Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Zehende


Die Zehende Predigt/
Vom
Frischen Wasser des H. Geistes.

GEliebte in Christo. Wie der Hirsch schreyet
nach frischem Wasser/ so schreyet meine Seele
GOtt zu dir/ meine Seele dürstet nach GOtt/
nach dem lebendigen GOtt.
Tichten/ singen und
sagen die geistliche Propheten und Poeten die Kinder Kore
Psalm. 42. im Nahmen und auß dem Mund aller heiligen/
und deroselben Haupt die frühgejagte Hindin der Messias und Welt-
Heyland. Wie der Hirsch/ der gehetzte/ gejagte/ angsthaffte/ abgemat-
tete/ und daher dürstende/ keuchende/ lechzende/ höllige Hirsch dia to kauma
kai asthma, Aristot. in der Hatz und Jagt schreyet hell und jämmerlich/ mit
keuchen/ athmen und gluxen/ er gluxet gleichsam wie ein Gluckhenn/ so
lang und viel/ biß er in den Gründen/ Gebürgen und Wasserbächen ein
Echo und Wiederschall erweckt/ und wo er ein Wasserquell vermerckt/
denselben Ort späet er auß/ folgt/ und laufft dahin/ sucht daselbst Labsal/
löscht den Durst und erquickt sich. Also alle Heiligen in ihrer Angst
und Betrübnüß und geistlichen Ohnmachten/ sonderlich das Haupt
und Exempel Aller heiligen/ der Allerheiligste Christus die frühgejagte
Hindin Ps. 22 Welche die Hunde umgeben/ fette Ochsen umringet/ und
gegen ihm als die brüllende und reissende Löwen/ den Rachen auffgesperrt/
so fängt er an zu schreyen/ zu heulen und zu klagen/ opffert sein Gebet
und flehen mit starckem geschrey und Thränen/ zu dem der ihm vom Tod
kunte außhelffen, Hebr. V, 7. rufft seinen himmlischen Vater zu dreyen
mahlen ängstiglich an/ im Garten am Oelberg mit zittern und zagen.
Matth. 26. Ach Vater ists müglich/ biß so lang ein Engel vom Him-
mel herab einen Wiederschall mit sich gebracht/ ihn mit Worten und
Wercken gestärckt. Chasak, Chasak. Dan. X, 19. davon er Labsal
empfunden. Und also auch sein Gegenvater David/ da er von Saul

als
Die Zehende


Die Zehende Predigt/
Vom
Friſchen Waſſer des H. Geiſtes.

GEliebte in Chriſto. Wie der Hirſch ſchreyet
nach friſchem Waſſer/ ſo ſchreyet meine Seele
GOtt zu dir/ meine Seele duͤrſtet nach GOtt/
nach dem lebendigen GOtt.
Tichten/ ſingen und
ſagen die geiſtliche Propheten und Poeten die Kinder Kore
Pſalm. 42. im Nahmen und auß dem Mund aller heiligen/
und deroſelben Haupt die fruͤhgejagte Hindin der Meſſias und Welt-
Heyland. Wie der Hirſch/ der gehetzte/ gejagte/ angſthaffte/ abgemat-
tete/ und daher duͤrſtende/ keuchende/ lechzende/ hoͤllige Hirſch διὰ τὸ καῦμα
καὶ ἀσϑμα, Ariſtot. in der Hatz und Jagt ſchreyet hell und jaͤmmerlich/ mit
keuchen/ athmen und gluxen/ er gluxet gleichſam wie ein Gluckhenn/ ſo
lang und viel/ biß er in den Gruͤnden/ Gebuͤrgen und Waſſerbaͤchen ein
Echo und Wiederſchall erweckt/ und wo er ein Waſſerquell vermerckt/
denſelben Ort ſpaͤet er auß/ folgt/ und laufft dahin/ ſucht daſelbſt Labſal/
loͤſcht den Durſt und erquickt ſich. Alſo alle Heiligen in ihrer Angſt
und Betruͤbnuͤß und geiſtlichen Ohnmachten/ ſonderlich das Haupt
und Exempel Aller heiligen/ der Allerheiligſte Chriſtus die fruͤhgejagte
Hindin Pſ. 22 Welche die Hunde umgeben/ fette Ochſen umringet/ und
gegen ihm als die bruͤllende und reiſſende Loͤwen/ den Rachen auffgeſperꝛt/
ſo faͤngt er an zu ſchreyen/ zu heulen und zu klagen/ opffert ſein Gebet
und flehen mit ſtarckem geſchrey und Thraͤnen/ zu dem der ihm vom Tod
kunte außhelffen, Hebr. V, 7. rufft ſeinen himmliſchen Vater zu dreyen
mahlen aͤngſtiglich an/ im Garten am Oelberg mit zittern und zagen.
Matth. 26. Ach Vater iſts muͤglich/ biß ſo lang ein Engel vom Him-
mel herab einen Wiederſchall mit ſich gebracht/ ihn mit Worten und
Wercken geſtaͤrckt. Chaſak, Chaſak. Dan. X, 19. davon er Labſal
empfunden. Und alſo auch ſein Gegenvater David/ da er von Saul

als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0144" n="124"/>
      <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Zehende</hi> </fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die Zehende Predigt/<lb/>
Vom<lb/>
Fri&#x017F;chen Wa&#x017F;&#x017F;er des H. Gei&#x017F;tes.</hi> </head><lb/>
        <p><hi rendition="#fr"><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte in Chri&#x017F;to. Wie der Hir&#x017F;ch &#x017F;chreyet<lb/>
nach fri&#x017F;chem Wa&#x017F;&#x017F;er/ &#x017F;o &#x017F;chreyet meine Seele<lb/>
GOtt zu dir/ meine Seele du&#x0364;r&#x017F;tet nach GOtt/<lb/>
nach dem lebendigen GOtt.</hi> Tichten/ &#x017F;ingen und<lb/>
&#x017F;agen die gei&#x017F;tliche Propheten und Poeten die Kinder Kore<lb/><hi rendition="#aq">P&#x017F;alm.</hi> 42. im Nahmen und auß dem Mund aller heiligen/<lb/>
und dero&#x017F;elben Haupt die fru&#x0364;hgejagte Hindin der Me&#x017F;&#x017F;ias und Welt-<lb/>
Heyland. Wie der Hir&#x017F;ch/ der gehetzte/ gejagte/ ang&#x017F;thaffte/ abgemat-<lb/>
tete/ und daher du&#x0364;r&#x017F;tende/ keuchende/ lechzende/ ho&#x0364;llige Hir&#x017F;ch &#x03B4;&#x03B9;&#x1F70; &#x03C4;&#x1F78; &#x03BA;&#x03B1;&#x1FE6;&#x03BC;&#x03B1;<lb/>
&#x03BA;&#x03B1;&#x1F76; &#x1F00;&#x03C3;&#x03D1;&#x03BC;&#x03B1;, <hi rendition="#aq">Ari&#x017F;tot.</hi> in der Hatz und Jagt &#x017F;chreyet hell und ja&#x0364;mmerlich/ mit<lb/>
keuchen/ athmen und gluxen/ er gluxet gleich&#x017F;am wie ein Gluckhenn/ &#x017F;o<lb/>
lang und viel/ biß er in den Gru&#x0364;nden/ Gebu&#x0364;rgen und Wa&#x017F;&#x017F;erba&#x0364;chen ein<lb/><hi rendition="#aq">Echo</hi> und Wieder&#x017F;chall erweckt/ und wo er ein Wa&#x017F;&#x017F;erquell vermerckt/<lb/>
den&#x017F;elben Ort &#x017F;pa&#x0364;et er auß/ folgt/ und laufft dahin/ &#x017F;ucht da&#x017F;elb&#x017F;t Lab&#x017F;al/<lb/>
lo&#x0364;&#x017F;cht den Dur&#x017F;t und erquickt &#x017F;ich. Al&#x017F;o alle Heiligen in ihrer Ang&#x017F;t<lb/>
und Betru&#x0364;bnu&#x0364;ß und gei&#x017F;tlichen Ohnmachten/ &#x017F;onderlich das Haupt<lb/>
und Exempel Aller heiligen/ der Allerheilig&#x017F;te Chri&#x017F;tus die fru&#x0364;hgejagte<lb/>
Hindin <hi rendition="#aq">P&#x017F;.</hi> 22 Welche die Hunde umgeben/ fette Och&#x017F;en umringet/ und<lb/>
gegen ihm als die bru&#x0364;llende und rei&#x017F;&#x017F;ende Lo&#x0364;wen/ den Rachen auffge&#x017F;per&#xA75B;t/<lb/>
&#x017F;o fa&#x0364;ngt er an zu &#x017F;chreyen/ zu heulen und zu klagen/ opffert &#x017F;ein Gebet<lb/>
und flehen mit &#x017F;tarckem ge&#x017F;chrey und Thra&#x0364;nen/ zu dem der ihm vom Tod<lb/>
kunte außhelffen, <hi rendition="#aq">Hebr. V, 7.</hi> rufft &#x017F;einen himmli&#x017F;chen Vater zu dreyen<lb/>
mahlen a&#x0364;ng&#x017F;tiglich an/ im Garten am Oelberg mit zittern und zagen.<lb/><hi rendition="#aq">Matth.</hi> 26. Ach Vater i&#x017F;ts mu&#x0364;glich/ biß &#x017F;o lang ein Engel vom Him-<lb/>
mel herab einen Wieder&#x017F;chall mit &#x017F;ich gebracht/ ihn mit Worten und<lb/>
Wercken ge&#x017F;ta&#x0364;rckt. <hi rendition="#aq">Cha&#x017F;ak, Cha&#x017F;ak. Dan. X, 19.</hi> davon er Lab&#x017F;al<lb/>
empfunden. Und al&#x017F;o auch &#x017F;ein Gegenvater David/ da er von Saul<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">als</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0144] Die Zehende Die Zehende Predigt/ Vom Friſchen Waſſer des H. Geiſtes. GEliebte in Chriſto. Wie der Hirſch ſchreyet nach friſchem Waſſer/ ſo ſchreyet meine Seele GOtt zu dir/ meine Seele duͤrſtet nach GOtt/ nach dem lebendigen GOtt. Tichten/ ſingen und ſagen die geiſtliche Propheten und Poeten die Kinder Kore Pſalm. 42. im Nahmen und auß dem Mund aller heiligen/ und deroſelben Haupt die fruͤhgejagte Hindin der Meſſias und Welt- Heyland. Wie der Hirſch/ der gehetzte/ gejagte/ angſthaffte/ abgemat- tete/ und daher duͤrſtende/ keuchende/ lechzende/ hoͤllige Hirſch διὰ τὸ καῦμα καὶ ἀσϑμα, Ariſtot. in der Hatz und Jagt ſchreyet hell und jaͤmmerlich/ mit keuchen/ athmen und gluxen/ er gluxet gleichſam wie ein Gluckhenn/ ſo lang und viel/ biß er in den Gruͤnden/ Gebuͤrgen und Waſſerbaͤchen ein Echo und Wiederſchall erweckt/ und wo er ein Waſſerquell vermerckt/ denſelben Ort ſpaͤet er auß/ folgt/ und laufft dahin/ ſucht daſelbſt Labſal/ loͤſcht den Durſt und erquickt ſich. Alſo alle Heiligen in ihrer Angſt und Betruͤbnuͤß und geiſtlichen Ohnmachten/ ſonderlich das Haupt und Exempel Aller heiligen/ der Allerheiligſte Chriſtus die fruͤhgejagte Hindin Pſ. 22 Welche die Hunde umgeben/ fette Ochſen umringet/ und gegen ihm als die bruͤllende und reiſſende Loͤwen/ den Rachen auffgeſperꝛt/ ſo faͤngt er an zu ſchreyen/ zu heulen und zu klagen/ opffert ſein Gebet und flehen mit ſtarckem geſchrey und Thraͤnen/ zu dem der ihm vom Tod kunte außhelffen, Hebr. V, 7. rufft ſeinen himmliſchen Vater zu dreyen mahlen aͤngſtiglich an/ im Garten am Oelberg mit zittern und zagen. Matth. 26. Ach Vater iſts muͤglich/ biß ſo lang ein Engel vom Him- mel herab einen Wiederſchall mit ſich gebracht/ ihn mit Worten und Wercken geſtaͤrckt. Chaſak, Chaſak. Dan. X, 19. davon er Labſal empfunden. Und alſo auch ſein Gegenvater David/ da er von Saul als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/144
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/144>, abgerufen am 21.11.2024.