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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
pag. 1503. Wir behalten ungesäurt Brod in unsern Kirchen/ nicht
nur wegen des Exempels Christi/ als welcher in der Einsetzung und Auß-
spendung des H. Abendmahls ungesäurt Brod gebraucht/ welches ge-
schehen zur Zeit/ da sie allbereit das Oster-Lamm gegessen/ und man kein
anders als süsses Brod essen durffte/ wie erhellet Exod. 12, 8. Du solt
Fleisch essen in derselben Nacht/ am Feur gebraten/ und un-
gesäurt Brod/
und Matth. 26, 17. Am ersten Tag der süssen
Brod tratten die Jünger zu JEsu/ und sprachen zu Jhm:
wo wilt du/ daß wir dir bereiten das Oster-Lamm zu essen?
Er sprach; Gehet hin in die Stadt zu einem/ und sprecht zu
ihm: der Meister läßt dir sagen/ meine Zeit ist hie/ ich wil bey
dir Ostern halten mit meinen Jüngern.
Sondern auch wegen
des Fürbilds des Oster-Lamms/ welches mit ungesäurtem Brod mußte
gegessen werden. Nun aber ist hie das rechte Oster-Lamm/ davon
Gott hat gebotten/ welches an des Creutzes Stamm/ in heisser Lieb ge-
braten/ das Lamm GOttes/ so der gantzen Welt Sünde trägt/ hie hat
Christus seinen allerheiligsten Leib/ so mit keiner Sünden befleckt/ noch
mit dem Saurteig der Boßheit und Schalckheit angesteckt/ Esa. 53, 9.
1. Petr.
2, 22. für uns auffgeopffert: Also weil das Brod im H. Abend-
mahl die Gemeinschafft dieses allerheiligsten Leibes/ gebrauchen wir lieber
ungesäurt Brod/ als darinnen als in einem Bild/ die Heiligkeit des aller-
heiligsten für uns auffgeopfferten Leibes abgebildet/ und für Augen
geleget wird. Doch gleichwol alles auß Christlicher Freyheit/ nicht auß
Noth-Zwang/ oder den zarten Hertzen damit ein Gewissens-Strick anzu-
legen.

Gleichwie nun der finis Elementorum, und End-Ursach der sicht-
baren Elementen in den H. Sacramenten auch unter andern dahin ge-
het/ daß sie unsere Gemüther erheben sollen zur Betrachtung und Ver-
ständnuß himmlischer Dinge: Also ist auch das sichtbare Element des
Brods im H. Abendmahl

1. Signum mnemonsutikon, ein Mahl-Zeichen/ ein Schau-Brod/
darinnen wir müssen zuruck sehen in die blutige Passion Christi. Dann
zu gleicher weiß/ wie das Weitzen-Korn zerrieben/ von den Ochsen zer-
tretten/ in die Erde verscharret/ geknettet/ und in dem Ofen durch des
Feurs Hitz gebacken/ und alsdann eine wolgeschmackte Speiß und heil-
sames Brod wird: Also ist Christus in seiner Passion gleichsam unter
dem Mühlstein der Sünden und des Zorns GOttes zerquetscht/ zer-
malmet und zerrieben/ von Juda seinem untreuen Jünger unter die

Füsse
F f ij

Predigt.
pag. 1503. Wir behalten ungeſaͤurt Brod in unſern Kirchen/ nicht
nur wegen des Exempels Chriſti/ als welcher in der Einſetzung und Auß-
ſpendung des H. Abendmahls ungeſaͤurt Brod gebraucht/ welches ge-
ſchehen zur Zeit/ da ſie allbereit das Oſter-Lamm gegeſſen/ und man kein
anders als ſuͤſſes Brod eſſen durffte/ wie erhellet Exod. 12, 8. Du ſolt
Fleiſch eſſen in derſelben Nacht/ am Feur gebraten/ und un-
geſaͤurt Brod/
und Matth. 26, 17. Am erſten Tag der ſuͤſſen
Brod tratten die Juͤnger zu JEſu/ und ſprachen zu Jhm:
wo wilt du/ daß wir dir bereiten das Oſter-Lamm zu eſſen?
Er ſprach; Gehet hin in die Stadt zu einem/ und ſprecht zu
ihm: der Meiſter laͤßt dir ſagen/ meine Zeit iſt hie/ ich wil bey
dir Oſtern halten mit meinen Juͤngern.
Sondern auch wegen
des Fuͤrbilds des Oſter-Lamms/ welches mit ungeſaͤurtem Brod mußte
gegeſſen werden. Nun aber iſt hie das rechte Oſter-Lamm/ davon
Gott hat gebotten/ welches an des Creutzes Stamm/ in heiſſer Lieb ge-
braten/ das Lamm GOttes/ ſo der gantzen Welt Suͤnde traͤgt/ hie hat
Chriſtus ſeinen allerheiligſten Leib/ ſo mit keiner Suͤnden befleckt/ noch
mit dem Saurteig der Boßheit und Schalckheit angeſteckt/ Eſa. 53, 9.
1. Petr.
2, 22. fuͤr uns auffgeopffert: Alſo weil das Brod im H. Abend-
mahl die Gemeinſchafft dieſes allerheiligſten Leibes/ gebrauchen wir lieber
ungeſaͤurt Brod/ als darinnen als in einem Bild/ die Heiligkeit des aller-
heiligſten fuͤr uns auffgeopfferten Leibes abgebildet/ und fuͤr Augen
geleget wird. Doch gleichwol alles auß Chriſtlicher Freyheit/ nicht auß
Noth-Zwang/ oder den zarten Hertzen damit ein Gewiſſens-Strick anzu-
legen.

Gleichwie nun der finis Elementorum, und End-Urſach der ſicht-
baren Elementen in den H. Sacramenten auch unter andern dahin ge-
het/ daß ſie unſere Gemuͤther erheben ſollen zur Betrachtung und Ver-
ſtaͤndnuß himmliſcher Dinge: Alſo iſt auch das ſichtbare Element des
Brods im H. Abendmahl

1. Signum μνημονσυτικὸν, ein Mahl-Zeichen/ ein Schau-Brod/
darinnen wir muͤſſen zuruck ſehen in die blutige Paſſion Chriſti. Dann
zu gleicher weiß/ wie das Weitzen-Korn zerrieben/ von den Ochſen zer-
tretten/ in die Erde verſcharret/ geknettet/ und in dem Ofen durch des
Feurs Hitz gebacken/ und alsdann eine wolgeſchmackte Speiß und heil-
ſames Brod wird: Alſo iſt Chriſtus in ſeiner Paſſion gleichſam unter
dem Muͤhlſtein der Suͤnden und des Zorns GOttes zerquetſcht/ zer-
malmet und zerrieben/ von Juda ſeinem untreuen Juͤnger unter die

Fuͤſſe
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[227/0247] Predigt. pag. 1503. Wir behalten ungeſaͤurt Brod in unſern Kirchen/ nicht nur wegen des Exempels Chriſti/ als welcher in der Einſetzung und Auß- ſpendung des H. Abendmahls ungeſaͤurt Brod gebraucht/ welches ge- ſchehen zur Zeit/ da ſie allbereit das Oſter-Lamm gegeſſen/ und man kein anders als ſuͤſſes Brod eſſen durffte/ wie erhellet Exod. 12, 8. Du ſolt Fleiſch eſſen in derſelben Nacht/ am Feur gebraten/ und un- geſaͤurt Brod/ und Matth. 26, 17. Am erſten Tag der ſuͤſſen Brod tratten die Juͤnger zu JEſu/ und ſprachen zu Jhm: wo wilt du/ daß wir dir bereiten das Oſter-Lamm zu eſſen? Er ſprach; Gehet hin in die Stadt zu einem/ und ſprecht zu ihm: der Meiſter laͤßt dir ſagen/ meine Zeit iſt hie/ ich wil bey dir Oſtern halten mit meinen Juͤngern. Sondern auch wegen des Fuͤrbilds des Oſter-Lamms/ welches mit ungeſaͤurtem Brod mußte gegeſſen werden. Nun aber iſt hie das rechte Oſter-Lamm/ davon Gott hat gebotten/ welches an des Creutzes Stamm/ in heiſſer Lieb ge- braten/ das Lamm GOttes/ ſo der gantzen Welt Suͤnde traͤgt/ hie hat Chriſtus ſeinen allerheiligſten Leib/ ſo mit keiner Suͤnden befleckt/ noch mit dem Saurteig der Boßheit und Schalckheit angeſteckt/ Eſa. 53, 9. 1. Petr. 2, 22. fuͤr uns auffgeopffert: Alſo weil das Brod im H. Abend- mahl die Gemeinſchafft dieſes allerheiligſten Leibes/ gebrauchen wir lieber ungeſaͤurt Brod/ als darinnen als in einem Bild/ die Heiligkeit des aller- heiligſten fuͤr uns auffgeopfferten Leibes abgebildet/ und fuͤr Augen geleget wird. Doch gleichwol alles auß Chriſtlicher Freyheit/ nicht auß Noth-Zwang/ oder den zarten Hertzen damit ein Gewiſſens-Strick anzu- legen. Gleichwie nun der finis Elementorum, und End-Urſach der ſicht- baren Elementen in den H. Sacramenten auch unter andern dahin ge- het/ daß ſie unſere Gemuͤther erheben ſollen zur Betrachtung und Ver- ſtaͤndnuß himmliſcher Dinge: Alſo iſt auch das ſichtbare Element des Brods im H. Abendmahl 1. Signum μνημονσυτικὸν, ein Mahl-Zeichen/ ein Schau-Brod/ darinnen wir muͤſſen zuruck ſehen in die blutige Paſſion Chriſti. Dann zu gleicher weiß/ wie das Weitzen-Korn zerrieben/ von den Ochſen zer- tretten/ in die Erde verſcharret/ geknettet/ und in dem Ofen durch des Feurs Hitz gebacken/ und alsdann eine wolgeſchmackte Speiß und heil- ſames Brod wird: Alſo iſt Chriſtus in ſeiner Paſſion gleichſam unter dem Muͤhlſtein der Suͤnden und des Zorns GOttes zerquetſcht/ zer- malmet und zerrieben/ von Juda ſeinem untreuen Juͤnger unter die Fuͤſſe F f ij

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/247>, abgerufen am 24.11.2024.