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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Siebenzehende
der Buß erscheinen/ wo nicht/ so entsetzen sie sich selbs. Wahr ists/ daß
die gottlosen Hunde und Säue/ dergleichen Judas einer geweßt/ doch
hat ihm Christus die Füsse gewaschen. Die Apostel haben auch gepre-
diget tois khleuazousi, den Pfingst-Spöttern/ Act. 2, 13. Es können sich
auch hie zuweilen die Schwein und Hunde in Schaafe verwandeln. Hat
also der Calvinische Jrr-Geist Fehl geschossen/ und nichts gewonnen mit
seinen Glossen und Schrifft-Foltern.

Worauß leicht erscheinet/ welches seine thesis von Niessung der Un-
würdigen/ nemlich/ die Unglaubige/ das ist/ die Verworffene/ wie sie zu
diesem Schatz nicht eingeladen/ so essen und trincken sie auch den Leib und
Blut Christi nicht. Jm gegentheil/ weil die Glaubige allein den Glau-
bens-Mund mitbringen/ empfangen sie auch allein das Wesen des Sa-
craments. Dann so glossirt Piscator, die Wort Christi: das ist das
Blut des N. Testaments/ das für euch und für viel vergossen wird/ h. e.
für alle Außerwehlten/ die ihm vom Vater gegeben sind. hinc
in der 6. Lehr ad Matth. 26. Christus hat nicht für alle Menschen/
sondern für viel/ (nemlich seine Außerwehlte/) sein Blut ver-
giessen lassen/ darum auch nicht allen das Abendmahl nutz ist.
Dann wo einer nicht Theil hat am Gut/ und dasselbe nicht
durch den Glauben besitzt/ dem wird auch kein Brieff und Si-
gel drüber gegeben.
Omnes (ita Simplicius Verinus de Transsubst.
p. 250) Sacramentum visibile percipiunt, quia os habent, & dentes,
& ventrem; sed non omnes gratiam invisibilem, sive rem Sacramen-
ti & virtutem, h. e. corpus Christi consequi possunt
agia tois agiois,
sancta sanctis! das ist/ Alle empfangen das sichtbare Sacrament/
weil sie Zähne/ Mund und Bauch haben; aber sie können dar-
um nicht alle die unsichtbare Gnad/ oder das Wesen des Sa-
craments/ und dessen Krafft/ den Leib Christi empfangen/ das
Heilige gehört für die Heiligen.
Jst aber dem also/ so ist Gott
ungerecht/ der wegen Verachtung der Sacramenten den Menschen ver-
dammet/ dem er sie doch niemalen offerirt. Der Diener ist ein Lügner/
so offt er zu einem Verworffenen sagt: Nimm hin und iß/ das ist der Leib
Christi/ für dich in den Tod gegeben. Das Sacramentliche Sigel/ la-
queus
[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]porias, ein Zweiffel/ ja Verzweiffelungs-Strick. Dann wo-
her weiß ich/ daß ich unter so viel tausend Menschen einer/ der außerwehlt/
und Krafft der Erwehlung an diesem theuren Schatz des Leibs und
Bluts Christi/ theil und gemein habe.

Ey

Die Siebenzehende
der Buß erſcheinen/ wo nicht/ ſo entſetzen ſie ſich ſelbs. Wahr iſts/ daß
die gottloſen Hunde und Saͤue/ dergleichen Judas einer geweßt/ doch
hat ihm Chriſtus die Fuͤſſe gewaſchen. Die Apoſtel haben auch gepre-
diget τοῖς χλευάζουσι, den Pfingſt-Spoͤttern/ Act. 2, 13. Es koͤnnen ſich
auch hie zuweilen die Schwein und Hunde in Schaafe verwandeln. Hat
alſo der Calviniſche Jrꝛ-Geiſt Fehl geſchoſſen/ und nichts gewonnen mit
ſeinen Gloſſen und Schrifft-Foltern.

Worauß leicht erſcheinet/ welches ſeine theſis von Nieſſung der Un-
wuͤrdigen/ nemlich/ die Unglaubige/ das iſt/ die Verworffene/ wie ſie zu
dieſem Schatz nicht eingeladen/ ſo eſſen und trincken ſie auch den Leib und
Blut Chriſti nicht. Jm gegentheil/ weil die Glaubige allein den Glau-
bens-Mund mitbringen/ empfangen ſie auch allein das Weſen des Sa-
craments. Dann ſo gloſſirt Piſcator, die Wort Chriſti: das iſt das
Blut des N. Teſtaments/ das fuͤr euch und fuͤr viel vergoſſen wird/ h. e.
fuͤr alle Außerwehlten/ die ihm vom Vater gegeben ſind. hinc
in der 6. Lehr ad Matth. 26. Chriſtus hat nicht fuͤr alle Menſchen/
ſondern fuͤr viel/ (nemlich ſeine Außerwehlte/) ſein Blut ver-
gieſſen laſſen/ darum auch nicht allen das Abendmahl nutz iſt.
Dann wo einer nicht Theil hat am Gut/ und daſſelbe nicht
durch den Glauben beſitzt/ dem wird auch kein Brieff und Si-
gel druͤber gegeben.
Omnes (ita Simplicius Verinus de Tranſſubſt.
p. 250) Sacramentum viſibile percipiunt, quia os habent, & dentes,
& ventrem; ſed non omnes gratiam inviſibilem, ſive rem Sacramen-
ti & virtutem, h. e. corpus Chriſti conſequi poſſunt
ἅγια τοῖς ἁγίοις,
ſancta ſanctis! das iſt/ Alle empfangen das ſichtbare Sacrament/
weil ſie Zaͤhne/ Mund und Bauch haben; aber ſie koͤnnen dar-
um nicht alle die unſichtbare Gnad/ oder das Weſen des Sa-
craments/ und deſſen Krafft/ den Leib Chriſti empfangen/ das
Heilige gehoͤrt fuͤr die Heiligen.
Jſt aber dem alſo/ ſo iſt Gott
ungerecht/ der wegen Verachtung der Sacramenten den Menſchen ver-
dammet/ dem er ſie doch niemalen offerirt. Der Diener iſt ein Luͤgner/
ſo offt er zu einem Verworffenen ſagt: Nim̃ hin und iß/ das iſt der Leib
Chriſti/ fuͤr dich in den Tod gegeben. Das Sacramentliche Sigel/ la-
queus
[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]πορίας, ein Zweiffel/ ja Verzweiffelungs-Strick. Dann wo-
her weiß ich/ daß ich unter ſo viel tauſend Menſchen einer/ der außerwehlt/
und Krafft der Erwehlung an dieſem theuren Schatz des Leibs und
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[390/0410] Die Siebenzehende der Buß erſcheinen/ wo nicht/ ſo entſetzen ſie ſich ſelbs. Wahr iſts/ daß die gottloſen Hunde und Saͤue/ dergleichen Judas einer geweßt/ doch hat ihm Chriſtus die Fuͤſſe gewaſchen. Die Apoſtel haben auch gepre- diget τοῖς χλευάζουσι, den Pfingſt-Spoͤttern/ Act. 2, 13. Es koͤnnen ſich auch hie zuweilen die Schwein und Hunde in Schaafe verwandeln. Hat alſo der Calviniſche Jrꝛ-Geiſt Fehl geſchoſſen/ und nichts gewonnen mit ſeinen Gloſſen und Schrifft-Foltern. Worauß leicht erſcheinet/ welches ſeine theſis von Nieſſung der Un- wuͤrdigen/ nemlich/ die Unglaubige/ das iſt/ die Verworffene/ wie ſie zu dieſem Schatz nicht eingeladen/ ſo eſſen und trincken ſie auch den Leib und Blut Chriſti nicht. Jm gegentheil/ weil die Glaubige allein den Glau- bens-Mund mitbringen/ empfangen ſie auch allein das Weſen des Sa- craments. Dann ſo gloſſirt Piſcator, die Wort Chriſti: das iſt das Blut des N. Teſtaments/ das fuͤr euch und fuͤr viel vergoſſen wird/ h. e. fuͤr alle Außerwehlten/ die ihm vom Vater gegeben ſind. hinc in der 6. Lehr ad Matth. 26. Chriſtus hat nicht fuͤr alle Menſchen/ ſondern fuͤr viel/ (nemlich ſeine Außerwehlte/) ſein Blut ver- gieſſen laſſen/ darum auch nicht allen das Abendmahl nutz iſt. Dann wo einer nicht Theil hat am Gut/ und daſſelbe nicht durch den Glauben beſitzt/ dem wird auch kein Brieff und Si- gel druͤber gegeben. Omnes (ita Simplicius Verinus de Tranſſubſt. p. 250) Sacramentum viſibile percipiunt, quia os habent, & dentes, & ventrem; ſed non omnes gratiam inviſibilem, ſive rem Sacramen- ti & virtutem, h. e. corpus Chriſti conſequi poſſunt ἅγια τοῖς ἁγίοις, ſancta ſanctis! das iſt/ Alle empfangen das ſichtbare Sacrament/ weil ſie Zaͤhne/ Mund und Bauch haben; aber ſie koͤnnen dar- um nicht alle die unſichtbare Gnad/ oder das Weſen des Sa- craments/ und deſſen Krafft/ den Leib Chriſti empfangen/ das Heilige gehoͤrt fuͤr die Heiligen. Jſt aber dem alſo/ ſo iſt Gott ungerecht/ der wegen Verachtung der Sacramenten den Menſchen ver- dammet/ dem er ſie doch niemalen offerirt. Der Diener iſt ein Luͤgner/ ſo offt er zu einem Verworffenen ſagt: Nim̃ hin und iß/ das iſt der Leib Chriſti/ fuͤr dich in den Tod gegeben. Das Sacramentliche Sigel/ la- queus _πορίας, ein Zweiffel/ ja Verzweiffelungs-Strick. Dann wo- her weiß ich/ daß ich unter ſo viel tauſend Menſchen einer/ der außerwehlt/ und Krafft der Erwehlung an dieſem theuren Schatz des Leibs und Bluts Chriſti/ theil und gemein habe. Ey

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/410>, abgerufen am 22.11.2024.