb/>
&#x017F;emel immolatus e&#x017F;t Chri&#x017F;tus in &#x017F;eip&#x017F;o, &amp; tamen in Sacramento non<lb/>
&#x017F;olum per omnes pa&#x017F;chæ &#x017F;olennitates, &#x017F;ed omni die populis immo-<lb/>
latur.</hi> Das i&#x017F;t/ Es i&#x017F;t Chri&#x017F;tus nur einmal (nemlich in &#x017F;einer <hi rendition="#aq">Pa&#x017F;&#x017F;ion</hi>)<lb/>
geopffert worden/ und doch werde Er in dem H. Sacrament/ fu&#x0364;r dem<lb/>
Volck noch Ta&#x0364;glich auffgeopffert; Nemlich in <hi rendition="#aq">memoriâ no&#x017F;trâ,</hi> wie be-<lb/>
&#x017F;agter <hi rendition="#aq">Augu&#x017F;tinus</hi> (*) &#x017F;ich ferner erkla&#x0364;rt/ <hi rendition="#aq">in memoria no&#x017F;tra &#x017F;it omni</hi><note place="right">(*) <hi rendition="#aq">in P&#x017F;al.</hi><lb/>
20.</note><lb/><hi rendition="#aq">anno, quoties pa&#x017F;cha celebratur, nunquid toties Chri&#x017F;tus occiditur?<lb/>
Non, &#x017F;ed anniver&#x017F;aria recordatio repræ&#x017F;entat, quod olim factum<lb/>
e&#x017F;t, &amp; &#x017F;ic nos facit moneri tanquam videamus.</hi> Worauß hernach die<lb/>
groben unge&#x017F;chickten Mu&#x0364;nchen im Pab&#x017F;tum ein unblutiges Meß-Opffer<lb/>
gedichtet und ge&#x017F;ponnen. Un&#x017F;ere <hi rendition="#aq">Apo&#x017F;tatæ,</hi> wann &#x017F;ie u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Tertullia-<lb/>
num, Cyprianum</hi> und andere Alte Lehrer kommen/ und le&#x017F;en da das<lb/>
Wort <hi rendition="#aq">Sacrificium,</hi> ein Opffer/ &#x017F;o meynen &#x017F;ie wunder was &#x017F;ie gefunden/<lb/>
und wie die Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;che <hi rendition="#aq">Religion in Patribus fundirt</hi> &#x017F;eye: Dencken<lb/>
nicht was gro&#x017F;&#x017F;e E&#x017F;el die alten Schul-Lehrer gewe&#x017F;en/ welche die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Rheto-<lb/>
ricam</hi> nicht recht ver&#x017F;tanden.</p><lb/>
        <p>(2.) <hi rendition="#aq">Signa Progno&#x017F;tica,</hi> <hi rendition="#fr">Hoffnungs-Zeichen/</hi> <hi rendition="#aq">ad &#x017F;pem fu-<lb/>
turorum bonorum</hi> (*), dabey man &#x017F;ich zuerinnern und Hoffnung zu<note place="right"><hi rendition="#i">(*)</hi><hi rendition="#aq">Augu&#x017F;t.<lb/>
in Enchi-<lb/>
rid. c.</hi> 66.</note><lb/>
machen auff die zuku&#x0364;nfftigen Gu&#x0364;ter. Die Be&#x017F;chneidung &#x017F;olte Hoffnung<lb/>
erwecken der ga&#x0364;ntzlichen Außtilgung der Su&#x0364;nden. Al&#x017F;o i&#x017F;t auch die<lb/>
Tauffe dazu geordnet/ zur vollkommenen Widergeburt und Hervorbrin-<lb/>
gung eines gantz neuen Men&#x017F;chen/ der in Gerechtigkeit und Reinigkeit fu&#x0364;r<lb/>
GOtt ewiglich lebe/ <hi rendition="#aq">Matt.</hi> 19, 28. Das O&#x017F;terlamb/ und das H. Abend-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Z 2</fw><fw place="bottom" type="catch">mal/</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[179/0201] Predigt. unſers Heylands Willen/ der uns zuvor ſo hoch geliebet hat/ alle ein Leib/ Tranck/ Kuchen und Brod werden/ und ſol- ches nicht allein mit laͤren Worten/ ſondern mit der That und Warheit. Daher die lieben Alten diß Sacrament ein Sacrifi- cium genennet/ das iſt/ ein Opffer/ und ſolches metonymicè in figuͤr- lichem Verſtand/ dieweil es uns erinnert deß einigen wahren Opffers un- ſers wertheſten Heylands JEſu Chriſti fuͤr uns: Wie wir gleicher maſ- ſen auff den H. Oſtertag ſagen koͤnnen/ Heut dieſen Tag iſt Chriſtus von den Todten aufferſtanden/ verſtehen aber damit ſo viel/ daß wir uns Heut erinnern der vor dieſem geſchehenen ſiegreichen Aufferſtehung Chriſti. Sæpè ita loquimur, ſchreibt Auguſtinus (*), ut Paſchâ propinquan- te dicamus, craſtinam vel perendinam eſſe Domini paſſionem, cum ille ante tàm multos annos paſſus ſit, nec omninò niſi ſemel paſſio il- la facta eſt. Nempe, ipſo die Dominico dicimus, hodie Dominus reſurrexit, cum ex quo reſurrexit, tot anni tranſierunt. Sic nonne ſemel immolatus eſt Chriſtus in ſeipſo, & tamen in Sacramento non ſolum per omnes paſchæ ſolennitates, ſed omni die populis immo- latur. Das iſt/ Es iſt Chriſtus nur einmal (nemlich in ſeiner Paſſion) geopffert worden/ und doch werde Er in dem H. Sacrament/ fuͤr dem Volck noch Taͤglich auffgeopffert; Nemlich in memoriâ noſtrâ, wie be- ſagter Auguſtinus (*) ſich ferner erklaͤrt/ in memoria noſtra ſit omni anno, quoties paſcha celebratur, nunquid toties Chriſtus occiditur? Non, ſed anniverſaria recordatio repræſentat, quod olim factum eſt, & ſic nos facit moneri tanquam videamus. Worauß hernach die groben ungeſchickten Muͤnchen im Pabſtum ein unblutiges Meß-Opffer gedichtet und geſponnen. Unſere Apoſtatæ, wann ſie uͤber Tertullia- num, Cyprianum und andere Alte Lehrer kommen/ und leſen da das Wort Sacrificium, ein Opffer/ ſo meynen ſie wunder was ſie gefunden/ und wie die Paͤbſtiſche Religion in Patribus fundirt ſeye: Dencken nicht was groſſe Eſel die alten Schul-Lehrer geweſen/ welche dieſe Rheto- ricam nicht recht verſtanden. (*) Epiſt. 23. ad Bo- nifac. (*) in Pſal. 20. (2.) Signa Prognoſtica, Hoffnungs-Zeichen/ ad ſpem fu- turorum bonorum (*), dabey man ſich zuerinnern und Hoffnung zu machen auff die zukuͤnfftigen Guͤter. Die Beſchneidung ſolte Hoffnung erwecken der gaͤntzlichen Außtilgung der Suͤnden. Alſo iſt auch die Tauffe dazu geordnet/ zur vollkommenen Widergeburt und Hervorbrin- gung eines gantz neuen Menſchen/ der in Gerechtigkeit und Reinigkeit fuͤr GOtt ewiglich lebe/ Matt. 19, 28. Das Oſterlamb/ und das H. Abend- mal/ (*) Auguſt. in Enchi- rid. c. 66. Z 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/201
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/201>, abgerufen am 22.11.2024.