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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Sechste
allein solche metonymia in der H. Schrifft fundirt/ Luc. XVI, 29. Act.
XV, 21.
sondern es hat es auch also die uralte reine und rechtglaubige
Kirch glossiret und verstanden/ und namentlich der Bischoffliche Pa-
triarch Joh. Chrysostomus Hom. 58. in Joh. p. 277. merito ostium vo-
catur Scriptura Sacra, quae oves custodit, lupos arcet, qui non per
hanc ingreditur, lupus est. Theophylactus
stimmet mit zu ad Joh. X.
p.
706. dia tes thuras tount' estin dia ton graphon, thura ai graphai. Luthe-
rus Tom. IV. Jen. Comm. in Gen. VI. p.
50. Jch nemme diese Gloss an/
als der Schrifft nicht ungemäß. Es erfordert aber auch diesen Ver-
stand die Analogia mit dem Hirten-Ampt/ dann was hat dorten Gen.
XLVII.
den Brüdern Joseph den Paß in die Schmaltz-Grub deß Lan-
des Gosen gegeben? Welches war die Thür dadurch sie die Gnad be-
kommen/ dasselbe zu occupiren? Ein Wort hats gethan/ ein Königlich
Macht-Wort/ Paß-Wort/ und Credentz-Brieff. Wann der König
Pharao zu Joseph sagt: Laß sie wohnen im besten Land/ im Land Gosen/
und so Leute unter ihnen tüchtig/ so setze sie über mein Vieh/ dieses Paß-
Wort hat ihnen Thür und Thor Angelweit auffgethan/ durch dieses Wort
sind sie eingangen/ geschalten und gewalten. Jst also auch das feste
Prophetische Wort/ und namentlich das Königliche Wort Davids
Ps. XXIII. Dieselbe Thür/ dadurch der grosse Ertz-Hirt/ der HErr
Messias in seinen Schaaf-Stall eingegangen. Gott der H. Geist/ der
durch David geredet/ mich ein Hirten genennet/ zu mir ist das Wort
GOttes geschehen. Ergo so hab ich exousian, das Thür-Recht/ ich bin
berechtiget hinein zu gehen/ trotz dem der mir solt wehren. Massen der
H. Geist selbst solchen Verstand auß besagtem Psalmen gesponnen/ ge-
sogen und gezogen/ wer demnach durch diese Thür eingehet/ der hat Macht
zu lehren und reformiren/ ich bin durch das Prophetische Wort autori-
si
rt/ legitimirt/ befugt und berechtiget.

In specie aber und insonderheit wird durch das rechte Paß-Wort als
die Thür deß Schaaf-Stalls verstanden. I. Verbum consecrationis &
unctionis,
das Salb- und Weih-Wort/ durch welches er investirt/ einge-
weihet und eingesegnet worden. Solten die Brüder Joseph das Hirten-
Ampt versehen/ so mußten sie Testimonium donorum haben/ daß sie
taugliche Leute wären. Gleichwie David/ den Gott der Heilige Geist
von den Schaafen genommen/ und zu einem geistlichen verblümten Hir-
ten seines Volcks gemacht. Ps. LXXVII. 70. 1. Sam. XVI. so bald ge-
rieth der Heilige Geist über ihn. 1. Sam. XVI, 13. er wurde ein anderer

Mann/

Die Sechste
allein ſolche metonymia in der H. Schrifft fundirt/ Luc. XVI, 29. Act.
XV, 21.
ſondern es hat es auch alſo die uralte reine und rechtglaubige
Kirch gloſſiret und verſtanden/ und namentlich der Biſchoffliche Pa-
triarch Joh. Chryſoſtomus Hom. 58. in Joh. p. 277. meritò oſtium vo-
catur Scriptura Sacra, quæ oves cuſtodit, lupos arcet, qui non per
hanc ingreditur, lupus eſt. Theophylactus
ſtimmet mit zu ad Joh. X.
p.
706. διὰ τῆς ϑύρας του̃τ᾽ ἔϛιν διὰ τῶν γραφῶν, ϑύρα αἱ γραφαὶ. Luthe-
rus Tom. IV. Jen. Comm. in Gen. VI. p.
50. Jch nemme dieſe Gloſſ an/
als der Schrifft nicht ungemaͤß. Es erfordert aber auch dieſen Ver-
ſtand die Analogia mit dem Hirten-Ampt/ dann was hat dorten Gen.
XLVII.
den Bruͤdern Joſeph den Paß in die Schmaltz-Grub deß Lan-
des Goſen gegeben? Welches war die Thuͤr dadurch ſie die Gnad be-
kommen/ daſſelbe zu occupiren? Ein Wort hats gethan/ ein Koͤniglich
Macht-Wort/ Paß-Wort/ und Credentz-Brieff. Wann der Koͤnig
Pharao zu Joſeph ſagt: Laß ſie wohnen im beſten Land/ im Land Goſen/
und ſo Leute unter ihnen tuͤchtig/ ſo ſetze ſie uͤber mein Vieh/ dieſes Paß-
Wort hat ihnen Thuͤr und Thor Angelweit auffgethan/ durch dieſes Wort
ſind ſie eingangen/ geſchalten und gewalten. Jſt alſo auch das feſte
Prophetiſche Wort/ und namentlich das Koͤnigliche Wort Davids
Pſ. XXIII. Dieſelbe Thuͤr/ dadurch der groſſe Ertz-Hirt/ der HErꝛ
Meſſias in ſeinen Schaaf-Stall eingegangen. Gott der H. Geiſt/ der
durch David geredet/ mich ein Hirten genennet/ zu mir iſt das Wort
GOttes geſchehen. Ergò ſo hab ich ἐξουσίαν, das Thuͤr-Recht/ ich bin
berechtiget hinein zu gehen/ trotz dem der mir ſolt wehren. Maſſen der
H. Geiſt ſelbſt ſolchen Verſtand auß beſagtem Pſalmen geſponnen/ ge-
ſogen und gezogen/ wer demnach durch dieſe Thuͤr eingehet/ der hat Macht
zu lehren und reformiren/ ich bin durch das Prophetiſche Wort autori-
ſi
rt/ legitimirt/ befugt und berechtiget.

In ſpecie aber und inſonderheit wird durch das rechte Paß-Wort als
die Thuͤr deß Schaaf-Stalls verſtanden. I. Verbum conſecrationis &
unctionis,
das Salb- und Weih-Wort/ durch welches er inveſtirt/ einge-
weihet und eingeſegnet worden. Solten die Bruͤder Joſeph das Hirten-
Ampt verſehen/ ſo mußten ſie Teſtimonium donorum haben/ daß ſie
taugliche Leute waͤren. Gleichwie David/ den Gott der Heilige Geiſt
von den Schaafen genommen/ und zu einem geiſtlichen verbluͤmten Hir-
ten ſeines Volcks gemacht. Pſ. LXXVII. 70. 1. Sam. XVI. ſo bald ge-
rieth der Heilige Geiſt uͤber ihn. 1. Sam. XVI, 13. er wurde ein anderer

Mann/
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[88/0108] Die Sechste allein ſolche metonymia in der H. Schrifft fundirt/ Luc. XVI, 29. Act. XV, 21. ſondern es hat es auch alſo die uralte reine und rechtglaubige Kirch gloſſiret und verſtanden/ und namentlich der Biſchoffliche Pa- triarch Joh. Chryſoſtomus Hom. 58. in Joh. p. 277. meritò oſtium vo- catur Scriptura Sacra, quæ oves cuſtodit, lupos arcet, qui non per hanc ingreditur, lupus eſt. Theophylactus ſtimmet mit zu ad Joh. X. p. 706. διὰ τῆς ϑύρας του̃τ᾽ ἔϛιν διὰ τῶν γραφῶν, ϑύρα αἱ γραφαὶ. Luthe- rus Tom. IV. Jen. Comm. in Gen. VI. p. 50. Jch nemme dieſe Gloſſ an/ als der Schrifft nicht ungemaͤß. Es erfordert aber auch dieſen Ver- ſtand die Analogia mit dem Hirten-Ampt/ dann was hat dorten Gen. XLVII. den Bruͤdern Joſeph den Paß in die Schmaltz-Grub deß Lan- des Goſen gegeben? Welches war die Thuͤr dadurch ſie die Gnad be- kommen/ daſſelbe zu occupiren? Ein Wort hats gethan/ ein Koͤniglich Macht-Wort/ Paß-Wort/ und Credentz-Brieff. Wann der Koͤnig Pharao zu Joſeph ſagt: Laß ſie wohnen im beſten Land/ im Land Goſen/ und ſo Leute unter ihnen tuͤchtig/ ſo ſetze ſie uͤber mein Vieh/ dieſes Paß- Wort hat ihnen Thuͤr und Thor Angelweit auffgethan/ durch dieſes Wort ſind ſie eingangen/ geſchalten und gewalten. Jſt alſo auch das feſte Prophetiſche Wort/ und namentlich das Koͤnigliche Wort Davids Pſ. XXIII. Dieſelbe Thuͤr/ dadurch der groſſe Ertz-Hirt/ der HErꝛ Meſſias in ſeinen Schaaf-Stall eingegangen. Gott der H. Geiſt/ der durch David geredet/ mich ein Hirten genennet/ zu mir iſt das Wort GOttes geſchehen. Ergò ſo hab ich ἐξουσίαν, das Thuͤr-Recht/ ich bin berechtiget hinein zu gehen/ trotz dem der mir ſolt wehren. Maſſen der H. Geiſt ſelbſt ſolchen Verſtand auß beſagtem Pſalmen geſponnen/ ge- ſogen und gezogen/ wer demnach durch dieſe Thuͤr eingehet/ der hat Macht zu lehren und reformiren/ ich bin durch das Prophetiſche Wort autori- ſirt/ legitimirt/ befugt und berechtiget. In ſpecie aber und inſonderheit wird durch das rechte Paß-Wort als die Thuͤr deß Schaaf-Stalls verſtanden. I. Verbum conſecrationis & unctionis, das Salb- und Weih-Wort/ durch welches er inveſtirt/ einge- weihet und eingeſegnet worden. Solten die Bruͤder Joſeph das Hirten- Ampt verſehen/ ſo mußten ſie Teſtimonium donorum haben/ daß ſie taugliche Leute waͤren. Gleichwie David/ den Gott der Heilige Geiſt von den Schaafen genommen/ und zu einem geiſtlichen verbluͤmten Hir- ten ſeines Volcks gemacht. Pſ. LXXVII. 70. 1. Sam. XVI. ſo bald ge- rieth der Heilige Geiſt uͤber ihn. 1. Sam. XVI, 13. er wurde ein anderer Mann/

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/108>, abgerufen am 21.11.2024.