Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Siebende
so viel/ was das kleine Stücklein Brod weißt/ sondern was der
Glaub faßt.
3. In usu commodiori, auff daß nicht nur die Jungen
und Gesunden/ sondern auch die Alten und Krancken/ die manchmal kein
Brod schmecken können/ solches bequemer geniessen möchten. Wozu
dann 4. kommt/ daß diese Quantität nicht ohne ein Geheimnuß ist/ und ab-
bildet/ nicht nur den Vorschmack in dem Gnaden-Reich/ daß wir lernen/
wir geniessen hie nur mit den äussersten Lippen die Süssigkeit der Göttli-
chen Güte/ nach dem was David sagt/ Psal. 34. Schmecket und sehet
wie freundlich der HErr ist.
und Hebr. 6, 5. Wir schmecken nur
die himmlische Gaben/ das gütige Wort GOttes/ und die
Kräffte der zukünfftigen Welt.
Daher wir auch nur ein paar
Tröpfflein trincken/ und nicht einen gantzen Kelch voll auß. Dort ha-
ben wir erst die Fülle/ und vollkommenen Genuß zu gewarten/ wann wir
werden gespeiset werden von den reichen Gütern des Hauses GOttes/
wann unsere Seelen in Wollust sollen fett werden/ und mit Wollust ge-
träncket/ als wie mit einem Strom. Sondern auch die Gleichheit/ daß
keiner mehr im H. Abendmahl empfahe/ als der andere/ was einer em-
pfangt/ so viel empfanget der andere auch. Sumit unus, sumunt mille,
quantum unus, tantum ille. III. Qualitas panis,
des Brods Eigen-
schafft/ ob es gesäurt oder ungesäurt seyn soll. Hie finden sich zwey ex-
trema.
Erstlich der Griechen/ welche nothwendig gesäurt Brod erfor-
dern/ und deßwegen/ wie Gennadius bezeuget/ die occidentales Ecclesias
verdammt/ ihr Sacrament mortuum & judaicum, ein todtes und Jüdi-
sches Sacrament genennet. Nachgehends der Päbstler/ welche noth-
wendig ungesäurt Brod der Kirchen auffdringen wollen. Tolet. l. 2.
Instit. Sacerd. c.
15. macht eine Todsünde darauß/ wann der Priester in
der Lateinischen Kirchen wolte ungesäurt Brod weyhen. Jst aber ein
vergebener Streit; Denn es ist ein res indifferens, und mag eins ge-
braucht werden so wol als das andere: gleichwie es nichts daran gele-
gen/ ob in Außspendung des Sacramentlichen Kelchs rother oder weisser
Wein/ und im Sacrament der H. Tauff warm oder kalt Wasser ge-
braucht wird. Vermuthlich ists/ es haben die H. Apostel selbst gesäurt
Brod gebraucht. Dann wie Act. 20, 7. stehet/ kamen Paulus und Lucas
nach den Ostern von Philippen gen Troada/ da die Tag der süssen Brod
allbereit vollendet waren/ und man schon gesäurt Brod gegessen/ und
doch kamen die Jünger daselbst auff einen Sabbath zusammen/ das Brod
zu brechen/ oder wie es der Syrische Interpres gegeben/ ad frangendam
Eucharistiam,
das H. Abendmahl zu halten. conf. Gerh. Harm. c. 171.

pag.

Die Siebende
ſo viel/ was das kleine Stuͤcklein Brod weißt/ ſondern was der
Glaub faßt.
3. In uſu commodiori, auff daß nicht nur die Jungen
und Geſunden/ ſondern auch die Alten und Krancken/ die manchmal kein
Brod ſchmecken koͤnnen/ ſolches bequemer genieſſen moͤchten. Wozu
dann 4. kom̃t/ daß dieſe Quantitaͤt nicht ohne ein Geheimnuß iſt/ und ab-
bildet/ nicht nur den Vorſchmack in dem Gnaden-Reich/ daß wir lernen/
wir genieſſen hie nur mit den aͤuſſerſten Lippen die Suͤſſigkeit der Goͤttli-
chen Guͤte/ nach dem was David ſagt/ Pſal. 34. Schmecket und ſehet
wie freundlich der HErꝛ iſt.
und Hebr. 6, 5. Wir ſchmecken nur
die himmliſche Gaben/ das guͤtige Wort GOttes/ und die
Kraͤffte der zukuͤnfftigen Welt.
Daher wir auch nur ein paar
Troͤpfflein trincken/ und nicht einen gantzen Kelch voll auß. Dort ha-
ben wir erſt die Fuͤlle/ und vollkommenen Genuß zu gewarten/ wann wir
werden geſpeiſet werden von den reichen Guͤtern des Hauſes GOttes/
wann unſere Seelen in Wolluſt ſollen fett werden/ und mit Wolluſt ge-
traͤncket/ als wie mit einem Strom. Sondern auch die Gleichheit/ daß
keiner mehr im H. Abendmahl empfahe/ als der andere/ was einer em-
pfangt/ ſo viel empfanget der andere auch. Sumit unus, ſumunt mille,
quantum unus, tantum ille. III. Qualitas panis,
des Brods Eigen-
ſchafft/ ob es geſaͤurt oder ungeſaͤurt ſeyn ſoll. Hie finden ſich zwey ex-
trema.
Erſtlich der Griechen/ welche nothwendig geſaͤurt Brod erfor-
dern/ und deßwegen/ wie Gennadius bezeuget/ die occidentales Eccleſias
verdam̃t/ ihr Sacrament mortuum & judaicum, ein todtes und Juͤdi-
ſches Sacrament genennet. Nachgehends der Paͤbſtler/ welche noth-
wendig ungeſaͤurt Brod der Kirchen auffdringen wollen. Tolet. l. 2.
Inſtit. Sacerd. c.
15. macht eine Todſuͤnde darauß/ wann der Prieſter in
der Lateiniſchen Kirchen wolte ungeſaͤurt Brod weyhen. Jſt aber ein
vergebener Streit; Denn es iſt ein res indifferens, und mag eins ge-
braucht werden ſo wol als das andere: gleichwie es nichts daran gele-
gen/ ob in Außſpendung des Sacramentlichen Kelchs rother oder weiſſer
Wein/ und im Sacrament der H. Tauff warm oder kalt Waſſer ge-
braucht wird. Vermuthlich iſts/ es haben die H. Apoſtel ſelbſt geſaͤurt
Brod gebraucht. Dann wie Act. 20, 7. ſtehet/ kamen Paulus und Lucas
nach den Oſtern von Philippen gen Troada/ da die Tag der ſuͤſſen Brod
allbereit vollendet waren/ und man ſchon geſaͤurt Brod gegeſſen/ und
doch kamen die Juͤnger daſelbſt auff einen Sabbath zuſam̃en/ das Brod
zu brechen/ oder wie es der Syriſche Interpres gegeben/ ad frangendam
Euchariſtiam,
das H. Abendmahl zu halten. conf. Gerh. Harm. c. 171.

pag.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0246" n="226"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Siebende</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;o viel/ was das kleine Stu&#x0364;cklein Brod weißt/ &#x017F;ondern was der<lb/>
Glaub faßt.</hi> 3. <hi rendition="#aq">In u&#x017F;u commodiori,</hi> auff daß nicht nur die Jungen<lb/>
und Ge&#x017F;unden/ &#x017F;ondern auch die Alten und Krancken/ die manchmal kein<lb/>
Brod &#x017F;chmecken ko&#x0364;nnen/ &#x017F;olches bequemer genie&#x017F;&#x017F;en mo&#x0364;chten. Wozu<lb/>
dann 4. kom&#x0303;t/ daß die&#x017F;e <hi rendition="#aq">Quanti</hi>ta&#x0364;t nicht ohne ein Geheimnuß i&#x017F;t/ und ab-<lb/>
bildet/ nicht nur den Vor&#x017F;chmack in dem Gnaden-Reich/ daß wir lernen/<lb/>
wir genie&#x017F;&#x017F;en hie nur mit den a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;ten Lippen die Su&#x0364;&#x017F;&#x017F;igkeit der Go&#x0364;ttli-<lb/>
chen Gu&#x0364;te/ nach dem was David &#x017F;agt/ P&#x017F;al. 34. <hi rendition="#fr">Schmecket und &#x017F;ehet<lb/>
wie freundlich der HEr&#xA75B; i&#x017F;t.</hi> und <hi rendition="#aq">Hebr.</hi> 6, 5. <hi rendition="#fr">Wir &#x017F;chmecken nur<lb/>
die himmli&#x017F;che Gaben/ das gu&#x0364;tige Wort GOttes/ und die<lb/>
Kra&#x0364;ffte der zuku&#x0364;nfftigen Welt.</hi> Daher wir auch nur ein paar<lb/>
Tro&#x0364;pfflein trincken/ und nicht einen gantzen Kelch voll auß. Dort ha-<lb/>
ben wir er&#x017F;t die Fu&#x0364;lle/ und vollkommenen Genuß zu gewarten/ wann wir<lb/>
werden ge&#x017F;pei&#x017F;et werden von den reichen Gu&#x0364;tern des Hau&#x017F;es GOttes/<lb/>
wann un&#x017F;ere Seelen in Wollu&#x017F;t &#x017F;ollen fett werden/ und mit Wollu&#x017F;t ge-<lb/>
tra&#x0364;ncket/ als wie mit einem Strom. Sondern auch die Gleichheit/ daß<lb/>
keiner mehr im H. Abendmahl empfahe/ als der andere/ was einer em-<lb/>
pfangt/ &#x017F;o viel empfanget der andere auch. <hi rendition="#aq">Sumit unus, &#x017F;umunt mille,<lb/>
quantum unus, tantum ille. III. Qualitas panis,</hi> des Brods Eigen-<lb/>
&#x017F;chafft/ ob es ge&#x017F;a&#x0364;urt oder unge&#x017F;a&#x0364;urt &#x017F;eyn &#x017F;oll. Hie finden &#x017F;ich zwey <hi rendition="#aq">ex-<lb/>
trema.</hi> Er&#x017F;tlich der Griechen/ welche nothwendig ge&#x017F;a&#x0364;urt Brod erfor-<lb/>
dern/ und deßwegen/ wie <hi rendition="#aq">Gennadius</hi> bezeuget/ die <hi rendition="#aq">occidentales Eccle&#x017F;ias</hi><lb/>
verdam&#x0303;t/ ihr Sacrament <hi rendition="#aq">mortuum &amp; judaicum,</hi> ein todtes und Ju&#x0364;di-<lb/>
&#x017F;ches Sacrament genennet. Nachgehends der Pa&#x0364;b&#x017F;tler/ welche noth-<lb/>
wendig unge&#x017F;a&#x0364;urt Brod der Kirchen auffdringen wollen. <hi rendition="#aq">Tolet. l. 2.<lb/>
In&#x017F;tit. Sacerd. c.</hi> 15. macht eine Tod&#x017F;u&#x0364;nde darauß/ wann der Prie&#x017F;ter in<lb/>
der Lateini&#x017F;chen Kirchen wolte unge&#x017F;a&#x0364;urt Brod weyhen. J&#x017F;t aber ein<lb/>
vergebener Streit; Denn es i&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">res indifferens,</hi> und mag eins ge-<lb/>
braucht werden &#x017F;o wol als das andere: gleichwie es nichts daran gele-<lb/>
gen/ ob in Auß&#x017F;pendung des Sacramentlichen Kelchs rother oder wei&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Wein/ und im Sacrament der H. Tauff warm oder kalt Wa&#x017F;&#x017F;er ge-<lb/>
braucht wird. Vermuthlich i&#x017F;ts/ es haben die H. Apo&#x017F;tel &#x017F;elb&#x017F;t ge&#x017F;a&#x0364;urt<lb/>
Brod gebraucht. Dann wie <hi rendition="#aq">Act.</hi> 20, 7. &#x017F;tehet/ kamen Paulus und Lucas<lb/>
nach den O&#x017F;tern von Philippen gen Troada/ da die Tag der &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Brod<lb/>
allbereit vollendet waren/ und man &#x017F;chon ge&#x017F;a&#x0364;urt Brod gege&#x017F;&#x017F;en/ und<lb/>
doch kamen die Ju&#x0364;nger da&#x017F;elb&#x017F;t auff einen Sabbath zu&#x017F;am&#x0303;en/ das Brod<lb/>
zu brechen/ oder wie es der Syri&#x017F;che <hi rendition="#aq">Interpres</hi> gegeben/ <hi rendition="#aq">ad frangendam<lb/>
Euchari&#x017F;tiam,</hi> das H. Abendmahl zu halten. <hi rendition="#aq">conf. Gerh. Harm. c.</hi> 171.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">pag.</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0246] Die Siebende ſo viel/ was das kleine Stuͤcklein Brod weißt/ ſondern was der Glaub faßt. 3. In uſu commodiori, auff daß nicht nur die Jungen und Geſunden/ ſondern auch die Alten und Krancken/ die manchmal kein Brod ſchmecken koͤnnen/ ſolches bequemer genieſſen moͤchten. Wozu dann 4. kom̃t/ daß dieſe Quantitaͤt nicht ohne ein Geheimnuß iſt/ und ab- bildet/ nicht nur den Vorſchmack in dem Gnaden-Reich/ daß wir lernen/ wir genieſſen hie nur mit den aͤuſſerſten Lippen die Suͤſſigkeit der Goͤttli- chen Guͤte/ nach dem was David ſagt/ Pſal. 34. Schmecket und ſehet wie freundlich der HErꝛ iſt. und Hebr. 6, 5. Wir ſchmecken nur die himmliſche Gaben/ das guͤtige Wort GOttes/ und die Kraͤffte der zukuͤnfftigen Welt. Daher wir auch nur ein paar Troͤpfflein trincken/ und nicht einen gantzen Kelch voll auß. Dort ha- ben wir erſt die Fuͤlle/ und vollkommenen Genuß zu gewarten/ wann wir werden geſpeiſet werden von den reichen Guͤtern des Hauſes GOttes/ wann unſere Seelen in Wolluſt ſollen fett werden/ und mit Wolluſt ge- traͤncket/ als wie mit einem Strom. Sondern auch die Gleichheit/ daß keiner mehr im H. Abendmahl empfahe/ als der andere/ was einer em- pfangt/ ſo viel empfanget der andere auch. Sumit unus, ſumunt mille, quantum unus, tantum ille. III. Qualitas panis, des Brods Eigen- ſchafft/ ob es geſaͤurt oder ungeſaͤurt ſeyn ſoll. Hie finden ſich zwey ex- trema. Erſtlich der Griechen/ welche nothwendig geſaͤurt Brod erfor- dern/ und deßwegen/ wie Gennadius bezeuget/ die occidentales Eccleſias verdam̃t/ ihr Sacrament mortuum & judaicum, ein todtes und Juͤdi- ſches Sacrament genennet. Nachgehends der Paͤbſtler/ welche noth- wendig ungeſaͤurt Brod der Kirchen auffdringen wollen. Tolet. l. 2. Inſtit. Sacerd. c. 15. macht eine Todſuͤnde darauß/ wann der Prieſter in der Lateiniſchen Kirchen wolte ungeſaͤurt Brod weyhen. Jſt aber ein vergebener Streit; Denn es iſt ein res indifferens, und mag eins ge- braucht werden ſo wol als das andere: gleichwie es nichts daran gele- gen/ ob in Außſpendung des Sacramentlichen Kelchs rother oder weiſſer Wein/ und im Sacrament der H. Tauff warm oder kalt Waſſer ge- braucht wird. Vermuthlich iſts/ es haben die H. Apoſtel ſelbſt geſaͤurt Brod gebraucht. Dann wie Act. 20, 7. ſtehet/ kamen Paulus und Lucas nach den Oſtern von Philippen gen Troada/ da die Tag der ſuͤſſen Brod allbereit vollendet waren/ und man ſchon geſaͤurt Brod gegeſſen/ und doch kamen die Juͤnger daſelbſt auff einen Sabbath zuſam̃en/ das Brod zu brechen/ oder wie es der Syriſche Interpres gegeben/ ad frangendam Euchariſtiam, das H. Abendmahl zu halten. conf. Gerh. Harm. c. 171. pag.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/246
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/246>, abgerufen am 21.11.2024.