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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
Gottes Wort regulirten Conciliis, dem Jammer zeitlich abgeholffen/Mortua est
bestia, &
tranquilli-
tas rediit.
Hieron. in
Dial. orth.
& Lucif.
c. 7.
(*) Tom. 7.
Witteb.
pag. 488.
f.
2.

und den Jrrsal entdecket und zurück getrieben/ daß er sich durch seine so
blutige/ so unblutige Zeugen der Warheit niemahl unbezeuget gelassen.

Summa es sey so widrig und übel in der Kirchen hergangen als es
wolle/ so hat doch Christus unter der sichtbaren falschen Kirchen/ eine ver-
borgene unsichtbare Kirch erhalten/ die man geglaubt/ und nicht allzeit
sehen können. Wovon Lutherus (*) also schreibet: Dieselbige hei-
lige Kirche ist nu die heilige Stätte deß Greuels/ denn da hat
GOTT mit Macht und Wunder erhalten/ daß dennoch un-
ter dem Papst blieben ist:
Erstlich die heilige Tauffe; dar-
nach auff der Cantzel der Text deß H. Evangelii in eines
jeglichen Landes Sprache;
Zum dritten die heilige Verge-
bung der Sünden/ und
Absolution, beyde in der Beicht und
öffentlich;
Zum vierdten das heilige Sacrament deß Altars/
das man zu Ostern und sonst im Jahr den Christen gereicht
hat/ wiewol sie geraubt haben die eine Gestalt;
Zum fünfften
das Beruffen oder ordiniren zum Pfarr-Ampt/ Predig-
Ampt/ oder Seel-Sorge/ die Sünden zu binden und lö-
sen/ und in sterben und auch sonst zu trösten/ denn bey vielen
der Brauch ist blieben/ daß man den sterbenden das Crucifix
fürgehalten/ und sie erinnert deß Leidens Christi/ darauff
sie sich lassen solten.
Zu letst auch das Gebet/ als Psalter/
Vater unser/ der Glaub und Zehen Gebot:
Item viel gu-
ter Lieder und Gesäng/ beyde Lateinisch und Teutsch. Wo
nu solche Stücke noch blieben sind/ da ist gewißlich die Kir-
che und etliche Heiligen blieben/ denn es sind alles die Ord-
nung und Früchte Christi/ außgenommen den Raub der ei-
nigen Gestalt/ darum ist hie gewißlich Christus bey den sei-
nen geweßt/ mit seinem heiligen Geist und in ihnen den
Christlichen Glauben erhalten. Wiewol es alles ist schwäch-
lich zugangen/ gleich wie zur Zeit Elias/ da sieben tausend
so schwächlich erhalten worden/ daß Elias selbst meinet/ er
wäre allein ein Christ. Denn so gewaltig als Christus hat
müssen erhalten die Tauffe/ wider so viel Exempel der Werck
und Secten/ und den Text deß Evangelii/ und die andern
obgenanten Stücke/ wider so mancherley Neben-Lehre/ von
Heiligen/ von Ablaß/ etc. Also gewaltig hat er müssen erhalten
die Hertzen/ daß sie ihre Tauffe/ Evangelium etc. nicht ver-

lohren
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Predigt.
Gottes Wort regulirten Conciliis, dem Jammer zeitlich abgeholffen/Mortua eſt
beſtia, &
tranquilli-
tas rediit.
Hieron. in
Dial. orth.
& Lucif.
c. 7.
(*) Tom. 7.
Witteb.
pag. 488.
f.
2.

und den Jrꝛſal entdecket und zuruͤck getrieben/ daß er ſich durch ſeine ſo
blutige/ ſo unblutige Zeugen der Warheit niemahl unbezeuget gelaſſen.

Summa es ſey ſo widrig und uͤbel in der Kirchen hergangen als es
wolle/ ſo hat doch Chriſtus unter der ſichtbaren falſchen Kirchen/ eine ver-
borgene unſichtbare Kirch erhalten/ die man geglaubt/ und nicht allzeit
ſehen koͤnnen. Wovon Lutherus (*) alſo ſchreibet: Dieſelbige hei-
lige Kirche iſt nu die heilige Staͤtte deß Greuels/ denn da hat
GOTT mit Macht und Wunder erhalten/ daß dennoch un-
ter dem Papſt blieben iſt:
Erſtlich die heilige Tauffe; dar-
nach auff der Cantzel der Text deß H. Evangelii in eines
jeglichen Landes Sprache;
Zum dritten die heilige Verge-
bung der Suͤnden/ und
Abſolution, beyde in der Beicht und
oͤffentlich;
Zum vierdten das heilige Sacrament deß Altars/
das man zu Oſtern und ſonſt im Jahr den Chriſten gereicht
hat/ wiewol ſie geraubt haben die eine Geſtalt;
Zum fuͤnfften
das Beruffen oder ordiniren zum Pfarꝛ-Ampt/ Predig-
Ampt/ oder Seel-Sorge/ die Suͤnden zu binden und loͤ-
ſen/ und in ſterben und auch ſonſt zu troͤſten/ denn bey vielen
der Brauch iſt blieben/ daß man den ſterbenden das Crucifix
fuͤrgehalten/ und ſie erinnert deß Leidens Chriſti/ darauff
ſie ſich laſſen ſolten.
Zu letſt auch das Gebet/ als Pſalter/
Vater unſer/ der Glaub und Zehen Gebot:
Item viel gu-
ter Lieder und Geſaͤng/ beyde Lateiniſch und Teutſch. Wo
nu ſolche Stuͤcke noch blieben ſind/ da iſt gewißlich die Kir-
che und etliche Heiligen blieben/ denn es ſind alles die Ord-
nung und Fruͤchte Chriſti/ außgenommen den Raub der ei-
nigen Geſtalt/ darum iſt hie gewißlich Chriſtus bey den ſei-
nen geweßt/ mit ſeinem heiligen Geiſt und in ihnen den
Chriſtlichen Glauben erhalten. Wiewol es alles iſt ſchwaͤch-
lich zugangen/ gleich wie zur Zeit Elias/ da ſieben tauſend
ſo ſchwaͤchlich erhalten worden/ daß Elias ſelbſt meinet/ er
waͤre allein ein Chriſt. Denn ſo gewaltig als Chriſtus hat
muͤſſen erhalten die Tauffe/ wider ſo viel Exempel der Werck
und Secten/ und den Text deß Evangelii/ und die andern
obgenanten Stuͤcke/ wider ſo mancherley Neben-Lehre/ von
Heiligen/ von Ablaß/ ꝛc. Alſo gewaltig hat er muͤſſen erhaltẽ
die Hertzen/ daß ſie ihre Tauffe/ Evangelium ꝛc. nicht ver-

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[299/0323] Predigt. Gottes Wort regulirten Conciliis, dem Jammer zeitlich abgeholffen/ und den Jrꝛſal entdecket und zuruͤck getrieben/ daß er ſich durch ſeine ſo blutige/ ſo unblutige Zeugen der Warheit niemahl unbezeuget gelaſſen. Mortua eſt beſtia, & tranquilli- tas rediit. Hieron. in Dial. orth. & Lucif. c. 7. (*) Tom. 7. Witteb. pag. 488. f. 2. Summa es ſey ſo widrig und uͤbel in der Kirchen hergangen als es wolle/ ſo hat doch Chriſtus unter der ſichtbaren falſchen Kirchen/ eine ver- borgene unſichtbare Kirch erhalten/ die man geglaubt/ und nicht allzeit ſehen koͤnnen. Wovon Lutherus (*) alſo ſchreibet: Dieſelbige hei- lige Kirche iſt nu die heilige Staͤtte deß Greuels/ denn da hat GOTT mit Macht und Wunder erhalten/ daß dennoch un- ter dem Papſt blieben iſt: Erſtlich die heilige Tauffe; dar- nach auff der Cantzel der Text deß H. Evangelii in eines jeglichen Landes Sprache; Zum dritten die heilige Verge- bung der Suͤnden/ und Abſolution, beyde in der Beicht und oͤffentlich; Zum vierdten das heilige Sacrament deß Altars/ das man zu Oſtern und ſonſt im Jahr den Chriſten gereicht hat/ wiewol ſie geraubt haben die eine Geſtalt; Zum fuͤnfften das Beruffen oder ordiniren zum Pfarꝛ-Ampt/ Predig- Ampt/ oder Seel-Sorge/ die Suͤnden zu binden und loͤ- ſen/ und in ſterben und auch ſonſt zu troͤſten/ denn bey vielen der Brauch iſt blieben/ daß man den ſterbenden das Crucifix fuͤrgehalten/ und ſie erinnert deß Leidens Chriſti/ darauff ſie ſich laſſen ſolten. Zu letſt auch das Gebet/ als Pſalter/ Vater unſer/ der Glaub und Zehen Gebot: Item viel gu- ter Lieder und Geſaͤng/ beyde Lateiniſch und Teutſch. Wo nu ſolche Stuͤcke noch blieben ſind/ da iſt gewißlich die Kir- che und etliche Heiligen blieben/ denn es ſind alles die Ord- nung und Fruͤchte Chriſti/ außgenommen den Raub der ei- nigen Geſtalt/ darum iſt hie gewißlich Chriſtus bey den ſei- nen geweßt/ mit ſeinem heiligen Geiſt und in ihnen den Chriſtlichen Glauben erhalten. Wiewol es alles iſt ſchwaͤch- lich zugangen/ gleich wie zur Zeit Elias/ da ſieben tauſend ſo ſchwaͤchlich erhalten worden/ daß Elias ſelbſt meinet/ er waͤre allein ein Chriſt. Denn ſo gewaltig als Chriſtus hat muͤſſen erhalten die Tauffe/ wider ſo viel Exempel der Werck und Secten/ und den Text deß Evangelii/ und die andern obgenanten Stuͤcke/ wider ſo mancherley Neben-Lehre/ von Heiligen/ von Ablaß/ ꝛc. Alſo gewaltig hat er muͤſſen erhaltẽ die Hertzen/ daß ſie ihre Tauffe/ Evangelium ꝛc. nicht ver- lohren P p 2

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 299. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/323>, abgerufen am 22.11.2024.