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Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693.

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XXVII. XI. Zu Corintho war ein Gefängnis/ darein man die Diebe und Feldflüchtige gefangen setzte/ Nahmens COOS.

XXVIII. XII. Archimedes bauete dem Tyrannen Dionysio zu Syracusa einen Kercker / in gestalt eines Ohrs/ welcher so künstlich zugerichter war/ daß er einen leisen Schall zu einen harten knall machte/ und wenn die Gefangene darinnen nur gezischet/ ist es durch den Wiederhall zu einen lauten Geschrey worden/ daß es der Kerckermeister gar eigentlich hören können.

Petr. de la Valle Reise-Beschreibung part. 4. Ep. 15.

XXIX. XIII. Die Grafen von Kalwe haben vor Alters auf ihrem Schlosse vier Gefängnüße gehabt/ deren Eins der Kessel-Thurm genennet worden/ in welches niemand sich niederlegen können/ sondern immer stehen/ oder sich nur anlehnen müssen. Das andere hat kein Dach gehabt/ sondern ist oben offen gewesen/ so daß es auf die armen Gefangenen Leuthe geweddelt/ geregnet und geschneiet.

Crusius, libr. paralipom. Annal. Suevicor. fol. 36.

XXX. Dergleichen grausame und tief unter die Erden hinab gehende Gefängnis findet man noch auf den alten zerstörten Raub-Schlössern.

Besold. Dissert. 2. de praemiis, poenis & legibus §. 6.

XIV. Einer von Schröckewald hatte das hohe feste. Schloß Agtstein in Oesterreich an der Donau inne/ und that denen benachbarten mit Ausfallen viel zuschaffen. In demselben Schlosse/ welches auf doppelten Felsen liegt/ siehet man einen Orth/ welchen der Schröckewald seinen Rosen-Garten tituliret/ der ist auf den spitzigen Berge an einer Stube/ in welchen eine kleine Thür aus den Gemach gehet. Der Platz ist etwa drey Schrit breit/ u. auch so lang/ rings an der Seiten gar jähe den Felsen hinab/ daß wo man nur hinsiehet/ einen bald schwindelt. Wenn nun der grosse Herr Schröckewald iemand von seinen Feinden gefangen kriegte/ tractirte er ihn erstlich wie einen Fürsten/ ließ Essen und Trincken die Menge auftragen/ und sparete keines Dinges/ so zur Frölichkeit dienete/ unversehens aber muste der Gast aufstehen/ und hinaus in Rosen-Garten kriechen/ der ward Augenblicks mit einer eisernen Thür verriegelt/ da saß alsdann der arme Mensch unter freyen Himmel/ und durffte sich niemand seiner annehmen/ er mochte verhungern/ verdursten oder den Hals hinnunter stür-

XXVII. XI. Zu Corintho war ein Gefängnis/ darein man die Diebe und Feldflüchtige gefangen setzte/ Nahmens COOS.

XXVIII. XII. Archimedes bauete dem Tyrannen Dionysio zu Syracusa einen Kercker / in gestalt eines Ohrs/ welcher so künstlich zugerichter war/ daß er einen leisen Schall zu einen harten knall machte/ und wenn die Gefangene darinnen nur gezischet/ ist es durch den Wiederhall zu einen lauten Geschrey worden/ daß es der Kerckermeister gar eigentlich hören können.

Petr. de la Valle Reise-Beschreibung part. 4. Ep. 15.

XXIX. XIII. Die Grafen von Kalwe haben vor Alters auf ihrem Schlosse vier Gefängnüße gehabt/ deren Eins der Kessel-Thurm genennet worden/ in welches niemand sich niederlegen können/ sondern immer stehen/ oder sich nur anlehnen müssen. Das andere hat kein Dach gehabt/ sondern ist oben offen gewesen/ so daß es auf die armen Gefangenen Leuthe geweddelt/ geregnet und geschneiet.

Crusius, libr. paralipom. Annal. Suevicor. fol. 36.

XXX. Dergleichen grausame und tief unter die Erden hinab gehende Gefängnis findet man noch auf den alten zerstörten Raub-Schlössern.

Besold. Dissert. 2. de praemiis, poenis & legibus §. 6.

XIV. Einer von Schröckewald hatte das hohe feste. Schloß Agtstein in Oesterreich an der Donau inne/ und that denen benachbarten mit Ausfallen viel zuschaffen. In demselben Schlosse/ welches auf doppelten Felsen liegt/ siehet man einen Orth/ welchen der Schröckewald seinen Rosen-Garten tituliret/ der ist auf den spitzigen Berge an einer Stube/ in welchen eine kleine Thür aus den Gemach gehet. Der Platz ist etwa drey Schrit breit/ u. auch so lang/ rings an der Seiten gar jähe den Felsen hinab/ daß wo man nur hinsiehet/ einen bald schwindelt. Wenn nun der grosse Herr Schröckewald iemand von seinen Feinden gefangen kriegte/ tractirte er ihn erstlich wie einen Fürsten/ ließ Essen und Trincken die Menge auftragen/ und sparete keines Dinges/ so zur Frölichkeit dienete/ unversehens aber muste der Gast aufstehen/ und hinaus in Rosen-Garten kriechen/ der ward Augenblicks mit einer eisernen Thür verriegelt/ da saß alsdann der arme Mensch unter freyen Himmel/ und durffte sich niemand seiner annehmen/ er mochte verhungern/ verdursten oder den Hals hinnunter stür-

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        <p>XXVIII. XII. Archimedes bauete dem Tyrannen Dionysio zu Syracusa einen Kercker /                      in gestalt eines Ohrs/ welcher so künstlich zugerichter war/ daß er einen                      leisen Schall zu einen harten knall machte/ und wenn die Gefangene darinnen nur                      gezischet/ ist es durch den Wiederhall zu einen lauten Geschrey worden/ daß es                      der Kerckermeister gar eigentlich hören können.</p>
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        <p>XXIX. XIII. Die Grafen von Kalwe haben vor Alters auf ihrem Schlosse vier                      Gefängnüße gehabt/ deren Eins der Kessel-Thurm genennet worden/ in welches                      niemand sich niederlegen können/ sondern immer stehen/ oder sich nur anlehnen                      müssen. Das andere hat kein Dach gehabt/ sondern ist oben offen gewesen/ so                      daß es auf die armen Gefangenen Leuthe geweddelt/ geregnet und geschneiet.</p>
        <p>Crusius, libr. paralipom. Annal. Suevicor. fol. 36.</p>
        <p>XXX. Dergleichen grausame und tief unter die Erden hinab gehende Gefängnis findet                      man noch auf den alten zerstörten Raub-Schlössern.</p>
        <p>Besold. Dissert. 2. de praemiis, poenis &amp; legibus §. 6.</p>
        <p>XIV. Einer von Schröckewald hatte das hohe feste. Schloß Agtstein in Oesterreich                      an der Donau inne/ und that denen benachbarten mit Ausfallen viel zuschaffen.                      In demselben Schlosse/ welches auf doppelten Felsen liegt/ siehet man einen                      Orth/ welchen der Schröckewald seinen Rosen-Garten tituliret/ der ist auf den                      spitzigen Berge an einer Stube/ in welchen eine kleine Thür aus den Gemach                      gehet. Der Platz ist etwa drey Schrit breit/ u. auch so lang/ rings an der                      Seiten gar jähe den Felsen hinab/ daß wo man nur hinsiehet/ einen bald                      schwindelt. Wenn nun der grosse Herr Schröckewald iemand von seinen Feinden                      gefangen kriegte/ tractirte er ihn erstlich wie einen Fürsten/ ließ Essen und                      Trincken die Menge auftragen/ und sparete keines Dinges/ so zur Frölichkeit                      dienete/ unversehens aber muste der Gast aufstehen/ und hinaus in Rosen-Garten                      kriechen/ der ward Augenblicks mit einer eisernen Thür verriegelt/ da saß                      alsdann der arme Mensch unter freyen Himmel/ und durffte sich niemand seiner                      annehmen/ er mochte verhungern/ verdursten oder den Hals hinnunter stür-
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[648/0664] XXVII. XI. Zu Corintho war ein Gefängnis/ darein man die Diebe und Feldflüchtige gefangen setzte/ Nahmens COOS. XXVIII. XII. Archimedes bauete dem Tyrannen Dionysio zu Syracusa einen Kercker / in gestalt eines Ohrs/ welcher so künstlich zugerichter war/ daß er einen leisen Schall zu einen harten knall machte/ und wenn die Gefangene darinnen nur gezischet/ ist es durch den Wiederhall zu einen lauten Geschrey worden/ daß es der Kerckermeister gar eigentlich hören können. Petr. de la Valle Reise-Beschreibung part. 4. Ep. 15. XXIX. XIII. Die Grafen von Kalwe haben vor Alters auf ihrem Schlosse vier Gefängnüße gehabt/ deren Eins der Kessel-Thurm genennet worden/ in welches niemand sich niederlegen können/ sondern immer stehen/ oder sich nur anlehnen müssen. Das andere hat kein Dach gehabt/ sondern ist oben offen gewesen/ so daß es auf die armen Gefangenen Leuthe geweddelt/ geregnet und geschneiet. Crusius, libr. paralipom. Annal. Suevicor. fol. 36. XXX. Dergleichen grausame und tief unter die Erden hinab gehende Gefängnis findet man noch auf den alten zerstörten Raub-Schlössern. Besold. Dissert. 2. de praemiis, poenis & legibus §. 6. XIV. Einer von Schröckewald hatte das hohe feste. Schloß Agtstein in Oesterreich an der Donau inne/ und that denen benachbarten mit Ausfallen viel zuschaffen. In demselben Schlosse/ welches auf doppelten Felsen liegt/ siehet man einen Orth/ welchen der Schröckewald seinen Rosen-Garten tituliret/ der ist auf den spitzigen Berge an einer Stube/ in welchen eine kleine Thür aus den Gemach gehet. Der Platz ist etwa drey Schrit breit/ u. auch so lang/ rings an der Seiten gar jähe den Felsen hinab/ daß wo man nur hinsiehet/ einen bald schwindelt. Wenn nun der grosse Herr Schröckewald iemand von seinen Feinden gefangen kriegte/ tractirte er ihn erstlich wie einen Fürsten/ ließ Essen und Trincken die Menge auftragen/ und sparete keines Dinges/ so zur Frölichkeit dienete/ unversehens aber muste der Gast aufstehen/ und hinaus in Rosen-Garten kriechen/ der ward Augenblicks mit einer eisernen Thür verriegelt/ da saß alsdann der arme Mensch unter freyen Himmel/ und durffte sich niemand seiner annehmen/ er mochte verhungern/ verdursten oder den Hals hinnunter stür-

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Zitationshilfe: Döpler, Jacob: Theatrum poenarum, Suppliciorum Et Executionum Criminalium, Oder Schau-Platz/ Derer Leibes und Lebens-Straffen. Bd. 1. Sonderhausen, 1693, S. 648. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/doepler_theatrum01_1693/664>, abgerufen am 22.11.2024.