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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
Gott/ wie seind doch vieler Hertzen Gedancken offenbar worden. Ubi
thesaurus, ibi cor:
Wie hat mancher sein Mammons Begierd und
Dienst verrathen. Solten die Barbarische wilde Leute in der Neuen
Welt dieses Spiel gesehen haben/ würden sie nicht gesagt haben: Au-
rum esse Christianorum Deum,
Gold sey der Christen Gott. Wie
recht und billig würden am Jüngsten Tag unser Christen-Volck verdam-
men die Spartaner/ von denen Plutarchus schreibet in Lycurgo. Ly-
curgus
habe es durch strenge disciplin dahin gebracht/ daß der Abgott
Pluto asulos, azelos, aploutos gelassen worden.

Plutarchus (ita Corn. a Lap. ad Ezech. p. 1033.) in vita Lycurgi eum laudat,
quod suis legibus effecerit; ut Plutus apud Spartanos esset
asulos, id est
tutus a furibus, & quasi in asylo positus,
azelos, id est neglectus, quem
nemo zelaret; atque
aploutos, id est pauper. Docuerat enim Spartanos
per frugalitatem contemnere divitias, opesque parvipendere, quasi imbe-
cilles & inopes. Ideoque ait Plutarch. Plutus ex omnibus civitatibus,
quae sub sole sunt, in una Sparta servabatur
tuphlos id est coecus, ac reposi-
tus, non aliter quam tabula, anima carens, aut vile metallum.

Aber O ihr unverständigen Straßburger/ wer hat euch bezaubert! wen-
det doch die Chart um und bezeugt/ daß ihr Christen seyd/ die da trachten
nach dem das droben ist/ die da von sich lassen leuchten ein heiliges Ver-
langen/ nach himmlischen Güttern/ nach der Gnade deß Vaters/ nach
dem Burgerrecht das droben ist/ nach den Gaben deß H. Geistes/ Fried/
Gerechtigkeit/ Liecht und Trost. Wir können bey diesem Spiel lernen
spem vivam, ein lebendige Hoffnung/ der Glück-Topff macht Hoff-
nung/ aber todte Hoffnung/ eitele und blinde Hoffnung/ hoffen und
harren macht manchen zum Narren/ fortuna cui arridet irridet, wen
das Glück anlachet/ den lachet es auß/ bekommt er nichts/ so wird er betro-
gen um sein Geld/ bekommt er etwas/ so verwundet er sein Gewissen/
Christus zeiget uns viel ein ander ostium bonae spei: Er sagt Ose. II, 15.
Jch wil ihr geben das Thal Achor/ die Hoffnung auffzu-
thun
Er wil seine Schaaf ins Angst- und Jammerthal Achor füh-
ren/ aber da freundlich mit ihnen reden/ das ist durch sein Honigsüsses
Evangelium dermassen trösten/ daß sie mit lebendiger Hoffnung mitten
im Creutz sollen erfreuet werden/ wie Jacobs Himmel-Pfort mitten in
der Nacht ihn mehr erfreuet/ als Esau betrüben können/ und Stepha-
nus/ da er den Himmel offen gesehen/ ibat ovans animis & spe sua da-
mna levabat.
Es truckte ihn zwar das grosse Hertzenleid/ doch über-

wand
L ij

Predigt.
Gott/ wie ſeind doch vieler Hertzen Gedancken offenbar worden. Ubi
theſaurus, ibi cor:
Wie hat mancher ſein Mammons Begierd und
Dienſt verrathen. Solten die Barbariſche wilde Leute in der Neuen
Welt dieſes Spiel geſehen haben/ wuͤrden ſie nicht geſagt haben: Au-
rum eſſe Chriſtianorum Deum,
Gold ſey der Chriſten Gott. Wie
recht und billig wuͤrden am Juͤngſten Tag unſer Chriſten-Volck verdam-
men die Spartaner/ von denen Plutarchus ſchreibet in Lycurgo. Ly-
curgus
habe es durch ſtrenge diſciplin dahin gebracht/ daß der Abgott
Pluto ἀσυλος, ἄζηλος, ἄϖλουτος gelaſſen worden.

Plutarchus (ita Corn. à Lap. ad Ezech. p. 1033.) in vita Lycurgi eum laudat,
quod ſuis legibus effecerit; ut Plutus apud Spartanos eſſet
ἄσυλος, id eſt
tutus à furibus, & quaſi in aſylo poſitus,
ἄζηλος, id eſt neglectus, quem
nemo zelaret; atque
ἄϖλουτος, id eſt pauper. Docuerat enim Spartanos
per frugalitatem contemnere divitias, opeſque parvipendere, quaſi imbe-
cilles & inopes. Ideoque ait Plutarch. Plutus ex omnibus civitatibus,
quæ ſub ſole ſunt, in una Spartâ ſervabatur
τυφλὸς id eſt cœcus, ac repoſi-
tus, non aliter quàm tabula, anima carens, aut vile metallum.

Aber O ihr unverſtaͤndigen Straßburger/ wer hat euch bezaubert! wen-
det doch die Chart um und bezeugt/ daß ihr Chriſten ſeyd/ die da trachten
nach dem das droben iſt/ die da von ſich laſſen leuchten ein heiliges Ver-
langen/ nach himmliſchen Guͤttern/ nach der Gnade deß Vaters/ nach
dem Burgerrecht das droben iſt/ nach den Gaben deß H. Geiſtes/ Fried/
Gerechtigkeit/ Liecht und Troſt. Wir koͤnnen bey dieſem Spiel lernen
ſpem vivam, ein lebendige Hoffnung/ der Gluͤck-Topff macht Hoff-
nung/ aber todte Hoffnung/ eitele und blinde Hoffnung/ hoffen und
harren macht manchen zum Narren/ fortuna cui arridet irridet, wen
das Gluͤck anlachet/ den lachet es auß/ bekom̃t er nichts/ ſo wird er betro-
gen um ſein Geld/ bekom̃t er etwas/ ſo verwundet er ſein Gewiſſen/
Chriſtus zeiget uns viel ein ander oſtium bonæ ſpei: Er ſagt Oſe. II, 15.
Jch wil ihr geben das Thal Achor/ die Hoffnung auffzu-
thun
Er wil ſeine Schaaf ins Angſt- und Jammerthal Achor fuͤh-
ren/ aber da freundlich mit ihnen reden/ das iſt durch ſein Honigſuͤſſes
Evangelium dermaſſen troͤſten/ daß ſie mit lebendiger Hoffnung mitten
im Creutz ſollen erfreuet werden/ wie Jacobs Himmel-Pfort mitten in
der Nacht ihn mehr erfreuet/ als Eſau betruͤben koͤnnen/ und Stepha-
nus/ da er den Himmel offen geſehen/ ibat ovans animis & ſpe ſua da-
mna levabat.
Es truckte ihn zwar das groſſe Hertzenleid/ doch uͤber-

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L ij
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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/103>, abgerufen am 21.11.2024.