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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die drey und dreyssigste

V. Virtus Indutrix, die anziehende kleidende Krafft Gottes.
Wovon St. Paulus Gal. 3/ 27. schreibet: Wie viel euer getaufft
sind/ die haben Christum angezogen.
Ein Kind/ wann es erst
gebohren/ gewaschen und gebadet worden/ zeucht mans an/ oder legt es in
weisse Windeln/ Luc. 2. Ein Käys. oder Königl. junger Printz ist vor Zei-
ten durch die Anstalt Constantini M. in einem dazu beschiedenen Ort/ Por-
phyra
genannt/ gebohren/ und mit Purpur alsbald umbgeben worden/
daher man dieselbe junge Delphinen, die Porphyrogenitos, die mit köst-
lichem Purpur bekleideten Fürsten-Kinder/ genennet; Also sagt Paulus/
so viel ihr getaufft sind/ die haben Christum angezogen/ es
wird der Täuffling gleichsam angezogen mit dem schneeweissen Feyerkleid
der heiligen Unschuld JEsu Christi. Zur Anzeig und Bekäntnüß dessen
sind in der ersten Kirchen die Täuffling mit weissen Kleidern angezogen
worden/ davon der erste Sonntag nach Ostern genennet wurde/ Domini-
ca quasi modo Genitorum,
der Sonntag der Neugebohrnen/ oder Do-
minica in albis,
der weisse Sonntag/ oder Sonntag in den weissen
Kleidern. War ein löb- und liebliche Ceremoni und Oster-Gefest/ so umb
diese Jahr und Wochen-Zeit vorgangen und üblich gewesen. Dann der
Ostertag war der Tauf-Tag/ das Tauf-Feyer/ auf welchen man die Neo-
phytos catechumenos
oder Catechismus-Schüler/ jung und alt/ so viel
aus dem Juden- und Heydenthumb zum Christlichen Glauben bekehrt und
gelehrt worden/ zusammen gespart/ und darauf dieselbe mit grosser Solen-
ni
tät und Gefest auf den Tod Christi getaufft/ und per immersionem
durch das Eintauchen begraben/ und wiederumb durch den Heraußzug
lebendig auferweckt/ damit sie mit ihm zu einem neuen Leben aufferstehen/
Rom. 6. Wann sie dann also getaufft gewesen/ hat man ihnen schneeweis-
se Westerhembder (wie mans nennet/ oder vielmehr Osterhembder) an-
gezogen/ der gantzen Gemein fürgestellt zu einem schönen Augen-Lust/ da-
von Lactantius ein schön poema com ponirt:

Candidus egreditur nitidis exercitus undis,
Atque vetus vitium purgat in amne novo.

Das ist:

Sihe in weissen Kleidern prangt daher/
Das getaufft außerwählte Christen-Heer.

Jn solchem Habit haben sie nun die gantze Fest-Feyer und Oster-Wochen
aufziehen/ folgends den nächsten Sonntag drauf sind sie als Quasimodo-
geniti
neugebohrne Kinder zur lautern Milch gelassen/ und mit dem Leib
und Blut Christi im Sacrament gespeiset und geträncket worden/ auff
den Abend haben sie alsdann das weisse Kleid wieder abgelegt. Wiewol

nun
Die drey und dreyſſigſte

V. Virtus Indutrix, die anziehende kleidende Krafft Gottes.
Wovon St. Paulus Gal. 3/ 27. ſchreibet: Wie viel euer getaufft
ſind/ die haben Chriſtum angezogen.
Ein Kind/ wann es erſt
gebohren/ gewaſchen und gebadet worden/ zeucht mans an/ oder legt es in
weiſſe Windeln/ Luc. 2. Ein Kaͤyſ. oder Koͤnigl. junger Printz iſt vor Zei-
ten durch die Anſtalt Conſtantini M. in einem dazu beſchiedenen Ort/ Por-
phyra
genannt/ gebohren/ und mit Purpur alsbald umbgeben worden/
daher man dieſelbe junge Delphinen, die Porphyrogenitos, die mit koͤſt-
lichem Purpur bekleideten Fuͤrſten-Kinder/ genennet; Alſo ſagt Paulus/
ſo viel ihr getaufft ſind/ die haben Chriſtum angezogen/ es
wird der Taͤuffling gleichſam angezogen mit dem ſchneeweiſſen Feyerkleid
der heiligen Unſchuld JEſu Chriſti. Zur Anzeig und Bekaͤntnuͤß deſſen
ſind in der erſten Kirchen die Taͤuffling mit weiſſen Kleidern angezogen
worden/ davon der erſte Sonntag nach Oſtern genennet wurde/ Domini-
ca quaſi modo Genitorum,
der Sonntag der Neugebohrnen/ oder Do-
minica in albis,
der weiſſe Sonntag/ oder Sonntag in den weiſſen
Kleidern. War ein loͤb- und liebliche Ceremoni und Oſter-Gefeſt/ ſo umb
dieſe Jahr und Wochen-Zeit vorgangen und uͤblich geweſen. Dann der
Oſtertag war der Tauf-Tag/ das Tauf-Feyer/ auf welchen man die Neo-
phytos catechumenos
oder Catechiſmus-Schuͤler/ jung und alt/ ſo viel
aus dem Juden- und Heydenthumb zum Chriſtlichen Glauben bekehrt und
gelehrt worden/ zuſammen geſpart/ und darauf dieſelbe mit groſſer Solen-
ni
taͤt und Gefeſt auf den Tod Chriſti getaufft/ und per immerſionem
durch das Eintauchen begraben/ und wiederumb durch den Heraußzug
lebendig auferweckt/ damit ſie mit ihm zu einem neuen Leben aufferſtehen/
Rom. 6. Wann ſie dann alſo getaufft geweſen/ hat man ihnen ſchneeweiſ-
ſe Weſterhembder (wie mans nennet/ oder vielmehr Oſterhembder) an-
gezogen/ der gantzen Gemein fuͤrgeſtellt zu einem ſchoͤnen Augen-Luſt/ da-
von Lactantius ein ſchoͤn poëma com ponirt:

Candidus egreditur nitidis exercitus undis,
Atque vetus vitium purgat in amne novo.

Das iſt:

Sihe in weiſſen Kleidern prangt daher/
Das getaufft außerwaͤhlte Chriſten-Heer.

Jn ſolchem Habit haben ſie nun die gantze Feſt-Feyer und Oſter-Wochen
aufziehen/ folgends den naͤchſten Sonntag drauf ſind ſie als Quaſimodo-
geniti
neugebohrne Kinder zur lautern Milch gelaſſen/ und mit dem Leib
und Blut Chriſti im Sacrament geſpeiſet und getraͤncket worden/ auff
den Abend haben ſie alsdann das weiſſe Kleid wieder abgelegt. Wiewol

nun
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[916/0940] Die drey und dreyſſigſte V. Virtus Indutrix, die anziehende kleidende Krafft Gottes. Wovon St. Paulus Gal. 3/ 27. ſchreibet: Wie viel euer getaufft ſind/ die haben Chriſtum angezogen. Ein Kind/ wann es erſt gebohren/ gewaſchen und gebadet worden/ zeucht mans an/ oder legt es in weiſſe Windeln/ Luc. 2. Ein Kaͤyſ. oder Koͤnigl. junger Printz iſt vor Zei- ten durch die Anſtalt Conſtantini M. in einem dazu beſchiedenen Ort/ Por- phyra genannt/ gebohren/ und mit Purpur alsbald umbgeben worden/ daher man dieſelbe junge Delphinen, die Porphyrogenitos, die mit koͤſt- lichem Purpur bekleideten Fuͤrſten-Kinder/ genennet; Alſo ſagt Paulus/ ſo viel ihr getaufft ſind/ die haben Chriſtum angezogen/ es wird der Taͤuffling gleichſam angezogen mit dem ſchneeweiſſen Feyerkleid der heiligen Unſchuld JEſu Chriſti. Zur Anzeig und Bekaͤntnuͤß deſſen ſind in der erſten Kirchen die Taͤuffling mit weiſſen Kleidern angezogen worden/ davon der erſte Sonntag nach Oſtern genennet wurde/ Domini- ca quaſi modo Genitorum, der Sonntag der Neugebohrnen/ oder Do- minica in albis, der weiſſe Sonntag/ oder Sonntag in den weiſſen Kleidern. War ein loͤb- und liebliche Ceremoni und Oſter-Gefeſt/ ſo umb dieſe Jahr und Wochen-Zeit vorgangen und uͤblich geweſen. Dann der Oſtertag war der Tauf-Tag/ das Tauf-Feyer/ auf welchen man die Neo- phytos catechumenos oder Catechiſmus-Schuͤler/ jung und alt/ ſo viel aus dem Juden- und Heydenthumb zum Chriſtlichen Glauben bekehrt und gelehrt worden/ zuſammen geſpart/ und darauf dieſelbe mit groſſer Solen- nitaͤt und Gefeſt auf den Tod Chriſti getaufft/ und per immerſionem durch das Eintauchen begraben/ und wiederumb durch den Heraußzug lebendig auferweckt/ damit ſie mit ihm zu einem neuen Leben aufferſtehen/ Rom. 6. Wann ſie dann alſo getaufft geweſen/ hat man ihnen ſchneeweiſ- ſe Weſterhembder (wie mans nennet/ oder vielmehr Oſterhembder) an- gezogen/ der gantzen Gemein fuͤrgeſtellt zu einem ſchoͤnen Augen-Luſt/ da- von Lactantius ein ſchoͤn poëma com ponirt: Candidus egreditur nitidis exercitus undis, Atque vetus vitium purgat in amne novo. Das iſt: Sihe in weiſſen Kleidern prangt daher/ Das getaufft außerwaͤhlte Chriſten-Heer. Jn ſolchem Habit haben ſie nun die gantze Feſt-Feyer und Oſter-Wochen aufziehen/ folgends den naͤchſten Sonntag drauf ſind ſie als Quaſimodo- geniti neugebohrne Kinder zur lautern Milch gelaſſen/ und mit dem Leib und Blut Chriſti im Sacrament geſpeiſet und getraͤncket worden/ auff den Abend haben ſie alsdann das weiſſe Kleid wieder abgelegt. Wiewol nun

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 916. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/940>, abgerufen am 22.11.2024.