Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

Bild:
<< vorherige Seite

Predigt.
seinem lieben Sohn eitel Gnade und väterliche Liebe erzei-
gen/ und dabey erhalten wider alles das so uns davon reissen
wil/ und hiemit auffgehaben allen Zorn und Schuld/ dazu
aller Herren/ Könige und Fürsten/ ja aller Engel Gewalt
und Macht/ aller Welt Weißheit/ Heiligkeit/ und Gottes-
dienst/ und kürtzlich/ alles was etwas anders von uns wil
fordern. Daß hinfort nichts anders sol gelten/ denn allein
an diesen HErrn und Priester gehalten/ der uns wider alle
Feindschafft und Anfechtung/ Schrecken und Plagen helffen
will/ und ein ewiger Mittler ist/ ja ein ewig Pfand von dem
Vater uns fürgestellet/ daß er uns wolle ein gnädiger und
freundlicher Vater seyn/ allein daß wirs nicht anderswo
suchen/ denn in dem Sohn/ da er uns hinweiset/ wie die thun/
die durchs Gesetz/ oder selbst erwehlete Werck sich unterste-
hen GOtt zuversühnen/ oder Vergebung der Sunden erlan-
gen/ und daß wir solch gnädig Hertz und Willen deß Vaters
desto stärcker fassen sollen/ hat ers nicht allein in diesen Wor-
ten/ sondern auch in dem äusserlichen Zeichen und Geberden
dieser Erscheinung gezeigt/ denn er offenbaret sich hie nicht/
wie vor Zeiten/ da er das alte Testament stifftet/ und das Ge-
setz gab durch Mosen/ auff dem Berg Sinai/ da der gantze
Himmel schwartz und finster war von dicken Wolcken/ und
nichts gesehen und gehört ward/ denn eitel Donnern und
Blitzen/ daß der Berg davon raucht/ und die Erde bebete/
und eitel Schrecken und Zittern ward. Sondern hie ist eitel
Klarheit und Liecht und frölicher Anblick/ daß alles eitel
Himmel ist/ und alle Creatur uns anlachen/ und die Göttli-
che Majestät sich zu uns herunter läßt/ daß kein Unterscheid
mehr ist zwischen Gott und uns/ und sich sichtiglich zeiget/ in
der aller freundlichsten und lieblichsten Gestalt/ der Sohn in
seiner menschlichen Natur am Wasser stehend mit seinem
Diener Johanne/ wie ein ander unschuldiger Mensch/ der
Vater in der lieblichen Stimm und Predigt/ die von eitel
Gnade und Liebe redet/ und der heilige Geist solches bestät-
tigt/ über Christo schwebend in der allerholdseligsten Gestalt
eines unschuldigen Täubleins/ welches ohne allen Gall und
Zorn ist/ und gar ein freundliches Hertze hat. Summa da ist
nichts/ denn tröstliche freundliche Liebe/ was man sihet und

höret/
Achter Theil. C c c c

Predigt.
ſeinem lieben Sohn eitel Gnade und vaͤterliche Liebe erzei-
gen/ und dabey erhalten wider alles das ſo uns davon reiſſen
wil/ und hiemit auffgehaben allen Zorn und Schuld/ dazu
aller Herren/ Koͤnige und Fuͤrſten/ ja aller Engel Gewalt
und Macht/ aller Welt Weißheit/ Heiligkeit/ und Gottes-
dienſt/ und kuͤrtzlich/ alles was etwas anders von uns wil
fordern. Daß hinfort nichts anders ſol gelten/ denn allein
an dieſen HErꝛn und Prieſter gehalten/ der uns wider alle
Feindſchafft und Anfechtung/ Schrecken und Plagen helffen
will/ und ein ewiger Mittler iſt/ ja ein ewig Pfand von dem
Vater uns fuͤrgeſtellet/ daß er uns wolle ein gnaͤdiger und
freundlicher Vater ſeyn/ allein daß wirs nicht anderswo
ſuchen/ denn in dem Sohn/ da er uns hinweiſet/ wie die thun/
die durchs Geſetz/ oder ſelbſt erwehlete Werck ſich unterſte-
hen GOtt zuverſuͤhnen/ oder Vergebung der Sůnden erlan-
gen/ und daß wir ſolch gnaͤdig Hertz und Willen deß Vaters
deſto ſtaͤrcker faſſen ſollen/ hat ers nicht allein in dieſen Wor-
ten/ ſondern auch in dem aͤuſſerlichen Zeichen und Geberden
dieſer Erſcheinung gezeigt/ denn er offenbaret ſich hie nicht/
wie vor Zeiten/ da er das alte Teſtament ſtifftet/ und das Ge-
ſetz gab durch Moſen/ auff dem Berg Sinai/ da der gantze
Himmel ſchwartz und finſter war von dicken Wolcken/ und
nichts geſehen und gehoͤrt ward/ denn eitel Donnern und
Blitzen/ daß der Berg davon raucht/ und die Erde bebete/
und eitel Schrecken und Zittern ward. Sondern hie iſt eitel
Klarheit und Liecht und froͤlicher Anblick/ daß alles eitel
Himmel iſt/ und alle Creatur uns anlachen/ und die Goͤttli-
che Majeſtaͤt ſich zu uns herunter laͤßt/ daß kein Unterſcheid
mehr iſt zwiſchen Gott und uns/ und ſich ſichtiglich zeiget/ in
der aller freundlichſten und lieblichſten Geſtalt/ der Sohn in
ſeiner menſchlichen Natur am Waſſer ſtehend mit ſeinem
Diener Johanne/ wie ein ander unſchuldiger Menſch/ der
Vater in der lieblichen Stim̃ und Predigt/ die von eitel
Gnade und Liebe redet/ und der heilige Geiſt ſolches beſtaͤt-
tigt/ uͤber Chriſto ſchwebend in der allerholdſeligſten Geſtalt
eines unſchuldigen Taͤubleins/ welches ohne allen Gall und
Zorn iſt/ und gar ein freundliches Hertze hat. Summa da iſt
nichts/ denn troͤſtliche freundliche Liebe/ was man ſihet und

hoͤret/
Achter Theil. C c c c
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p>
          <pb facs="#f0593" n="569"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Predigt.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">&#x017F;einem lieben Sohn eitel Gnade und va&#x0364;terliche Liebe erzei-<lb/>
gen/ und dabey erhalten wider alles das &#x017F;o uns davon rei&#x017F;&#x017F;en<lb/>
wil/ und hiemit auffgehaben allen Zorn und Schuld/ dazu<lb/>
aller Herren/ Ko&#x0364;nige und Fu&#x0364;r&#x017F;ten/ ja aller Engel Gewalt<lb/>
und Macht/ aller Welt Weißheit/ Heiligkeit/ und Gottes-<lb/>
dien&#x017F;t/ und ku&#x0364;rtzlich/ alles was etwas anders von uns wil<lb/>
fordern. Daß hinfort nichts anders &#x017F;ol gelten/ denn allein<lb/>
an die&#x017F;en HEr&#xA75B;n und Prie&#x017F;ter gehalten/ der uns wider alle<lb/>
Feind&#x017F;chafft und Anfechtung/ Schrecken und Plagen helffen<lb/>
will/ und ein ewiger Mittler i&#x017F;t/ ja ein ewig Pfand von dem<lb/>
Vater uns fu&#x0364;rge&#x017F;tellet/ daß er uns wolle ein gna&#x0364;diger und<lb/>
freundlicher Vater &#x017F;eyn/ allein daß wirs nicht anderswo<lb/>
&#x017F;uchen/ denn in dem Sohn/ da er uns hinwei&#x017F;et/ wie die thun/<lb/>
die durchs Ge&#x017F;etz/ oder &#x017F;elb&#x017F;t erwehlete Werck &#x017F;ich unter&#x017F;te-<lb/>
hen GOtt zuver&#x017F;u&#x0364;hnen/ oder Vergebung der S&#x016F;nden erlan-<lb/>
gen/ und daß wir &#x017F;olch gna&#x0364;dig Hertz und Willen deß Vaters<lb/>
de&#x017F;to &#x017F;ta&#x0364;rcker fa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen/ hat ers nicht allein in die&#x017F;en Wor-<lb/>
ten/ &#x017F;ondern auch in dem a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen Zeichen und Geberden<lb/>
die&#x017F;er Er&#x017F;cheinung gezeigt/ denn er offenbaret &#x017F;ich hie nicht/<lb/>
wie vor Zeiten/ da er das alte Te&#x017F;tament &#x017F;tifftet/ und das Ge-<lb/>
&#x017F;etz gab durch Mo&#x017F;en/ auff dem Berg Sinai/ da der gantze<lb/>
Himmel &#x017F;chwartz und fin&#x017F;ter war von dicken Wolcken/ und<lb/>
nichts ge&#x017F;ehen und geho&#x0364;rt ward/ denn eitel Donnern und<lb/>
Blitzen/ daß der Berg davon raucht/ und die Erde bebete/<lb/>
und eitel Schrecken und Zittern ward. Sondern hie i&#x017F;t eitel<lb/>
Klarheit und Liecht und fro&#x0364;licher Anblick/ daß alles eitel<lb/>
Himmel i&#x017F;t/ und alle Creatur uns anlachen/ und die Go&#x0364;ttli-<lb/>
che Maje&#x017F;ta&#x0364;t &#x017F;ich zu uns herunter la&#x0364;ßt/ daß kein Unter&#x017F;cheid<lb/>
mehr i&#x017F;t zwi&#x017F;chen Gott und uns/ und &#x017F;ich &#x017F;ichtiglich zeiget/ in<lb/>
der aller freundlich&#x017F;ten und lieblich&#x017F;ten Ge&#x017F;talt/ der Sohn in<lb/>
&#x017F;einer men&#x017F;chlichen Natur am Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;tehend mit &#x017F;einem<lb/>
Diener Johanne/ wie ein ander un&#x017F;chuldiger Men&#x017F;ch/ der<lb/>
Vater in der lieblichen Stim&#x0303; und Predigt/ die von eitel<lb/>
Gnade und Liebe redet/ und der heilige Gei&#x017F;t &#x017F;olches be&#x017F;ta&#x0364;t-<lb/>
tigt/ u&#x0364;ber Chri&#x017F;to &#x017F;chwebend in der allerhold&#x017F;elig&#x017F;ten Ge&#x017F;talt<lb/>
eines un&#x017F;chuldigen Ta&#x0364;ubleins/ welches ohne allen Gall und<lb/>
Zorn i&#x017F;t/ und gar ein freundliches Hertze hat. Summa da i&#x017F;t<lb/>
nichts/ denn tro&#x0364;&#x017F;tliche freundliche Liebe/ was man &#x017F;ihet und</hi><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"> <hi rendition="#fr">Achter Theil. C c c c</hi> </fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">ho&#x0364;ret/</hi> </fw><lb/>
        </p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[569/0593] Predigt. ſeinem lieben Sohn eitel Gnade und vaͤterliche Liebe erzei- gen/ und dabey erhalten wider alles das ſo uns davon reiſſen wil/ und hiemit auffgehaben allen Zorn und Schuld/ dazu aller Herren/ Koͤnige und Fuͤrſten/ ja aller Engel Gewalt und Macht/ aller Welt Weißheit/ Heiligkeit/ und Gottes- dienſt/ und kuͤrtzlich/ alles was etwas anders von uns wil fordern. Daß hinfort nichts anders ſol gelten/ denn allein an dieſen HErꝛn und Prieſter gehalten/ der uns wider alle Feindſchafft und Anfechtung/ Schrecken und Plagen helffen will/ und ein ewiger Mittler iſt/ ja ein ewig Pfand von dem Vater uns fuͤrgeſtellet/ daß er uns wolle ein gnaͤdiger und freundlicher Vater ſeyn/ allein daß wirs nicht anderswo ſuchen/ denn in dem Sohn/ da er uns hinweiſet/ wie die thun/ die durchs Geſetz/ oder ſelbſt erwehlete Werck ſich unterſte- hen GOtt zuverſuͤhnen/ oder Vergebung der Sůnden erlan- gen/ und daß wir ſolch gnaͤdig Hertz und Willen deß Vaters deſto ſtaͤrcker faſſen ſollen/ hat ers nicht allein in dieſen Wor- ten/ ſondern auch in dem aͤuſſerlichen Zeichen und Geberden dieſer Erſcheinung gezeigt/ denn er offenbaret ſich hie nicht/ wie vor Zeiten/ da er das alte Teſtament ſtifftet/ und das Ge- ſetz gab durch Moſen/ auff dem Berg Sinai/ da der gantze Himmel ſchwartz und finſter war von dicken Wolcken/ und nichts geſehen und gehoͤrt ward/ denn eitel Donnern und Blitzen/ daß der Berg davon raucht/ und die Erde bebete/ und eitel Schrecken und Zittern ward. Sondern hie iſt eitel Klarheit und Liecht und froͤlicher Anblick/ daß alles eitel Himmel iſt/ und alle Creatur uns anlachen/ und die Goͤttli- che Majeſtaͤt ſich zu uns herunter laͤßt/ daß kein Unterſcheid mehr iſt zwiſchen Gott und uns/ und ſich ſichtiglich zeiget/ in der aller freundlichſten und lieblichſten Geſtalt/ der Sohn in ſeiner menſchlichen Natur am Waſſer ſtehend mit ſeinem Diener Johanne/ wie ein ander unſchuldiger Menſch/ der Vater in der lieblichen Stim̃ und Predigt/ die von eitel Gnade und Liebe redet/ und der heilige Geiſt ſolches beſtaͤt- tigt/ uͤber Chriſto ſchwebend in der allerholdſeligſten Geſtalt eines unſchuldigen Taͤubleins/ welches ohne allen Gall und Zorn iſt/ und gar ein freundliches Hertze hat. Summa da iſt nichts/ denn troͤſtliche freundliche Liebe/ was man ſihet und hoͤret/ Achter Theil. C c c c

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/593
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 569. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/593>, abgerufen am 30.06.2024.