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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Die Fünffzehende Predigt
nig zu Assyrien hintreiben das gefangene Egypten/ und ver-
triebene Morgenland/ beyde jung und alt/ nacket und darfuß/
mit blosser Scham/ zur Schande Egypten. Also bedeuten im
gegentheil die Schuh eine erfreuliche catastrophen und Wechsel des be-
trübten Standes mit einem seligen/ glücklichen und frölichen/ ja mit der
edlen Freyheit. Hat demnach der Vater damit wollen andeuten/ nun
seye der verlohrne Sohn wiederum auß einem Bettler ein Herr/ auß ei-
nem Knecht frey/ auß einem Sau-Hirten ein Juncker worden/ er soll
nicht als ein Taglöhner/ sondern als ein Sohn gehalten werden. Geist-
licher weise wird auch durch die Diener und Knechte GOttes/ durch die
Botten/ derer Füsse lieblich seind auff den Bergen/ die da Friede verkün-
digen/ Gutes predigen/ und Heyl verkündigen/ Es. 52, 7. das Evangelische
Jubilaeum und Erlaß-Jahr außgeblasen/ daß wir von der Knechtschafft
des Gesetzes/ der Sünden/ und des Teuffels erlöset/ allerseits in die Evan-
gelische Freyheit der Kinder GOttes gesetzet worden seind. 4. Vituli
sacramentum,
das geschlachtete Kalb/ bringet ton moskhonton siteuton, ein
gemästet Kalb her/ und schlachtets/ ein sonderlich köstlich guts
Kalb/ den Sohn zu erquicken/ und ein Fest anzustellen. Dadurch ver-
stehen die Lehrer meistentheils anders nichts/ als das Opffer Christi:
Vitulus saginatus ipse est Salvator, cuius quotidie carne pascimur,
ctuore potamur,
schreibet Hieronymus, das geschlachtete Kalb ist der
Heyland selber/ dessen Fleisch wir täglich essen/ und sein Blut
trincken. Occiditur & vitulus saginatus, ut Domini spirituali opi-
mum vircute per gratiam Sacramenti mysteriorum consortio restitu-
tus, epuletur,
spricht Ambrosius: Es wird auch ein gemästet
Kalb geschlachtet/ daß das Fleisch unsers HERRN (Christi)/
welches voller geistlicher Tugenden ist/ durch das Sacra-
ment der/ so wieder zur Gemeinschafft der Geheimnüß ge-
kommen/ esse und geniesse. Hier ligt also Christus ut lutron
& doron, als ein Löß-Geld und Opffer/ als ein Geschenck und Gabe/
ut Sacrificium & Sacramentum, als ein blutiges Schlacht-Opffer
und Geheimnuß-reiches Liebes- und Gnaden-Band/ von seinem himm-
lischen Vater für uns dargegeben. 5. Epularum oblectamentum, die
köstliche Mahlzeit: Lasset uns essen und frölich seyn/ dann
dieser mein Sohn war todt/ und ist wieder lebendig worden/
er war verlohren/ und ist funden worden/ und fieng an frö-
lich zu seyn. Das war ein fröliches Mahl ob intensionem gau-
dii,
wegen der grossen Freuden/ so Vater und Sohn bey sich befunden.

Dann

Die Fuͤnffzehende Predigt
nig zu Aſſyrien hintreiben das gefangene Egypten/ und ver-
triebene Morgenland/ beyde jung und alt/ nacket und darfuß/
mit bloſſer Scham/ zur Schande Egypten. Alſo bedeuten im
gegentheil die Schuh eine erfreuliche cataſtrophen und Wechſel des be-
truͤbten Standes mit einem ſeligen/ gluͤcklichen und froͤlichen/ ja mit der
edlen Freyheit. Hat demnach der Vater damit wollen andeuten/ nun
ſeye der verlohrne Sohn wiederum auß einem Bettler ein Herꝛ/ auß ei-
nem Knecht frey/ auß einem Sau-Hirten ein Juncker worden/ er ſoll
nicht als ein Tagloͤhner/ ſondern als ein Sohn gehalten werden. Geiſt-
licher weiſe wird auch durch die Diener und Knechte GOttes/ durch die
Botten/ derer Fuͤſſe lieblich ſeind auff den Bergen/ die da Friede verkuͤn-
digen/ Gutes predigen/ und Heyl verkuͤndigen/ Eſ. 52, 7. das Evangeliſche
Jubilæum und Erlaß-Jahr außgeblaſen/ daß wir von der Knechtſchafft
des Geſetzes/ der Suͤnden/ und des Teuffels erloͤſet/ allerſeits in die Evan-
geliſche Freyheit der Kinder GOttes geſetzet worden ſeind. 4. Vituli
ſacramentum,
das geſchlachtete Kalb/ bringet τὸν μόσχοντὸν σιτευτὸν, ein
gemaͤſtet Kalb her/ und ſchlachtets/ ein ſonderlich koͤſtlich guts
Kalb/ den Sohn zu erquicken/ und ein Feſt anzuſtellen. Dadurch ver-
ſtehen die Lehrer meiſtentheils anders nichts/ als das Opffer Chriſti:
Vitulus ſaginatus ipſe eſt Salvator, cuius quotidie carne paſcimur,
ctuore potamur,
ſchreibet Hieronymus, das geſchlachtete Kalb iſt der
Heyland ſelber/ deſſen Fleiſch wir taͤglich eſſen/ und ſein Blut
trincken. Occiditur & vitulus ſaginatus, ut Domini ſpirituali opi-
mum vircute per gratiam Sacramenti myſteriorum conſortio reſtitu-
tus, epuletur,
ſpricht Ambroſius: Es wird auch ein gemaͤſtet
Kalb geſchlachtet/ daß das Fleiſch unſers HERRN (Chriſti)/
welches voller geiſtlicher Tugenden iſt/ durch das Sacra-
ment der/ ſo wieder zur Gemeinſchafft der Geheimnuͤß ge-
kommen/ eſſe und genieſſe. Hier ligt alſo Chriſtus ut λύτρον
& δῶρον, als ein Loͤß-Geld und Opffer/ als ein Geſchenck und Gabe/
ut Sacrificium & Sacramentum, als ein blutiges Schlacht-Opffer
und Geheimnuß-reiches Liebes- und Gnaden-Band/ von ſeinem himm-
liſchen Vater fuͤr uns dargegeben. 5. Epularum oblectamentum, die
koͤſtliche Mahlzeit: Laſſet uns eſſen und froͤlich ſeyn/ dann
dieſer mein Sohn war todt/ und iſt wieder lebendig worden/
er war verlohren/ und iſt funden worden/ und fieng an froͤ-
lich zu ſeyn. Das war ein froͤliches Mahl ob intenſionem gau-
dii,
wegen der groſſen Freuden/ ſo Vater und Sohn bey ſich befunden.

Dann
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[128/0146] Die Fuͤnffzehende Predigt nig zu Aſſyrien hintreiben das gefangene Egypten/ und ver- triebene Morgenland/ beyde jung und alt/ nacket und darfuß/ mit bloſſer Scham/ zur Schande Egypten. Alſo bedeuten im gegentheil die Schuh eine erfreuliche cataſtrophen und Wechſel des be- truͤbten Standes mit einem ſeligen/ gluͤcklichen und froͤlichen/ ja mit der edlen Freyheit. Hat demnach der Vater damit wollen andeuten/ nun ſeye der verlohrne Sohn wiederum auß einem Bettler ein Herꝛ/ auß ei- nem Knecht frey/ auß einem Sau-Hirten ein Juncker worden/ er ſoll nicht als ein Tagloͤhner/ ſondern als ein Sohn gehalten werden. Geiſt- licher weiſe wird auch durch die Diener und Knechte GOttes/ durch die Botten/ derer Fuͤſſe lieblich ſeind auff den Bergen/ die da Friede verkuͤn- digen/ Gutes predigen/ und Heyl verkuͤndigen/ Eſ. 52, 7. das Evangeliſche Jubilæum und Erlaß-Jahr außgeblaſen/ daß wir von der Knechtſchafft des Geſetzes/ der Suͤnden/ und des Teuffels erloͤſet/ allerſeits in die Evan- geliſche Freyheit der Kinder GOttes geſetzet worden ſeind. 4. Vituli ſacramentum, das geſchlachtete Kalb/ bringet τὸν μόσχοντὸν σιτευτὸν, ein gemaͤſtet Kalb her/ und ſchlachtets/ ein ſonderlich koͤſtlich guts Kalb/ den Sohn zu erquicken/ und ein Feſt anzuſtellen. Dadurch ver- ſtehen die Lehrer meiſtentheils anders nichts/ als das Opffer Chriſti: Vitulus ſaginatus ipſe eſt Salvator, cuius quotidie carne paſcimur, ctuore potamur, ſchreibet Hieronymus, das geſchlachtete Kalb iſt der Heyland ſelber/ deſſen Fleiſch wir taͤglich eſſen/ und ſein Blut trincken. Occiditur & vitulus ſaginatus, ut Domini ſpirituali opi- mum vircute per gratiam Sacramenti myſteriorum conſortio reſtitu- tus, epuletur, ſpricht Ambroſius: Es wird auch ein gemaͤſtet Kalb geſchlachtet/ daß das Fleiſch unſers HERRN (Chriſti)/ welches voller geiſtlicher Tugenden iſt/ durch das Sacra- ment der/ ſo wieder zur Gemeinſchafft der Geheimnuͤß ge- kommen/ eſſe und genieſſe. Hier ligt alſo Chriſtus ut λύτρον & δῶρον, als ein Loͤß-Geld und Opffer/ als ein Geſchenck und Gabe/ ut Sacrificium & Sacramentum, als ein blutiges Schlacht-Opffer und Geheimnuß-reiches Liebes- und Gnaden-Band/ von ſeinem himm- liſchen Vater fuͤr uns dargegeben. 5. Epularum oblectamentum, die koͤſtliche Mahlzeit: Laſſet uns eſſen und froͤlich ſeyn/ dann dieſer mein Sohn war todt/ und iſt wieder lebendig worden/ er war verlohren/ und iſt funden worden/ und fieng an froͤ- lich zu ſeyn. Das war ein froͤliches Mahl ob intenſionem gau- dii, wegen der groſſen Freuden/ ſo Vater und Sohn bey ſich befunden. Dann

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/146>, abgerufen am 21.11.2024.