Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

Vom verlohrnen Sohn.
GOtt. Dann er hat mich angezogen mit den Kleidern des
Heyls/ und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet. Wie
einen Bräutigam mit Priesterlichem Schmuck gezieret/ und
wie eine Braut in ihrem Geschmeide berdet. Vestis imaginis
divinae amissae,
das Kleid des verlohrnen Göttlichen Ebenbilds/
das müssen uns die Knechte/ das ministerium, vermittelst glaubiger
Auffnahm der anerbottenen Gnaden-Mittel/ anziehen/ und uns damit
zieren/ daß wir für GOtt wieder ein Ansehen bekommen. 2. Annuli
ornamentum,
o daktulios, und gebt ihm einen Finger-Reiff an
seine Hand. Der Finger-Ring hat sonst viel und mancherley Be-
deutung/ so wohl in H. Schrifft/ als auch Profan-Büchern. Die
vornemste und hieher sonderlich gehörige Bedeutung ist significatio pi-
gnoratoria,
Pfands-Bedeutung. Als Gen. 38. Judas der Thamar
einen Zigenbock von der Heerde versprochen/ daß sie ihn bey ihr liegen
lassen/ so wil sie sich damit nicht begnügen lassen/ und sprach: gib mir
ein Pfand/ biß daß du mir ihn sendest/ unter andern aber begehrte sie
auch seinen Ring zum Pfand. Also wurde Esth. 8. der Königliche Wi-
derruff/ daß die Juden nicht solten getödet werden/ mit des Königs
Ring versiegelt und gültig gemacht. Auff solche weise war damahls dem
verlohrnen Sohn der Finger-Reiff auch an statt arrhae filiationis &
haereditatis,
eines Pfands/ daß sein Kind- und Erb-Recht/ die Kind- und
Erbschafft bey seinem Vater wieder richtig seye/ und er sich keiner Enterb-
ung oder Außstossung zu befahren hätte/ er solte wiederum sein Kind und
Erbe seyn. Geistlicher weise wird dadurch anders nichts verstanden/
als GOtt der H. Geist/ der da ist die arrha, das Pfand unsers Erbs/
mit welchem uns GOtt in unsern Hertzen versiegelt/ 2. Cor. 1, 22. c. 5, 5.
Eph. 1, 14. c. 4. 30. Dieses heilige Pfand-Siegel/ GOtt den H. Geist
wil uns GOtt abermahls und immerdar offeriren und darbieten/ durch
seine Knechte und Diener mittheilen lassen/ ligt nur an der Glaubigen
Auffnahm und Verwahrung. 3. Pedum calceamentum, upodemata,
und gebet ihm Schuh an seine Füsse. Gleich wie baarfuß-gehen
bey den Morgen-Ländern ein Zeichen geweßt der Dienstbarkeit und elenden
Servitut/ wie zusehen Es. 20. 2. seqq. da GOtt der Herr dem Propheten
befohlen/ er solle den Sack von seinen Lenden ab- und die Schuch
von seinen Füssen auß ziehen/ und er thät also/ gieng nacket und
baarfuß. Da sprach der HERR: Gleich wie mein Knecht
Jesaia nacket und baarfuß gehet zum Zeichen und Wunder
dreyer Jahr/ über Egypten und Morgenland/ also wird der Kö-

nig

Vom verlohrnen Sohn.
GOtt. Dann er hat mich angezogen mit den Kleidern des
Heyls/ und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet. Wie
einen Braͤutigam mit Prieſterlichem Schmuck gezieret/ und
wie eine Braut in ihrem Geſchmeide berdet. Veſtis imaginis
divinæ amiſſæ,
das Kleid des verlohrnen Goͤttlichen Ebenbilds/
das muͤſſen uns die Knechte/ das miniſterium, vermittelſt glaubiger
Auffnahm der anerbottenen Gnaden-Mittel/ anziehen/ und uns damit
zieren/ daß wir fuͤr GOtt wieder ein Anſehen bekommen. 2. Annuli
ornamentum,
ὁ δακτύλιος, und gebt ihm einen Finger-Reiff an
ſeine Hand. Der Finger-Ring hat ſonſt viel und mancherley Be-
deutung/ ſo wohl in H. Schrifft/ als auch Profan-Buͤchern. Die
vornemſte und hieher ſonderlich gehoͤrige Bedeutung iſt ſignificatio pi-
gnoratoria,
Pfands-Bedeutung. Als Gen. 38. Judas der Thamar
einen Zigenbock von der Heerde verſprochen/ daß ſie ihn bey ihr liegen
laſſen/ ſo wil ſie ſich damit nicht begnuͤgen laſſen/ und ſprach: gib mir
ein Pfand/ biß daß du mir ihn ſendeſt/ unter andern aber begehrte ſie
auch ſeinen Ring zum Pfand. Alſo wurde Eſth. 8. der Koͤnigliche Wi-
derruff/ daß die Juden nicht ſolten getoͤdet werden/ mit des Koͤnigs
Ring verſiegelt und guͤltig gemacht. Auff ſolche weiſe war damahls dem
verlohrnen Sohn der Finger-Reiff auch an ſtatt arrhæ filiationis &
hæreditatis,
eines Pfands/ daß ſein Kind- und Erb-Recht/ die Kind- und
Erbſchafft bey ſeinem Vater wieder richtig ſeye/ und er ſich keiner Enterb-
ung oder Außſtoſſung zu befahren haͤtte/ er ſolte wiederum ſein Kind und
Erbe ſeyn. Geiſtlicher weiſe wird dadurch anders nichts verſtanden/
als GOtt der H. Geiſt/ der da iſt die arrha, das Pfand unſers Erbs/
mit welchem uns GOtt in unſern Hertzen verſiegelt/ 2. Cor. 1, 22. c. 5, 5.
Eph. 1, 14. c. 4. 30. Dieſes heilige Pfand-Siegel/ GOtt den H. Geiſt
wil uns GOtt abermahls und immerdar offeriren und darbieten/ durch
ſeine Knechte und Diener mittheilen laſſen/ ligt nur an der Glaubigen
Auffnahm und Verwahrung. 3. Pedum calceamentum, ὑποδήματα,
und gebet ihm Schuh an ſeine Fuͤſſe. Gleich wie baarfuß-gehen
bey den Morgen-Laͤndern ein Zeichen geweßt der Dienſtbarkeit und elenden
Servitut/ wie zuſehen Eſ. 20. 2. ſeqq. da GOtt der Herr dem Propheten
befohlen/ er ſolle den Sack von ſeinen Lenden ab- und die Schuch
von ſeinen Fuͤſſen auß ziehen/ und er thaͤt alſo/ gieng nacket und
baarfuß. Da ſprach der HERR: Gleich wie mein Knecht
Jeſaia nacket und baarfuß gehet zum Zeichen und Wunder
dreyer Jahr/ uͤber Egypten und Morgenland/ alſo wird der Koͤ-

nig
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0145" n="127"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Vom verlohrnen Sohn.</hi></fw><lb/>
GOtt. Dann er hat mich angezogen mit den Kleidern des<lb/>
Heyls/ und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet. Wie<lb/>
einen Bra&#x0364;utigam mit Prie&#x017F;terlichem Schmuck gezieret/ und<lb/>
wie eine Braut in ihrem Ge&#x017F;chmeide berdet. <hi rendition="#aq">Ve&#x017F;tis imaginis<lb/>
divinæ ami&#x017F;&#x017F;æ,</hi> das Kleid des verlohrnen Go&#x0364;ttlichen Ebenbilds/<lb/>
das mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en uns die Knechte/ das <hi rendition="#aq">mini&#x017F;terium,</hi> vermittel&#x017F;t glaubiger<lb/>
Auffnahm der anerbottenen Gnaden-Mittel/ anziehen/ und uns damit<lb/>
zieren/ daß wir fu&#x0364;r <hi rendition="#k">GOtt</hi> wieder ein An&#x017F;ehen bekommen. 2. <hi rendition="#aq">Annuli<lb/>
ornamentum,</hi> &#x1F41; &#x03B4;&#x03B1;&#x03BA;&#x03C4;&#x03CD;&#x03BB;&#x03B9;&#x03BF;&#x03C2;, und gebt ihm einen Finger-Reiff an<lb/>
&#x017F;eine Hand. Der Finger-Ring hat &#x017F;on&#x017F;t viel und mancherley Be-<lb/>
deutung/ &#x017F;o wohl in H. Schrifft/ als auch Profan-Bu&#x0364;chern. Die<lb/>
vornem&#x017F;te und hieher &#x017F;onderlich geho&#x0364;rige Bedeutung i&#x017F;t <hi rendition="#aq">&#x017F;ignificatio pi-<lb/>
gnoratoria,</hi> Pfands-Bedeutung. Als <hi rendition="#aq">Gen.</hi> 38. Judas der Thamar<lb/>
einen Zigenbock von der Heerde ver&#x017F;prochen/ daß &#x017F;ie ihn bey ihr liegen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en/ &#x017F;o wil &#x017F;ie &#x017F;ich damit nicht begnu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en/ und &#x017F;prach: gib mir<lb/>
ein Pfand/ biß daß du mir ihn &#x017F;ende&#x017F;t/ unter andern aber begehrte &#x017F;ie<lb/>
auch &#x017F;einen Ring zum Pfand. Al&#x017F;o wurde E&#x017F;th. 8. der Ko&#x0364;nigliche Wi-<lb/>
derruff/ daß die Juden nicht &#x017F;olten geto&#x0364;det werden/ mit des Ko&#x0364;nigs<lb/>
Ring ver&#x017F;iegelt und gu&#x0364;ltig gemacht. Auff &#x017F;olche wei&#x017F;e war damahls dem<lb/>
verlohrnen Sohn der Finger-Reiff auch an &#x017F;tatt <hi rendition="#aq">arrhæ filiationis &amp;<lb/>
hæreditatis,</hi> eines Pfands/ daß &#x017F;ein Kind- und Erb-Recht/ die Kind- und<lb/>
Erb&#x017F;chafft bey &#x017F;einem Vater wieder richtig &#x017F;eye/ und er &#x017F;ich keiner Enterb-<lb/>
ung oder Auß&#x017F;to&#x017F;&#x017F;ung zu befahren ha&#x0364;tte/ er &#x017F;olte wiederum &#x017F;ein Kind und<lb/>
Erbe &#x017F;eyn. Gei&#x017F;tlicher wei&#x017F;e wird dadurch anders nichts ver&#x017F;tanden/<lb/>
als <hi rendition="#k">GOtt</hi> der H. Gei&#x017F;t/ der da i&#x017F;t die <hi rendition="#aq">arrha,</hi> das Pfand un&#x017F;ers Erbs/<lb/>
mit welchem uns GOtt in un&#x017F;ern Hertzen ver&#x017F;iegelt/ 2. Cor. 1, 22. c. 5, 5.<lb/>
Eph. 1, 14. c. 4. 30. Die&#x017F;es heilige Pfand-Siegel/ <hi rendition="#k">GOtt</hi> den H. Gei&#x017F;t<lb/>
wil uns <hi rendition="#k">GOtt</hi> abermahls und immerdar <hi rendition="#aq">offeri</hi>ren und darbieten/ durch<lb/>
&#x017F;eine Knechte und Diener mittheilen la&#x017F;&#x017F;en/ ligt nur an der Glaubigen<lb/>
Auffnahm und Verwahrung. 3. <hi rendition="#aq">Pedum calceamentum,</hi> &#x1F51;&#x03C0;&#x03BF;&#x03B4;&#x03AE;&#x03BC;&#x03B1;&#x03C4;&#x03B1;,<lb/>
und gebet ihm Schuh an &#x017F;eine Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e. Gleich wie baarfuß-gehen<lb/>
bey den Morgen-La&#x0364;ndern ein Zeichen geweßt der Dien&#x017F;tbarkeit und elenden<lb/>
Servitut/ wie zu&#x017F;ehen E&#x017F;. 20. 2. <hi rendition="#aq">&#x017F;eqq.</hi> da GOtt der <hi rendition="#k">Herr</hi> dem Propheten<lb/>
befohlen/ er &#x017F;olle den Sack von &#x017F;einen Lenden ab- und die Schuch<lb/>
von &#x017F;einen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auß ziehen/ und er tha&#x0364;t al&#x017F;o/ gieng nacket und<lb/>
baarfuß. Da &#x017F;prach der HERR: Gleich wie mein Knecht<lb/>
Je&#x017F;aia nacket und baarfuß gehet zum Zeichen und Wunder<lb/>
dreyer Jahr/ u&#x0364;ber Egypten und Morgenland/ al&#x017F;o wird der Ko&#x0364;-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nig</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[127/0145] Vom verlohrnen Sohn. GOtt. Dann er hat mich angezogen mit den Kleidern des Heyls/ und mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet. Wie einen Braͤutigam mit Prieſterlichem Schmuck gezieret/ und wie eine Braut in ihrem Geſchmeide berdet. Veſtis imaginis divinæ amiſſæ, das Kleid des verlohrnen Goͤttlichen Ebenbilds/ das muͤſſen uns die Knechte/ das miniſterium, vermittelſt glaubiger Auffnahm der anerbottenen Gnaden-Mittel/ anziehen/ und uns damit zieren/ daß wir fuͤr GOtt wieder ein Anſehen bekommen. 2. Annuli ornamentum, ὁ δακτύλιος, und gebt ihm einen Finger-Reiff an ſeine Hand. Der Finger-Ring hat ſonſt viel und mancherley Be- deutung/ ſo wohl in H. Schrifft/ als auch Profan-Buͤchern. Die vornemſte und hieher ſonderlich gehoͤrige Bedeutung iſt ſignificatio pi- gnoratoria, Pfands-Bedeutung. Als Gen. 38. Judas der Thamar einen Zigenbock von der Heerde verſprochen/ daß ſie ihn bey ihr liegen laſſen/ ſo wil ſie ſich damit nicht begnuͤgen laſſen/ und ſprach: gib mir ein Pfand/ biß daß du mir ihn ſendeſt/ unter andern aber begehrte ſie auch ſeinen Ring zum Pfand. Alſo wurde Eſth. 8. der Koͤnigliche Wi- derruff/ daß die Juden nicht ſolten getoͤdet werden/ mit des Koͤnigs Ring verſiegelt und guͤltig gemacht. Auff ſolche weiſe war damahls dem verlohrnen Sohn der Finger-Reiff auch an ſtatt arrhæ filiationis & hæreditatis, eines Pfands/ daß ſein Kind- und Erb-Recht/ die Kind- und Erbſchafft bey ſeinem Vater wieder richtig ſeye/ und er ſich keiner Enterb- ung oder Außſtoſſung zu befahren haͤtte/ er ſolte wiederum ſein Kind und Erbe ſeyn. Geiſtlicher weiſe wird dadurch anders nichts verſtanden/ als GOtt der H. Geiſt/ der da iſt die arrha, das Pfand unſers Erbs/ mit welchem uns GOtt in unſern Hertzen verſiegelt/ 2. Cor. 1, 22. c. 5, 5. Eph. 1, 14. c. 4. 30. Dieſes heilige Pfand-Siegel/ GOtt den H. Geiſt wil uns GOtt abermahls und immerdar offeriren und darbieten/ durch ſeine Knechte und Diener mittheilen laſſen/ ligt nur an der Glaubigen Auffnahm und Verwahrung. 3. Pedum calceamentum, ὑποδήματα, und gebet ihm Schuh an ſeine Fuͤſſe. Gleich wie baarfuß-gehen bey den Morgen-Laͤndern ein Zeichen geweßt der Dienſtbarkeit und elenden Servitut/ wie zuſehen Eſ. 20. 2. ſeqq. da GOtt der Herr dem Propheten befohlen/ er ſolle den Sack von ſeinen Lenden ab- und die Schuch von ſeinen Fuͤſſen auß ziehen/ und er thaͤt alſo/ gieng nacket und baarfuß. Da ſprach der HERR: Gleich wie mein Knecht Jeſaia nacket und baarfuß gehet zum Zeichen und Wunder dreyer Jahr/ uͤber Egypten und Morgenland/ alſo wird der Koͤ- nig

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/145
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/145>, abgerufen am 17.05.2024.