Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. selbst nicht einig/ was für ein tropus, und in welchem Wort erseye/ haben sie keine satte und gewisse Erklärung mit bestän- digem und einmütigem Mund zeigen können/ sondern die Wort deines Testaments in viel und unterschiedliche unglei- che Meynungen gezogen: Hab ich derowegen in einer so schweren Sach meinen Glauben jenen ungewissen/ unterschie- denen und widrigen Meynungen nicht können noch wollen vertrauen. Jm gegentheil aber habe ich gesehen/ wann die Wort angenommen werden/ wie sie lauten/ in ihrem einfäl- tigen/ eigentlichen und natürlichen Verstand/ so habe man eine beständige/ satte/ und gründliche Meynung. Weil ich demnach dafür gehalten/ daß du eine einige und gewisse Meynung deines Testaments haben wollen/ habe ich in der jenigen Außlegung beruhet/ welche die Wort in ihrem ein- fältigen/ eigentlichen und natürlichen Verstand zeigen und von sich geben/ dann wann du es anders hättest wollen ver- standen haben/ als die Wort lauten/ hättest du ohne allen Zweiffel eine helle und offentliche Erklärung hinzu gethan/ gleichwie du es gethan hast in andern Orten/ da der Zweiffel mit solcher Gefahr nicht verbunden/ als in den Worten dei- nes Testaments. Philipp. Melancht. in Epist. ad Frideric. Myconium. Ego nullam satis firmam VI. Sensus literalis concinnitas, wann demnach Christus seine gewe- Y ij
Predigt. ſelbſt nicht einig/ was fuͤr ein tropus, und in welchem Wort erſeye/ haben ſie keine ſatte und gewiſſe Erklaͤrung mit beſtaͤn- digem und einmuͤtigem Mund zeigen koͤnnen/ ſondern die Wort deines Teſtaments in viel und unterſchiedliche unglei- che Meynungen gezogen: Hab ich derowegen in einer ſo ſchweren Sach meinen Glauben jenen ungewiſſen/ unterſchie- denen und widrigen Meynungen nicht koͤnnen noch wollen vertrauen. Jm gegentheil aber habe ich geſehen/ wann die Wort angenommen werden/ wie ſie lauten/ in ihrem einfaͤl- tigen/ eigentlichen und natuͤrlichen Verſtand/ ſo habe man eine beſtaͤndige/ ſatte/ und gruͤndliche Meynung. Weil ich demnach dafuͤr gehalten/ daß du eine einige und gewiſſe Meynung deines Teſtaments haben wollen/ habe ich in der jenigen Außlegung beruhet/ welche die Wort in ihrem ein- faͤltigen/ eigentlichen und natuͤrlichen Verſtand zeigen und von ſich geben/ dann wann du es anders haͤtteſt wollen ver- ſtanden haben/ als die Wort lauten/ haͤtteſt du ohne allen Zweiffel eine helle und offentliche Erklaͤrung hinzu gethan/ gleichwie du es gethan haſt in andern Orten/ da der Zweiffel mit ſolcher Gefahr nicht verbunden/ als in den Worten dei- nes Teſtaments. Philipp. Melancht. in Epiſt. ad Frideric. Myconium. Ego nullam ſatis firmam VI. Senſus literalis concinnitas, wann demnach Chriſtus ſeine gewe- Y ij
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Predigt.
ſelbſt nicht einig/ was fuͤr ein tropus, und in welchem Wort er
ſeye/ haben ſie keine ſatte und gewiſſe Erklaͤrung mit beſtaͤn-
digem und einmuͤtigem Mund zeigen koͤnnen/ ſondern die
Wort deines Teſtaments in viel und unterſchiedliche unglei-
che Meynungen gezogen: Hab ich derowegen in einer ſo
ſchweren Sach meinen Glauben jenen ungewiſſen/ unterſchie-
denen und widrigen Meynungen nicht koͤnnen noch wollen
vertrauen. Jm gegentheil aber habe ich geſehen/ wann die
Wort angenommen werden/ wie ſie lauten/ in ihrem einfaͤl-
tigen/ eigentlichen und natuͤrlichen Verſtand/ ſo habe man
eine beſtaͤndige/ ſatte/ und gruͤndliche Meynung. Weil
ich demnach dafuͤr gehalten/ daß du eine einige und gewiſſe
Meynung deines Teſtaments haben wollen/ habe ich in der
jenigen Außlegung beruhet/ welche die Wort in ihrem ein-
faͤltigen/ eigentlichen und natuͤrlichen Verſtand zeigen und
von ſich geben/ dann wann du es anders haͤtteſt wollen ver-
ſtanden haben/ als die Wort lauten/ haͤtteſt du ohne allen
Zweiffel eine helle und offentliche Erklaͤrung hinzu gethan/
gleichwie du es gethan haſt in andern Orten/ da der Zweiffel
mit ſolcher Gefahr nicht verbunden/ als in den Worten dei-
nes Teſtaments.
Philipp. Melancht. in Epiſt. ad Frideric. Myconium. Ego nullam ſatis firmam
rationem in venio, propter quam ab hac ſententia diſcedamus. Fieri pot-
eſt, ut alia ſententia blandiatur otioſo animo, quæ eſt magis conſentanea
humano judicio, præſertim ſic inſtructa & ornata argumentis eruditè exco-
gitatis, ſed quid fiet in tentatione, cum diſputabit conſcientia quam habue-
rit cauſam diſſentiendi à recepta ſententia in Eccleſia: Tunc iſta verba:
Hoc eſt corpus meum, fulmina erunt; quid hic opponet mens perterrefacta,
quâ voce Dei ſe muniet, ac ſibi perſuadebit, neceſſariò hic fulſſe interpre-
tandam metaphoram.
VI. Senſus literalis concinnitas, wann demnach Chriſtus ſeine
Juͤnger alſo anredet/ Das iſt mein Leib/ der fuͤr euch gegeben
wird/ das iſt der Kelch des N. T. in meinem Blut/ das fuͤr
euch vergoſſen wird. Verſtehet er durch das Wort τοῦ_, das/ nicht
ampliativè, das was zuvor Brod geweſen/ gleich wie Adam geſagt:
Das iſt Bein von meinem Bein/ maſſen der Leib Chriſti niemalen Brod
gewe-
Y ij
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