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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Predigt.
zwölff sandte JEsus/ gebot ihnen/ und sprach: Matth. 10/8. Machet
die Krancken gesund/ reiniget die Aussätzigen/ wecket die
Todten auff/ treibet die Teuffel auß.
Da dann wol zu unter-
scheiden die wunderthätige Krafft Christi von der Macht der Apostel.
Jene war ein solcher Majestätischer/ herrschender/ gebietender/ in sprüng-
licher/ einwohnender Gewalt/ Krafft welches der Herr auch ohne Bit-
te/ zu seiner eigenen Ehre/ Wunder gethan: Sie entsatzten sich alle/
also/ daß sie untereinander sich befragten und sprachen: Was
ist das? Was ist das für eine neue Lehre? Er gebeut mit Ge-
walt den unsaubern Geistern/ und sie gehorchen Jhm.

Hätte Christus keinen unvergleichlichen/ bloß-gebietenden/ herrschenden
Gewalt gehabt/ so hätte das Volck sich so höchlich zuverwundern nicht Ur-
sach gefunden/ dann/ nach Baronii Meynung/ sie deß Scevischen und
Priesterlichen Bann-Gewalts wol gewohnt gewesen. Diese aber war
mehr nicht/ als precaria & charismatica, eine Bittsweise durch den he-
roischen wunderthätigen Glauben/ auß Gnaden erlangte Macht. Dar-
um kunten die Jünger Christi den Teuffel nicht von dem Monsichtigen
Knaben außtreiben: Es mangelt ihnen ohne Zweiffel an Machtworten
nicht/ der Unglaube hinderts; Warum kunten wir ihn nicht auß-
treiben?
fragten die Jünger selbst. Christus antwortet: um euers
Unglaubens willen.
Sie hatten zwar den Befehl und die Verheis-
sung die Teuffel außzutreiben/ haben auch dessen Proben gethan/ der
wunderthätige Glaube ist ihnen gegönnet gewesen; aber sie haben damal
in demselben gewancket/ es ist ihnen eben gangen/ wie Petro/ der den Be-
ruff zwar von Christo gehabt auff dem Wasser zu gehen/ aber weil der
Glaube nicht starck genug gewesen/ so sincket er unter. Es spricht der
HERR: Warlich/ so ihr Glauben habt/ als ein Senffkorn/
da möget ihr sagen zu diesem Berge/ hebe dich von hinnen
dorthin/ so wird er sich heben/ und euch wird nichts un-
müglich seyn.
Hätte nun einer von den Zuhörern Christi/ der kein
special Befehl und Verheissung gehabt/ Wunder zu thun/ auch den
wunderthätigen Glauben nicht gehabt/ ohne solchen Glauben und Ge-
bet sich an einen Berg machen wollen/ und mit gebietenden Macht-
worten den Berg anreden: Berg/ ich gebiete dir/ daß du dich erhebest
von dannen dorthin; Was würd er außgericht haben? Nichts. Hohn
und Spott wäre der Lohn gewesen. Contra; Wo ein Göttlicher/
gebietender/ doch unerbetener Gewalt fürhanden/ da muß es durch-
dringen/ da muß alles brechen ohne Widerstand. Act. 3/13. Als Pe-

trus
G g g g g 3

Predigt.
zwoͤlff ſandte JEſus/ gebot ihnen/ und ſprach: Matth. 10/8. Machet
die Krancken geſund/ reiniget die Auſſaͤtzigen/ wecket die
Todten auff/ treibet die Teuffel auß.
Da dann wol zu unter-
ſcheiden die wunderthaͤtige Krafft Chriſti von der Macht der Apoſtel.
Jene war ein ſolcher Majeſtaͤtiſcher/ herꝛſchender/ gebietender/ in ſpruͤng-
licher/ einwohnender Gewalt/ Krafft welches der Herr auch ohne Bit-
te/ zu ſeiner eigenen Ehre/ Wunder gethan: Sie entſatzten ſich alle/
alſo/ daß ſie untereinander ſich befragten und ſprachen: Was
iſt das? Was iſt das fuͤr eine neue Lehre? Er gebeut mit Ge-
walt den unſaubern Geiſtern/ und ſie gehorchen Jhm.

Haͤtte Chriſtus keinen unvergleichlichen/ bloß-gebietenden/ herꝛſchenden
Gewalt gehabt/ ſo haͤtte das Volck ſich ſo hoͤchlich zuverwundern nicht Ur-
ſach gefunden/ dann/ nach Baronii Meynung/ ſie deß Sceviſchen und
Prieſterlichen Bann-Gewalts wol gewohnt geweſen. Dieſe aber war
mehr nicht/ als precaria & chariſmatica, eine Bittsweiſe durch den he-
roiſchen wunderthaͤtigen Glauben/ auß Gnaden erlangte Macht. Dar-
um kunten die Juͤnger Chriſti den Teuffel nicht von dem Monſichtigen
Knaben außtreiben: Es mangelt ihnen ohne Zweiffel an Machtworten
nicht/ der Unglaube hinderts; Warum kunten wir ihn nicht auß-
treiben?
fragten die Juͤnger ſelbſt. Chriſtus antwortet: um euers
Unglaubens willen.
Sie hatten zwar den Befehl und die Verheiſ-
ſung die Teuffel außzutreiben/ haben auch deſſen Proben gethan/ der
wunderthaͤtige Glaube iſt ihnen gegoͤnnet geweſen; aber ſie haben damal
in demſelben gewancket/ es iſt ihnen eben gangen/ wie Petro/ der den Be-
ruff zwar von Chriſto gehabt auff dem Waſſer zu gehen/ aber weil der
Glaube nicht ſtarck genug geweſen/ ſo ſincket er unter. Es ſpricht der
HERR: Warlich/ ſo ihr Glauben habt/ als ein Senffkorn/
da moͤget ihr ſagen zu dieſem Berge/ hebe dich von hinnen
dorthin/ ſo wird er ſich heben/ und euch wird nichts un-
muͤglich ſeyn.
Haͤtte nun einer von den Zuhoͤrern Chriſti/ der kein
ſpecial Befehl und Verheiſſung gehabt/ Wunder zu thun/ auch den
wunderthaͤtigen Glauben nicht gehabt/ ohne ſolchen Glauben und Ge-
bet ſich an einen Berg machen wollen/ und mit gebietenden Macht-
worten den Berg anreden: Berg/ ich gebiete dir/ daß du dich erhebeſt
von dannen dorthin; Was wuͤrd er außgericht haben? Nichts. Hohn
und Spott waͤre der Lohn geweſen. Contrà; Wo ein Goͤttlicher/
gebietender/ doch unerbetener Gewalt fuͤrhanden/ da muß es durch-
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[789/0813] Predigt. zwoͤlff ſandte JEſus/ gebot ihnen/ und ſprach: Matth. 10/8. Machet die Krancken geſund/ reiniget die Auſſaͤtzigen/ wecket die Todten auff/ treibet die Teuffel auß. Da dann wol zu unter- ſcheiden die wunderthaͤtige Krafft Chriſti von der Macht der Apoſtel. Jene war ein ſolcher Majeſtaͤtiſcher/ herꝛſchender/ gebietender/ in ſpruͤng- licher/ einwohnender Gewalt/ Krafft welches der Herr auch ohne Bit- te/ zu ſeiner eigenen Ehre/ Wunder gethan: Sie entſatzten ſich alle/ alſo/ daß ſie untereinander ſich befragten und ſprachen: Was iſt das? Was iſt das fuͤr eine neue Lehre? Er gebeut mit Ge- walt den unſaubern Geiſtern/ und ſie gehorchen Jhm. Haͤtte Chriſtus keinen unvergleichlichen/ bloß-gebietenden/ herꝛſchenden Gewalt gehabt/ ſo haͤtte das Volck ſich ſo hoͤchlich zuverwundern nicht Ur- ſach gefunden/ dann/ nach Baronii Meynung/ ſie deß Sceviſchen und Prieſterlichen Bann-Gewalts wol gewohnt geweſen. Dieſe aber war mehr nicht/ als precaria & chariſmatica, eine Bittsweiſe durch den he- roiſchen wunderthaͤtigen Glauben/ auß Gnaden erlangte Macht. Dar- um kunten die Juͤnger Chriſti den Teuffel nicht von dem Monſichtigen Knaben außtreiben: Es mangelt ihnen ohne Zweiffel an Machtworten nicht/ der Unglaube hinderts; Warum kunten wir ihn nicht auß- treiben? fragten die Juͤnger ſelbſt. Chriſtus antwortet: um euers Unglaubens willen. Sie hatten zwar den Befehl und die Verheiſ- ſung die Teuffel außzutreiben/ haben auch deſſen Proben gethan/ der wunderthaͤtige Glaube iſt ihnen gegoͤnnet geweſen; aber ſie haben damal in demſelben gewancket/ es iſt ihnen eben gangen/ wie Petro/ der den Be- ruff zwar von Chriſto gehabt auff dem Waſſer zu gehen/ aber weil der Glaube nicht ſtarck genug geweſen/ ſo ſincket er unter. Es ſpricht der HERR: Warlich/ ſo ihr Glauben habt/ als ein Senffkorn/ da moͤget ihr ſagen zu dieſem Berge/ hebe dich von hinnen dorthin/ ſo wird er ſich heben/ und euch wird nichts un- muͤglich ſeyn. Haͤtte nun einer von den Zuhoͤrern Chriſti/ der kein ſpecial Befehl und Verheiſſung gehabt/ Wunder zu thun/ auch den wunderthaͤtigen Glauben nicht gehabt/ ohne ſolchen Glauben und Ge- bet ſich an einen Berg machen wollen/ und mit gebietenden Macht- worten den Berg anreden: Berg/ ich gebiete dir/ daß du dich erhebeſt von dannen dorthin; Was wuͤrd er außgericht haben? Nichts. Hohn und Spott waͤre der Lohn geweſen. Contrà; Wo ein Goͤttlicher/ gebietender/ doch unerbetener Gewalt fuͤrhanden/ da muß es durch- dringen/ da muß alles brechen ohne Widerſtand. Act. 3/13. Als Pe- trus G g g g g 3

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/813>, abgerufen am 22.11.2024.