Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

DEDICATIO.
die mitten/ an das finstere Thal des Todes/ gekommen/
ist ihme Seele/ Leben/ Athem/ Klang und Gesang durch
einen seligen Tod nach Gottes Willen entgangen. So
nun frommer und heiliger Leute letste Reden bedencklich
sind/ und auch von GOtt dem H. Geist der H. Schrifft
einverleibet worden; Sintemal wir noch lesen können die
letsten Worte Jsaacs/ Jacobs/ Mosis/ Davids/ etc. Al-
so wird uns niemand verdencken/ daß wir auch die letste
Wort Unsers seligen Dannhauers denen noch Lebenden zur
Lehr und Trost haben abtrucken lassen! Den Beschluß
aber haben wir gemacht mit seinen Predigten über das
holdselige Gespräch/ welches der grosse Menschen-Freund
JEsus Christus mit Maria und Martha/ Lazari Schwe-
stern/ zu Bethanien gehalten; Dann darin findet sich der
beste Theil/ welchen Maria erwehlt/ und dieser theure
Mann bey seinen Lebzeiten/ und hernach in seinem seligen
Tod/ aller Wollust/ Ehr und Reichthum vorgezogen.

Seind die heiligen Reliquien/ welche uns der getreue
Knecht Gottes von der Tafel seines HErrn JEsu hin-
terlassen; Von welchen wir in gesundem Verstand sagen
können/ was dorten Jud. XIV, 14. Simson von dem Ho-
nig auß des Löwen Rachen geflossen: Speise gieng
von dem Fresser/ und Süssigkeit von dem Star-
cken!
Dann mir nicht zweiffelt/ wer durch fleissige Lesung
und andächtige Betrachtung die Wort dieses unüber-
windlichen Löwengeniessen wird/ er werde in seiner See-
len schmecken die Süssigkeit/ welche lieblicher als Honig
und Honigseim!

Daß aber/ Euer Gnaden/ Hochgeborner Graf/
gegenwärtiges Buch/ als einen Einladungs-Brieff zur
Geheimnuß-reichen Mahlzeit Christi/ ich dediciren und
unterthänigst überreichen wollen/ ist nicht eine/ sondern
unterschiedliche und viel Ursachen/ die mich bewogen ha-

ben.

DEDICATIO.
die mitten/ an das finſtere Thal des Todes/ gekommen/
iſt ihme Seele/ Leben/ Athem/ Klang und Geſang durch
einen ſeligen Tod nach Gottes Willen entgangen. So
nun frommer und heiliger Leute letſte Reden bedencklich
ſind/ und auch von GOtt dem H. Geiſt der H. Schrifft
einverleibet worden; Sintemal wir noch leſen koͤnnen die
letſten Worte Jſaacs/ Jacobs/ Moſis/ Davids/ ꝛc. Al-
ſo wird uns niemand verdencken/ daß wir auch die letſte
Wort Unſers ſeligen Dañhauers denen noch Lebenden zur
Lehr und Troſt haben abtrucken laſſen! Den Beſchluß
aber haben wir gemacht mit ſeinen Predigten uͤber das
holdſelige Geſpraͤch/ welches der groſſe Menſchen-Freund
JEſus Chriſtus mit Maria und Martha/ Lazari Schwe-
ſtern/ zu Bethanien gehalten; Dann darin findet ſich der
beſte Theil/ welchen Maria erwehlt/ und dieſer theure
Mann bey ſeinen Lebzeiten/ und hernach in ſeinem ſeligen
Tod/ aller Wolluſt/ Ehr und Reichthum vorgezogen.

Seind die heiligen Reliquien/ welche uns der getreue
Knecht Gottes von der Tafel ſeines HErꝛn JEſu hin-
terlaſſen; Von welchen wir in geſundem Verſtand ſagen
koͤnnen/ was dorten Jud. XIV, 14. Simſon von dem Ho-
nig auß des Loͤwen Rachen gefloſſen: Speiſe gieng
von dem Freſſer/ und Suͤſſigkeit von dem Star-
cken!
Dann mir nicht zweiffelt/ wer durch fleiſſige Leſung
und andaͤchtige Betrachtung die Wort dieſes unuͤber-
windlichen Loͤwengenieſſen wird/ er werde in ſeiner See-
len ſchmecken die Suͤſſigkeit/ welche lieblicher als Honig
und Honigſeim!

Daß aber/ Euer Gnaden/ Hochgeborner Graf/
gegenwaͤrtiges Buch/ als einen Einladungs-Brieff zur
Geheimnuß-reichen Mahlzeit Chriſti/ ich dediciren und
unterthaͤnigſt uͤberreichen wollen/ iſt nicht eine/ ſondern
unterſchiedliche und viel Urſachen/ die mich bewogen ha-

ben.
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div type="dedication">
        <p><pb facs="#f0018"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">DEDICATIO.</hi></hi></fw><lb/>
die mitten/ an das fin&#x017F;tere Thal des Todes/ gekommen/<lb/>
i&#x017F;t ihme Seele/ Leben/ Athem/ Klang und Ge&#x017F;ang durch<lb/>
einen &#x017F;eligen Tod nach Gottes Willen entgangen. So<lb/>
nun frommer und heiliger Leute let&#x017F;te Reden bedencklich<lb/>
&#x017F;ind/ und auch von GOtt dem H. Gei&#x017F;t der H. Schrifft<lb/>
einverleibet worden; Sintemal wir noch le&#x017F;en ko&#x0364;nnen die<lb/>
let&#x017F;ten Worte J&#x017F;aacs/ Jacobs/ Mo&#x017F;is/ Davids/ &#xA75B;c. Al-<lb/>
&#x017F;o wird uns niemand verdencken/ daß wir auch die let&#x017F;te<lb/>
Wort Un&#x017F;ers &#x017F;eligen Dan&#x0303;hauers denen noch Lebenden zur<lb/>
Lehr und Tro&#x017F;t haben abtrucken la&#x017F;&#x017F;en! Den Be&#x017F;chluß<lb/>
aber haben wir gemacht mit &#x017F;einen Predigten u&#x0364;ber das<lb/>
hold&#x017F;elige Ge&#x017F;pra&#x0364;ch/ welches der gro&#x017F;&#x017F;e Men&#x017F;chen-Freund<lb/>
JE&#x017F;us Chri&#x017F;tus mit Maria und Martha/ Lazari Schwe-<lb/>
&#x017F;tern/ zu Bethanien gehalten; Dann darin findet &#x017F;ich der<lb/>
be&#x017F;te Theil/ welchen Maria erwehlt/ und die&#x017F;er theure<lb/>
Mann bey &#x017F;einen Lebzeiten/ und hernach in &#x017F;einem &#x017F;eligen<lb/>
Tod/ aller Wollu&#x017F;t/ Ehr und Reichthum vorgezogen.</p><lb/>
        <p>Seind die heiligen Reliquien/ welche uns der getreue<lb/>
Knecht Gottes von der Tafel &#x017F;eines HEr&#xA75B;n JE&#x017F;u hin-<lb/>
terla&#x017F;&#x017F;en; Von welchen wir in ge&#x017F;undem Ver&#x017F;tand &#x017F;agen<lb/>
ko&#x0364;nnen/ was dorten <hi rendition="#aq">Jud. XIV,</hi> 14. Sim&#x017F;on von dem Ho-<lb/>
nig auß des Lo&#x0364;wen Rachen geflo&#x017F;&#x017F;en: <hi rendition="#fr">Spei&#x017F;e gieng<lb/>
von dem Fre&#x017F;&#x017F;er/ und Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit von dem Star-<lb/>
cken!</hi> Dann mir nicht zweiffelt/ wer durch flei&#x017F;&#x017F;ige Le&#x017F;ung<lb/>
und anda&#x0364;chtige Betrachtung die Wort die&#x017F;es unu&#x0364;ber-<lb/>
windlichen Lo&#x0364;wengenie&#x017F;&#x017F;en wird/ er werde in &#x017F;einer See-<lb/>
len &#x017F;chmecken die Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit/ welche lieblicher als Honig<lb/>
und Honig&#x017F;eim!</p><lb/>
        <p>Daß aber/ <hi rendition="#fr">Euer Gnaden/ Hochgeborner Graf/</hi><lb/>
gegenwa&#x0364;rtiges Buch/ als einen Einladungs-Brieff zur<lb/>
Geheimnuß-reichen Mahlzeit Chri&#x017F;ti/ ich <hi rendition="#aq">dedici</hi>ren und<lb/>
untertha&#x0364;nig&#x017F;t u&#x0364;berreichen wollen/ i&#x017F;t nicht eine/ &#x017F;ondern<lb/>
unter&#x017F;chiedliche und viel Ur&#x017F;achen/ die mich bewogen ha-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ben.</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0018] DEDICATIO. die mitten/ an das finſtere Thal des Todes/ gekommen/ iſt ihme Seele/ Leben/ Athem/ Klang und Geſang durch einen ſeligen Tod nach Gottes Willen entgangen. So nun frommer und heiliger Leute letſte Reden bedencklich ſind/ und auch von GOtt dem H. Geiſt der H. Schrifft einverleibet worden; Sintemal wir noch leſen koͤnnen die letſten Worte Jſaacs/ Jacobs/ Moſis/ Davids/ ꝛc. Al- ſo wird uns niemand verdencken/ daß wir auch die letſte Wort Unſers ſeligen Dañhauers denen noch Lebenden zur Lehr und Troſt haben abtrucken laſſen! Den Beſchluß aber haben wir gemacht mit ſeinen Predigten uͤber das holdſelige Geſpraͤch/ welches der groſſe Menſchen-Freund JEſus Chriſtus mit Maria und Martha/ Lazari Schwe- ſtern/ zu Bethanien gehalten; Dann darin findet ſich der beſte Theil/ welchen Maria erwehlt/ und dieſer theure Mann bey ſeinen Lebzeiten/ und hernach in ſeinem ſeligen Tod/ aller Wolluſt/ Ehr und Reichthum vorgezogen. Seind die heiligen Reliquien/ welche uns der getreue Knecht Gottes von der Tafel ſeines HErꝛn JEſu hin- terlaſſen; Von welchen wir in geſundem Verſtand ſagen koͤnnen/ was dorten Jud. XIV, 14. Simſon von dem Ho- nig auß des Loͤwen Rachen gefloſſen: Speiſe gieng von dem Freſſer/ und Suͤſſigkeit von dem Star- cken! Dann mir nicht zweiffelt/ wer durch fleiſſige Leſung und andaͤchtige Betrachtung die Wort dieſes unuͤber- windlichen Loͤwengenieſſen wird/ er werde in ſeiner See- len ſchmecken die Suͤſſigkeit/ welche lieblicher als Honig und Honigſeim! Daß aber/ Euer Gnaden/ Hochgeborner Graf/ gegenwaͤrtiges Buch/ als einen Einladungs-Brieff zur Geheimnuß-reichen Mahlzeit Chriſti/ ich dediciren und unterthaͤnigſt uͤberreichen wollen/ iſt nicht eine/ ſondern unterſchiedliche und viel Urſachen/ die mich bewogen ha- ben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/18
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/18>, abgerufen am 30.04.2024.