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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

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spricht seine Meinung dahin aus, daß die Frau im
Jenseits keine Existenz haben könne, weil am Tage
der Auferstehung der Mann in seiner ganzen Voll-
ständigkeit auferstehen werde, und seine Rippe wieder
erhalten müsse, aus der der Herr das Weib geschaffen,
und darum müsse Eva wieder zur Rippe werden und
aufhören Weib zu sein. Dasselbe würde allen Weibern
geschehen rc. (Dr. Raymond.)

Fast bei allen Völkern pflegte die Geburt einer
Tochter Verstimmung und Kummer zu verursachen.

Jn Jndien erhebt sich die Mutter eines Sohnes ver-
mittelst dieses Titels über alle anderen zur ersten Frau
ihres Gatten. Bei der Geburt einer Tochter ertönen
keine heiligen Gesänge, keine religiösen Feste finden statt.
Die Mutter weint und zittert. Die Frau, welche nur
Mädchen zur Welt brachte, durfte im elften Jahre
verstoßen werden.

Mahomet sagt in Bezug auf die weiblichen Kinder:
"Wenn man einem unter uns die Geburt einer Tochter
verkündigt, so verfinstert sich seine Stirn und er er-
cheint wie übermannt vor Schmerz. Er verbirgt sich
um dieses unheilvollen Ereignisses willen vor den Seinen.
Soll er das Kind auferziehen und die Schande tragen
oder es in den Staub verscharren? ....

spricht seine Meinung dahin aus, daß die Frau im
Jenseits keine Existenz haben könne, weil am Tage
der Auferstehung der Mann in seiner ganzen Voll-
ständigkeit auferstehen werde, und seine Rippe wieder
erhalten müsse, aus der der Herr das Weib geschaffen,
und darum müsse Eva wieder zur Rippe werden und
aufhören Weib zu sein. Dasselbe würde allen Weibern
geschehen rc. (Dr. Raymond.)

Fast bei allen Völkern pflegte die Geburt einer
Tochter Verstimmung und Kummer zu verursachen.

Jn Jndien erhebt sich die Mutter eines Sohnes ver-
mittelst dieses Titels über alle anderen zur ersten Frau
ihres Gatten. Bei der Geburt einer Tochter ertönen
keine heiligen Gesänge, keine religiösen Feste finden statt.
Die Mutter weint und zittert. Die Frau, welche nur
Mädchen zur Welt brachte, durfte im elften Jahre
verstoßen werden.

Mahomet sagt in Bezug auf die weiblichen Kinder:
„Wenn man einem unter uns die Geburt einer Tochter
verkündigt, so verfinstert sich seine Stirn und er er-
cheint wie übermannt vor Schmerz. Er verbirgt sich
um dieses unheilvollen Ereignisses willen vor den Seinen.
Soll er das Kind auferziehen und die Schande tragen
oder es in den Staub verscharren? ….

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[74/0082] spricht seine Meinung dahin aus, daß die Frau im Jenseits keine Existenz haben könne, weil am Tage der Auferstehung der Mann in seiner ganzen Voll- ständigkeit auferstehen werde, und seine Rippe wieder erhalten müsse, aus der der Herr das Weib geschaffen, und darum müsse Eva wieder zur Rippe werden und aufhören Weib zu sein. Dasselbe würde allen Weibern geschehen rc. (Dr. Raymond.) Fast bei allen Völkern pflegte die Geburt einer Tochter Verstimmung und Kummer zu verursachen. Jn Jndien erhebt sich die Mutter eines Sohnes ver- mittelst dieses Titels über alle anderen zur ersten Frau ihres Gatten. Bei der Geburt einer Tochter ertönen keine heiligen Gesänge, keine religiösen Feste finden statt. Die Mutter weint und zittert. Die Frau, welche nur Mädchen zur Welt brachte, durfte im elften Jahre verstoßen werden. Mahomet sagt in Bezug auf die weiblichen Kinder: „Wenn man einem unter uns die Geburt einer Tochter verkündigt, so verfinstert sich seine Stirn und er er- cheint wie übermannt vor Schmerz. Er verbirgt sich um dieses unheilvollen Ereignisses willen vor den Seinen. Soll er das Kind auferziehen und die Schande tragen oder es in den Staub verscharren? ….

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/82>, abgerufen am 05.05.2024.