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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Predigt.
Sigel auff deinen Arm. Cant. 8. 6. Er fordert 2. Exercitationem, er
wil immer geübt seyn/ man soll allezeit von ihm singen und sagen/ sein
Wort treiben und üben/ lesen und meditiren/ und gleichsam schärffen/
Col. 3, 16. Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen
in aller Weißheit/ lehret/ vermahnet euch selbs mit Psalmen
und Lob-Gesängen/ und geistlichen lieblichen Liedern/ und sin-
get dem HErrn in euerm Hertzen/ und alles was ihr thut mit
Worten und Wercken/ das thut alles im Namen des HErrn
JEsu.
3. Signationem per scripturam & impressuram per pictu-
ras,
wie wir dann nicht verwerffen das Crucifix-Bild und Gemähld
Christi/ ob gleich dasselbe nicht möcht eigentlich getroffen seyn. Dann
so Paulus seinen Galatern durch die Predigt Christum für die Augen
gemahlt/ Gal. 3, 1. Warum solts unrecht seyn/ denselben/ doch ohne
Götzen-Dienst/ für Augen gemahlt oder geschnitzelt haben? Sonderlich
aber hat er zu solchem End ein monument und phylacterium angerich-
tet im hochwürdigen Abendmahl/ das ist nicht nur ein Bund und Liefe-
rungs/ sondern auch ein Denck-Zeichen/ daß wir ja seiner nimmer ver-
gessen. Nicht nur irgends in der Car-Woch/ und Car-Freytag an Jhn
gedencken/ in lauer Andacht/ und fliegender Hitz/ sondern allezeit/ offt/ dick
und viel. Ein Bräutigam/ der über Feld reißt/ läßt seiner Braut da-
heim ein Controfeht/ oder Denck-Ring; So Christus uns im Abend-
mahl sein Leib und Blut zu einem Merck-Mahl/ biß daß er wider sicht-
barlicher weise kommen wird am Jüngsten Tag. Ein Testator sihet
mit seiner Testation weiter nicht/ als auff das löbliche Andencken: diß
hat mir mein Vater/ meine Mutter erspahrt: Also seind der Erb-Schatz/
die Göttliche Amnesti und unsere Gedächtnuß correlatata. Jst die End-
Ursach auff unserer Seiten. Davon wir für dißmal handeln. Stehet
in denen Worten: Solches thut zu meiner Gedächtnuß. Item,
So offt ihr das thut/ solt ihr meinen Tod verkündigen.
1. Cor. 11, 26. Gott gebe hiezu abermal sein Gnad und Segen. Amen.

GEliebte in Christo. Zween Umstände seind hie zu er-
wegen.
1. Objectum memoriae. 2. Actus memoriae. Das
Erste ist angedeutet in denen Worten: eis teu emen anamnesin,
zu meiner Gedächtnuß. Da wir dann gleich anfangs Gegentheil gar
nicht gestehen ihre Heyl- und Krafft-lose Folge/ so sie auß diesen Worten
ersponnen. Christus sagt: Solches thut zu meiner Gedächtnuß/ biß
daß ich komme. E. so ist er mit seinem Leib und Blut nicht gegenwärtig.

Gleich-
Neunter Theil. F f f

Predigt.
Sigel auff deinen Arm. Cant. 8. 6. Er fordert 2. Exercitationem, er
wil immer geuͤbt ſeyn/ man ſoll allezeit von ihm ſingen und ſagen/ ſein
Wort treiben und uͤben/ leſen und meditiren/ und gleichſam ſchaͤrffen/
Col. 3, 16. Laſſet das Wort Chriſti unter euch reichlich wohnen
in aller Weißheit/ lehret/ vermahnet euch ſelbs mit Pſalmen
und Lob-Geſaͤngen/ und geiſtlichen lieblichen Liedern/ und ſin-
get dem HErꝛn in euerm Hertzen/ und alles was ihr thut mit
Worten und Wercken/ das thut alles im Namen des HErꝛn
JEſu.
3. Signationem per ſcripturam & impreſſuram per pictu-
ras,
wie wir dann nicht verwerffen das Crucifix-Bild und Gemaͤhld
Chriſti/ ob gleich daſſelbe nicht moͤcht eigentlich getroffen ſeyn. Dann
ſo Paulus ſeinen Galatern durch die Predigt Chriſtum fuͤr die Augen
gemahlt/ Gal. 3, 1. Warum ſolts unrecht ſeyn/ denſelben/ doch ohne
Goͤtzen-Dienſt/ fuͤr Augen gemahlt oder geſchnitzelt haben? Sonderlich
aber hat er zu ſolchem End ein monument und phylacterium angerich-
tet im hochwuͤrdigen Abendmahl/ das iſt nicht nur ein Bund und Liefe-
rungs/ ſondern auch ein Denck-Zeichen/ daß wir ja ſeiner nimmer ver-
geſſen. Nicht nur irgends in der Car-Woch/ und Car-Freytag an Jhn
gedencken/ in lauer Andacht/ und fliegender Hitz/ ſondern allezeit/ offt/ dick
und viel. Ein Braͤutigam/ der uͤber Feld reißt/ laͤßt ſeiner Braut da-
heim ein Controfeht/ oder Denck-Ring; So Chriſtus uns im Abend-
mahl ſein Leib und Blut zu einem Merck-Mahl/ biß daß er wider ſicht-
barlicher weiſe kommen wird am Juͤngſten Tag. Ein Teſtator ſihet
mit ſeiner Teſtation weiter nicht/ als auff das loͤbliche Andencken: diß
hat mir mein Vater/ meine Mutter erſpahrt: Alſo ſeind der Erb-Schatz/
die Goͤttliche Amneſti und unſere Gedaͤchtnuß correlatata. Jſt die End-
Urſach auff unſerer Seiten. Davon wir fuͤr dißmal handeln. Stehet
in denen Worten: Solches thut zu meiner Gedaͤchtnuß. Item,
So offt ihr das thut/ ſolt ihr meinen Tod verkuͤndigen.
1. Cor. 11, 26. Gott gebe hiezu abermal ſein Gnad und Segen. Amen.

GEliebte in Chriſto. Zween Umſtaͤnde ſeind hie zu er-
wegen.
1. Objectum memoriæ. 2. Actus memoriæ. Das
Erſte iſt angedeutet in denen Worten: εἰς τηὺ ἐμὴν ἀνάμνησιν,
zu meiner Gedaͤchtnuß. Da wir dann gleich anfangs Gegentheil gar
nicht geſtehen ihre Heyl- und Krafft-loſe Folge/ ſo ſie auß dieſen Worten
erſponnen. Chriſtus ſagt: Solches thut zu meiner Gedaͤchtnuß/ biß
daß ich komme. E. ſo iſt er mit ſeinem Leib und Blut nicht gegenwaͤrtig.

Gleich-
Neunter Theil. F f f
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[409/0429] Predigt. Sigel auff deinen Arm. Cant. 8. 6. Er fordert 2. Exercitationem, er wil immer geuͤbt ſeyn/ man ſoll allezeit von ihm ſingen und ſagen/ ſein Wort treiben und uͤben/ leſen und meditiren/ und gleichſam ſchaͤrffen/ Col. 3, 16. Laſſet das Wort Chriſti unter euch reichlich wohnen in aller Weißheit/ lehret/ vermahnet euch ſelbs mit Pſalmen und Lob-Geſaͤngen/ und geiſtlichen lieblichen Liedern/ und ſin- get dem HErꝛn in euerm Hertzen/ und alles was ihr thut mit Worten und Wercken/ das thut alles im Namen des HErꝛn JEſu. 3. Signationem per ſcripturam & impreſſuram per pictu- ras, wie wir dann nicht verwerffen das Crucifix-Bild und Gemaͤhld Chriſti/ ob gleich daſſelbe nicht moͤcht eigentlich getroffen ſeyn. Dann ſo Paulus ſeinen Galatern durch die Predigt Chriſtum fuͤr die Augen gemahlt/ Gal. 3, 1. Warum ſolts unrecht ſeyn/ denſelben/ doch ohne Goͤtzen-Dienſt/ fuͤr Augen gemahlt oder geſchnitzelt haben? Sonderlich aber hat er zu ſolchem End ein monument und phylacterium angerich- tet im hochwuͤrdigen Abendmahl/ das iſt nicht nur ein Bund und Liefe- rungs/ ſondern auch ein Denck-Zeichen/ daß wir ja ſeiner nimmer ver- geſſen. Nicht nur irgends in der Car-Woch/ und Car-Freytag an Jhn gedencken/ in lauer Andacht/ und fliegender Hitz/ ſondern allezeit/ offt/ dick und viel. Ein Braͤutigam/ der uͤber Feld reißt/ laͤßt ſeiner Braut da- heim ein Controfeht/ oder Denck-Ring; So Chriſtus uns im Abend- mahl ſein Leib und Blut zu einem Merck-Mahl/ biß daß er wider ſicht- barlicher weiſe kommen wird am Juͤngſten Tag. Ein Teſtator ſihet mit ſeiner Teſtation weiter nicht/ als auff das loͤbliche Andencken: diß hat mir mein Vater/ meine Mutter erſpahrt: Alſo ſeind der Erb-Schatz/ die Goͤttliche Amneſti und unſere Gedaͤchtnuß correlatata. Jſt die End- Urſach auff unſerer Seiten. Davon wir fuͤr dißmal handeln. Stehet in denen Worten: Solches thut zu meiner Gedaͤchtnuß. Item, So offt ihr das thut/ ſolt ihr meinen Tod verkuͤndigen. 1. Cor. 11, 26. Gott gebe hiezu abermal ſein Gnad und Segen. Amen. GEliebte in Chriſto. Zween Umſtaͤnde ſeind hie zu er- wegen. 1. Objectum memoriæ. 2. Actus memoriæ. Das Erſte iſt angedeutet in denen Worten: εἰς τηὺ ἐμὴν ἀνάμνησιν, zu meiner Gedaͤchtnuß. Da wir dann gleich anfangs Gegentheil gar nicht geſtehen ihre Heyl- und Krafft-loſe Folge/ ſo ſie auß dieſen Worten erſponnen. Chriſtus ſagt: Solches thut zu meiner Gedaͤchtnuß/ biß daß ich komme. E. ſo iſt er mit ſeinem Leib und Blut nicht gegenwaͤrtig. Gleich- Neunter Theil. F f f

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/429>, abgerufen am 22.11.2024.