Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.Vom verlohrnen Sohn. Barmhertzigkeit seines himmlischen Vaters/ und habe deßwegen seinerals der mittlern Person sonderlich nicht gedencken wollen. Wann wir aber die Augen recht auffthun/ und der Sache eigentlich Damit wir aber die Wort Pauli Rom. 3. und Hebr. 5. recht verstehen und N ij
Vom verlohrnen Sohn. Barmhertzigkeit ſeines himmliſchen Vaters/ und habe deßwegen ſeinerals der mittlern Perſon ſonderlich nicht gedencken wollen. Wann wir aber die Augen recht auffthun/ und der Sache eigentlich Damit wir aber die Wort Pauli Rom. 3. und Hebr. 5. recht verſtehen und N ij
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Vom verlohrnen Sohn.
Barmhertzigkeit ſeines himmliſchen Vaters/ und habe deßwegen ſeiner
als der mittlern Perſon ſonderlich nicht gedencken wollen.
Wann wir aber die Augen recht auffthun/ und der Sache eigentlich
recht und fleiſſig nachdencken/ ſo befinden wir/ daß/ wie ſonſten die opera
ad extra indiviſa & inexcluſa, die aͤuſſerlichen Werck in der Gottheit
gemein ſeyn/ und allen dreyen Perſonen koͤnnen beygelegt werden/ alſo ge-
ſchicht auch Chriſti/ als des Mittlers/ in unſerer Parabel genugſam Mel-
dung/ welches wir beweiſen 1. ex ore recitantis, dieweil er die Parabel
ſelbſten erzehlet/ der uns gemacht iſt/ von Gott zur Weißheit/ Gerechtig-
keit/ Heiligung und Erloͤſung/ 1. Cor. 1. Gleichwie er der Hirt geweſen/
der das verlohrne Schaaf geſucht/ ſo iſt Er nun auch der Mittler/ der den
verlohrnen Sohn außgeſoͤhnet. 2. In vitulo ſaginato, in dem geſchlach-
teten Kalb geſchicht ſeiner auch Meldung; dann ob zwar der Herr des
gemaͤſteten Kalbs anderſt nicht gedenckt/ als doni, einer Gab/ (δώρου non
λύτρου) ſo hat Er doch ſubintellectivè das Abſehen auff ſich ſelbſt/ weil Er
nicht nur das Speiß-Kalb/ ſondern auch das Opffer-Kalb fuͤr uns ge-
ſchlachtet iſt/ der Antitypus und das Gegen-Bild aller Opffer-Kaͤlber
im Alten Teſtament. 3. In fundamento reconciliationis, in dem
Verſoͤhnungs-Grund. Dann wie E. L. heut acht Tag gehoͤrt/ ſo verlaßt
ſich der verlohrne Sohn auff zwey Fundamenten/ ſeines Kindes-
Recht/ und den Vaters-Namen. Wir haben aber noch zwey mehr/
nemlich GOttes Eyd und Himmel-feſte Verheiſſung/ und den
Mittler und Gnaden-Thron Chriſtum. Ja daß wir auffs
Kinds-Recht und Vaters-Namen uns verlaſſen doͤrffen/ das haben wir
in Chriſto/ Joh. 1. Dann wieviel Jhn auffnemmen/ denen gibt
Er Macht GOttes Kinder zu werden/ die an ſeinen Namen
glauben. Sonderlich aber erſcheinets 4. ex ſcopo parabolæ, auß
dem Zweck der Parabel; Chriſtus wil uns ja lehren die Art unſerer Recht-
fertigung und Verſoͤhnung mit Gott. Nun iſt ordinariè keine Ver-
ſoͤhnung ohne Mittel-Mann; Soll Abſalon bey ſeinem Vater außgeſoͤh-
net werden/ ſo mußte Joab und das kluge Weib zu Thekoa das beſte thun/
2. Sam. 14. Alſo iſt GOttes Barmhertzigkeit zwar infinita, unendlich/
aber temperata cum juſtitia, mit der Gerechtigkeit temperirt/ welches wi-
der die Photinianer wol zu mercken. Gehoͤret alſo Chriſtus in dieſes
Spiel als der Mittler/ Fuͤrſprech und Gnaden-Thron/ durch welchen wir
alle und der verlohrne Sohn verſoͤhnet worden.
Damit wir aber die Wort Pauli Rom. 3. und Hebr. 5. recht verſtehen
moͤgen/ muͤſſen wir nothwendig einen Blick thun ins Alte Teſtament/
und
N ij
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