Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.Predigt. und auch bey vernünfftigen Menschen nicht zu sagen noch zuleiden sind. Bißher D. Luth. Nicht nur warhafftige/ sondern auch einige lautere und unterschiedene Befehl/ von allen andern Sa- tzungen und Lehren/ die nach dem Schandbock dem Sathan (als ist das Speiß- und Eheverbot/ 1. Tim. 4/ 1.) und nach der garstigen Sünden- pful und Erbseuche stincken/ dergleichen alle Menschliche Satzungen/ so fern sie Menschlich und nicht mit GOttes Gesetz überein stimmen. Der HErr spricht: Gehet hin in alle Welt/ und prediget das Evan- gelium; Er spricht nicht/ gehet hin und prediget was ihr wollet/ oder was euch recht dünckt/ sondern legt ihn sein eigen Wort in den Mund/ und heisset sie das Evangelium predigen; und abormal/ lehr et sie halten/ nicht was ihr erfindet/ sondern was ich euch befohlen habe. Darum muß und kans nicht anders seyn/ der Pabst mit seinen Bischoffen und Lehrern/ muß ein Wolff und deß Teuffels Apostel seyn/ weil er nicht Christi Be- fehl/ sondern seine eigene Wort lehret. Es seynd aber deß Herrn Befehl zuvorderst der gantze Decalogus V. entalmata panta osa, omnia quanta quanta, alles/ wie groß Ordnung Y y y 3
Predigt. und auch bey vernuͤnfftigen Menſchen nicht zu ſagen noch zuleiden ſind. Bißher D. Luth. Nicht nur warhafftige/ ſondern auch einige lautere und unterſchiedene Befehl/ von allen andern Sa- tzungen und Lehren/ die nach dem Schandbock dem Sathan (als iſt das Speiß- und Eheverbot/ 1. Tim. 4/ 1.) und nach der garſtigen Suͤnden- pful und Erbſeuche ſtincken/ dergleichen alle Menſchliche Satzungen/ ſo fern ſie Menſchlich und nicht mit GOttes Geſetz uͤberein ſtimmen. Der HErꝛ ſpricht: Gehet hin in alle Welt/ und prediget das Evan- gelium; Er ſpricht nicht/ gehet hin und prediget was ihr wollet/ oder was euch recht duͤnckt/ ſondern legt ihn ſein eigen Wort in den Mund/ und heiſſet ſie das Evangelium predigen; und abormal/ lehr et ſie halten/ nicht was ihr erfindet/ ſondern was ich euch befohlen habe. Darum muß und kans nicht anders ſeyn/ der Pabſt mit ſeinen Biſchoffen und Lehrern/ muß ein Wolff und deß Teuffels Apoſtel ſeyn/ weil er nicht Chriſti Be- fehl/ ſondern ſeine eigene Wort lehret. Es ſeynd aber deß Herrn Befehl zuvorderſt der gantze Decalogus V. ἐντάλματα πάντα ὃσα, omnia quanta quanta, alles/ wie groß Ordnung Y y y 3
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Predigt.
und auch bey vernuͤnfftigen Menſchen nicht zu ſagen noch zu
leiden ſind. Bißher D. Luth. Nicht nur warhafftige/ ſondern auch
einige lautere und unterſchiedene Befehl/ von allen andern Sa-
tzungen und Lehren/ die nach dem Schandbock dem Sathan (als iſt das
Speiß- und Eheverbot/ 1. Tim. 4/ 1.) und nach der garſtigen Suͤnden-
pful und Erbſeuche ſtincken/ dergleichen alle Menſchliche Satzungen/ ſo
fern ſie Menſchlich und nicht mit GOttes Geſetz uͤberein ſtimmen. Der
HErꝛ ſpricht: Gehet hin in alle Welt/ und prediget das Evan-
gelium; Er ſpricht nicht/ gehet hin und prediget was ihr wollet/ oder
was euch recht duͤnckt/ ſondern legt ihn ſein eigen Wort in den Mund/
und heiſſet ſie das Evangelium predigen; und abormal/ lehr et ſie halten/
nicht was ihr erfindet/ ſondern was ich euch befohlen habe. Darum muß
und kans nicht anders ſeyn/ der Pabſt mit ſeinen Biſchoffen und Lehrern/
muß ein Wolff und deß Teuffels Apoſtel ſeyn/ weil er nicht Chriſti Be-
fehl/ ſondern ſeine eigene Wort lehret.
Es ſeynd aber deß Herrn Befehl zuvorderſt der gantze Decalogus
der H. zehen Gebot/ welche der HErꝛ nicht auffgehoben/ ſondern er-
fuͤllet/ dieſelbe vindicirt und von dem Phariſeiſchen Mißbrauch abgeſche-
let und gerettet/ alles aber in der Liebe zuſammen gefaßt. Auß dem Deca-
logo entſpringt der Befehl der Buß/ Thut Buſſe/ iſt das erſte κήρυγμα
und Befehl-Wort deß HErꝛn geweßt/ Marc. 1/ 15. Das Reich Got-
tes iſt herbey kommen/ thut Buſſe/ und glaubet an das Evan-
gelium. Luc. 24/ 47. Er mußt predigen laſſen in ſeinem Nah-
men Buſſe und Vergebung der Suͤnden/ unter allen Voͤl-
ckern/ Act. 17/ 30. Auff die Buſſe folget das Evangelium/ deme zu glau-
ben er der HErꝛ befohlen: An dem Glauben hafftet das Gebet und die
H. Sacramenta. Sind keine allerdings neue Befehl; Die Obligation
zu glauben iſt im erſten Gebot angezeigt/ obgleich res obligantes das
Werck/ ſo da zur Folge bindet/ erſt im N. Teſtament geoffenbaret worden.
Die Creutzgebot ſchlieſſen den Rheihen/ Matth. 16/ 24. Will mir
jemand nachfolgen/ der verlaͤugne ſich ſelbſt/ und nehme ſein
Creutz auff ſich/ und folge mir.
V. ἐντάλματα πάντα ὃσα, omnia quanta quanta, alles/ wie groß
und viel es auch ſeyn mag/ das ich euch befohlen/ ohne Exception
und Außnam/ nicht nur die jenige/ die der Buchſtabe ſelbſt mit bringet/
ſondern auch was in einem jeden Gebot und Verbot per conſequentiam
und folgsweiſe begriffen/ welche wann ſie mitgenommen und gerechnet
werden/ ſie manches Conſilium oder Evangeliſchen Rath werden in die
Ordnung
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Zitationshilfe: | Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 541. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/565>, abgerufen am 30.06.2024. |