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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.

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Die Dritte
Exempel des Lebens und Wandels/ und damit ein Vorschrifft hinter-
lassen zu tretten in seine Fußstapffen/ die da heissen Lieben und Leiden.
(4) Ein Hirt ist ein Scheidmann/ er scheidet seine Heerd von den Wölf-
fen/ die Schafe von den Böcken/ die Schabige von den Gesunden.
Eben das hat auch Christus gethan/ dann das bezeugen die vielfältige
Disputationes, Concertationes mit den Phariseern und Schrifftgelehr-
ten gehalten/ die Fulmina und Bannstrahlen wider sie außgeschossen/
der Elenchus verbalis, und Wort-Straff/ so er an alle hartnäckige und
boßhafftige/ frevele Sünden-Knecht gethan/ dann auch der Stab wehe
wol thut/ wann schon nicht dem Leib/ doch der Seel/ oder wie Paulus
redet 1. Cor. 5, 5. Auff daß der Geistselig werde an dem Tag des
HErrn JEsu.
Ein Hirt ist (5) ein Heilmann. Ein Hirt heilet/
des Schwachen wartet er/ das Krancke verbindet er/ das Verirrete su-
chet er. Ezech. 34, 3. Also ist auch Christus/ der HErr unser Artzt.
Exod. 15, 26. durch dessen Wunden wir seind heil worden. Esa.
53, 5. Ein Hirt ist (6) ein Melckmann/ er scheert und melckt seine
Schaf/ ist billich/ welcher weydet eine Heerd/ und isset nicht von der
Milch der Heerde? sagt Paulus 1. Cor. 9, 7. Also hat auch Christus
seiner Auditoren Milch und Woll genossen/ Maria Magdalena/ Mar-
tha/ Susanna/ Johanna haben ihm gedienet/ und treulich verpfleget. Es
haben ihm auch wol die Raben beytragen müssen/ die geitzige/ räuberische
Phariseer/ als mit welchen er öffters gegessen und getruncken. Aber das
war sein fürnehmste Speiß nicht/ er suchte eine andere. Epictetus schrei-
bet vom Schaf/ Non affert opilioni foenum, ut ostendat, quantum co-
mederit, sed lac & lanam,
Das Schaf bringet seinem Hirten das Heu/
damit er es gefüttert hat/ nicht wieder/ damit es ihm zeige/ wie viel es
gegessen habe/ sondern bringet dagegen Milch und Woll. Also hat auch
Christus bey seinen Schafen gesucht/ Früchte der Gerechtigkeit/ Früch-
te des Geistes. Gal. 5. Milch/ so die Durstigen geträncket/ Woll/ so die
Nackenden bekleidet/ Matth. 25. Ein Hirt ist (7) ein Schaf-Freund/
probatophilos, Joh. 21. Ein recht getreuer Schäfer ist ein liebreicher
Mann/ der zuförderst getreu ist seinem Herrn/ wie Jacob dem Laban
seinem/ wiewol untreuen Schwäher getreu geweßt. Gen. 31, 6. Jhr
wisset/
(sagt er zu seinen beeden Weibern/) daß ich auß allen mei-
nen Kräfften euerm Vater gedienet habe.
Wo sein Fuß hinge-
gangen/ hat ihn der Segen begleitet. Ein Hirt ist verträglich mit an-
dern neben-Hirten/ darum heißt das Hebreische Wort auch so viel als

einen

Die Dritte
Exempel des Lebens und Wandels/ und damit ein Vorſchrifft hinter-
laſſen zu tretten in ſeine Fußſtapffen/ die da heiſſen Lieben und Leiden.
(4) Ein Hirt iſt ein Scheidmañ/ er ſcheidet ſeine Heerd von den Woͤlf-
fen/ die Schafe von den Boͤcken/ die Schabige von den Geſunden.
Eben das hat auch Chriſtus gethan/ dann das bezeugen die vielfaͤltige
Diſputationes, Concertationes mit den Phariſeern und Schrifftgelehr-
ten gehalten/ die Fulmina und Bannſtrahlen wider ſie außgeſchoſſen/
der Elenchus verbalis, und Wort-Straff/ ſo er an alle hartnaͤckige und
boßhafftige/ frevele Suͤnden-Knecht gethan/ dann auch der Stab wehe
wol thut/ wann ſchon nicht dem Leib/ doch der Seel/ oder wie Paulus
redet 1. Cor. 5, 5. Auff daß der Geiſtſelig werde an dem Tag des
HErꝛn JEſu.
Ein Hirt iſt (5) ein Heilmann. Ein Hirt heilet/
des Schwachen wartet er/ das Krancke verbindet er/ das Verirrete ſu-
chet er. Ezech. 34, 3. Alſo iſt auch Chriſtus/ der HErꝛ unſer Artzt.
Exod. 15, 26. durch deſſen Wunden wir ſeind heil worden. Eſa.
53, 5. Ein Hirt iſt (6) ein Melckmann/ er ſcheert und melckt ſeine
Schaf/ iſt billich/ welcher weydet eine Heerd/ und iſſet nicht von der
Milch der Heerde? ſagt Paulus 1. Cor. 9, 7. Alſo hat auch Chriſtus
ſeiner Auditoren Milch und Woll genoſſen/ Maria Magdalena/ Mar-
tha/ Suſanna/ Johanna haben ihm gedienet/ und treulich verpfleget. Es
haben ihm auch wol die Raben beytragen muͤſſen/ die geitzige/ raͤuberiſche
Phariſeer/ als mit welchen er oͤffters gegeſſen und getruncken. Aber das
war ſein fuͤrnehmſte Speiß nicht/ er ſuchte eine andere. Epictetus ſchrei-
bet vom Schaf/ Non affert opilioni fœnum, ut oſtendat, quantum co-
mederit, ſed lac & lanam,
Das Schaf bringet ſeinem Hirten das Heu/
damit er es gefuͤttert hat/ nicht wieder/ damit es ihm zeige/ wie viel es
gegeſſen habe/ ſondern bringet dagegen Milch und Woll. Alſo hat auch
Chriſtus bey ſeinen Schafen geſucht/ Fruͤchte der Gerechtigkeit/ Fruͤch-
te des Geiſtes. Gal. 5. Milch/ ſo die Durſtigen getraͤncket/ Woll/ ſo die
Nackenden bekleidet/ Matth. 25. Ein Hirt iſt (7) ein Schaf-Freund/
προβατόϕιλος, Joh. 21. Ein recht getreuer Schaͤfer iſt ein liebreicher
Mann/ der zufoͤrderſt getreu iſt ſeinem Herꝛn/ wie Jacob dem Laban
ſeinem/ wiewol untreuen Schwaͤher getreu geweßt. Gen. 31, 6. Jhr
wiſſet/
(ſagt er zu ſeinen beeden Weibern/) daß ich auß allen mei-
nen Kraͤfften euerm Vater gedienet habe.
Wo ſein Fuß hinge-
gangen/ hat ihn der Segen begleitet. Ein Hirt iſt vertraͤglich mit an-
dern neben-Hirten/ darum heißt das Hebreiſche Wort auch ſo viel als

einen
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[36/0056] Die Dritte Exempel des Lebens und Wandels/ und damit ein Vorſchrifft hinter- laſſen zu tretten in ſeine Fußſtapffen/ die da heiſſen Lieben und Leiden. (4) Ein Hirt iſt ein Scheidmañ/ er ſcheidet ſeine Heerd von den Woͤlf- fen/ die Schafe von den Boͤcken/ die Schabige von den Geſunden. Eben das hat auch Chriſtus gethan/ dann das bezeugen die vielfaͤltige Diſputationes, Concertationes mit den Phariſeern und Schrifftgelehr- ten gehalten/ die Fulmina und Bannſtrahlen wider ſie außgeſchoſſen/ der Elenchus verbalis, und Wort-Straff/ ſo er an alle hartnaͤckige und boßhafftige/ frevele Suͤnden-Knecht gethan/ dann auch der Stab wehe wol thut/ wann ſchon nicht dem Leib/ doch der Seel/ oder wie Paulus redet 1. Cor. 5, 5. Auff daß der Geiſtſelig werde an dem Tag des HErꝛn JEſu. Ein Hirt iſt (5) ein Heilmann. Ein Hirt heilet/ des Schwachen wartet er/ das Krancke verbindet er/ das Verirrete ſu- chet er. Ezech. 34, 3. Alſo iſt auch Chriſtus/ der HErꝛ unſer Artzt. Exod. 15, 26. durch deſſen Wunden wir ſeind heil worden. Eſa. 53, 5. Ein Hirt iſt (6) ein Melckmann/ er ſcheert und melckt ſeine Schaf/ iſt billich/ welcher weydet eine Heerd/ und iſſet nicht von der Milch der Heerde? ſagt Paulus 1. Cor. 9, 7. Alſo hat auch Chriſtus ſeiner Auditoren Milch und Woll genoſſen/ Maria Magdalena/ Mar- tha/ Suſanna/ Johanna haben ihm gedienet/ und treulich verpfleget. Es haben ihm auch wol die Raben beytragen muͤſſen/ die geitzige/ raͤuberiſche Phariſeer/ als mit welchen er oͤffters gegeſſen und getruncken. Aber das war ſein fuͤrnehmſte Speiß nicht/ er ſuchte eine andere. Epictetus ſchrei- bet vom Schaf/ Non affert opilioni fœnum, ut oſtendat, quantum co- mederit, ſed lac & lanam, Das Schaf bringet ſeinem Hirten das Heu/ damit er es gefuͤttert hat/ nicht wieder/ damit es ihm zeige/ wie viel es gegeſſen habe/ ſondern bringet dagegen Milch und Woll. Alſo hat auch Chriſtus bey ſeinen Schafen geſucht/ Fruͤchte der Gerechtigkeit/ Fruͤch- te des Geiſtes. Gal. 5. Milch/ ſo die Durſtigen getraͤncket/ Woll/ ſo die Nackenden bekleidet/ Matth. 25. Ein Hirt iſt (7) ein Schaf-Freund/ προβατόϕιλος, Joh. 21. Ein recht getreuer Schaͤfer iſt ein liebreicher Mann/ der zufoͤrderſt getreu iſt ſeinem Herꝛn/ wie Jacob dem Laban ſeinem/ wiewol untreuen Schwaͤher getreu geweßt. Gen. 31, 6. Jhr wiſſet/ (ſagt er zu ſeinen beeden Weibern/) daß ich auß allen mei- nen Kraͤfften euerm Vater gedienet habe. Wo ſein Fuß hinge- gangen/ hat ihn der Segen begleitet. Ein Hirt iſt vertraͤglich mit an- dern neben-Hirten/ darum heißt das Hebreiſche Wort auch ſo viel als einen

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/56>, abgerufen am 21.11.2024.