Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Vierte mein/ Und laßt uns frölich singen/ Von GOttes süsserWunderthat/ Die er an uns gewendet hat/ Gar theur hat ers erworben. Auß welchem dann erhellet/ wann und zu welcher Zeit das heilige kürtzung.
Die Vierte mein/ Und laßt uns froͤlich ſingen/ Von GOttes ſuͤſſerWunderthat/ Die er an uns gewendet hat/ Gar theur hat ers erworben. Auß welchem dann erhellet/ wann und zu welcher Zeit das heilige kuͤrtzung.
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Die Vierte
mein/ Und laßt uns froͤlich ſingen/ Von GOttes ſuͤſſer
Wunderthat/ Die er an uns gewendet hat/ Gar theur hat
ers erworben.
Auß welchem dann erhellet/ wann und zu welcher Zeit das heilige
Abendmahl zu empfangen ſeye? Wann man ſoll zu gehen/ wie lang man
verzeihen ſoll/ und wie offt? Wo wollen wir nun den Anfang nemmen
zu erzehlen die Fehler/ die in dieſem Stuck vorgangen ſind und noch vor-
gehen. Maſſen ſich befinden I. Superſtitioſi, die fich auß Zwang auff
einen gewiſſen Tag gebunden/ als vor Zeiten die Teſſeradecatitæ, Quar-
tadecimani, vierzehen Taͤgler/ welche den 14. Tag Martij zum Gebrauch
des H. Abendmahls beſtim̃t. Paſchalitæ die ſich gebunden auff den
Gruͤnen-Donnerſtag Abends. Auguſtinus in epiſt. 118. ad Januar. er-
zehlt/ daß zu ſeiner Zeit in vielen Africaniſchen Kirchen am Donnerſtag
vor dem Oſter-Feſt zu Nacht nach dem Abendeſſen den Chriſten das
Abendmahl gegeben worden/ zu dem End/ auff daß Chriſti Handlung
deſto mehr und ſtaͤrcker præſentirt wuͤrde. Es iſt aber dieſe Gewonheit
im VI. Synodo Conſtantinopolitanâ auffgehaben worden. Zwar wo
der Aberglaub nicht anklebt/ mag es wol ſeyn/ wie es dann in unſern
Evangeliſchen Kirchen auch uͤblich auff den Gruͤnen-Donnerſtag zu
communiciren/ und geſchicht auch mit groͤſſerer devotion. Aberglaubi-
ſcher weiß aber hat Pabſt Innocentius III. ein Gewiſſens-Strick darauß
gemacht/ und gebotten auff Oſtern zu zugehen/ und wer es unterließ der
begieng eine Tod-Suͤnde. Di exelius part. 2. Roſ. p. 282. ſchreibt: Veræ
in ſacram communionem devotionis eſt, apud animum ſuum decer-
nere, octavo quoque die, minimum ſemel ſingulis menſibus hanc
menſam accumbere. Ultrà menſem differre, animi ſemet negligen-
tis & frigidi ſignum eſt. Es gehoͤrt zur rechten Andacht gegen dem H.
Abendmahl/ bey ſich zu beſchlie en/ alle acht Tag/ auffs wenigſte/ alle
Monat einmal zum Tiſch des Herrn zu gehen. Wer es uͤber einen
Monat auffſchiebet/ der bezeugt/ daß er eines ſaumſeligen/ und kalten
ſchlaͤfferigen Gemuͤthts ſeye. II. Dilatores, die ihre Kinder (ich rede
nicht von gar jungen/ die ſich ſelbſt noch nicht pruͤfen koͤnnen) Soͤhne
und Toͤchter nicht ehe zum Abendmahl laſſen/ als biß ſie Mannba wer-
den/ und das ſoll ein Character ſeyn der Außfuͤhrung/ daß nunmehr die
Tochter feyl. III. Superſtitioſi familiarum congregatores. Daß
Freundſchafften und ein gantzes Hauß mit einander communiciren iſt
nicht unrecht/ ſtehet wol/ und iſt eine ſchoͤne Ordnung/ verſtehe wann ſie
alle bereit/ kein Aberglaub mit unterlaufft/ wann es geſchicht ohne Ver-
kuͤrtzung.
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