gebunden geweßt/ wiewol er in einer andern Mascarada auffgezogen/ und innerliche Krieg erweckt/ und endlich den Antichrist außgebrutet.
Hie M. L. thut sich herfür. I. Lumen, ein heller Morgenstern/ ein helles Liecht/ in welchem uns die Gestalt der wahren/ streitenden und wallenden Kirchen/ hell und klar in die Glaubens-Augen einleuchtet/ daß wir verstehen lernen unsern dritten Articul unsers Glaubens. Jch glaub eine heilige Christliche Kirch/ und zwar eine Kirch/ die für der Welt unsichtbar/ dann fides est ton me blepomenon, der Glaub ist eine gewisse Zuversicht dessen/ das man nicht siehet. Sie ist nicht splendida Civitas von Silber und Edelgestein/ prächtig und mächtig/ wie das Königreich Franckreich/ die Republic der Venediger/ wie Bellarminus sie abmahlet.
Ecclesia (ita Bellarm. l. 3. de Eccles. c. 2.) est coetus hominum ita palpabilis & visibilis, ut est coetus populi Romani, vel Regnum Galliae, aut Respublica Venetorum. Et cap. 12. l. 3. semper fundamentum Ecclesiae est aliquid sen- sibile, ac proinde Ecclesia ipsa est sensibilis; sive visibilis. Nam etsi nunc neque Christum neque Petrum videamus, tamen tunc uterquesensibus cor- poreis expositus erat ad videndum: & tunc uterque videtur, non in se, sed in vicario, aut successore suo: sicut Regnum Neapolitanum non ideo est invisibile, quia Rex abest, nam Rex videtur in suo prorege. DEUS vult Ecclesiam sanctissimam quandam esse civitatem supra montem positam, omnibusque conspicuam, atque aditu facilem, ne quis ea relicta pestiferas haereticorum speluncas latebra sque consectetur.
Aber die Lugen hat sich neulich selbst verrathen in editione Romae sub- terraneae. Philosophi mansissent, si tacuissent. Sondern ein Schaaf- Stall/ für den Augen der Welt nicht hoch aestimirt/ doch ovile sacrum non hara profana, ein heiliger Stall und Ort/ kein gemeiner und un- flätiger Schwein-Stall/ weßwegen auch unsere Kirchen reiner und säu- berer solten gehalten werden/ und auffs wenigst so gut haben/ als in ir- gend ein Dorff-Kirch/ deren keine so bloß und nackend da stehet/ daß sie nicht mit Mauren und Gattern verwahret wäre/ auff daß fremde Leute/ sonderlich Papisten nicht Anlaß hätten sich zu ärgern/ und zu sagen: Es sey zu Straßburg fast kein Unterscheid inter aram & haram, unter Gottes-Hauß und Schwein-Stall. Wie dann hierüber schon vor al- ters dieser Kirchen Praesident Bucerus geklagt.
l. 1. de Regno Christi. c. 10. p. 66. Certa, ajens, oportet habere Christianos lo- ca, sacris coetibus, & traditis a Christo Domino Religionibus deputata, quae nullis aliis usibus, nisi summa cogat necessitas, debent patere. Quod Dominus nos admodum graviter docuit, cum templo ejecit, qui tamen non nisi hostiarum mercatum in eo instituerant, quo copiam facerent omni-
bus
Neundter Theil. J
Predigt.
gebunden geweßt/ wiewol er in einer andern Maſcarada auffgezogen/ und innerliche Krieg erweckt/ und endlich den Antichriſt außgebrutet.
Hie M. L. thut ſich herfuͤr. I. Lumen, ein heller Morgenſtern/ ein helles Liecht/ in welchem uns die Geſtalt der wahren/ ſtreitenden und wallenden Kirchen/ hell und klar in die Glaubens-Augen einleuchtet/ daß wir verſtehen lernen unſern dritten Articul unſers Glaubens. Jch glaub eine heilige Chriſtliche Kirch/ und zwar eine Kirch/ die fuͤr der Welt unſichtbar/ dann fides eſt τῶν μὴ βλεϖομένων, der Glaub iſt eine gewiſſe Zuverſicht deſſen/ das man nicht ſiehet. Sie iſt nicht ſplendida Civitas von Silber und Edelgeſtein/ praͤchtig und maͤchtig/ wie das Koͤnigreich Franckreich/ die Republic der Venediger/ wie Bellarminus ſie abmahlet.
Eccleſia (ita Bellarm. l. 3. de Eccleſ. c. 2.) eſt cœtus hominum ita palpabilis & viſibilis, ut eſt cœtus populi Romani, vel Regnum Galliæ, aut Reſpublica Venetorum. Et cap. 12. l. 3. ſemper fundamentum Eccleſiæ eſt aliquid ſen- ſibile, ac proinde Eccleſia ipſa eſt ſenſibilis; ſive viſibilis. Nam etſi nunc neque Chriſtum neque Petrum videamus, tamen tunc uterqueſenſibus cor- poreis expoſitus erat ad videndum: & tunc uterque videtur, non in ſe, ſed in vicario, aut ſucceſſore ſuo: ſicut Regnum Neapolitanum non ideò eſt inviſibile, quia Rex abeſt, nam Rex videtur in ſuo prorege. DEUS vult Eccleſiam ſanctiſſimam quandam eſſe civitatem ſuprà montem poſitam, omnibuſque conſpicuam, atque aditu facilem, ne quis eâ relicta peſtiferas hæreticorum ſpeluncas latebra ſque conſectetur.
Aber die Lugen hat ſich neulich ſelbſt verrathen in editione Romæ ſub- terraneæ. Philoſophi manſiſſent, ſi tacuiſſent. Sondern ein Schaaf- Stall/ fuͤr den Augen der Welt nicht hoch æſtimirt/ doch ovile ſacrum non hara profana, ein heiliger Stall und Ort/ kein gemeiner und un- flaͤtiger Schwein-Stall/ weßwegen auch unſere Kirchen reiner und ſaͤu- berer ſolten gehalten werden/ und auffs wenigſt ſo gut haben/ als in ir- gend ein Dorff-Kirch/ deren keine ſo bloß und nackend da ſtehet/ daß ſie nicht mit Mauren und Gattern verwahret waͤre/ auff daß fremde Leute/ ſonderlich Papiſten nicht Anlaß haͤtten ſich zu aͤrgern/ und zu ſagen: Es ſey zu Straßburg faſt kein Unterſcheid inter aram & haram, unter Gottes-Hauß und Schwein-Stall. Wie dann hieruͤber ſchon vor al- ters dieſer Kirchen Præſident Bucerus geklagt.
l. 1. de Regno Chriſti. c. 10. p. 66. Certa, ajens, oportet habere Chriſtianos lo- ca, ſacris cœtibus, & traditis à Chriſto Domino Religionibus deputata, quæ nullis aliis uſibus, niſi ſumma cogat neceſſitas, debent patere. Quod Dominus nos admodum graviter docuit, cum templo ejecit, qui tamen non niſi hoſtiarum mercatum in eo inſtituerant, quo copiam facerent omni-
bus
Neundter Theil. J
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0085"n="65"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Predigt.</hi></fw><lb/>
gebunden geweßt/ wiewol er in einer andern <hirendition="#aq">Maſcarada</hi> auffgezogen/<lb/>
und innerliche Krieg erweckt/ und endlich den Antichriſt außgebrutet.</p><lb/><p>Hie M. L. thut ſich herfuͤr. <hirendition="#aq">I. Lumen,</hi> ein heller Morgenſtern/<lb/>
ein helles Liecht/ in welchem uns die Geſtalt der wahren/ ſtreitenden und<lb/>
wallenden Kirchen/ hell und klar in die Glaubens-Augen einleuchtet/<lb/>
daß wir verſtehen lernen unſern dritten Articul unſers Glaubens. Jch<lb/>
glaub eine heilige Chriſtliche Kirch/ und zwar eine Kirch/ die fuͤr der<lb/>
Welt unſichtbar/ dann <hirendition="#aq">fides eſt</hi>τῶνμὴβλεϖομένων, der Glaub iſt eine<lb/>
gewiſſe Zuverſicht deſſen/ das man nicht ſiehet. Sie iſt nicht <hirendition="#aq">ſplendida<lb/>
Civitas</hi> von Silber und Edelgeſtein/ praͤchtig und maͤchtig/ wie das<lb/>
Koͤnigreich Franckreich/ die <hirendition="#aq">Republic</hi> der Venediger/ wie <hirendition="#aq">Bellarminus</hi><lb/>ſie abmahlet.</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">Eccleſia (ita Bellarm. l. 3. de Eccleſ. c. 2.) eſt cœtus hominum ita palpabilis &<lb/>
viſibilis, ut eſt cœtus populi Romani, vel Regnum Galliæ, aut Reſpublica<lb/>
Venetorum. Et cap. 12. l. 3. ſemper fundamentum Eccleſiæ eſt aliquid ſen-<lb/>ſibile, ac proinde Eccleſia ipſa eſt ſenſibilis; ſive viſibilis. Nam etſi nunc<lb/>
neque Chriſtum neque Petrum videamus, tamen tunc uterqueſenſibus cor-<lb/>
poreis expoſitus erat ad videndum: & tunc uterque videtur, non in ſe, ſed<lb/>
in vicario, aut ſucceſſore ſuo: ſicut Regnum Neapolitanum non ideò eſt<lb/>
inviſibile, quia Rex abeſt, nam Rex videtur in ſuo prorege. DEUS vult<lb/>
Eccleſiam ſanctiſſimam quandam eſſe civitatem ſuprà montem poſitam,<lb/>
omnibuſque conſpicuam, atque aditu facilem, ne quis eâ relicta peſtiferas<lb/>
hæreticorum ſpeluncas latebra ſque conſectetur.</hi></quote><bibl/></cit><lb/><p>Aber die Lugen hat ſich neulich ſelbſt verrathen <hirendition="#aq">in editione Romæ ſub-<lb/>
terraneæ. Philoſophi manſiſſent, ſi tacuiſſent.</hi> Sondern ein Schaaf-<lb/>
Stall/ fuͤr den Augen der Welt nicht hoch <hirendition="#aq">æſtim</hi>irt/ doch <hirendition="#aq">ovile ſacrum<lb/>
non hara profana,</hi> ein heiliger Stall und Ort/ kein gemeiner und un-<lb/>
flaͤtiger Schwein-Stall/ weßwegen auch unſere Kirchen reiner und ſaͤu-<lb/>
berer ſolten gehalten werden/ und auffs wenigſt ſo gut haben/ als in ir-<lb/>
gend ein Dorff-Kirch/ deren keine ſo bloß und nackend da ſtehet/ daß ſie<lb/>
nicht mit Mauren und Gattern verwahret waͤre/ auff daß fremde Leute/<lb/>ſonderlich Papiſten nicht Anlaß haͤtten ſich zu aͤrgern/ und zu ſagen: Es<lb/>ſey zu Straßburg faſt kein Unterſcheid <hirendition="#aq">inter aram & haram,</hi> unter<lb/>
Gottes-Hauß und Schwein-Stall. Wie dann hieruͤber ſchon vor al-<lb/>
ters dieſer Kirchen <hirendition="#aq">Præſident Bucerus</hi> geklagt.</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">l. 1. de Regno Chriſti. c. 10. p. 66. Certa, ajens, oportet habere Chriſtianos lo-<lb/>
ca, ſacris cœtibus, & traditis à Chriſto Domino Religionibus deputata,<lb/>
quæ nullis aliis uſibus, niſi ſumma cogat neceſſitas, debent patere. Quod<lb/>
Dominus nos admodum graviter docuit, cum templo ejecit, qui tamen<lb/>
non niſi hoſtiarum mercatum in eo inſtituerant, quo copiam facerent omni-</hi><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Neundter Theil.</hi> J</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">bus</hi></fw><lb/></quote></cit></div></body></text></TEI>
[65/0085]
Predigt.
gebunden geweßt/ wiewol er in einer andern Maſcarada auffgezogen/
und innerliche Krieg erweckt/ und endlich den Antichriſt außgebrutet.
Hie M. L. thut ſich herfuͤr. I. Lumen, ein heller Morgenſtern/
ein helles Liecht/ in welchem uns die Geſtalt der wahren/ ſtreitenden und
wallenden Kirchen/ hell und klar in die Glaubens-Augen einleuchtet/
daß wir verſtehen lernen unſern dritten Articul unſers Glaubens. Jch
glaub eine heilige Chriſtliche Kirch/ und zwar eine Kirch/ die fuͤr der
Welt unſichtbar/ dann fides eſt τῶν μὴ βλεϖομένων, der Glaub iſt eine
gewiſſe Zuverſicht deſſen/ das man nicht ſiehet. Sie iſt nicht ſplendida
Civitas von Silber und Edelgeſtein/ praͤchtig und maͤchtig/ wie das
Koͤnigreich Franckreich/ die Republic der Venediger/ wie Bellarminus
ſie abmahlet.
Eccleſia (ita Bellarm. l. 3. de Eccleſ. c. 2.) eſt cœtus hominum ita palpabilis &
viſibilis, ut eſt cœtus populi Romani, vel Regnum Galliæ, aut Reſpublica
Venetorum. Et cap. 12. l. 3. ſemper fundamentum Eccleſiæ eſt aliquid ſen-
ſibile, ac proinde Eccleſia ipſa eſt ſenſibilis; ſive viſibilis. Nam etſi nunc
neque Chriſtum neque Petrum videamus, tamen tunc uterqueſenſibus cor-
poreis expoſitus erat ad videndum: & tunc uterque videtur, non in ſe, ſed
in vicario, aut ſucceſſore ſuo: ſicut Regnum Neapolitanum non ideò eſt
inviſibile, quia Rex abeſt, nam Rex videtur in ſuo prorege. DEUS vult
Eccleſiam ſanctiſſimam quandam eſſe civitatem ſuprà montem poſitam,
omnibuſque conſpicuam, atque aditu facilem, ne quis eâ relicta peſtiferas
hæreticorum ſpeluncas latebra ſque conſectetur.
Aber die Lugen hat ſich neulich ſelbſt verrathen in editione Romæ ſub-
terraneæ. Philoſophi manſiſſent, ſi tacuiſſent. Sondern ein Schaaf-
Stall/ fuͤr den Augen der Welt nicht hoch æſtimirt/ doch ovile ſacrum
non hara profana, ein heiliger Stall und Ort/ kein gemeiner und un-
flaͤtiger Schwein-Stall/ weßwegen auch unſere Kirchen reiner und ſaͤu-
berer ſolten gehalten werden/ und auffs wenigſt ſo gut haben/ als in ir-
gend ein Dorff-Kirch/ deren keine ſo bloß und nackend da ſtehet/ daß ſie
nicht mit Mauren und Gattern verwahret waͤre/ auff daß fremde Leute/
ſonderlich Papiſten nicht Anlaß haͤtten ſich zu aͤrgern/ und zu ſagen: Es
ſey zu Straßburg faſt kein Unterſcheid inter aram & haram, unter
Gottes-Hauß und Schwein-Stall. Wie dann hieruͤber ſchon vor al-
ters dieſer Kirchen Præſident Bucerus geklagt.
l. 1. de Regno Chriſti. c. 10. p. 66. Certa, ajens, oportet habere Chriſtianos lo-
ca, ſacris cœtibus, & traditis à Chriſto Domino Religionibus deputata,
quæ nullis aliis uſibus, niſi ſumma cogat neceſſitas, debent patere. Quod
Dominus nos admodum graviter docuit, cum templo ejecit, qui tamen
non niſi hoſtiarum mercatum in eo inſtituerant, quo copiam facerent omni-
bus
Neundter Theil. J
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus09_1672/85>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.