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Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

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Die Siebende Predigt

Nach dem aber der Römische Papst cuhninirt, und sich für ein Haupt
auffgeworffen/ über alles das/ was GOtt und GOttes ist/ nach dem er
den Schlüssel des Abgrunds von Phoca erlangt/ so ist der Schlüssel ver-
drähet/ auß der Disciplin eine Carnificin worden/ da hat man anfangen
zu reiten auff den hohen Häuptern/ und wann sie wider den Römischen
Genium und Gott sich nur mucken lassen/ excommunicirt, und ist gan-
gen/ wie jener Apologus außweißt/ der König aller Bäume/ der Eich-
baum irrete einmal eine Axt/ die klagt/ der Baum breite sich zu weit auß/
er nehme mit seinem Schatten andern Bäumen Safft und Krafft/ er
werde endlich gantz wild wachsen/ und dem Wald schädlich seyn/ an etli-
chen beisse der Wurm schon an/ werde man nicht dazu thun/ so werden
die Bäume verfaulen/ die Axt seye zwar bereit/ und möchte gern behauen/
es mangele ihr aber an der Handhab/ bittet derowegen den Baum um
die Handhab. So bald der Eichbaum die Handhab gegeben/ alsbald
darauff fanget die Axt an zu hauen/ zu hoblen/ bald da bald dort/ und das
kunte der Eichbaum wol geschehen lassen/ endlich kam sie an den Eichbaum
selbs/ der bedurffte auch hoblens/ weil er krumm und hofferig/ macht sich
an den Baum/ haut so lang/ biß kaum der Strumpff mehr übrig blieben.
Was diese Axt vermocht/ das haben erfahren viel grosse Herren/ Käyser
und Könige. Exempel seind in der Kirchen-Histori in grosser Menge.
Henricus IV. auff daß er sich auß des Papsts Bann loß wickelte/ hat er
sich mit seiner Gemahlin und Sohn auffgemacht/ mit wenig Dienern
im kalten Winter über das Alpen-Gebürg in Italien gezogen/ im Anfang
des 1077. Jahr gen Canusi kommen/ und nach dem er biß an den drit-
ten Tag baarfuß in einem schlechten härinen Kleid/ ohne Speiß und
Tranck in grosser Kälte/ vor des Papsts Pallast auffgewartet/ wurde
er endlich den 28. Januarij absolvirt, doch mit dem Beding/ daß er
sich dem Papst in allen dingen unterwerffen/ und sich des Käyserlichen
Gewalts im Reich nicht gebrauchen solte. Gretserus in seiner Alethea
spirituali,
und geistlichen Fecht-Schul l. 1. c. 7. p. 56. siehet satt Lust
daran. Otto IV. der Anno 1218. gestorben/ hat seinen Leib alle tag
den Priestern zu geisseln dargereicht. Henricus II. Imp. dem es der Ertz-
Bischoff zu Cöllen Anno 1056. nicht besser gekocht/ hat auch ein Lied wis-
sen davon zu fingen. Dabey ists nicht geblieben/ sondern man hat sich
auch an die Venam regiam gemacht/ und grossen Potentaten nach der
Gurgel gegriffen. Suarez Buch ist zwar verbrennet/ aber das Feur ist
noch nicht verloschen.

Sic
Die Siebende Predigt

Nach dem aber der Roͤmiſche Papſt cuhninirt, und ſich fuͤr ein Haupt
auffgeworffen/ uͤber alles das/ was GOtt und GOttes iſt/ nach dem er
den Schluͤſſel des Abgrunds von Phoca erlangt/ ſo iſt der Schluͤſſel ver-
draͤhet/ auß der Diſciplin eine Carnificin worden/ da hat man anfangen
zu reiten auff den hohen Haͤuptern/ und wann ſie wider den Roͤmiſchen
Genium und Gott ſich nur mucken laſſen/ excommunicirt, und iſt gan-
gen/ wie jener Apologus außweißt/ der Koͤnig aller Baͤume/ der Eich-
baum irrete einmal eine Axt/ die klagt/ der Baum breite ſich zu weit auß/
er nehme mit ſeinem Schatten andern Baͤumen Safft und Krafft/ er
werde endlich gantz wild wachſen/ und dem Wald ſchaͤdlich ſeyn/ an etli-
chen beiſſe der Wurm ſchon an/ werde man nicht dazu thun/ ſo werden
die Baͤume verfaulen/ die Axt ſeye zwar bereit/ und moͤchte gern behauen/
es mangele ihr aber an der Handhab/ bittet derowegen den Baum um
die Handhab. So bald der Eichbaum die Handhab gegeben/ alsbald
darauff fanget die Axt an zu hauen/ zu hoblen/ bald da bald dort/ und das
kunte der Eichbaum wol geſchehen laſſen/ endlich kam ſie an den Eichbaum
ſelbs/ der bedurffte auch hoblens/ weil er krumm und hofferig/ macht ſich
an den Baum/ haut ſo lang/ biß kaum der Strumpff mehr uͤbrig blieben.
Was dieſe Axt vermocht/ das haben erfahren viel groſſe Herren/ Kaͤyſer
und Koͤnige. Exempel ſeind in der Kirchen-Hiſtori in groſſer Menge.
Henricus IV. auff daß er ſich auß des Papſts Bann loß wickelte/ hat er
ſich mit ſeiner Gemahlin und Sohn auffgemacht/ mit wenig Dienern
im kalten Winter uͤber das Alpen-Gebuͤrg in Italien gezogen/ im Anfang
des 1077. Jahr gen Canuſi kommen/ und nach dem er biß an den drit-
ten Tag baarfuß in einem ſchlechten haͤrinen Kleid/ ohne Speiß und
Tranck in groſſer Kaͤlte/ vor des Papſts Pallaſt auffgewartet/ wurde
er endlich den 28. Januarij abſolvirt, doch mit dem Beding/ daß er
ſich dem Papſt in allen dingen unterwerffen/ und ſich des Kaͤyſerlichen
Gewalts im Reich nicht gebrauchen ſolte. Gretſerus in ſeiner Alethea
ſpirituali,
und geiſtlichen Fecht-Schul l. 1. c. 7. p. 56. ſiehet ſatt Luſt
daran. Otto IV. der Anno 1218. geſtorben/ hat ſeinen Leib alle tag
den Prieſtern zu geiſſeln dargereicht. Henricus II. Imp. dem es der Ertz-
Biſchoff zu Coͤllen Anno 1056. nicht beſſer gekocht/ hat auch ein Lied wiſ-
ſen davon zu fingen. Dabey iſts nicht geblieben/ ſondern man hat ſich
auch an die Venam regiam gemacht/ und groſſen Potentaten nach der
Gurgel gegriffen. Suarez Buch iſt zwar verbrennet/ aber das Feur iſt
noch nicht verloſchen.

Sic
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[262/0280] Die Siebende Predigt Nach dem aber der Roͤmiſche Papſt cuhninirt, und ſich fuͤr ein Haupt auffgeworffen/ uͤber alles das/ was GOtt und GOttes iſt/ nach dem er den Schluͤſſel des Abgrunds von Phoca erlangt/ ſo iſt der Schluͤſſel ver- draͤhet/ auß der Diſciplin eine Carnificin worden/ da hat man anfangen zu reiten auff den hohen Haͤuptern/ und wann ſie wider den Roͤmiſchen Genium und Gott ſich nur mucken laſſen/ excommunicirt, und iſt gan- gen/ wie jener Apologus außweißt/ der Koͤnig aller Baͤume/ der Eich- baum irrete einmal eine Axt/ die klagt/ der Baum breite ſich zu weit auß/ er nehme mit ſeinem Schatten andern Baͤumen Safft und Krafft/ er werde endlich gantz wild wachſen/ und dem Wald ſchaͤdlich ſeyn/ an etli- chen beiſſe der Wurm ſchon an/ werde man nicht dazu thun/ ſo werden die Baͤume verfaulen/ die Axt ſeye zwar bereit/ und moͤchte gern behauen/ es mangele ihr aber an der Handhab/ bittet derowegen den Baum um die Handhab. So bald der Eichbaum die Handhab gegeben/ alsbald darauff fanget die Axt an zu hauen/ zu hoblen/ bald da bald dort/ und das kunte der Eichbaum wol geſchehen laſſen/ endlich kam ſie an den Eichbaum ſelbs/ der bedurffte auch hoblens/ weil er krumm und hofferig/ macht ſich an den Baum/ haut ſo lang/ biß kaum der Strumpff mehr uͤbrig blieben. Was dieſe Axt vermocht/ das haben erfahren viel groſſe Herren/ Kaͤyſer und Koͤnige. Exempel ſeind in der Kirchen-Hiſtori in groſſer Menge. Henricus IV. auff daß er ſich auß des Papſts Bann loß wickelte/ hat er ſich mit ſeiner Gemahlin und Sohn auffgemacht/ mit wenig Dienern im kalten Winter uͤber das Alpen-Gebuͤrg in Italien gezogen/ im Anfang des 1077. Jahr gen Canuſi kommen/ und nach dem er biß an den drit- ten Tag baarfuß in einem ſchlechten haͤrinen Kleid/ ohne Speiß und Tranck in groſſer Kaͤlte/ vor des Papſts Pallaſt auffgewartet/ wurde er endlich den 28. Januarij abſolvirt, doch mit dem Beding/ daß er ſich dem Papſt in allen dingen unterwerffen/ und ſich des Kaͤyſerlichen Gewalts im Reich nicht gebrauchen ſolte. Gretſerus in ſeiner Alethea ſpirituali, und geiſtlichen Fecht-Schul l. 1. c. 7. p. 56. ſiehet ſatt Luſt daran. Otto IV. der Anno 1218. geſtorben/ hat ſeinen Leib alle tag den Prieſtern zu geiſſeln dargereicht. Henricus II. Imp. dem es der Ertz- Biſchoff zu Coͤllen Anno 1056. nicht beſſer gekocht/ hat auch ein Lied wiſ- ſen davon zu fingen. Dabey iſts nicht geblieben/ ſondern man hat ſich auch an die Venam regiam gemacht/ und groſſen Potentaten nach der Gurgel gegriffen. Suarez Buch iſt zwar verbrennet/ aber das Feur iſt noch nicht verloſchen. Sic

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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/280>, abgerufen am 22.11.2024.