Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.
Sonderlich ist ihnen die philoproteia, die schändliche Ehrsucht/ so hart an- Ob nun wol diese zwölff Männer grobe/ unartige und untaugliche ordinari
Sonderlich iſt ihnen die φιλοϖϱωτεία, die ſchaͤndliche Ehrſucht/ ſo hart an- Ob nun wol dieſe zwoͤlff Maͤnner grobe/ unartige und untaugliche ordinari
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Predigt.
nu dahin/ und haben niemand mehr/ der uns ſchuͤtzen oder beyſtehn koͤnte/ jetzt
ſind unſere Feinde ſtarck und maͤchtig/ wir aber ſchwach und verlaſſen von aller
Welt ꝛc.
Sonderlich iſt ihnen die φιλοϖϱωτεία, die ſchaͤndliche Ehrſucht/ ſo hart an-
gewachſen geweßt/ daß ſie ſchwerlich darvon abzutreiben. Weil ſie auß
grobem fleiſchlichen concept einen ſolchen Meiſter und Meſſiam ihnen
eingebildet/ der ein weltlich Reich erwecken/ und ſie zu groſſen Welt-Herren
und reichen Prælaten machen/ und nunmehr die Quæſtio an ſit? in ih-
ren Gemuͤthern außgemacht geweßt/ ſo fragen ſie von dem Vorzug/ wer
unter ihnen der Pabſt/ und alſo der groͤſte ſeyn wuͤrde/ und daſſelbe zur
hoͤchſten Unzeit/ da ihnen der Herr die Fuͤß gewaſchen/ und ein Bey-
ſpiel der Lieb fuͤrgemahlet/ das H. Abendmahl als ein Liebes-Pfand einge-
ſetzt/ da der HErꝛ Chriſtus mit Todes-Gedancken umgangen/ und mit
hoͤchſter Betruͤbnuͤß umfangen geweßt/ da machen ſie Jhm ein ſolchen
Unluſt und Hertzenleyd.
Ob nun wol dieſe zwoͤlff Maͤnner grobe/ unartige und untaugliche
ſubjecta von Natur/ ja nichts und nichtig geweſen/ ſo hat doch GOtt
der da ruffet dem das nicht iſt/ daß es ſey Rom. 4/17. Wunder an
ihnen gethan. GOtt der HErꝛ/ ſchreibt St. Paulus/ der da heißt
das Liecht auß der Finſternuͤß herfuͤr leuchten/ der hat einen
hellen Schein in unſere Hertzen gegeben/ daß durch uns ent-
ſtuͤnde die Erleuchtung von der Erkaͤntnuͤß der Klarheit
GOttes/ in dem Angeſicht JEſu Chriſti. Jn weltlichen pro-
motionibus heißt es/ Digniſſimus, der Wuͤrdigſte von qualitaͤten ſoll
vor andern in Churen und Ampts-Wahlen bedacht werden: Darum
auch Alexander M. als er kurtz vor ſeinem End gefragt wurde/ welchen
er zu ſeinem Succeſſoren und Nachfolger in der Koͤniglichen Regierung
deſigniren und ernennen wolle? geantwortet/ Digniſſimum den Wuͤr-
digſten. Jſt auch von dem ordinari Beruff im Predigampt zuverſte-
hen/ daß man in der Wahl den Wuͤrdigſten vorziehe/ der zum Zweck naͤ-
her zihlen und ſchieſſen kan/ als ein anderer/ und ja keinen Vogel ohne Fe-
dern auff die Cantzel fliegen laſſen/ auch die mores, Sitten und Lebens-
Lauff anſehe; Keinen tadelhafften und aͤrgerlichen Menſchen zum Fuͤr-
bild der Herd fuͤrſtelle/ die Haͤnde lege niemand bald auff/ ſagt
Paulus zu Timotheo 1. Tim. 5, 22. Was Chriſtus gethan an ſeinen
Juͤngern/ ſonderlich auch an Matthæo dem Zoͤllner und groſſen Suͤnder/
den er vocirt und beruffen/ an Petro/ den er nach ſeinem ſchweren Fall
revocirt, und wiederum ihm ſeine Schafe vertraut/ das iſt ein extra-
ordinari
2. Cor. 4, 6.
confer
Theolog.
Conſc.
pag. 725.
ſqq.
Juſtin.
L. 12.
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