Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Neunzehende aller der Schmertzen/ Marter und Qual/ Angst und Pein/ die dein Hey-land um deinet willen außgestanden. Stelle dich für das Creutz mit die- sen und dergleichen Gedancken: O heilige Seele/ was für grosse und grausame Höllen-Angst hastu empfunden! O blut-rothes Haupt/ wie schmirtzet dich die dornene Kron! O schönes Bild/ und schönstes Menschen-Kind/ wie Milch und Blut/ mit Marmel und Rosen ge- mengt/ wie ist dein heiliges Angesicht so schändlich vergeiffert! O schöne klare Augen/ wie seyd ihr so dunckel worden/ wie schwimmet ihr in Thrä- nen-Blut! O heilige Ohren/ die ihr der Englischen Music gewohnt/ was schnöde Lästerung müßt ihr hören! O süsser Mund/ O liebliche Lippen/ was für einen sauren Essig-Tranck müßt ihr kosten! O wunder- Hände/ O siegreiche Füsse/ wie seyd ihr durchgraben! Und O du Sohn des Allerhöchsten/ den aller Himmel Himmel nicht versorgen/ wie hän- gest du so schmählich am Creutz! Wann nun der Bürg so schröcklich lei- det; wie wird es dann dem Selbs-Schuldner gehen? So Gott solch erschröcklich Exempel statuirt an seinem Sohn; wie wirds dem Knecht gehen? So an dem unschuldigen Lamm Gottes; was hat dann der stin- ckende Bock zu gewarten? O weh mir/ ich habe diese H. Person an das Creutz gebracht! O weh/ ich habs verschuldet/ ich bin der Gottes-Mörder! O weh/ daß wir so gesündiget haben/ bistu nicht felsern/ so erschrick mit dem Hauptmann/ und schlage mit dem Volck an die Brust/ erinnere dich dei- ner Sünde/ und dero Grösse und Mänge. Mache es wie dort Carolus V. Thomas Stybarus (ita Gerh. Loc. de Eccles. p. m. 1324. in hist. relat. xonici
Die Neunzehende aller der Schmertzen/ Marter und Qual/ Angſt und Pein/ die dein Hey-land um deinet willen außgeſtanden. Stelle dich fuͤr das Creutz mit die- ſen und dergleichen Gedancken: O heilige Seele/ was fuͤr groſſe und grauſame Hoͤllen-Angſt haſtu empfunden! O blut-rothes Haupt/ wie ſchmirtzet dich die dornene Kron! O ſchoͤnes Bild/ und ſchoͤnſtes Menſchen-Kind/ wie Milch und Blut/ mit Marmel und Roſen ge- mengt/ wie iſt dein heiliges Angeſicht ſo ſchaͤndlich vergeiffert! O ſchoͤne klare Augen/ wie ſeyd ihr ſo dunckel worden/ wie ſchwimmet ihr in Thraͤ- nen-Blut! O heilige Ohren/ die ihr der Engliſchen Muſic gewohnt/ was ſchnoͤde Laͤſterung muͤßt ihr hoͤren! O ſuͤſſer Mund/ O liebliche Lippen/ was fuͤr einen ſauren Eſſig-Tranck muͤßt ihr koſten! O wunder- Haͤnde/ O ſiegreiche Fuͤſſe/ wie ſeyd ihr durchgraben! Und O du Sohn des Allerhoͤchſten/ den aller Himmel Himmel nicht verſorgen/ wie haͤn- geſt du ſo ſchmaͤhlich am Creutz! Wann nun der Buͤrg ſo ſchroͤcklich lei- det; wie wird es dann dem Selbs-Schuldner gehen? So Gott ſolch erſchroͤcklich Exempel ſtatuirt an ſeinem Sohn; wie wirds dem Knecht gehen? So an dem unſchuldigen Lamm Gottes; was hat dann der ſtin- ckende Bock zu gewarten? O weh mir/ ich habe dieſe H. Perſon an das Creutz gebracht! O weh/ ich habs verſchuldet/ ich bin der Gottes-Moͤrder! O weh/ daß wir ſo geſuͤndiget haben/ biſtu nicht felſern/ ſo erſchrick mit dem Hauptmann/ und ſchlage mit dem Volck an die Bruſt/ erinnere dich dei- ner Suͤnde/ und dero Groͤſſe und Maͤnge. Mache es wie dort Carolus V. Thomas Stybarus (ita Gerh. Loc. de Eccleſ. p. m. 1324. in hiſt. relat. xonici
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Die Neunzehende
aller der Schmertzen/ Marter und Qual/ Angſt und Pein/ die dein Hey-
land um deinet willen außgeſtanden. Stelle dich fuͤr das Creutz mit die-
ſen und dergleichen Gedancken: O heilige Seele/ was fuͤr groſſe und
grauſame Hoͤllen-Angſt haſtu empfunden! O blut-rothes Haupt/ wie
ſchmirtzet dich die dornene Kron! O ſchoͤnes Bild/ und ſchoͤnſtes
Menſchen-Kind/ wie Milch und Blut/ mit Marmel und Roſen ge-
mengt/ wie iſt dein heiliges Angeſicht ſo ſchaͤndlich vergeiffert! O ſchoͤne
klare Augen/ wie ſeyd ihr ſo dunckel worden/ wie ſchwimmet ihr in Thraͤ-
nen-Blut! O heilige Ohren/ die ihr der Engliſchen Muſic gewohnt/
was ſchnoͤde Laͤſterung muͤßt ihr hoͤren! O ſuͤſſer Mund/ O liebliche
Lippen/ was fuͤr einen ſauren Eſſig-Tranck muͤßt ihr koſten! O wunder-
Haͤnde/ O ſiegreiche Fuͤſſe/ wie ſeyd ihr durchgraben! Und O du Sohn
des Allerhoͤchſten/ den aller Himmel Himmel nicht verſorgen/ wie haͤn-
geſt du ſo ſchmaͤhlich am Creutz! Wann nun der Buͤrg ſo ſchroͤcklich lei-
det; wie wird es dann dem Selbs-Schuldner gehen? So Gott ſolch
erſchroͤcklich Exempel ſtatuirt an ſeinem Sohn; wie wirds dem Knecht
gehen? So an dem unſchuldigen Lamm Gottes; was hat dann der ſtin-
ckende Bock zu gewarten? O weh mir/ ich habe dieſe H. Perſon an das
Creutz gebracht! O weh/ ich habs verſchuldet/ ich bin der Gottes-Moͤrder!
O weh/ daß wir ſo geſuͤndiget haben/ biſtu nicht felſern/ ſo erſchrick mit dem
Hauptmann/ und ſchlage mit dem Volck an die Bruſt/ erinnere dich dei-
ner Suͤnde/ und dero Groͤſſe und Maͤnge. Mache es wie dort Carolus V.
Thomas Stybarus (ita Gerh. Loc. de Eccleſ. p. m. 1324. in hiſt. relat.
de vita Johann. Frider. & Henr. Merkel. in relat. de obſid. Mag-
deb. referunt, ipſum ſæpè numero doluiſſe & pœnituiſſe, quod ſe
inſtigari & exacerbari adverſus laudatiſſimum Electorem paſ-
ſus fuerit. Nam cum Imperialem Magiſtratum abdicaſſet, & Fra-
tri ſuo Ferdinando Regi adminiſtrationem ejus commiſiſſet, in
Hiſpaniam conceſſit, & in Regiâ ſuâ juxta monaſterium quod-
dam vitam conſumſit, ibi tunc omnes res ſuas geſtas, quarum
viginti aut plures fuiſſe referunt, in mappis depingi, eaſque in
monaſterio parietibus circuitus affigi curavit. In iſtum circui-
tum monaſterii illius ſæpè ſe deportari juſſit, ibidemque coràm
mappis pictis ſedit, ſecum ipſe recolens, quid in expeditionibus,
obſeſſionibus, aciebus & alibi acciderit, quos Duces belli, quos
Centuriones, & equitum Magiſtros habuerit, quà uſus ſit fortu-
nâ, quibus ſucceſſibus & infortuniis. Ubi devenit ad eas map-
pas, in quibus Schmalcaldenſe bellum & captivitas Electoris Sa-
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