Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.zum Ziele gelangen zu können, wenn ich mit einiger Pe- Der Begründer unserer Wissenschaft Franz Bopp hatte zum Ziele gelangen zu können, wenn ich mit einiger Pe- Der Begründer unserer Wissenschaft Franz Bopp hatte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0014" n="9"/> zum Ziele gelangen zu können, wenn ich mit einiger Pe-<lb/> danterie der Anordnung zuerst über die Entstehung der<lb/> Lehre von der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze, sodann<lb/> von dem Sinn und Wesen, und endlich von der praktischen<lb/> Bedeutung derselben spreche.<lb/></p> <p> Der Begründer unserer Wissenschaft Franz Bopp hatte<lb/> die Ansicht, es gäbe in den Sprachen zwei Arten von<lb/> »euphonischen Veränderungen«: »die eine, zum allgemeinen<lb/> Gesetz erhoben, kommt bei jeder gleichen Veranlassung in<lb/> gleicher Gestalt zum Vorschein, während andere nicht zum<lb/> Gesetz gewordene nur gelegentlich hervortreten« (vgl. meine<lb/> Einleitung² 21). Die Thätigkeit derjenigen, welche Bopp's<lb/> Werk auf dem Gebiete der Lautlehre fortgesetzt und ergänzt<lb/> haben, lässt sich nun dahin zusammenfassen, dass sie das<lb/> erste Gebiet ausdehnten, das zweite einschränkten. Was<lb/> Pott, Schleicher, Curtius, Ascoli in dieser Hinsicht geleistet<lb/> haben, kann sich derjenige, dem es aus eigener Erinnerung<lb/> oder geschichtlichen Studien nicht geläufig ist, leicht vor-<lb/> stellig machen, wenn er in Bopp's allbekanntem Sanskrit-<lb/> glossar herumblättert. Da wird z. B. unter <hi rendition="#i">grah</hi>, nachdem<lb/><hi rendition="#i">greipa</hi>, <hi rendition="#i">giba</hi> u. a. herbeigezogen ist, hinsichtlich der grie-<lb/> chischen und lateinischen Verwandten Folgendes geäussert:<lb/><hi rendition="#i">e graeca lingua huc retulerim γρῖφος γρῖπος, rete, ita ut α<lb/> capiendo sint nominata. Fortasse ἀγρεύω ἀγρέω dissolvenda<lb/> sunt in ἀ-γρεύω, ἀ-γρέω, abjecta radids consonanti finali,<lb/> ita ut ἀ respondeat praepositione ā vel ava. Lat. prehendo<lb/> e grehendo ortum esse possit. mutata gutturali in labialem<lb/> et media in tenuem, sicut in gr. κλέπτω</hi> u. s. w. Warum<lb/> hat nun Bopp für solche Vermuthungen keine Theilnahme<lb/> gefunden? Offenbar doch, weil man so vereinzelte Abwei-<lb/> chungen gegenüber der sonst durchgehenden Entsprechung<lb/> von sanskr. <hi rendition="#i">p</hi> und lat. <hi rendition="#i">p</hi> für unannehmbar hielt, oder an-<lb/> ders ausgedrückt: weil die Vorstellung, die Lautgesetze<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [9/0014]
zum Ziele gelangen zu können, wenn ich mit einiger Pe-
danterie der Anordnung zuerst über die Entstehung der
Lehre von der Ausnahmslosigkeit der Lautgesetze, sodann
von dem Sinn und Wesen, und endlich von der praktischen
Bedeutung derselben spreche.
Der Begründer unserer Wissenschaft Franz Bopp hatte
die Ansicht, es gäbe in den Sprachen zwei Arten von
»euphonischen Veränderungen«: »die eine, zum allgemeinen
Gesetz erhoben, kommt bei jeder gleichen Veranlassung in
gleicher Gestalt zum Vorschein, während andere nicht zum
Gesetz gewordene nur gelegentlich hervortreten« (vgl. meine
Einleitung² 21). Die Thätigkeit derjenigen, welche Bopp's
Werk auf dem Gebiete der Lautlehre fortgesetzt und ergänzt
haben, lässt sich nun dahin zusammenfassen, dass sie das
erste Gebiet ausdehnten, das zweite einschränkten. Was
Pott, Schleicher, Curtius, Ascoli in dieser Hinsicht geleistet
haben, kann sich derjenige, dem es aus eigener Erinnerung
oder geschichtlichen Studien nicht geläufig ist, leicht vor-
stellig machen, wenn er in Bopp's allbekanntem Sanskrit-
glossar herumblättert. Da wird z. B. unter grah, nachdem
greipa, giba u. a. herbeigezogen ist, hinsichtlich der grie-
chischen und lateinischen Verwandten Folgendes geäussert:
e graeca lingua huc retulerim γρῖφος γρῖπος, rete, ita ut α
capiendo sint nominata. Fortasse ἀγρεύω ἀγρέω dissolvenda
sunt in ἀ-γρεύω, ἀ-γρέω, abjecta radids consonanti finali,
ita ut ἀ respondeat praepositione ā vel ava. Lat. prehendo
e grehendo ortum esse possit. mutata gutturali in labialem
et media in tenuem, sicut in gr. κλέπτω u. s. w. Warum
hat nun Bopp für solche Vermuthungen keine Theilnahme
gefunden? Offenbar doch, weil man so vereinzelte Abwei-
chungen gegenüber der sonst durchgehenden Entsprechung
von sanskr. p und lat. p für unannehmbar hielt, oder an-
ders ausgedrückt: weil die Vorstellung, die Lautgesetze
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