Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.Grunde." In si, sisti u. s. w. sieht Schleicher ein Perfectum, Grunde.« In si, sisti u. s. w. sieht Schleicher ein Perfectum, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="47"/> Grunde.« In <hi rendition="#i">si, sisti</hi> u. s. w. sieht Schleicher ein Perfectum,<lb/> welches in voller Form etwa <hi rendition="#i">ēsi</hi> gelautet habe. Ich mache<lb/> besonders darauf aufmerksam, dass in dieser Stelle (welche<lb/> im Wesentlichen auf Curtius' Tempora und Modi S. 303 zu-<lb/> rückgeht), der Zusammenhang von -lexi mit dem Aorist ab-<lb/> gelehnt, und eine besondere Art der Zusammensetzung mit<lb/> dem Perfectum <hi rendition="#i">ēsi</hi>, welche in keiner anderen indogermani-<lb/> sehen Sprache vorliegt, angenommen wird, und dass diese im<lb/> Lateinischen selbst verhältnissmässig jung sein soll, weil sie<lb/> andere ältere Bildungen verdrängt hat. Ist es wirklich ein<lb/> »blosses Missverständniss«, wenn ich behaupte, dass Schlei-<lb/> cher <hi rendition="#i">-lexi</hi> für eine lateinische Neubildung aus der Wurzel<lb/> leg und dem Perfectum <hi rendition="#i">ēsi </hi>erklärt? Wie sich die richtigere<lb/> Auffassung allmählich Bahn gebrochen hat, lässt sich am<lb/> besten an Curtius' Schriften verfolgen. In seinen Tempora<lb/> und Modi steht er wesentlich auf Bopp'schem Standpunkt,<lb/> ja er erklärt a. a. O. ausdrücklich die Perfecta <hi rendition="#i">auf ui vi si</hi><lb/> und das Imperfectum auf <hi rendition="#i">bam</hi> für »völlig originell«. In<lb/> seiner Chronologie (1867) S. 243 äussert er sich so: »Der<lb/> Trieb nach zusammengesetzter Tempusbildung muss längere<lb/> Zeit lebendig geblieben sein. Im Sanskrit bietet der ,Con-<lb/> ditionalis und Precativ Beispiele davon, im Griechischen<lb/> die Passivaoriste, im Lateinischen die zusammengesetzten<lb/> Imperfecta, Perfecta und was dazu gehört, im Deutschen<lb/> das sog. schwache Präteritum. Ob alle diese jüngeren Ge-<lb/> bilde wirklich erst nach der Sprachtrennung aufgekommen<lb/> sind, dürfte zweifelhaft sein. Es wäre sehr wohl denkbar,<lb/> dass die Ansätze zu allen diesen Bildungen schon dieser<lb/> frühen Zeit angehörten, während allerdings das Ueber-<lb/> wuchern derselben und die bestimmtere Ausprägung ihres<lb/> Gebrauchs offenbar viel späteren Datums und, zum Theil<lb/> wenigstens, dem Bedürfniss nach Ersatz ungefügig gewor-<lb/> dener einfacher Bildungen entsprungen ist. Das Zusammen-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0052]
Grunde.« In si, sisti u. s. w. sieht Schleicher ein Perfectum,
welches in voller Form etwa ēsi gelautet habe. Ich mache
besonders darauf aufmerksam, dass in dieser Stelle (welche
im Wesentlichen auf Curtius' Tempora und Modi S. 303 zu-
rückgeht), der Zusammenhang von -lexi mit dem Aorist ab-
gelehnt, und eine besondere Art der Zusammensetzung mit
dem Perfectum ēsi, welche in keiner anderen indogermani-
sehen Sprache vorliegt, angenommen wird, und dass diese im
Lateinischen selbst verhältnissmässig jung sein soll, weil sie
andere ältere Bildungen verdrängt hat. Ist es wirklich ein
»blosses Missverständniss«, wenn ich behaupte, dass Schlei-
cher -lexi für eine lateinische Neubildung aus der Wurzel
leg und dem Perfectum ēsi erklärt? Wie sich die richtigere
Auffassung allmählich Bahn gebrochen hat, lässt sich am
besten an Curtius' Schriften verfolgen. In seinen Tempora
und Modi steht er wesentlich auf Bopp'schem Standpunkt,
ja er erklärt a. a. O. ausdrücklich die Perfecta auf ui vi si
und das Imperfectum auf bam für »völlig originell«. In
seiner Chronologie (1867) S. 243 äussert er sich so: »Der
Trieb nach zusammengesetzter Tempusbildung muss längere
Zeit lebendig geblieben sein. Im Sanskrit bietet der ,Con-
ditionalis und Precativ Beispiele davon, im Griechischen
die Passivaoriste, im Lateinischen die zusammengesetzten
Imperfecta, Perfecta und was dazu gehört, im Deutschen
das sog. schwache Präteritum. Ob alle diese jüngeren Ge-
bilde wirklich erst nach der Sprachtrennung aufgekommen
sind, dürfte zweifelhaft sein. Es wäre sehr wohl denkbar,
dass die Ansätze zu allen diesen Bildungen schon dieser
frühen Zeit angehörten, während allerdings das Ueber-
wuchern derselben und die bestimmtere Ausprägung ihres
Gebrauchs offenbar viel späteren Datums und, zum Theil
wenigstens, dem Bedürfniss nach Ersatz ungefügig gewor-
dener einfacher Bildungen entsprungen ist. Das Zusammen-
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