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Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.

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Bei den Juden war die Frau, die einen Sohn
geboren hatte, 40 Tage vom Tempel ausgeschlossen;
um eines Mädchens willen durfte sie 80 Tage die
heilige Stätte nicht betreten.

Zu Athen befahl der Vater, dem eine Tochter ge-
boren wurde, daß man einen Spinnrocken mit Wolle
über seine Thür hänge anstatt der Olivenkränze, die
freudig der ganzen Stadt verkünden sollten: Diesem
Hause ist ein Sohn geboren.

Bei den Chinesen bestand die Sitte, daß, wenn
ein Mädchen zur Welt kam, so bekümmerte man sich
drei Tage lang gar nicht um dasselbe. Man ließ es
auf der Erde auf einem Paar alter Lumpen liegen und
erst am dritten Tage nahmen die Eltern Notiz davon.
"Das Stillschweigen," sagt eine chinesische Schrift-
stellerin, "womit ein neugeborenes Mädchen in der
Familie aufgenommen wird, die laute Freude bei der
Geburt eines Knaben, die Verachtung, die man dem
ersteren beweist, deuten genugsam an, für wie viel ge-
ringer man sie ansieht." Die Tödtung neugeborener
weiblicher Kinder ist bei allen alten Völkern ein all-
tägliches Vorkommniß und findet noch heutigen Tages
in einigen orientalischen Ländern statt.

Die Frauen der Guana's, eines amerikanischen
Stammes, tödten häufig die neugebornen Mädchen,

Bei den Juden war die Frau, die einen Sohn
geboren hatte, 40 Tage vom Tempel ausgeschlossen;
um eines Mädchens willen durfte sie 80 Tage die
heilige Stätte nicht betreten.

Zu Athen befahl der Vater, dem eine Tochter ge-
boren wurde, daß man einen Spinnrocken mit Wolle
über seine Thür hänge anstatt der Olivenkränze, die
freudig der ganzen Stadt verkünden sollten: Diesem
Hause ist ein Sohn geboren.

Bei den Chinesen bestand die Sitte, daß, wenn
ein Mädchen zur Welt kam, so bekümmerte man sich
drei Tage lang gar nicht um dasselbe. Man ließ es
auf der Erde auf einem Paar alter Lumpen liegen und
erst am dritten Tage nahmen die Eltern Notiz davon.
„Das Stillschweigen,‟ sagt eine chinesische Schrift-
stellerin, „womit ein neugeborenes Mädchen in der
Familie aufgenommen wird, die laute Freude bei der
Geburt eines Knaben, die Verachtung, die man dem
ersteren beweist, deuten genugsam an, für wie viel ge-
ringer man sie ansieht.‟ Die Tödtung neugeborener
weiblicher Kinder ist bei allen alten Völkern ein all-
tägliches Vorkommniß und findet noch heutigen Tages
in einigen orientalischen Ländern statt.

Die Frauen der Guana's, eines amerikanischen
Stammes, tödten häufig die neugebornen Mädchen,

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[75/0083] Bei den Juden war die Frau, die einen Sohn geboren hatte, 40 Tage vom Tempel ausgeschlossen; um eines Mädchens willen durfte sie 80 Tage die heilige Stätte nicht betreten. Zu Athen befahl der Vater, dem eine Tochter ge- boren wurde, daß man einen Spinnrocken mit Wolle über seine Thür hänge anstatt der Olivenkränze, die freudig der ganzen Stadt verkünden sollten: Diesem Hause ist ein Sohn geboren. Bei den Chinesen bestand die Sitte, daß, wenn ein Mädchen zur Welt kam, so bekümmerte man sich drei Tage lang gar nicht um dasselbe. Man ließ es auf der Erde auf einem Paar alter Lumpen liegen und erst am dritten Tage nahmen die Eltern Notiz davon. „Das Stillschweigen,‟ sagt eine chinesische Schrift- stellerin, „womit ein neugeborenes Mädchen in der Familie aufgenommen wird, die laute Freude bei der Geburt eines Knaben, die Verachtung, die man dem ersteren beweist, deuten genugsam an, für wie viel ge- ringer man sie ansieht.‟ Die Tödtung neugeborener weiblicher Kinder ist bei allen alten Völkern ein all- tägliches Vorkommniß und findet noch heutigen Tages in einigen orientalischen Ländern statt. Die Frauen der Guana's, eines amerikanischen Stammes, tödten häufig die neugebornen Mädchen,  

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Zitationshilfe: Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dohm_frauenfrage_1876/83>, abgerufen am 04.12.2024.