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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die ein und zwantzigste
Esa. 48/17. solchen Methodum ihm lassen belieben/ als welcher seinen
Paradiß-Catechismum/ das erste Evangelium immer je länger je mehr
durch Mosen und Propheten dilatiren lassen: Eva gieng auff den blosen
general-Wortlaut/ von einem Weibessaamen/ der der Schlangen wür-
de den Kopff zutretten/ bildet ihr ein/ Cain werde derselbe Mann seyn/
betreugt sich aber schändlich/ und muß erfahren/ daß sie an statt deß
Schlangentretters einen Brudertretter und Bruder-Mörder erzihlt.
Die folgende Göttliche Aperturen und Offenbahrungen haben diesen
Weibes-Saamen mit mehrern additionen erläutert/ und Esa. 7. von
einem Jungfrauen-Sohn erklärt; Deßgleichen hat er auch das Gesetz
über den Wortlaut durch richtige Schlüsse extendirt/ a prohibitione ef-
fectus ad prohibitionem causae
geschlossen/ du solt nicht Ehebrechen/ Er-
go
ist auch das unordentliche Anschauen eines Eheweibs verboten: Ab in-
terdicto oppositi ad oppositi edictum.
Du solt nicht tödten. Ergo dem
Nächsten sein Leben helffen fristen und erhalten. Welcher Andeutung
nach in dem Verbot der Blutschande/ Lev. 18. D. Chemnit. und Gerhard.
die verbotene gradus per consequentias extendirt. Worin gehören alle
die jenige Stellen/ darin auf die perfection und Vollkommenheit der
Christl. Lehre und Erkäntnüß getrieben wird. 1. Cor. 14/1. & 20. Befleis-
siget euch der geistlichen Gaben/ am meisten aber/ daß ihr weis-
sagen möget/ werdet nicht Kinder an dem Verständnüß/ son-
dern an der Boßheit seyd Kinder/ an dem Verständnüß aber
seyd vollkommen.
Eph. 4/13. Biß daß wir alle hinan kommen zu
einerley Glauben und Erkäntnüß deß Sohns Gottes/ und
ein vollkommen Mann werden/ der da sey in der Maß deß
vollkommenen Alters Christi.
2. Tim. 3/ v. ult. daß ein Mensch

Vid. D. AEgid. Hunn. ad Ephes. 4. p. 286. conf. eundem ad Hebr. p. 117.
Gottes sey vollkommen/ zu allen guten Wercken geschickt.
2. Petr. 3/18. Wachset in der Erkäntnüß und Gnade unsers
HErrn und Heylandes Jesu Christi.
Hebr. 5/12. Und die ihr sol-
tet längst Meister seyn/
etc. Welche letztere Wort zwar Verweissungs-
aber auch Gebots-Wort sind. Wann ein Praeceptor zu seinem Disci-
pul
sagt: Du hättest schon längst die Rhetoricam antretten sollen/ und
kanst noch nicht Grammatic. Du hättest längst sollen wol reden/ rechnen/
und kanst noch weder reden noch rechnen/ solche Art zu reden/ bringt den
Befehl auf dem Rucken mit sich/ darumb bist du schuldig beydes zu lernen/
und dich mit der Grammatic allein nicht contentiren. Wiewoi den höch-
sten Gipffel der Vollkommenheit zu erreichen in diesem Leben unmüglich/

so

Die ein und zwantzigſte
Eſa. 48/17. ſolchen Methodum ihm laſſen belieben/ als welcher ſeinen
Paradiß-Catechiſmum/ das erſte Evangelium immer je laͤnger je mehr
durch Moſen und Propheten dilatiren laſſen: Eva gieng auff den bloſen
general-Wortlaut/ von einem Weibesſaamen/ der der Schlangen wuͤr-
de den Kopff zutretten/ bildet ihr ein/ Cain werde derſelbe Mann ſeyn/
betreugt ſich aber ſchaͤndlich/ und muß erfahren/ daß ſie an ſtatt deß
Schlangentretters einen Brudertretter und Bruder-Moͤrder erzihlt.
Die folgende Goͤttliche Aperturen und Offenbahrungen haben dieſen
Weibes-Saamen mit mehrern additionen erlaͤutert/ und Eſa. 7. von
einem Jungfrauen-Sohn erklaͤrt; Deßgleichen hat er auch das Geſetz
uͤber den Wortlaut durch richtige Schluͤſſe extendirt/ à prohibitione ef-
fectus ad prohibitionem cauſæ
geſchloſſen/ du ſolt nicht Ehebrechen/ Er-
iſt auch das unordentliche Anſchauen eines Eheweibs verboten: Ab in-
terdicto oppoſiti ad oppoſiti edictum.
Du ſolt nicht toͤdten. Ergò dem
Naͤchſten ſein Leben helffen friſten und erhalten. Welcher Andeutung
nach in dem Verbot der Blutſchande/ Lev. 18. D. Chemnit. und Gerhard.
die verbotene gradus per conſequentias extendirt. Worin gehoͤren alle
die jenige Stellen/ darin auf die perfection und Vollkommenheit der
Chriſtl. Lehre und Erkaͤntnuͤß getrieben wird. 1. Cor. 14/1. & 20. Befleiſ-
ſiget euch der geiſtlichen Gaben/ am meiſten aber/ daß ihr weiſ-
ſagen moͤget/ werdet nicht Kinder an dem Verſtaͤndnuͤß/ ſon-
dern an der Boßheit ſeyd Kinder/ an dem Verſtaͤndnuͤß aber
ſeyd vollkom̃en.
Eph. 4/13. Biß daß wir alle hinan kommen zu
einerley Glauben und Erkaͤntnuͤß deß Sohns Gottes/ und
ein vollkommen Mann werden/ der da ſey in der Maß deß
vollkommenen Alters Chriſti.
2. Tim. 3/ v. ult. daß ein Menſch

Vid. D. Ægid. Hunn. ad Epheſ. 4. p. 286. conf. eundem ad Hebr. p. 117.
Gottes ſey vollkommen/ zu allen guten Wercken geſchickt.
2. Petr. 3/18. Wachſet in der Erkaͤntnuͤß und Gnade unſers
HErrn uñ Heylandes Jeſu Chriſti.
Hebr. 5/12. Und die ihr ſol-
tet laͤngſt Meiſter ſeyn/
ꝛc. Welche letztere Wort zwar Verweiſſungs-
aber auch Gebots-Wort ſind. Wann ein Præceptor zu ſeinem Diſci-
pul
ſagt: Du haͤtteſt ſchon laͤngſt die Rhetoricam antretten ſollen/ und
kanſt noch nicht Grammatic. Du haͤtteſt laͤngſt ſollen wol reden/ rechnen/
und kanſt noch weder reden noch rechnen/ ſolche Art zu reden/ bringt den
Befehl auf dem Rucken mit ſich/ darumb biſt du ſchuldig beydes zu lernen/
und dich mit der Grammatic allein nicht contentiren. Wiewoi den hoͤch-
ſten Gipffel der Vollkommenheit zu erreichen in dieſem Leben unmuͤglich/

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[658/0682] Die ein und zwantzigſte Eſa. 48/17. ſolchen Methodum ihm laſſen belieben/ als welcher ſeinen Paradiß-Catechiſmum/ das erſte Evangelium immer je laͤnger je mehr durch Moſen und Propheten dilatiren laſſen: Eva gieng auff den bloſen general-Wortlaut/ von einem Weibesſaamen/ der der Schlangen wuͤr- de den Kopff zutretten/ bildet ihr ein/ Cain werde derſelbe Mann ſeyn/ betreugt ſich aber ſchaͤndlich/ und muß erfahren/ daß ſie an ſtatt deß Schlangentretters einen Brudertretter und Bruder-Moͤrder erzihlt. Die folgende Goͤttliche Aperturen und Offenbahrungen haben dieſen Weibes-Saamen mit mehrern additionen erlaͤutert/ und Eſa. 7. von einem Jungfrauen-Sohn erklaͤrt; Deßgleichen hat er auch das Geſetz uͤber den Wortlaut durch richtige Schluͤſſe extendirt/ à prohibitione ef- fectus ad prohibitionem cauſæ geſchloſſen/ du ſolt nicht Ehebrechen/ Er- gò iſt auch das unordentliche Anſchauen eines Eheweibs verboten: Ab in- terdicto oppoſiti ad oppoſiti edictum. Du ſolt nicht toͤdten. Ergò dem Naͤchſten ſein Leben helffen friſten und erhalten. Welcher Andeutung nach in dem Verbot der Blutſchande/ Lev. 18. D. Chemnit. und Gerhard. die verbotene gradus per conſequentias extendirt. Worin gehoͤren alle die jenige Stellen/ darin auf die perfection und Vollkommenheit der Chriſtl. Lehre und Erkaͤntnuͤß getrieben wird. 1. Cor. 14/1. & 20. Befleiſ- ſiget euch der geiſtlichen Gaben/ am meiſten aber/ daß ihr weiſ- ſagen moͤget/ werdet nicht Kinder an dem Verſtaͤndnuͤß/ ſon- dern an der Boßheit ſeyd Kinder/ an dem Verſtaͤndnuͤß aber ſeyd vollkom̃en. Eph. 4/13. Biß daß wir alle hinan kommen zu einerley Glauben und Erkaͤntnuͤß deß Sohns Gottes/ und ein vollkommen Mann werden/ der da ſey in der Maß deß vollkommenen Alters Chriſti. 2. Tim. 3/ v. ult. daß ein Menſch Vid. D. Ægid. Hunn. ad Epheſ. 4. p. 286. conf. eundem ad Hebr. p. 117. Gottes ſey vollkommen/ zu allen guten Wercken geſchickt. 2. Petr. 3/18. Wachſet in der Erkaͤntnuͤß und Gnade unſers HErrn uñ Heylandes Jeſu Chriſti. Hebr. 5/12. Und die ihr ſol- tet laͤngſt Meiſter ſeyn/ ꝛc. Welche letztere Wort zwar Verweiſſungs- aber auch Gebots-Wort ſind. Wann ein Præceptor zu ſeinem Diſci- pul ſagt: Du haͤtteſt ſchon laͤngſt die Rhetoricam antretten ſollen/ und kanſt noch nicht Grammatic. Du haͤtteſt laͤngſt ſollen wol reden/ rechnen/ und kanſt noch weder reden noch rechnen/ ſolche Art zu reden/ bringt den Befehl auf dem Rucken mit ſich/ darumb biſt du ſchuldig beydes zu lernen/ und dich mit der Grammatic allein nicht contentiren. Wiewoi den hoͤch- ſten Gipffel der Vollkommenheit zu erreichen in dieſem Leben unmuͤglich/ ſo

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 658. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/682>, abgerufen am 22.11.2024.