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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666.

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Die sechs und dreissigste
pheceyung lassen vorher gehen/ sihe/ sagend/ ich habs euch gesagt/ niemand
kan sich mit der Unwissenheit behelffen. stat! Es ist beschlossen und außge-
macht: Wer gläubt und getaufft wird/ der wird selig werden/
wer aber nicht gläubt/ der wird verdammt werden.

Und was hie der HErr/ als Richter selbst/ literaliter mit runden und
deutlichen Worten außgesprochen/ das hat er anderswo in hellen und ver-
ständlichen Figuren und Gleichnüssen illustrirt und außgestrichen/ son-
derlich in abgelesenem Text/ und gesagt/ wer sein Fleisch (als das edle Man-
na und Himmel-Brod) werde essen/ das ist/ mit Glauben annehmen/
der werde leben in Ewigkeit/ contra, wem für dieser edlen Speiß eckeln
werde/ und nicht essen sein Fleisch/ noch trincken sein Blut geistlicher Weiß
im Glauben/ der werde auch kein Leben in sich haben/ consequenter zum
ewigen Tod verdammt werden.

Weil dann in vorigen Predigten die Lehr deß Evangelii von der Fi-
gur und Beyspiel der Milch und harten Speiß E. Christl. Liebe für- und
eingebildet/ und darauff die Praeparation und Vorbereitung gemacht
worden/ in was Form und Gestalt die zur himmlischen Mahlzeit eingela-
dene Gäst erscheinen sollen/ nemlich wol gewaschen/ gebadet/ gesäubert
und bekleidet durch die H. Tauff/ so wol als die Kinder Jsrael auch/ eh sie
zum Himmel-Brod und dem köstlichen Tisch/ den ihnen Gott der HErr in
der Wüsten gedecket/ zugelassen worden/ zuvor durchs rothe Meer hin-
durch gehen und sich unter der Wolcken täuffen lassen; So wollen wir
auch in der anmuthigen Gleichnüß des Manna und Himmel-Brods
und dessen Niessung/ so wol das Geheimnüß vom Glauben und Unglau-
ben/ als auch beyder Früchten/ Seligkeit und Verdammnüß/ Leben und
Tod fürtragen/ und dißmahl den Anfang machen von dem edlen Gast/
der vom Himmel herab gekommen/ das bewährte Mittel das ewige Leben
zu gewinnen/ nemlich sich selbst/ als das Himmel-Brod mit sich gebracht.
O HERR hilff/ daß auch dieser künfftige F[ü]rtrag mit grossem Nutzen
geschehen möge. Amen.

SO erscheinet nun Christus der edle Gast/ von wel-
chem der Heil. Evangelist Johannes im 6. Cap. eigentlich re-
det/ I. Hospes tam activus quam passivus Adventor, ein
kommender Gast/
ein kommender und recht willkommender Gast/ nach
dessen Zukunfft die lieben Heiligen im alten Testament so inniglich/ so
sehnlich verlanget/ der Schilo wird kommen/ Genes. 49/ 10. Ach ich
warte auff dein Heyl/
sagt der alte betagte Jsrael/ cap. 49/ 18. Ach

daß

Die ſechs und dreiſſigſte
pheceyung laſſen vorher gehen/ ſihe/ ſagend/ ich habs euch geſagt/ niemand
kan ſich mit der Unwiſſenheit behelffen. ſtat! Es iſt beſchloſſen und außge-
macht: Wer glaͤubt und getaufft wird/ der wird ſelig werden/
wer aber nicht glaͤubt/ der wird verdammt werden.

Und was hie der HErr/ als Richter ſelbſt/ literaliter mit runden und
deutlichen Worten außgeſprochen/ das hat er anderswo in hellen und ver-
ſtaͤndlichen Figuren und Gleichnuͤſſen illuſtrirt und außgeſtrichen/ ſon-
derlich in abgeleſenem Text/ und geſagt/ wer ſein Fleiſch (als das edle Man-
na und Himmel-Brod) werde eſſen/ das iſt/ mit Glauben annehmen/
der werde leben in Ewigkeit/ contra, wem fuͤr dieſer edlen Speiß eckeln
werde/ und nicht eſſen ſein Fleiſch/ noch trincken ſein Blut geiſtlicher Weiß
im Glauben/ der werde auch kein Leben in ſich haben/ conſequenter zum
ewigen Tod verdammt werden.

Weil dann in vorigen Predigten die Lehr deß Evangelii von der Fi-
gur und Beyſpiel der Milch und harten Speiß E. Chriſtl. Liebe fuͤr- und
eingebildet/ und darauff die Præparation und Vorbereitung gemacht
worden/ in was Form und Geſtalt die zur himmliſchen Mahlzeit eingela-
dene Gaͤſt erſcheinen ſollen/ nemlich wol gewaſchen/ gebadet/ geſaͤubert
und bekleidet durch die H. Tauff/ ſo wol als die Kinder Jſrael auch/ eh ſie
zum Himmel-Brod und dem koͤſtlichen Tiſch/ den ihnen Gott der HErr in
der Wuͤſten gedecket/ zugelaſſen worden/ zuvor durchs rothe Meer hin-
durch gehen und ſich unter der Wolcken taͤuffen laſſen; So wollen wir
auch in der anmuthigen Gleichnuͤß des Manna und Himmel-Brods
und deſſen Nieſſung/ ſo wol das Geheimnuͤß vom Glauben und Unglau-
ben/ als auch beyder Fruͤchten/ Seligkeit und Verdammnuͤß/ Leben und
Tod fuͤrtragen/ und dißmahl den Anfang machen von dem edlen Gaſt/
der vom Himmel herab gekommen/ das bewaͤhrte Mittel das ewige Leben
zu gewinnen/ nemlich ſich ſelbſt/ als das Himmel-Brod mit ſich gebracht.
O HERR hilff/ daß auch dieſer kuͤnfftige F[uͤ]rtrag mit groſſem Nutzen
geſchehen moͤge. Amen.

SO erſcheinet nun Chriſtus der edle Gaſt/ von wel-
chem der Heil. Evangeliſt Johannes im 6. Cap. eigentlich re-
det/ I. Hoſpes tàm activus quàm paſſivus Adventor, ein
kommender Gaſt/
ein kommender und recht willkommender Gaſt/ nach
deſſen Zukunfft die lieben Heiligen im alten Teſtament ſo inniglich/ ſo
ſehnlich verlanget/ der Schilo wird kommen/ Geneſ. 49/ 10. Ach ich
warte auff dein Heyl/
ſagt der alte betagte Jſrael/ cap. 49/ 18. Ach

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[966/0990] Die ſechs und dreiſſigſte pheceyung laſſen vorher gehen/ ſihe/ ſagend/ ich habs euch geſagt/ niemand kan ſich mit der Unwiſſenheit behelffen. ſtat! Es iſt beſchloſſen und außge- macht: Wer glaͤubt und getaufft wird/ der wird ſelig werden/ wer aber nicht glaͤubt/ der wird verdammt werden. Und was hie der HErr/ als Richter ſelbſt/ literaliter mit runden und deutlichen Worten außgeſprochen/ das hat er anderswo in hellen und ver- ſtaͤndlichen Figuren und Gleichnuͤſſen illuſtrirt und außgeſtrichen/ ſon- derlich in abgeleſenem Text/ und geſagt/ wer ſein Fleiſch (als das edle Man- na und Himmel-Brod) werde eſſen/ das iſt/ mit Glauben annehmen/ der werde leben in Ewigkeit/ contra, wem fuͤr dieſer edlen Speiß eckeln werde/ und nicht eſſen ſein Fleiſch/ noch trincken ſein Blut geiſtlicher Weiß im Glauben/ der werde auch kein Leben in ſich haben/ conſequenter zum ewigen Tod verdammt werden. Weil dann in vorigen Predigten die Lehr deß Evangelii von der Fi- gur und Beyſpiel der Milch und harten Speiß E. Chriſtl. Liebe fuͤr- und eingebildet/ und darauff die Præparation und Vorbereitung gemacht worden/ in was Form und Geſtalt die zur himmliſchen Mahlzeit eingela- dene Gaͤſt erſcheinen ſollen/ nemlich wol gewaſchen/ gebadet/ geſaͤubert und bekleidet durch die H. Tauff/ ſo wol als die Kinder Jſrael auch/ eh ſie zum Himmel-Brod und dem koͤſtlichen Tiſch/ den ihnen Gott der HErr in der Wuͤſten gedecket/ zugelaſſen worden/ zuvor durchs rothe Meer hin- durch gehen und ſich unter der Wolcken taͤuffen laſſen; So wollen wir auch in der anmuthigen Gleichnuͤß des Manna und Himmel-Brods und deſſen Nieſſung/ ſo wol das Geheimnuͤß vom Glauben und Unglau- ben/ als auch beyder Fruͤchten/ Seligkeit und Verdammnuͤß/ Leben und Tod fuͤrtragen/ und dißmahl den Anfang machen von dem edlen Gaſt/ der vom Himmel herab gekommen/ das bewaͤhrte Mittel das ewige Leben zu gewinnen/ nemlich ſich ſelbſt/ als das Himmel-Brod mit ſich gebracht. O HERR hilff/ daß auch dieſer kuͤnfftige Fuͤrtrag mit groſſem Nutzen geſchehen moͤge. Amen. SO erſcheinet nun Chriſtus der edle Gaſt/ von wel- chem der Heil. Evangeliſt Johannes im 6. Cap. eigentlich re- det/ I. Hoſpes tàm activus quàm paſſivus Adventor, ein kommender Gaſt/ ein kommender und recht willkommender Gaſt/ nach deſſen Zukunfft die lieben Heiligen im alten Teſtament ſo inniglich/ ſo ſehnlich verlanget/ der Schilo wird kommen/ Geneſ. 49/ 10. Ach ich warte auff dein Heyl/ ſagt der alte betagte Jſrael/ cap. 49/ 18. Ach daß

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismvs-Milch. Bd. 8. Straßburg, 1666, S. 966. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus08_1666/990>, abgerufen am 24.06.2024.