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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Fünffzehende
Meister/ und nicht die Frau. 2. Scripturae loca coacta, etliche Schrifft-
Stellen/ die sie mit Haaren herzu gezogen/ und namentlich Luc. 24, 30.
Jhr argument ist dieses: Christus hat zu Emaus den Jüngern das
Brod gebrochen. E. hat Er damit bezeugt/ daß auch das Abendmahl un-
ter einer Gestalt gnugsam seye. Becanus ist so vermessen/ daß er zwo Ein-
satzungen erdichtet. Infero, (inquit lib. de Commun. sub utraque c. 3. §. 4.)
Christum bis instituisse Eucharistiam: semel Hierosolymis in ultima
Coena ante passionem; & semel in Emaus post resurrectionem: Illic
sub utraque specie; heic sub una: illic adfuisse Apostolos, qui tunc fie-
bant sacerdotes; heic duos discipulos, qui adhuc erant Laici.
Das ist:
Darauß schliesse ich/ es habe Christus das H. Abendmahl
zweymal eingesetzt/ einmal zu Jerusalem im letsten Abendessen
vor seinem Leyden/ und einmal zu Emaus nach seiner Auffer-
stehung/ dort unter beyder Gestalt/ hie unter einer/ dort waren
mit und dabey die Apostel/ so dazumal Priester wurden/ hie
zween Jünger die noch Layen waren.
Aber daß unser Heyland
Christus das Sacrament des H. Abendmalhs zu Emaus weder auff ein
neues eingesetzt/ noch wiederholt habe/ erhellet daher/ weil es/ so Christus
solches auff ein neues eingesetzt/ geschehen wäre ohne Substantial-Befehl
und Einsatzungs-Wort; so Er es wiederholt/ so hat Ers gethan entwe-
der mit/ oder ohne Wein? so mit Wein/ können die Adversarii nichts er-
halten; so nicht/ wirds auch erlaubt seyn/ nach dem Exempel Christi ohne
Wein zu consecriren/ welches abermal ihnen entgegen/ und mit ihren
rationibus nicht übereinstimmet. Wie aber? Es hat der Evangelist eben
die Wort gebraucht/ wie bey der Einsatzung des H. Abendmahls: Er
nam das Brod/ dancket/ brachs/ und gabs ihnen.
Luc. 24, 30.
Deßgleichen so haben die Jünger bey dem Brod-Brechen erkant/ daß es
der Herr sey/ darum ist es ein solche fraction und Brechen geweßt/ die
Er zuvor beym Sacrament auch im Brauch gehabt/ bey welcher sie dar-
auff gefallen/ es könne niemand anders/ als Er seyn. Antwort: wann
angezogene Ort das Sacrament solten erzwingen/ müßte folgen/ daß
Christus das H. Abendmahl nicht allererst hie/ sondern längst/ und vor
der Nacht/ da Er verrathen worden/ eingesetzt/ wann wir gleiche phraseo-
logiam conferi
ren/ als Matth. 14, 19. Marc. 6, 41. Luc. 9, 16. Uber das/
wann St. Lucas meldet/ daß die Jünger den Herrn an dem Brod-
Brechen erkannt/ wird solcher Umstand nicht angezogen/ als wäre er
medium agnitionis das Mittel der Erkanntnuß geweßt/ sondern nota
temporis,
daß sich der Herr ihnen geoffenbaret/ eben zu der Zeit/ da Er

das

Die Fuͤnffzehende
Meiſter/ und nicht die Frau. 2. Scripturæ loca coacta, etliche Schrifft-
Stellen/ die ſie mit Haaren herzu gezogen/ und namentlich Luc. 24, 30.
Jhr argument iſt dieſes: Chriſtus hat zu Emaus den Juͤngern das
Brod gebrochen. E. hat Er damit bezeugt/ daß auch das Abendmahl un-
ter einer Geſtalt gnugſam ſeye. Becanus iſt ſo vermeſſen/ daß er zwo Ein-
ſatzungen erdichtet. Infero, (inquit lib. de Com̃un. ſub utrâque c. 3. §. 4.)
Chriſtum bis inſtituiſſe Euchariſtiam: ſemel Hieroſolymis in ultima
Cœna ante paſſionem; & ſemel in Emaus poſt reſurrectionem: Illic
ſub utrâque ſpecie; hîc ſub unâ: illic adfuiſſe Apoſtolos, qui tunc fie-
bant ſacerdotes; hîc duos diſcipulos, qui adhuc erant Laici.
Das iſt:
Darauß ſchlieſſe ich/ es habe Chriſtus das H. Abendmahl
zweymal eingeſetzt/ einmal zu Jeruſalem im letſten Abendeſſen
vor ſeinem Leyden/ und einmal zu Emaus nach ſeiner Auffer-
ſtehung/ dort unter beyder Geſtalt/ hie unter einer/ dort waren
mit und dabey die Apoſtel/ ſo dazumal Prieſter wurden/ hie
zween Juͤnger die noch Layen waren.
Aber daß unſer Heyland
Chriſtus das Sacrament des H. Abendmalhs zu Emaus weder auff ein
neues eingeſetzt/ noch wiederholt habe/ erhellet daher/ weil es/ ſo Chriſtus
ſolches auff ein neues eingeſetzt/ geſchehen waͤre ohne Subſtantial-Befehl
und Einſatzungs-Wort; ſo Er es wiederholt/ ſo hat Ers gethan entwe-
der mit/ oder ohne Wein? ſo mit Wein/ koͤnnen die Adverſarii nichts er-
halten; ſo nicht/ wirds auch erlaubt ſeyn/ nach dem Exempel Chriſti ohne
Wein zu conſecriren/ welches abermal ihnen entgegen/ und mit ihren
rationibus nicht uͤbereinſtimmet. Wie aber? Es hat der Evangeliſt eben
die Wort gebraucht/ wie bey der Einſatzung des H. Abendmahls: Er
nam das Brod/ dancket/ brachs/ und gabs ihnen.
Luc. 24, 30.
Deßgleichen ſo haben die Juͤnger bey dem Brod-Brechen erkant/ daß es
der Herr ſey/ darum iſt es ein ſolche fraction und Brechen geweßt/ die
Er zuvor beym Sacrament auch im Brauch gehabt/ bey welcher ſie dar-
auff gefallen/ es koͤnne niemand anders/ als Er ſeyn. Antwort: wann
angezogene Ort das Sacrament ſolten erzwingen/ muͤßte folgen/ daß
Chriſtus das H. Abendmahl nicht allererſt hie/ ſondern laͤngſt/ und vor
der Nacht/ da Er verrathen worden/ eingeſetzt/ wann wir gleiche phraſeo-
logiam conferi
ren/ als Matth. 14, 19. Marc. 6, 41. Luc. 9, 16. Uber das/
wann St. Lucas meldet/ daß die Juͤnger den Herrn an dem Brod-
Brechen erkannt/ wird ſolcher Umſtand nicht angezogen/ als waͤre er
medium agnitionis das Mittel der Erkanntnuß geweßt/ ſondern nota
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das
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[354/0374] Die Fuͤnffzehende Meiſter/ und nicht die Frau. 2. Scripturæ loca coacta, etliche Schrifft- Stellen/ die ſie mit Haaren herzu gezogen/ und namentlich Luc. 24, 30. Jhr argument iſt dieſes: Chriſtus hat zu Emaus den Juͤngern das Brod gebrochen. E. hat Er damit bezeugt/ daß auch das Abendmahl un- ter einer Geſtalt gnugſam ſeye. Becanus iſt ſo vermeſſen/ daß er zwo Ein- ſatzungen erdichtet. Infero, (inquit lib. de Com̃un. ſub utrâque c. 3. §. 4.) Chriſtum bis inſtituiſſe Euchariſtiam: ſemel Hieroſolymis in ultima Cœna ante paſſionem; & ſemel in Emaus poſt reſurrectionem: Illic ſub utrâque ſpecie; hîc ſub unâ: illic adfuiſſe Apoſtolos, qui tunc fie- bant ſacerdotes; hîc duos diſcipulos, qui adhuc erant Laici. Das iſt: Darauß ſchlieſſe ich/ es habe Chriſtus das H. Abendmahl zweymal eingeſetzt/ einmal zu Jeruſalem im letſten Abendeſſen vor ſeinem Leyden/ und einmal zu Emaus nach ſeiner Auffer- ſtehung/ dort unter beyder Geſtalt/ hie unter einer/ dort waren mit und dabey die Apoſtel/ ſo dazumal Prieſter wurden/ hie zween Juͤnger die noch Layen waren. Aber daß unſer Heyland Chriſtus das Sacrament des H. Abendmalhs zu Emaus weder auff ein neues eingeſetzt/ noch wiederholt habe/ erhellet daher/ weil es/ ſo Chriſtus ſolches auff ein neues eingeſetzt/ geſchehen waͤre ohne Subſtantial-Befehl und Einſatzungs-Wort; ſo Er es wiederholt/ ſo hat Ers gethan entwe- der mit/ oder ohne Wein? ſo mit Wein/ koͤnnen die Adverſarii nichts er- halten; ſo nicht/ wirds auch erlaubt ſeyn/ nach dem Exempel Chriſti ohne Wein zu conſecriren/ welches abermal ihnen entgegen/ und mit ihren rationibus nicht uͤbereinſtimmet. Wie aber? Es hat der Evangeliſt eben die Wort gebraucht/ wie bey der Einſatzung des H. Abendmahls: Er nam das Brod/ dancket/ brachs/ und gabs ihnen. Luc. 24, 30. Deßgleichen ſo haben die Juͤnger bey dem Brod-Brechen erkant/ daß es der Herr ſey/ darum iſt es ein ſolche fraction und Brechen geweßt/ die Er zuvor beym Sacrament auch im Brauch gehabt/ bey welcher ſie dar- auff gefallen/ es koͤnne niemand anders/ als Er ſeyn. Antwort: wann angezogene Ort das Sacrament ſolten erzwingen/ muͤßte folgen/ daß Chriſtus das H. Abendmahl nicht allererſt hie/ ſondern laͤngſt/ und vor der Nacht/ da Er verrathen worden/ eingeſetzt/ wann wir gleiche phraſeo- logiam conferiren/ als Matth. 14, 19. Marc. 6, 41. Luc. 9, 16. Uber das/ wann St. Lucas meldet/ daß die Juͤnger den Herrn an dem Brod- Brechen erkannt/ wird ſolcher Umſtand nicht angezogen/ als waͤre er medium agnitionis das Mittel der Erkanntnuß geweßt/ ſondern nota temporis, daß ſich der Herr ihnen geoffenbaret/ eben zu der Zeit/ da Er das

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/374>, abgerufen am 22.11.2024.