Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.

Bild:
<< vorherige Seite

schreiben. Ich glaube deshalb, dass man gut thut, sich
einstweilen mit der Erkenntniss zu begnügen, dass zwischen
ei oi i, eu ou u, er or r, en on e in der Wurzel ein festes
Verhältniss, das Ablautsverhältniss besteht, wozu ich zu
vergleichen bitte, was ich oben über die doppelten Gestalten
der Stämme bemerkt habe.

Auf die nasalis sonans, die Curtius zum Schluss be-
handelt, gehe ich hier nicht ein, da Curtius einen richtigen
Kern in dieser Lehre anerkennt und ich über Einzelheiten
nicht disputiren mag.




IV.
Die Ursprache.

Das vierte Capitel, welches sich mit der Ursprache be-
schäftigt, giebt mir zunächst in zwei Punkten zu einer Art
von Selbstvertheidigung Veranlassung. Curtius beginnt dies
Capitel mit den Worten: "Unleugbar bringt man in neuerer
Zeit den Untersuchungen über die Entstehung der ursprach-
lichen Formen ein viel grösseres Misstrauen entgegen als
früher. Von manchen Seiten wird sogar mit einem gewissen
Selbstbewusstsein die ars nesciendi gerühmt, mit welcher
man jetzt Fragen behandle, die früher mit grosser Zuver-
sicht in Angriff genommen wurden. Es genügt in dieser
Beziehung auf Delbrück's Einleitung 2. Aufl. S. 57 und auf
Joh. Schmidt, Ztschr. XXIV, S. 321 zu verweisen." Die Stelle
aus meiner Einleitung, auf welche Curtius Bezug nimmt,
lautet so: "Das Hypothetische aller solcher Analysen ist der
realistischen Zeit, welche sich von Dingen, die sich nicht
wissen lassen, lieber fern halten möchte, immer deutlicher
zum Bewusstsein gekommen, und man kann somit behaupten,

schreiben. Ich glaube deshalb, dass man gut thut, sich
einstweilen mit der Erkenntniss zu begnügen, dass zwischen
ei oi i, eu ou u, er or ṛ, en on η in der Wurzel ein festes
Verhältniss, das Ablautsverhältniss besteht, wozu ich zu
vergleichen bitte, was ich oben über die doppelten Gestalten
der Stämme bemerkt habe.

Auf die nasalis sonans, die Curtius zum Schluss be-
handelt, gehe ich hier nicht ein, da Curtius einen richtigen
Kern in dieser Lehre anerkennt und ich über Einzelheiten
nicht disputiren mag.




IV.
Die Ursprache.

Das vierte Capitel, welches sich mit der Ursprache be-
schäftigt, giebt mir zunächst in zwei Punkten zu einer Art
von Selbstvertheidigung Veranlassung. Curtius beginnt dies
Capitel mit den Worten: »Unleugbar bringt man in neuerer
Zeit den Untersuchungen über die Entstehung der ursprach-
lichen Formen ein viel grösseres Misstrauen entgegen als
früher. Von manchen Seiten wird sogar mit einem gewissen
Selbstbewusstsein die ars nesciendi gerühmt, mit welcher
man jetzt Fragen behandle, die früher mit grosser Zuver-
sicht in Angriff genommen wurden. Es genügt in dieser
Beziehung auf Delbrück's Einleitung 2. Aufl. S. 57 und auf
Joh. Schmidt, Ztschr. XXIV, S. 321 zu verweisen.« Die Stelle
aus meiner Einleitung, auf welche Curtius Bezug nimmt,
lautet so: »Das Hypothetische aller solcher Analysen ist der
realistischen Zeit, welche sich von Dingen, die sich nicht
wissen lassen, lieber fern halten möchte, immer deutlicher
zum Bewusstsein gekommen, und man kann somit behaupten,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0049" n="44"/>
schreiben. Ich glaube deshalb, dass man gut thut, sich<lb/>
einstweilen mit der Erkenntniss zu begnügen, dass zwischen<lb/><hi rendition="#i"> ei oi i, eu ou u, er or &#x1E5B;, en on &#x03B7;</hi> in der Wurzel ein festes<lb/>
Verhältniss, das Ablautsverhältniss besteht, wozu ich zu<lb/>
vergleichen bitte, was ich oben über die doppelten Gestalten<lb/>
der Stämme bemerkt habe.<lb/></p>
        <p>  Auf die nasalis sonans, die Curtius zum Schluss be-<lb/>
handelt, gehe ich hier nicht ein, da Curtius einen richtigen<lb/>
Kern in dieser Lehre anerkennt und ich über Einzelheiten<lb/>
nicht disputiren mag.<lb/></p>
      </div>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1"><lb/>
        <head>IV.<lb/>
Die Ursprache.</head><lb/>
        <p>  Das vierte Capitel, welches sich mit der Ursprache be-<lb/>
schäftigt, giebt mir zunächst in zwei Punkten zu einer Art<lb/>
von Selbstvertheidigung Veranlassung. Curtius beginnt dies<lb/>
Capitel mit den Worten: »Unleugbar bringt man in neuerer<lb/>
Zeit den Untersuchungen über die Entstehung der ursprach-<lb/>
lichen Formen ein viel grösseres Misstrauen entgegen als<lb/>
früher. Von manchen Seiten wird sogar mit einem gewissen<lb/>
Selbstbewusstsein die ars nesciendi gerühmt, mit welcher<lb/>
man jetzt Fragen behandle, die früher mit grosser Zuver-<lb/>
sicht in Angriff genommen wurden. Es genügt in dieser<lb/>
Beziehung auf Delbrück's Einleitung 2. Aufl. S. 57 und auf<lb/>
Joh. Schmidt, Ztschr. XXIV, S. 321 zu verweisen.« Die Stelle<lb/>
aus meiner Einleitung, auf welche Curtius Bezug nimmt,<lb/>
lautet so: »Das Hypothetische aller solcher Analysen ist der<lb/>
realistischen Zeit, welche sich von Dingen, die sich nicht<lb/>
wissen lassen, lieber fern halten möchte, immer deutlicher<lb/>
zum Bewusstsein gekommen, und man kann somit behaupten,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0049] schreiben. Ich glaube deshalb, dass man gut thut, sich einstweilen mit der Erkenntniss zu begnügen, dass zwischen ei oi i, eu ou u, er or ṛ, en on η in der Wurzel ein festes Verhältniss, das Ablautsverhältniss besteht, wozu ich zu vergleichen bitte, was ich oben über die doppelten Gestalten der Stämme bemerkt habe. Auf die nasalis sonans, die Curtius zum Schluss be- handelt, gehe ich hier nicht ein, da Curtius einen richtigen Kern in dieser Lehre anerkennt und ich über Einzelheiten nicht disputiren mag. IV. Die Ursprache. Das vierte Capitel, welches sich mit der Ursprache be- schäftigt, giebt mir zunächst in zwei Punkten zu einer Art von Selbstvertheidigung Veranlassung. Curtius beginnt dies Capitel mit den Worten: »Unleugbar bringt man in neuerer Zeit den Untersuchungen über die Entstehung der ursprach- lichen Formen ein viel grösseres Misstrauen entgegen als früher. Von manchen Seiten wird sogar mit einem gewissen Selbstbewusstsein die ars nesciendi gerühmt, mit welcher man jetzt Fragen behandle, die früher mit grosser Zuver- sicht in Angriff genommen wurden. Es genügt in dieser Beziehung auf Delbrück's Einleitung 2. Aufl. S. 57 und auf Joh. Schmidt, Ztschr. XXIV, S. 321 zu verweisen.« Die Stelle aus meiner Einleitung, auf welche Curtius Bezug nimmt, lautet so: »Das Hypothetische aller solcher Analysen ist der realistischen Zeit, welche sich von Dingen, die sich nicht wissen lassen, lieber fern halten möchte, immer deutlicher zum Bewusstsein gekommen, und man kann somit behaupten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/delbrueck_sprachforschung_1885
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/delbrueck_sprachforschung_1885/49
Zitationshilfe: Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/delbrueck_sprachforschung_1885/49>, abgerufen am 09.11.2024.