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Praktisches Kochbuch für die Deutschen in Amerika. Milwaukee, 1879.

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Bälge können der gereizten Darmschleimhaut nur noch mehr Beschädigungen zufügen.

Getränke: Es ist durchaus nicht am Platze, solchen Kranken das Wassertrinken ganz zu verbieten; man hat blos zu befehlen, daß es nur in kleinen Schlückchen geschehen soll. Sonst ersetzt das Wasser die gehabte Mehrausgabe, wirkt kühlend und verdünnt die scharfen Secrete der kranken Schleimhaut so, daß sie weniger reizend wirken.

Ueberall und mit Recht gelten tanninreiche Rothweine als Mittel gegen Diarrhoe. Nimm kleine Dosen, am besten unmittelbar auf eine schleimige Suppe.

Als Unterstützungsmittel für diese Diät sind zu nennen: Reiswasser oder dünne Tapiocabrühe geben sehr geeignete Klystiere für diese Kranken, sind namentlich in der Kinderpraxis hoch geschätzt.

Das Warmhalten des Leibes ist schon gut, wenn es mittelst Leibbinden geschieht; warme Bäder sind niemals zuträglich für solche Kranken, sie erschlaffen und nehmen den Appetit noch mehr. Die andern Hausmittel gegen die Diarrhoe sehe man stets nur mit Mißtrauen an, denn schon oft hat ihre ungeschickte Verwendung Schaden gestiftet. Dann ist auch noch wohl zu erwägen, daß eine Diarrhoe unter Umständen sogar eine wohlthätige Entleerung schädlicher Stoffe sein kann, die, wenn sie nicht zu hartnäckig wird, durchaus nicht gleich im Beginne gestopft werden darf.

Als Anhang zu dieser Sammlung von Speisezetteln für Kranke folgen hier noch zwei für Gesunde eigenthümlicher Art.

13. Speisezettel für Wöchnerinnen. Ueber die Diät der Wöchnerinnen sind die Belehrungen in der Regel sehr mangelhaft. Es dürfte deßhalb diesem Buche wohl anstehen, wenn es auf dieses wichtige Thema näher eingeht, zumal da, namentlich auf dem Lande, wirklich noch recht verzwickte und zum Theil sehr nachtheilige Gebrauche regieren. So werden z. B. viele Wöchnerinnen regelmäßig 9 Tage lang mit nichts Anderem gespeist als mit den "Kindbettsuppen" (armselige Wassersuppen!). Wenngleich schon nach dem 3. Tage ein entschiedenes Verlangen nach etwas besserem eintritt, wenn sich die Wöchnerin sonst ganz wohl fühlt, wenn sich sogar schon die große Ausgabe des Stillens bemerkbar macht, gleichviel, es müssen die 9 Tage bei den Wassersuppen ausgehalten sein, die Wöchnerin mag abgeschwächt werden wie sie will! Am 10. Tage wird dann so zu sagen, mit dem Schlage der Uhr, auf einmal alles umgemodelt, im Sprunge geht es von den mageren Wassersuppen zu den kräftigsten Fleischspeisen über. Wer begreift nicht, daß zuerst das Aushungern, dann dieser rasche Uebergang Gefahren in sich schließen? Wenn man auch zugibt, daß der neunte Tag den ungefähren Abschluß des Wochenbettes ausmacht, so richtet sich eben doch die Diät immer nur nach dem jeweiligen Befinden der Wöchnerin und, wenn sonst alles regelmäßig verläuft, wird etwa Folgendes der Speisezettel für das Wochenbett sein müssen!

Für die ersten 3 Tage genügen allerdings Wasser- und Rahmsuppen. Ueber die Aufbesserung in der Nahrung gibt der Appetit ganz richtigen Aufschluß; ein ganz ächtes Hungergefühl läßt nach Umfluß des 3. Tages sicherlich nicht mehr lange auf sich warten, namentlich bei einer Wöchnerin, welche die erste aller Mutterpflichten erfüllt, welche ihr Kind selbst stillt. Da genügen die Wassersuppen nicht mehr; die Erfahrung hat hinreichend dargethan, daß dabei die Milchabsonderung minder wird, was dann natürlich auch einen nachtheiligen Einfluß auf den Säugling übt. Als Speisen, welche jetzt folgen müssen, sind vorab die Milchmehlspeisen und die Milchsuppen zu bezeichnen. Einige Tage später können dann die als Kindbettspeisen berühmten Hühnersuppen folgen, aber nur mit Einlagen aus dem Reiche der Cerealien (besonders Reis-Suppen), Noch ein paar Tage und es müssen, wenigstens einmal im Tage (am besten Mittags), Kalbsbries, eingemachtes Kalbsfleisch, Geflügel, oder auch nur Kalbsbraten auf den Speisezettel gesetzt werden. Als Beigaben zum Fleische eignen sich junge Hülsenfrüchte, Kartoffeln und die süßen Wurzelgemüse. Als unschädliche Naschereien sind allenfalls die Schalenfrüchte (Mandeln, Nüsse, Kastanien) zu bezeichnen. Zum Morgenessen ist, da es ja doch eine Frauensperson ohne Kaffee nicht lange aushalten kann, ein Aufgußkaffee, reichlich mit Milch und Zucker gemischt, zu wählen. Sonst wäre allerdings

Bälge können der gereizten Darmschleimhaut nur noch mehr Beschädigungen zufügen.

Getränke: Es ist durchaus nicht am Platze, solchen Kranken das Wassertrinken ganz zu verbieten; man hat blos zu befehlen, daß es nur in kleinen Schlückchen geschehen soll. Sonst ersetzt das Wasser die gehabte Mehrausgabe, wirkt kühlend und verdünnt die scharfen Secrete der kranken Schleimhaut so, daß sie weniger reizend wirken.

Ueberall und mit Recht gelten tanninreiche Rothweine als Mittel gegen Diarrhoe. Nimm kleine Dosen, am besten unmittelbar auf eine schleimige Suppe.

Als Unterstützungsmittel für diese Diät sind zu nennen: Reiswasser oder dünne Tapiocabrühe geben sehr geeignete Klystiere für diese Kranken, sind namentlich in der Kinderpraxis hoch geschätzt.

Das Warmhalten des Leibes ist schon gut, wenn es mittelst Leibbinden geschieht; warme Bäder sind niemals zuträglich für solche Kranken, sie erschlaffen und nehmen den Appetit noch mehr. Die andern Hausmittel gegen die Diarrhoe sehe man stets nur mit Mißtrauen an, denn schon oft hat ihre ungeschickte Verwendung Schaden gestiftet. Dann ist auch noch wohl zu erwägen, daß eine Diarrhoe unter Umständen sogar eine wohlthätige Entleerung schädlicher Stoffe sein kann, die, wenn sie nicht zu hartnäckig wird, durchaus nicht gleich im Beginne gestopft werden darf.

Als Anhang zu dieser Sammlung von Speisezetteln für Kranke folgen hier noch zwei für Gesunde eigenthümlicher Art.

13. Speisezettel für Wöchnerinnen. Ueber die Diät der Wöchnerinnen sind die Belehrungen in der Regel sehr mangelhaft. Es dürfte deßhalb diesem Buche wohl anstehen, wenn es auf dieses wichtige Thema näher eingeht, zumal da, namentlich auf dem Lande, wirklich noch recht verzwickte und zum Theil sehr nachtheilige Gebrauche regieren. So werden z. B. viele Wöchnerinnen regelmäßig 9 Tage lang mit nichts Anderem gespeist als mit den „Kindbettsuppen" (armselige Wassersuppen!). Wenngleich schon nach dem 3. Tage ein entschiedenes Verlangen nach etwas besserem eintritt, wenn sich die Wöchnerin sonst ganz wohl fühlt, wenn sich sogar schon die große Ausgabe des Stillens bemerkbar macht, gleichviel, es müssen die 9 Tage bei den Wassersuppen ausgehalten sein, die Wöchnerin mag abgeschwächt werden wie sie will! Am 10. Tage wird dann so zu sagen, mit dem Schlage der Uhr, auf einmal alles umgemodelt, im Sprunge geht es von den mageren Wassersuppen zu den kräftigsten Fleischspeisen über. Wer begreift nicht, daß zuerst das Aushungern, dann dieser rasche Uebergang Gefahren in sich schließen? Wenn man auch zugibt, daß der neunte Tag den ungefähren Abschluß des Wochenbettes ausmacht, so richtet sich eben doch die Diät immer nur nach dem jeweiligen Befinden der Wöchnerin und, wenn sonst alles regelmäßig verläuft, wird etwa Folgendes der Speisezettel für das Wochenbett sein müssen!

Für die ersten 3 Tage genügen allerdings Wasser- und Rahmsuppen. Ueber die Aufbesserung in der Nahrung gibt der Appetit ganz richtigen Aufschluß; ein ganz ächtes Hungergefühl läßt nach Umfluß des 3. Tages sicherlich nicht mehr lange auf sich warten, namentlich bei einer Wöchnerin, welche die erste aller Mutterpflichten erfüllt, welche ihr Kind selbst stillt. Da genügen die Wassersuppen nicht mehr; die Erfahrung hat hinreichend dargethan, daß dabei die Milchabsonderung minder wird, was dann natürlich auch einen nachtheiligen Einfluß auf den Säugling übt. Als Speisen, welche jetzt folgen müssen, sind vorab die Milchmehlspeisen und die Milchsuppen zu bezeichnen. Einige Tage später können dann die als Kindbettspeisen berühmten Hühnersuppen folgen, aber nur mit Einlagen aus dem Reiche der Cerealien (besonders Reis-Suppen), Noch ein paar Tage und es müssen, wenigstens einmal im Tage (am besten Mittags), Kalbsbries, eingemachtes Kalbsfleisch, Geflügel, oder auch nur Kalbsbraten auf den Speisezettel gesetzt werden. Als Beigaben zum Fleische eignen sich junge Hülsenfrüchte, Kartoffeln und die süßen Wurzelgemüse. Als unschädliche Naschereien sind allenfalls die Schalenfrüchte (Mandeln, Nüsse, Kastanien) zu bezeichnen. Zum Morgenessen ist, da es ja doch eine Frauensperson ohne Kaffee nicht lange aushalten kann, ein Aufgußkaffee, reichlich mit Milch und Zucker gemischt, zu wählen. Sonst wäre allerdings

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[379/0387] Bälge können der gereizten Darmschleimhaut nur noch mehr Beschädigungen zufügen. Getränke: Es ist durchaus nicht am Platze, solchen Kranken das Wassertrinken ganz zu verbieten; man hat blos zu befehlen, daß es nur in kleinen Schlückchen geschehen soll. Sonst ersetzt das Wasser die gehabte Mehrausgabe, wirkt kühlend und verdünnt die scharfen Secrete der kranken Schleimhaut so, daß sie weniger reizend wirken. Ueberall und mit Recht gelten tanninreiche Rothweine als Mittel gegen Diarrhoe. Nimm kleine Dosen, am besten unmittelbar auf eine schleimige Suppe. Als Unterstützungsmittel für diese Diät sind zu nennen: Reiswasser oder dünne Tapiocabrühe geben sehr geeignete Klystiere für diese Kranken, sind namentlich in der Kinderpraxis hoch geschätzt. Das Warmhalten des Leibes ist schon gut, wenn es mittelst Leibbinden geschieht; warme Bäder sind niemals zuträglich für solche Kranken, sie erschlaffen und nehmen den Appetit noch mehr. Die andern Hausmittel gegen die Diarrhoe sehe man stets nur mit Mißtrauen an, denn schon oft hat ihre ungeschickte Verwendung Schaden gestiftet. Dann ist auch noch wohl zu erwägen, daß eine Diarrhoe unter Umständen sogar eine wohlthätige Entleerung schädlicher Stoffe sein kann, die, wenn sie nicht zu hartnäckig wird, durchaus nicht gleich im Beginne gestopft werden darf. Als Anhang zu dieser Sammlung von Speisezetteln für Kranke folgen hier noch zwei für Gesunde eigenthümlicher Art. 13. Speisezettel für Wöchnerinnen. Ueber die Diät der Wöchnerinnen sind die Belehrungen in der Regel sehr mangelhaft. Es dürfte deßhalb diesem Buche wohl anstehen, wenn es auf dieses wichtige Thema näher eingeht, zumal da, namentlich auf dem Lande, wirklich noch recht verzwickte und zum Theil sehr nachtheilige Gebrauche regieren. So werden z. B. viele Wöchnerinnen regelmäßig 9 Tage lang mit nichts Anderem gespeist als mit den „Kindbettsuppen" (armselige Wassersuppen!). Wenngleich schon nach dem 3. Tage ein entschiedenes Verlangen nach etwas besserem eintritt, wenn sich die Wöchnerin sonst ganz wohl fühlt, wenn sich sogar schon die große Ausgabe des Stillens bemerkbar macht, gleichviel, es müssen die 9 Tage bei den Wassersuppen ausgehalten sein, die Wöchnerin mag abgeschwächt werden wie sie will! Am 10. Tage wird dann so zu sagen, mit dem Schlage der Uhr, auf einmal alles umgemodelt, im Sprunge geht es von den mageren Wassersuppen zu den kräftigsten Fleischspeisen über. Wer begreift nicht, daß zuerst das Aushungern, dann dieser rasche Uebergang Gefahren in sich schließen? Wenn man auch zugibt, daß der neunte Tag den ungefähren Abschluß des Wochenbettes ausmacht, so richtet sich eben doch die Diät immer nur nach dem jeweiligen Befinden der Wöchnerin und, wenn sonst alles regelmäßig verläuft, wird etwa Folgendes der Speisezettel für das Wochenbett sein müssen! Für die ersten 3 Tage genügen allerdings Wasser- und Rahmsuppen. Ueber die Aufbesserung in der Nahrung gibt der Appetit ganz richtigen Aufschluß; ein ganz ächtes Hungergefühl läßt nach Umfluß des 3. Tages sicherlich nicht mehr lange auf sich warten, namentlich bei einer Wöchnerin, welche die erste aller Mutterpflichten erfüllt, welche ihr Kind selbst stillt. Da genügen die Wassersuppen nicht mehr; die Erfahrung hat hinreichend dargethan, daß dabei die Milchabsonderung minder wird, was dann natürlich auch einen nachtheiligen Einfluß auf den Säugling übt. Als Speisen, welche jetzt folgen müssen, sind vorab die Milchmehlspeisen und die Milchsuppen zu bezeichnen. Einige Tage später können dann die als Kindbettspeisen berühmten Hühnersuppen folgen, aber nur mit Einlagen aus dem Reiche der Cerealien (besonders Reis-Suppen), Noch ein paar Tage und es müssen, wenigstens einmal im Tage (am besten Mittags), Kalbsbries, eingemachtes Kalbsfleisch, Geflügel, oder auch nur Kalbsbraten auf den Speisezettel gesetzt werden. Als Beigaben zum Fleische eignen sich junge Hülsenfrüchte, Kartoffeln und die süßen Wurzelgemüse. Als unschädliche Naschereien sind allenfalls die Schalenfrüchte (Mandeln, Nüsse, Kastanien) zu bezeichnen. Zum Morgenessen ist, da es ja doch eine Frauensperson ohne Kaffee nicht lange aushalten kann, ein Aufgußkaffee, reichlich mit Milch und Zucker gemischt, zu wählen. Sonst wäre allerdings

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Zitationshilfe: Praktisches Kochbuch für die Deutschen in Amerika. Milwaukee, 1879, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1879/387>, abgerufen am 22.11.2024.