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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

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im Großen und Ganzen wollen wirklich das Stimm-
recht nicht, so bedarf es keiner Maßregeln, sie auszu-
schließen.

Wer brauchte je Gesetzesbestimmungen, um Je-
mand zu zwingen seiner Neigung zu folgen!

Die Frauen wollen das Stimmrecht nicht. Jch
begreife, daß es erfreulich sein mag, sehr erfreulich für
den, der herrscht, anzunehmen, daß der Beherrschte
glücklich ist zu gehorchen.

Den guten Damen aber, die das Stimmrecht nicht
wollen, bieten die Männer als Aequivalent ihre ritter-
liche Huldigung an, mit deren Entziehung sie den poli-
tischen Weibern drohen.

Also - vorgesehen, ihr Emancipirten! Wenn Euch
ein Cavalier im Concert etwa, oder in einer Gesell-
schaft einen Stuhl angeboten hat, und Jhr wollt Euch
darauf setzen und er erfährt noch zur rechten Zeit, daß
Jhr das Stimmrecht fordert, so zieht er Euch den Stuhl
vor der - Nase wieder fort und stehend mögt Jhr Euren
schwarzen Charakter bereuen.

Uebrigens scheint mir die Wirkung dieses Schreck-
mittels einigermaßen problematisch, in Anbetracht der
Erfahrung, daß angebotene Stühle und Arme, Regen-
schirme und Eckplätze in Eisenbahncoupee's doch nur
hübschen jungen Damen zu Theil werden, während die

im Großen und Ganzen wollen wirklich das Stimm-
recht nicht, so bedarf es keiner Maßregeln, sie auszu-
schließen.

Wer brauchte je Gesetzesbestimmungen, um Je-
mand zu zwingen seiner Neigung zu folgen!

Die Frauen wollen das Stimmrecht nicht. Jch
begreife, daß es erfreulich sein mag, sehr erfreulich für
den, der herrscht, anzunehmen, daß der Beherrschte
glücklich ist zu gehorchen.

Den guten Damen aber, die das Stimmrecht nicht
wollen, bieten die Männer als Aequivalent ihre ritter-
liche Huldigung an, mit deren Entziehung sie den poli-
tischen Weibern drohen.

Also – vorgesehen, ihr Emancipirten! Wenn Euch
ein Cavalier im Concert etwa, oder in einer Gesell-
schaft einen Stuhl angeboten hat, und Jhr wollt Euch
darauf setzen und er erfährt noch zur rechten Zeit, daß
Jhr das Stimmrecht fordert, so zieht er Euch den Stuhl
vor der – Nase wieder fort und stehend mögt Jhr Euren
schwarzen Charakter bereuen.

Uebrigens scheint mir die Wirkung dieses Schreck-
mittels einigermaßen problematisch, in Anbetracht der
Erfahrung, daß angebotene Stühle und Arme, Regen-
schirme und Eckplätze in Eisenbahncoupee's doch nur
hübschen jungen Damen zu Theil werden, während die

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[117/0125] im Großen und Ganzen wollen wirklich das Stimm- recht nicht, so bedarf es keiner Maßregeln, sie auszu- schließen. Wer brauchte je Gesetzesbestimmungen, um Je- mand zu zwingen seiner Neigung zu folgen! Die Frauen wollen das Stimmrecht nicht. Jch begreife, daß es erfreulich sein mag, sehr erfreulich für den, der herrscht, anzunehmen, daß der Beherrschte glücklich ist zu gehorchen. Den guten Damen aber, die das Stimmrecht nicht wollen, bieten die Männer als Aequivalent ihre ritter- liche Huldigung an, mit deren Entziehung sie den poli- tischen Weibern drohen. Also – vorgesehen, ihr Emancipirten! Wenn Euch ein Cavalier im Concert etwa, oder in einer Gesell- schaft einen Stuhl angeboten hat, und Jhr wollt Euch darauf setzen und er erfährt noch zur rechten Zeit, daß Jhr das Stimmrecht fordert, so zieht er Euch den Stuhl vor der – Nase wieder fort und stehend mögt Jhr Euren schwarzen Charakter bereuen. Uebrigens scheint mir die Wirkung dieses Schreck- mittels einigermaßen problematisch, in Anbetracht der Erfahrung, daß angebotene Stühle und Arme, Regen- schirme und Eckplätze in Eisenbahncoupee's doch nur hübschen jungen Damen zu Theil werden, während die  

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/125>, abgerufen am 28.04.2024.