Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus-Milch. Bd. 9. Straßburg, 1672.Die Fünffte Wir alsdann dancksagen dem Vater/ der uns tüchtig ge-macht hat zu dem Erbtheil der Heiligen im Liecht/ daß Er uns errettet hat von der Obrigkeit der Römischen Finsternüß/ und versetzet in das Reich seines lieben Sohns. Col. I. Uns gezogen in seine grüne Au zur Gemeinschafft deß Evangelii/ welche Dancksagung darin fürnemlich bestehet/ daß wir wol bedencken und er- wegen quantitatem & precium beneficii, die Grösse/ Wichtigkeit und hohen Adel dieser Gutthat/ wie David gethan/ (schreibt Luth. Tom. V. Jen. p. 365. f. 2.) Ja wann ein Königreich oder Stadt voll pactolis und Gold-fliessenden Wassern wäre/ wann auch ein solch cornu copiae, oder durch Wort und Gebet geweyhete Glück Topff/ voll Silber/ Gold/ Perlen/ Edelgestein/ in einiger Stadt möchte erscheinen/ daß allen ap- petit erfüllen könte/ und dasselbe mit gutem/ unanstössigen serenen Ge- wissen könte außgetheilt und angenommen werden/ ohn Abgang deß achten Gebotts/ daß nicht zuläßt einem das nehmen/ was man einem an- dern gibt/ hätte aber das Evangelium nicht/ den bittern Seelen-Hunger zu stillen/ wie in Franckreich/ Welschland etc. Was wäre das? Dann die Seel ist ein unsterblicher Geist/ die kan nichts sättigen/ als das un- vergängliche Wort GOttes. Da lechzet die Erde/ weil es nicht regnet auff Erden/ die Ackerleute gehen traurig und verhül- len ihre Häupter. Jer. XIV, 4. Also gehets auch wo kein solidirter und gegründeter Trost den wachsamen Gewissen kan satisfaction thun. IV. Pacis precium, daß man auch den beschehrten Frieden wol mit
Die Fuͤnffte Wir alsdann danckſagen dem Vater/ der uns tuͤchtig ge-macht hat zu dem Erbtheil der Heiligen im Liecht/ daß Er uns errettet hat von der Obrigkeit der Roͤmiſchen Finſternuͤß/ und verſetzet in das Reich ſeines lieben Sohns. Col. I. Uns gezogen in ſeine gruͤne Au zur Gemeinſchafft deß Evangelii/ welche Danckſagung darin fuͤrnemlich beſtehet/ daß wir wol bedencken und er- wegen quantitatem & precium beneficii, die Groͤſſe/ Wichtigkeit und hohen Adel dieſer Gutthat/ wie David gethan/ (ſchreibt Luth. Tom. V. Jen. p. 365. f. 2.) Ja wann ein Koͤnigreich oder Stadt voll pactolis und Gold-flieſſenden Waſſern waͤre/ wann auch ein ſolch cornu copiæ, oder durch Wort und Gebet geweyhete Gluͤck Topff/ voll Silber/ Gold/ Perlen/ Edelgeſtein/ in einiger Stadt moͤchte erſcheinen/ daß allen ap- petit erfuͤllen koͤnte/ und daſſelbe mit gutem/ unanſtoͤſſigen ſerenen Ge- wiſſen koͤnte außgetheilt und angenommen werden/ ohn Abgang deß achten Gebotts/ daß nicht zulaͤßt einem das nehmen/ was man einem an- dern gibt/ haͤtte aber das Evangelium nicht/ den bittern Seelen-Hunger zu ſtillen/ wie in Franckreich/ Welſchland ꝛc. Was waͤre das? Dann die Seel iſt ein unſterblicher Geiſt/ die kan nichts ſaͤttigen/ als das un- vergaͤngliche Wort GOttes. Da lechzet die Erde/ weil es nicht regnet auff Erden/ die Ackerleute gehen traurig und verhuͤl- len ihre Haͤupter. Jer. XIV, 4. Alſo gehets auch wo kein ſolidirter und gegruͤndeter Troſt den wachſamen Gewiſſen kan ſatisfaction thun. IV. Pacis precium, daß man auch den beſchehrten Frieden wol mit
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Die Fuͤnffte
Wir alsdann danckſagen dem Vater/ der uns tuͤchtig ge-
macht hat zu dem Erbtheil der Heiligen im Liecht/ daß Er
uns errettet hat von der Obrigkeit der Roͤmiſchen Finſternuͤß/
und verſetzet in das Reich ſeines lieben Sohns. Col. I. Uns
gezogen in ſeine gruͤne Au zur Gemeinſchafft deß Evangelii/ welche
Danckſagung darin fuͤrnemlich beſtehet/ daß wir wol bedencken und er-
wegen quantitatem & precium beneficii, die Groͤſſe/ Wichtigkeit und
hohen Adel dieſer Gutthat/ wie David gethan/ (ſchreibt Luth. Tom. V.
Jen. p. 365. f. 2.) Ja wann ein Koͤnigreich oder Stadt voll pactolis
und Gold-flieſſenden Waſſern waͤre/ wann auch ein ſolch cornu copiæ,
oder durch Wort und Gebet geweyhete Gluͤck Topff/ voll Silber/ Gold/
Perlen/ Edelgeſtein/ in einiger Stadt moͤchte erſcheinen/ daß allen ap-
petit erfuͤllen koͤnte/ und daſſelbe mit gutem/ unanſtoͤſſigen ſerenen Ge-
wiſſen koͤnte außgetheilt und angenommen werden/ ohn Abgang deß
achten Gebotts/ daß nicht zulaͤßt einem das nehmen/ was man einem an-
dern gibt/ haͤtte aber das Evangelium nicht/ den bittern Seelen-Hunger
zu ſtillen/ wie in Franckreich/ Welſchland ꝛc. Was waͤre das? Dann
die Seel iſt ein unſterblicher Geiſt/ die kan nichts ſaͤttigen/ als das un-
vergaͤngliche Wort GOttes. Da lechzet die Erde/ weil es nicht
regnet auff Erden/ die Ackerleute gehen traurig und verhuͤl-
len ihre Haͤupter. Jer. XIV, 4. Alſo gehets auch wo kein ſolidirter
und gegruͤndeter Troſt den wachſamen Gewiſſen kan ſatisfaction
thun.
IV. Pacis precium, daß man auch den beſchehrten Frieden wol
anlege/ und das templum pacis auffrichte/ abermal nach dem loͤblichen
Exempel des lieben Davids/ als welcher auß Goͤttlichem Trieb und An-
hauchen des H. Geiſtes an alle Koͤnige/ Potentaten/ Fuͤrſten und Her-
ren dieſer Welt nicht nur geſunnen und begehrt/ daß ſie die Thore
weit/ und die Thuͤre in der Welt hoch machen ſollen/ daß
der Koͤnig der Ehren einziehe. Pſ. XXIV. ſondern ihnen auch mit
ſeinem eigenen Exempel vorgeleuchtet/ indem er der Lade GOttes (wel-
cher Nahme heißt/ der Nahme deß Herrn Zebaoth wohnet darauff
uͤber den Cherubim) ein Huͤtten bereitet/ Raum und Platz gemacht/
daß der ewige Sohn GOttes/ der Koͤnig der Ehren einziehen koͤnte/
welchem loͤblichen Exempel dann nachgeartet und gefolget/ Salomon
Jedidia/ Davids liebſter und weiſſeſter Sohn/ deſſen erſte und angele-
genſte Solgfalt war/ nachdem das gantze Land die Blut-trieffende Krieg
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