Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Predigt. II. Electionis necessitatem. Es stehet nicht in unserer freyen Chur/ III. Laßt uns aber auch von Maria anfristen zur Nachfolg/ dann so sandt/ R r r iij
Predigt. II. Electionis neceſſitatem. Es ſtehet nicht in unſerer freyen Chur/ III. Laßt uns aber auch von Maria anfriſten zur Nachfolg/ dann ſo ſandt/ R r r iij
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Predigt.
II. Electionis neceſſitatem. Es ſtehet nicht in unſerer freyen Chur/
ob wir wehlen wollen oder nicht. Hie ſtehet neceſſitas mandati, der klare
Befehl: Sehet euch fuͤr fuͤr den falſchen Propheten. Pruͤfet
die Geiſter. Mein Kind/ vermahnet Syrach c. 38, 5. pruͤfe/ was
deinem Leib geſund iſt/ und ſihe was ihm ungeſund iſt/ das gib
ihm nicht. Jm Alten Teſtament iſt der Unterſcheid gebotten unter rei-
nen und unreinen Thieren/ Lev. 11, 1. Das Ceremoniale judaicum iſt
laͤngſt verſchwunden/ aber das morale bleibt immer fort und fort Neceſ-
ſitas interdicti, das außtruckliche Verbott/ Werdet nicht der Men-
ſchen Knechte. 1. Cor. 7, 23. Es hat unſere Majores die liebe Libertaͤt
und Freyheit zu erkauffen/ Gut und Blut gekoſtet/ die laſſet uns nicht
wieder verlieren. Neceſſitas periculi, die augenſcheinliche Gefahr.
Was hat den Alcoran und Mahometiſmum außgebruͤtet/ als der Wahl-
Haß? da man des Katzen-Balgens muͤd worden/ und eine ſaturam
oder gemengte Religion auß der Chriſtlichen/ Juͤdiſchen und Mahometi-
ſchen gekocht/ und zuſammen gebuttert. Was hat den Anti-Chriſt ge-
ſtaͤrcket/ und ſo kraͤfftige Jrꝛthum eingefuͤhret/ und in blinde Gefangen-
ſchafft die Gewiſſen geſtuͤrtzt/ als eben auch dieſer Wahl-Haß? Was
gebieret die Calixtiniſche Simplicitaͤt anders als implicitam fidem, den
eingewickelten Kohlers-Glauben im Pabſtthum/ blinde Lieb/ Erbauung
ohne Gegenwehr?
III. Laßt uns aber auch von Maria anfriſten zur Nachfolg/ dann ſo
ein Weib/ ein einfaͤltiges Weibs-Bild/ ein ſchwacher Werckzeug/ die
Wahl-Kunſt und Chur ſo wol ihr laſſen angelegen ſeyn: wie viel mehr
wil ſolches gebuͤhren den Maͤnnern/ den ſophis, den Weiſen/ daß ſie
nach dem Exempel Moſis/ (der die Schmach Chriſti fuͤr groͤſſer
Reichthum geachtet/ als die Schaͤtze Egypti/ Hebr. 11, 26.) die
him̃liſche Chriſtoſophiam fuͤr ihr ſummum bonum und hoͤchſtes Gut/
darnach ſie in dieſer Welt trachten ſollen/ halten. Wie viel mehr Chriſt-
lichen Obrigkeiten und Regenten/ als die auch Rechenſchafft geben muͤſ-
ſen von den Seelen ihrer Unterthanen/ daß ſie mit dem Hauptmann
Cornelio recht wehlen/ der hatte fuͤr ſich ſeinen Heydniſchen Glauben/
und deſſelben unterſchiedliche Secten/ in Syria erfuhr er die Juͤdiſche
Religion/ und deroſelben mancherley Gattungen/ ſo kam damal eben
auch die Chriſtliche Religion/ von dem entſtandenen Jeſu von Nazareth
auff die Bahn; Er haͤtte aber gern gewußt/ welches die einige/ rechte und
gewiſſe Lehre ſey/ durch welche unfehlbar ſelig zu werden. Darum betet
er immer zu Gott/ und laßt nicht nach/ biß ihm Gott einen Engel ge-
ſandt/
R r r iij
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