Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Fünffte gung/ daß er sich gleicher Gestalt nach seinem Tod auß eigener Machtund Gewalt aufferwecken werde/ dann so er andern auß eigener Krafft das Leben wieder gegeben/ wie könte er ewig im Tode bleiben? Er hat die köstliche Salbung seines Haupts von Maria zu Bethania der Schwe- ster Lazari angenommen/ seine künfftige Begräbnüß damit vorzubilden. Am H. Palmtag mit hoch-feyerlichem Pracht/ Pomp und Zierd in die Stadt Jerusalem eingeritten/ sein geistlich Reich/ Königliche Macht/ Ehr und Herrligkeit damit abzumahlen/ den Feigenbaum verflucht/ und damit dem künfftigen Urtheil/ so er an dem Jüdischen Volck würde voll- strecken praeludirt/ mit seinen Jüngern das Oster-Lamm gegessen/ zu zei- gen/ daß er das rechte corpus das rechte Lamm Gottes auff welchen alle Lämmer im A. T. als Schatten-Bilder gedeutet. Also lernen wir an diesem dreyfachen Tisch und Abendmahl/ daß dreyerley Art zu essen bey dem H. Abendmahl/ wie auch drey unterschiedene Tisch anzutreffen seyn. Ein geistliches Essen/ abgebildet an dem Opffer-Mahl des Oster-Lamms/ ein gemeines und natürliches/ und dann ein Sacramentliches Essen. Daß auch ein Unterscheid sey unter dem geistlichen und Sacramentli- chen Essen/ dann das geistliche Zeich-Essen hatten sie am Oster-Lamm/ dieweil aber Christus über das noch einanderes Essen eingesetzt/ ist abzu- nemmen/ das Gegentheil/ die so genannten Reformirten/ in grossem Jrrthum begriffen/ die von keinem als geistlichem Essen wissen wollen. Wir lernen/ daß vor dem Sacramentlichen Essen das geistliche Niessen erfordert werde/ wir müssen zuvorderst das rechte Oster-Lamm Christum im Glauben essen/ ehe wirs im Sacrament empfangen. Wir lernen/ daß an würdigem Brauch des H. Abendmals im geringsten nichts ab- gehe/ wann schon der Genuß anderer Speiß vorher gangen. Es haben sich vor diesem aber glaubische Leute gefunden/ die dafür gehalten/ man müßte nothwendiger weiß nüchtern zugehen/ zuvor fasten und leiblich sich bereiten/ ist auch in Concil. Carthag. 6. Can. 29. geschlossen worden. Aber es ist auch allhie/ wie sonst/ der Nothfall excipirt/ bey krancken schwachen Leuten: dahero dann auch unser sel. Luth. im Catech. schreibt: Fasten und leiblich sich bereiten/ seye wol eine feine äusserliche Zucht/ und mehr nicht/ es gehöret nicht zum Wesen der fruchtbarn Niessung. Folget nun auch im II. Umstand ordo rerum gestarum, die Ord- rung
Die Fuͤnffte gung/ daß er ſich gleicher Geſtalt nach ſeinem Tod auß eigener Machtund Gewalt aufferwecken werde/ dann ſo er andern auß eigener Krafft das Leben wieder gegeben/ wie koͤnte er ewig im Tode bleiben? Er hat die koͤſtliche Salbung ſeines Haupts von Maria zu Bethania der Schwe- ſter Lazari angenommen/ ſeine kuͤnfftige Begraͤbnuͤß damit vorzubilden. Am H. Palmtag mit hoch-feyerlichem Pracht/ Pomp und Zierd in die Stadt Jeruſalem eingeritten/ ſein geiſtlich Reich/ Koͤnigliche Macht/ Ehr und Herꝛligkeit damit abzumahlen/ den Feigenbaum verflucht/ und damit dem kuͤnfftigen Urtheil/ ſo er an dem Juͤdiſchen Volck wuͤrde voll- ſtrecken præludirt/ mit ſeinen Juͤngern das Oſter-Lamm gegeſſen/ zu zei- gen/ daß er das rechte corpus das rechte Lamm Gottes auff welchen alle Laͤmmer im A. T. als Schatten-Bilder gedeutet. Alſo lernen wir an dieſem dreyfachen Tiſch und Abendmahl/ daß dreyerley Art zu eſſen bey dem H. Abendmahl/ wie auch drey unterſchiedene Tiſch anzutreffen ſeyn. Ein geiſtliches Eſſen/ abgebildet an dem Opffer-Mahl des Oſter-Lam̃s/ ein gemeines und natuͤrliches/ und dann ein Sacramentliches Eſſen. Daß auch ein Unterſcheid ſey unter dem geiſtlichen und Sacramentli- chen Eſſen/ dann das geiſtliche Zeich-Eſſen hatten ſie am Oſter-Lamm/ dieweil aber Chriſtus uͤber das noch einanderes Eſſen eingeſetzt/ iſt abzu- nemmen/ das Gegentheil/ die ſo genannten Reformirten/ in groſſem Jrꝛthum begriffen/ die von keinem als geiſtlichem Eſſen wiſſen wollen. Wir lernen/ daß vor dem Sacramentlichen Eſſen das geiſtliche Nieſſen erfordert werde/ wir muͤſſen zuvorderſt das rechte Oſter-Lamm Chriſtum im Glauben eſſen/ ehe wirs im Sacrament empfangen. Wir lernen/ daß an wuͤrdigem Brauch des H. Abendmals im geringſten nichts ab- gehe/ wann ſchon der Genuß anderer Speiß vorher gangen. Es haben ſich vor dieſem aber glaubiſche Leute gefunden/ die dafuͤr gehalten/ man muͤßte nothwendiger weiß nuͤchtern zugehen/ zuvor faſten und leiblich ſich bereiten/ iſt auch in Concil. Carthag. 6. Can. 29. geſchloſſen worden. Aber es iſt auch allhie/ wie ſonſt/ der Nothfall excipirt/ bey krancken ſchwachen Leuten: dahero dann auch unſer ſel. Luth. im Catech. ſchreibt: Faſten und leiblich ſich bereiten/ ſeye wol eine feine aͤuſſerliche Zucht/ und mehr nicht/ es gehoͤret nicht zum Weſen der fruchtbarn Nieſſung. Folget nun auch im II. Umſtand ordo rerum geſtarum, die Ord- rung
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Die Fuͤnffte
gung/ daß er ſich gleicher Geſtalt nach ſeinem Tod auß eigener Macht
und Gewalt aufferwecken werde/ dann ſo er andern auß eigener Krafft
das Leben wieder gegeben/ wie koͤnte er ewig im Tode bleiben? Er hat die
koͤſtliche Salbung ſeines Haupts von Maria zu Bethania der Schwe-
ſter Lazari angenommen/ ſeine kuͤnfftige Begraͤbnuͤß damit vorzubilden.
Am H. Palmtag mit hoch-feyerlichem Pracht/ Pomp und Zierd in die
Stadt Jeruſalem eingeritten/ ſein geiſtlich Reich/ Koͤnigliche Macht/
Ehr und Herꝛligkeit damit abzumahlen/ den Feigenbaum verflucht/ und
damit dem kuͤnfftigen Urtheil/ ſo er an dem Juͤdiſchen Volck wuͤrde voll-
ſtrecken præludirt/ mit ſeinen Juͤngern das Oſter-Lamm gegeſſen/ zu zei-
gen/ daß er das rechte corpus das rechte Lamm Gottes auff welchen alle
Laͤmmer im A. T. als Schatten-Bilder gedeutet. Alſo lernen wir an
dieſem dreyfachen Tiſch und Abendmahl/ daß dreyerley Art zu eſſen bey
dem H. Abendmahl/ wie auch drey unterſchiedene Tiſch anzutreffen ſeyn.
Ein geiſtliches Eſſen/ abgebildet an dem Opffer-Mahl des Oſter-Lam̃s/
ein gemeines und natuͤrliches/ und dann ein Sacramentliches Eſſen.
Daß auch ein Unterſcheid ſey unter dem geiſtlichen und Sacramentli-
chen Eſſen/ dann das geiſtliche Zeich-Eſſen hatten ſie am Oſter-Lamm/
dieweil aber Chriſtus uͤber das noch einanderes Eſſen eingeſetzt/ iſt abzu-
nemmen/ das Gegentheil/ die ſo genannten Reformirten/ in groſſem
Jrꝛthum begriffen/ die von keinem als geiſtlichem Eſſen wiſſen wollen.
Wir lernen/ daß vor dem Sacramentlichen Eſſen das geiſtliche Nieſſen
erfordert werde/ wir muͤſſen zuvorderſt das rechte Oſter-Lamm Chriſtum
im Glauben eſſen/ ehe wirs im Sacrament empfangen. Wir lernen/
daß an wuͤrdigem Brauch des H. Abendmals im geringſten nichts ab-
gehe/ wann ſchon der Genuß anderer Speiß vorher gangen. Es haben
ſich vor dieſem aber glaubiſche Leute gefunden/ die dafuͤr gehalten/ man
muͤßte nothwendiger weiß nuͤchtern zugehen/ zuvor faſten und leiblich
ſich bereiten/ iſt auch in Concil. Carthag. 6. Can. 29. geſchloſſen worden.
Aber es iſt auch allhie/ wie ſonſt/ der Nothfall excipirt/ bey krancken
ſchwachen Leuten: dahero dann auch unſer ſel. Luth. im Catech. ſchreibt:
Faſten und leiblich ſich bereiten/ ſeye wol eine feine aͤuſſerliche Zucht/ und
mehr nicht/ es gehoͤret nicht zum Weſen der fruchtbarn Nieſſung.
Folget nun auch im II. Umſtand ordo rerum geſtarum, die Ord-
nung und der richtige Verlauff der jenigen Stuck/ ſo bey Nieſſung des
Oſter-Lamms vorgangen/ als welche uns zum Fuͤrbild geſchehen. So
ſtehet nun fornen an 1. Separatio agni quadriduana, die Abſonde-
rung
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