Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Zehende Predigt
tentiam. Er habe leichtlicher einen gefunden/ der unsträfflich
gelebet/ als der rechtschaffene Buße gethan. Cain und Judas
erkanten auch ihre Sünden/ aber es halff keinen nichts. Bey den Kin-
dern Jsrael scheinete es auch/ sie thäten Buß/ als ihnen Moses Num. 14.
einen harten Bescheid gegeben/ dann da stund das Volck und traurete
sehr/ daß es aber Heucheley geweßt/ hat der Außgang bezeuget/ und das
eigenthätliche hinauff ziehen. Achab stellete sich auch kläglich/ als ihm
Elias ein harter Botte geweßt/ und die tragica fata, bevorstehende trau-
rige Fälle seines Hauses ihme angez iget/ er zuriß seine Kleider/ legte ei-
nen Sack an seinen Leib/ fastete/ und schlieff im Sack/ und gieng jämmer-
lich einher; aber es gieng nicht von Hertzen/ wie seine Propheten-Schin-
derey an Micha solches bezeuget 1. Reg. 21. Der König Saul that
zwar eine schöne Bekanntnuß/ und sprach: Jch habe gesündiget/
daß ich des HErrn Befehl und deine Wort übergangen hab.
Aber es mangelte ihm an der Demuth/ das Hertz war ihm nicht recht zer-
schlagen. Jch habe gesündiget/ spricht er/ aber ehre mich doch
jetzt für den Eltesten meines Volcks/ und für Jsrael. Er war
oph[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]almodoulos, ein Augendiener/ wann er nur seine Reputation be-
hielte/ würde es seiner Meynung nach schon gut seyn. Judas Jscha-
rioth that eine gantz vollkommene Päbstische Buß/ aber es war poeniten-
tia cassa,
wie es die Alten genennet/ eine Buß ohne Kern und Marck/
das beste mangelte ihr. GOtt wil/ wie geliebt/ also auch gebüsset haben/
toto corde, von gantzem Hertzen/ Joel 2/ 12. So spricht der HErr:
Bekehret euch zu mir von gantzem Hertzen/ mit Fasten/ mit
Weinen/ mit Klagen/ zureisset euere Hertzen/ und nicht euere
Kleider. GOtt begehret es aber nicht von uns appreciative, ver-
dienstlicher weise/ dann wer kan mercken/ wie offt er sündiget?
Psalm. 19. wil geschweigen/ daß er seine Sünde alle recht vollkommen
bereuen solte; sondern serio & sincere, ein auffrichtiges/ Evangelisch-
redliches Hertz/ das ohne falsch ist. Allermassen wie uns eine solche Idea
und Muster eines Büssers am verlohrnen Sohn fürgestellet wird; dem
sollen wir die rechte Buß-Kunst ablernen. Er lieget da auff der Erden
unter den Schweinen/ welches darauß abzunemmen/ wann er sagt:
anasas por[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]souai ich wil mich auffmachen oder auffstehen. E. lag
er zuvor auff der Erden; und zwar als conscientiae flagellantis obje-
ctum,
wie dort Heliodorus 2. Maccab. 3. auff welchen zween Eng-
lische Junge Gesellen getrost geschlagen/ daß er für Ohn-
macht zur Erden gesuncken/ und ihm das Gesicht vergangen.

Voller

Die Zehende Predigt
tentiam. Er habe leichtlicher einen gefunden/ der unſtraͤfflich
gelebet/ als der rechtſchaffene Buße gethan. Cain und Judas
erkanten auch ihre Suͤnden/ aber es halff keinen nichts. Bey den Kin-
dern Jſrael ſcheinete es auch/ ſie thaͤten Buß/ als ihnen Moſes Num. 14.
einen harten Beſcheid gegeben/ dann da ſtund das Volck und traurete
ſehr/ daß es aber Heucheley geweßt/ hat der Außgang bezeuget/ und das
eigenthaͤtliche hinauff ziehen. Achab ſtellete ſich auch klaͤglich/ als ihm
Elias ein harter Botte geweßt/ und die tragica fata, bevorſtehende trau-
rige Faͤlle ſeines Hauſes ihme angez iget/ er zuriß ſeine Kleider/ legte ei-
nen Sack an ſeinen Leib/ faſtete/ und ſchlieff im Sack/ und gieng jaͤmmer-
lich einher; aber es gieng nicht von Hertzen/ wie ſeine Propheten-Schin-
derey an Micha ſolches bezeuget 1. Reg. 21. Der Koͤnig Saul that
zwar eine ſchoͤne Bekanntnuß/ und ſprach: Jch habe geſuͤndiget/
daß ich des HErꝛn Befehl und deine Wort uͤbergangen hab.
Aber es mangelte ihm an der Demuth/ das Hertz war ihm nicht recht zer-
ſchlagen. Jch habe geſuͤndiget/ ſpricht er/ aber ehre mich doch
jetzt fuͤr den Elteſten meines Volcks/ und fuͤr Jſrael. Er war
ὀφ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]αλμόδουλος, ein Augendiener/ wann er nur ſeine Reputation be-
hielte/ wuͤrde es ſeiner Meynung nach ſchon gut ſeyn. Judas Jſcha-
rioth that eine gantz vollkommene Paͤbſtiſche Buß/ aber es war pœniten-
tia caſſa,
wie es die Alten genennet/ eine Buß ohne Kern und Marck/
das beſte mangelte ihr. GOtt wil/ wie geliebt/ alſo auch gebuͤſſet haben/
toto corde, von gantzem Hertzen/ Joel 2/ 12. So ſpricht der HErꝛ:
Bekehret euch zu mir von gantzem Hertzen/ mit Faſten/ mit
Weinen/ mit Klagen/ zureiſſet euere Hertzen/ und nicht euere
Kleider. GOtt begehret es aber nicht von uns appreciativè, ver-
dienſtlicher weiſe/ dann wer kan mercken/ wie offt er ſuͤndiget?
Pſalm. 19. wil geſchweigen/ daß er ſeine Suͤnde alle recht vollkommen
bereuen ſolte; ſondern ſeriò & ſincerè, ein auffrichtiges/ Evangeliſch-
redliches Hertz/ das ohne falſch iſt. Allermaſſen wie uns eine ſolche Idea
und Muſter eines Buͤſſers am verlohrnen Sohn fuͤrgeſtellet wird; dem
ſollen wir die rechte Buß-Kunſt ablernen. Er lieget da auff der Erden
unter den Schweinen/ welches darauß abzunemmen/ wann er ſagt:
ἀναςὰς πορ[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]σουαι ich wil mich auffmachen oder auffſtehen. E. lag
er zuvor auff der Erden; und zwar als conſcientiæ flagellantis obje-
ctum,
wie dort Heliodorus 2. Maccab. 3. auff welchen zween Eng-
liſche Junge Geſellen getroſt geſchlagen/ daß er fuͤr Ohn-
macht zur Erden geſuncken/ und ihm das Geſicht vergangen.

Voller
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0098" n="80"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Zehende Predigt</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">tentiam.</hi> Er habe leichtlicher einen gefunden/ der un&#x017F;tra&#x0364;fflich<lb/>
gelebet/ als der recht&#x017F;chaffene Buße gethan. Cain und Judas<lb/>
erkanten auch ihre Su&#x0364;nden/ aber es halff keinen nichts. Bey den Kin-<lb/>
dern J&#x017F;rael &#x017F;cheinete es auch/ &#x017F;ie tha&#x0364;ten Buß/ als ihnen Mo&#x017F;es <hi rendition="#aq">Num.</hi> 14.<lb/>
einen harten Be&#x017F;cheid gegeben/ dann da &#x017F;tund das Volck und traurete<lb/>
&#x017F;ehr/ daß es aber Heucheley geweßt/ hat der Außgang bezeuget/ und das<lb/>
eigentha&#x0364;tliche hinauff ziehen. Achab &#x017F;tellete &#x017F;ich auch kla&#x0364;glich/ als ihm<lb/>
Elias ein harter Botte geweßt/ und die <hi rendition="#aq">tragica fata,</hi> bevor&#x017F;tehende trau-<lb/>
rige Fa&#x0364;lle &#x017F;eines Hau&#x017F;es ihme angez iget/ er zuriß &#x017F;eine Kleider/ legte ei-<lb/>
nen Sack an &#x017F;einen Leib/ fa&#x017F;tete/ und &#x017F;chlieff im Sack/ und gieng ja&#x0364;mmer-<lb/>
lich einher; aber es gieng nicht von Hertzen/ wie &#x017F;eine Propheten-Schin-<lb/>
derey an Micha &#x017F;olches bezeuget 1. <hi rendition="#aq">Reg.</hi> 21. Der Ko&#x0364;nig Saul that<lb/>
zwar eine &#x017F;cho&#x0364;ne Bekanntnuß/ und &#x017F;prach: Jch habe ge&#x017F;u&#x0364;ndiget/<lb/>
daß ich des HEr&#xA75B;n Befehl und deine Wort u&#x0364;bergangen hab.<lb/>
Aber es mangelte ihm an der Demuth/ das Hertz war ihm nicht recht zer-<lb/>
&#x017F;chlagen. Jch habe ge&#x017F;u&#x0364;ndiget/ &#x017F;pricht er/ aber ehre mich doch<lb/>
jetzt fu&#x0364;r den Elte&#x017F;ten meines Volcks/ und fu&#x0364;r J&#x017F;rael. Er war<lb/>
&#x1F40;&#x03C6;<gap reason="fm" unit="chars"/>&#x03B1;&#x03BB;&#x03BC;&#x03CC;&#x03B4;&#x03BF;&#x03C5;&#x03BB;&#x03BF;&#x03C2;, ein Augendiener/ wann er nur &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Reputation</hi> be-<lb/>
hielte/ wu&#x0364;rde es &#x017F;einer Meynung nach &#x017F;chon gut &#x017F;eyn. Judas J&#x017F;cha-<lb/>
rioth that eine gantz vollkommene Pa&#x0364;b&#x017F;ti&#x017F;che Buß/ aber es war <hi rendition="#aq">p&#x0153;niten-<lb/>
tia ca&#x017F;&#x017F;a,</hi> wie es die Alten genennet/ eine Buß ohne Kern und Marck/<lb/>
das be&#x017F;te mangelte ihr. GOtt wil/ wie geliebt/ al&#x017F;o auch gebu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et haben/<lb/><hi rendition="#aq">toto corde,</hi> von gantzem Hertzen/ Joel 2/ 12. So &#x017F;pricht der HEr&#xA75B;:<lb/>
Bekehret euch zu mir von gantzem Hertzen/ mit Fa&#x017F;ten/ mit<lb/>
Weinen/ mit Klagen/ zurei&#x017F;&#x017F;et euere Hertzen/ und nicht euere<lb/>
Kleider. GOtt begehret es aber nicht von uns <hi rendition="#aq">appreciativè,</hi> ver-<lb/>
dien&#x017F;tlicher wei&#x017F;e/ dann wer kan mercken/ wie offt er &#x017F;u&#x0364;ndiget<hi rendition="#fr">?</hi><lb/>
P&#x017F;alm. 19. wil ge&#x017F;chweigen/ daß er &#x017F;eine Su&#x0364;nde alle recht vollkommen<lb/>
bereuen &#x017F;olte; &#x017F;ondern <hi rendition="#aq">&#x017F;eriò &amp; &#x017F;incerè,</hi> ein auffrichtiges/ Evangeli&#x017F;ch-<lb/>
redliches Hertz/ das ohne fal&#x017F;ch i&#x017F;t. Allerma&#x017F;&#x017F;en wie uns eine &#x017F;olche <hi rendition="#aq">Idea</hi><lb/>
und Mu&#x017F;ter eines Bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ers am verlohrnen Sohn fu&#x0364;rge&#x017F;tellet wird; dem<lb/>
&#x017F;ollen wir die rechte Buß-Kun&#x017F;t ablernen. Er lieget da auff der Erden<lb/>
unter den Schweinen/ welches darauß abzunemmen/ wann er &#x017F;agt:<lb/>
&#x1F00;&#x03BD;&#x03B1;&#x03C2;&#x1F70;&#x03C2; &#x03C0;&#x03BF;&#x03C1;<gap reason="fm" unit="chars"/>&#x03C3;&#x03BF;&#x03C5;&#x03B1;&#x03B9; ich wil mich auffmachen oder auff&#x017F;tehen. <hi rendition="#aq">E.</hi> lag<lb/>
er zuvor auff der Erden; und zwar als <hi rendition="#aq">con&#x017F;cientiæ flagellantis obje-<lb/>
ctum,</hi> wie dort <hi rendition="#aq">Heliodorus 2. Maccab.</hi> 3. auff welchen zween Eng-<lb/>
li&#x017F;che Junge Ge&#x017F;ellen getro&#x017F;t ge&#x017F;chlagen/ daß er fu&#x0364;r Ohn-<lb/>
macht zur Erden ge&#x017F;uncken/ und ihm das Ge&#x017F;icht vergangen.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Voller</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0098] Die Zehende Predigt tentiam. Er habe leichtlicher einen gefunden/ der unſtraͤfflich gelebet/ als der rechtſchaffene Buße gethan. Cain und Judas erkanten auch ihre Suͤnden/ aber es halff keinen nichts. Bey den Kin- dern Jſrael ſcheinete es auch/ ſie thaͤten Buß/ als ihnen Moſes Num. 14. einen harten Beſcheid gegeben/ dann da ſtund das Volck und traurete ſehr/ daß es aber Heucheley geweßt/ hat der Außgang bezeuget/ und das eigenthaͤtliche hinauff ziehen. Achab ſtellete ſich auch klaͤglich/ als ihm Elias ein harter Botte geweßt/ und die tragica fata, bevorſtehende trau- rige Faͤlle ſeines Hauſes ihme angez iget/ er zuriß ſeine Kleider/ legte ei- nen Sack an ſeinen Leib/ faſtete/ und ſchlieff im Sack/ und gieng jaͤmmer- lich einher; aber es gieng nicht von Hertzen/ wie ſeine Propheten-Schin- derey an Micha ſolches bezeuget 1. Reg. 21. Der Koͤnig Saul that zwar eine ſchoͤne Bekanntnuß/ und ſprach: Jch habe geſuͤndiget/ daß ich des HErꝛn Befehl und deine Wort uͤbergangen hab. Aber es mangelte ihm an der Demuth/ das Hertz war ihm nicht recht zer- ſchlagen. Jch habe geſuͤndiget/ ſpricht er/ aber ehre mich doch jetzt fuͤr den Elteſten meines Volcks/ und fuͤr Jſrael. Er war ὀφ_ αλμόδουλος, ein Augendiener/ wann er nur ſeine Reputation be- hielte/ wuͤrde es ſeiner Meynung nach ſchon gut ſeyn. Judas Jſcha- rioth that eine gantz vollkommene Paͤbſtiſche Buß/ aber es war pœniten- tia caſſa, wie es die Alten genennet/ eine Buß ohne Kern und Marck/ das beſte mangelte ihr. GOtt wil/ wie geliebt/ alſo auch gebuͤſſet haben/ toto corde, von gantzem Hertzen/ Joel 2/ 12. So ſpricht der HErꝛ: Bekehret euch zu mir von gantzem Hertzen/ mit Faſten/ mit Weinen/ mit Klagen/ zureiſſet euere Hertzen/ und nicht euere Kleider. GOtt begehret es aber nicht von uns appreciativè, ver- dienſtlicher weiſe/ dann wer kan mercken/ wie offt er ſuͤndiget? Pſalm. 19. wil geſchweigen/ daß er ſeine Suͤnde alle recht vollkommen bereuen ſolte; ſondern ſeriò & ſincerè, ein auffrichtiges/ Evangeliſch- redliches Hertz/ das ohne falſch iſt. Allermaſſen wie uns eine ſolche Idea und Muſter eines Buͤſſers am verlohrnen Sohn fuͤrgeſtellet wird; dem ſollen wir die rechte Buß-Kunſt ablernen. Er lieget da auff der Erden unter den Schweinen/ welches darauß abzunemmen/ wann er ſagt: ἀναςὰς πορ_ σουαι ich wil mich auffmachen oder auffſtehen. E. lag er zuvor auff der Erden; und zwar als conſcientiæ flagellantis obje- ctum, wie dort Heliodorus 2. Maccab. 3. auff welchen zween Eng- liſche Junge Geſellen getroſt geſchlagen/ daß er fuͤr Ohn- macht zur Erden geſuncken/ und ihm das Geſicht vergangen. Voller

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/98
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/98>, abgerufen am 24.11.2024.